Traumprotokolle. Christof Wackernagel
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Название: Traumprotokolle

Автор: Christof Wackernagel

Издательство: Автор

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783866747807

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СКАЧАТЬ in deren Graben die Passagiere für den Flug, mit dem ich auch nach Hause will, sich sammeln; da ich aber kein Ticket habe, stellt mir der Aufnahmeleiter eines aus, mit Hand für 730,– DM, aber dann sind die Leute schon weg, und ich will mit dem Taxi los, aber der Taxifahrer weigert sich, weil er kein Abkommen mit der Filmfirma hat, also muss ich mit der Straßenbahn fahren, die auch gerade kommt und wie eine besenkte Sau losrast, es ist aber auch nur noch eine halbe Stunde Zeit, die Altstadt von München ist sehr pittoresk, und die Straßenbahn fährt durch enge Gassen, einmal rast sie dermaßen flott haarscharf um eine Ecke, dass Nata erschrickt und ich lache, weil das ja Schienen sind und alles genau berechnet, aber weil ich nackt bin, will ich endlich, es ist inzwischen schon dunkel und nur noch eine Viertelstunde bis zum Abflug, den Bedla Arabie in einer Einfahrt anziehen, Nata steht mit einem Kind von irgendwelchen Leuten auf dem Arm neben mir und mahnt zur Eile, weil die Straßenbahn schon wieder kommt, aber ich komme so schlecht in die Hose, und als ich es endlich geschafft habe, kommt sie wieder durch so eine enge Gasse, dass man gar nicht einsteigen kann, aber der Kontrolleur neben mir, der ein funkelnagelneues Gerät hat, beruhigt mich –

      − ich sitze im Freien mit einer jungen Frau, die erzählt, wie sie immer nähen musste, schon als Kind, um ihre Familie zu ernähren, ganz sachlich berichtet sie, und ich frage, ob und wenn, wann sie denn mal tanzen gehen könnte, woraufhin sie mich erstaunt ansieht, den Kopf schüttelt und sagt: »das war nie drin«, was mich so entsetzt, dass ich einen Heulanfall kriege, was sie nicht weiter zur Kenntnis nimmt, und so gehen wir zum Strand, einen Weg aufs Meer hinaus {wie wo mal ein Einlasshaus war}, es ist zwar nieselig bedeckt, aber wir wollen auch baden, wie all die anderen hier, wobei, beziehungsweise wozu ich mich demonstrativ langsam auszieht, und darauf achte, dass sie mich sieht, als ich nackt bin, das Problem ist aber, dass so viele Felsen hier herumliegen, dass man nicht richtig hineinhechten kann, also tauche ich erstmal, um die Lage zu sondieren − den Rat, es einfach zu probieren, lehne ich ab: »da könnte man sich ja ’nen blutigen Kopf holen« −, und entdecke etwas weiter eine runde felsenfreie Stelle »das ist ja wie ein Thing-Platz«, versuche ich zu scherzen, und aus Jux versuchen wir erst zu zweit, dann mit mehreren eine Art Sirtaki oder Ähnliches zu tanzen, bekommen aber keinen gemeinsamen Rhythmus, und so tanzt jeder für sich, und die Bewegungen und Sprünge steigern sich wild und elegant, wobei mich wundert, dass das im Wasser so gut geht, und wenn man so etwas drehen würde, käme Luftnot hinzu, ich würde halb ertrunken abtransportiert, während wir uns hier zu der wunderschönen heftigen Musik bis zur Extase steigern – und in dem Schnellboot, flach, aber mit Kajüte, rasen wir dermaßen übers Wasser, dass ich den Käpt’n frage, ob das wirklich so unnormal schnell ist, was er bestätigt, dann muss er aber bremsen und fährt vorsichtig um Pflöcke, was mich wundert: »die haben die Bullen aufgestellt«, sagt er, »damit man nicht so rast hier«, und ich frage mich, was passiert, wenn man zu spät bremst und mit Tempo darauf fährt, und in dem Lokal kommt gerade die Politikerin mit ihrem Staatssekretär an, die »sich nicht an Hubschrauber gewöhnen kann«, weswegen sie umständlich auf dem Landweg transportiert werden muss, alles voller Bodyguards, und sie braucht einen Teil des Lokals für sich, abgetrennt durch eine Holz-Glas-Wand, und im Nebenraum sitze ich beim Wirt, der Würstl mit Kartoffelsalat isst, und schiele auf seinen Teller, will auch sowas, was »kein Problem« ist, zurück im Schiff finde ich es nur blöd, dass meine Jeans, die ich doch gerade für acht Mark gerichtet habe, beziehungsweise richten ließ, nun im Meer weggeschwommen ist, als ich sie vorhin auszog, wozu mir die anderen, die in ihren Kojen herumliegen, zustimmen {das riesige Schiff, das den hunderte von Metern langen rasenden Stapellauf auf Holzrollen machte} –

      – in der schwedischen Botschaft macht Louis-Radu4 Vorbereitungen für einen neuen Spielfilm, in dem ich mitspiele, und ich gehe währenddessen spazieren, es ist ein großes modernes Haus auf einem Hügel gelegen, und wie ich in immer neue leere Hallen vorstoße, kommen plötzlich zwei Leute vom Wachpersonal und nehmen mich fest, es ist verbotenes Gelände, aber ich komme mit einer Verwarnung davon und verstecke meinen Shit unter Steinen im Fluss am Rand, bevor ich, wieder in der Botschaft, mit Delf Schmidt, der in einem düsteren, großen Raum an einem Schreibtisch in der Mitte steht, sonst nichts im Raum, über den Text und die Bitte um Unterstützung einer wahrscheinlich RAF Mutter redet, wobei ich mich ein wenig darüber ärgere, wie ernst er das nimmt, dann aber ist eine schon geprobte Szene erst nach dem Mittagessen dran, ausgerechnet die Liebeszene mit Sabine Böing, bei der wir uns am Boden wälzen, und die wir vorsichtshalber nochmal üben, vor dem Mittagessen, aber dann muss ich mein Textbuch suchen, um während des Mittagessens noch lesen zu können, finde es aber nirgends, die Zeit vergeht, ein Techniker schlägt vor, seines zu kopieren, und auf der Wiese vor der Botschaft, dem zum Teil bewaldeten Hang, frage ich mich, wie das Drehen weitergehen soll, wenn ich jetzt verhaftet werde und nicht sofort wieder rauskomme, der Aufnahmeleiter kommt, läuft ein wenig mit mir den Hang runter und tröstet mich, verbreitet Zuversicht, der ich nicht traue, womöglich checkt er schon Ersatz ab und ich stehe unten am Tor, neben einem kleinen Blockhaus, als ein Typ durch den Wald zum Ausgang kommt, einen Schlüssel in der Hand, und mir zuzwinkert, aufschließt und vorschlägt, dass ich abhaue, aber könnte eine Falle sein, und dann wäre es mit dem Drehen ganz aus, und ein anderer Typ meint, ich sähe eh witzig aus mit meinem Hemdchen und untenrum nackt –

      – ich muss wieder mal in den Knast, bekomme eine Luxuszelle, eine Suite mit mehreren Zimmern, die sogar auf verschiedenen Ebenen liegen, und es kommen vier Wächter mit einem riesigen Blumenstrauß und anderen Geschenken, Prinz Eisenherz ist dabei, sie sind höflich bis devot, und bringen außerdem eine Glückwunschkarte von Kittys Tochter, ein gefaltetes blaues längliches Kunstwerk mit Walen und mit einer zart-heftigen Liebeserklärung, die mich tief berührt, aber dann muss ich wieder mit den Wächtern reden und wir rechnen aus, wie viele Jahre es her ist, dass ich zuletzt da war, im Hof, der wie ein Zoogelände mit Felsen, verschlungenen Wegen etc. gestaltet ist, begegne ich Rudi Meier, auch Einzelhof mit Wachbegleitung, »auch wieder da«, sagt sein Wächter, und Rudi Meier setzt sich auf einen Stein und lächelt, er hat auch einen Regenüberwurf aus Plastik an, wie ich, und es beginnt, stark zu regnen, und zurück in meiner länglichen Parterrebude, vor der auf der Straße ein Loch gebuddelt wird, kommt ein Kollege, und wir bringen durch Stiche in einen schwarzen Sack meine Mutter um, was mir, als wir das kleine schwarze Bündel, das höchstens fünfzig Zentimeter lang ist, neben das Loch legen, sofort wahnsinnig leid tut, aber nun ist es zu spät, es ist entsetzlich, ich rufe auf der Straße stehend die Bullen an, und der Typ am anderen Ende versteht kaum etwas, ist sanft und verständnisvoll, »sprechen Sie langsam und deutlich in Ihrer Telefonzelle, gehen Sie ganz hinein«, aber es ist sinnlos, ihm zu erklären, dass ich gar nicht in einer Telefonzelle stehe, und während ich versuche, ihm die Gideon-Bacher-Straße zu buchstabieren, kommt weiter vorne, wo Rolf Staudenberger wohnte, eine riesige Fastnachtshand aus der Ausfahrt gequollen, und mit den Bullen kommt die Presse, vor allem eine in braunes Wildleder gekleidete Fotografin, die alles genau fotografiert, das Fenster, mich, Details, und während sie sich zum Fenster hinausbeugt, klopft ein hinter ihr stehender Kollege auf ihr feines Ärschchen und sagt: »das ist doch was?«, worauf sie aber nur zynisch reagiert und weiter fotografiert, und dann reden wir alle, Bullen und Fotografen, ich drinnen am Fenster, sie draußen im Halbkreis davor, was wohl los ist, vorsichtig sind sie, wollen meinen Wahn nicht direkt aussprechen, aber ich weiß selbst inzwischen, dass alles nur Einbildung ist, denn es gibt ja keine Leiche, und ich hoffe, dass das nicht publik wird – Heiner bringt mich zurück in den Knast, aber ich habe wahrscheinlich die Kassette vergessen; er meint, das sei doch egal, sei doch bei ihm gut aufgehoben, und ich suche in den großen, mit einem Durchgang verbundenen Zellen, finde sie aber dann doch in der oberen Jacketttasche vorne, um dann mit zwei Kollegen noch irgendwie zu feiern, wozu wir aber erst bei Beatrice Feldmann im Lädchen uns versorgen, einer holt sich einen Flachmann und hebt ihn begeistert hoch – in dem Saal vor meiner Zelle packe ich mit einem Wächter Zeugs aus, das auf einem riesigen Haufen liegt, alles meins, einen Brief mit Kassetten, eine Stange, was ich alles mit reinnehmen kann, und schließlich noch eine Paketrolle, die aber mit Tesa beklebt ist, unendlich viel Tesa, Nata im halblangen Rock hilft auch, die Tesastreifen abzureißen, und die Rolle ist vier bis sechs Meter lang, mit mindestens fünfzig Zentimetern Durchmesser –

      – mit Peter Timm nach Drehschluss die Idee, einen Film nur mit Leuten zu machen, die erzählen, was sie machen würden, wenn sie Millionär wären; ein Schauspieler СКАЧАТЬ