Traumprotokolle. Christof Wackernagel
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Название: Traumprotokolle

Автор: Christof Wackernagel

Издательство: Автор

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783866747807

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СКАЧАТЬ auch die Ausländer gemeint seien, bockt es erst und sagt nichts, dann sagt es trotzig: »nein« –

      – Fresserei – eine Frau am anderen Tisch teilt ein Fischfilet und fragt, ob’s noch mehr gibt, und ich habe noch was; Mist und Wasser –

      – wieder in dem Hotel in der Schweiz in Lugano, wo ich mit Louis Jent, Rob Hower und später Barbara Rudnik war, aber es ist nichts mehr, wie es war, und danach, als ich mit Barbara im großen Saal im ersten Stock war, dachte ich auch nicht ans erste Mal, verstrickt in die Liebeshändel von »Ins Blaue«, das Haus an der Seite mit den offenen Zimmern ohne Fassade gab damals auch nicht; die Frau, mit der ich rede, auch nicht, und bei dem Gang durch das arabische Dorf kommen wir an ein Haus, das noch eine Baustelle ist, fast alles ist Baustelle und wir klettern da durch; im ersten Stock ist eine Familie, die ich mit Kief Halik und Handschlag begrüße, auch die Kinder, bis die Frau am Herd sagt: »typisch deutsch verklemmt«, und ich wehre mich damit, dass es in Libyen auch nicht anders ist, was sie gar nicht versteht, und dann fahre ich mit einem alten VW, wobei irgendwie die Kupplung fehlt, durch die Stadt, Offensichtlich ein Halbautomatik, wie ihn Susanne Albrecht hatte; da finde ich auch ein Hebelchen über einem gebogenen Ding mit zwölf Kerben, aber egal, wie ich es verschiebe, ändert sich nichts am Fahren, es ist sau viel Verkehr, einmal werde ich von einer abbiegenden Straßenbahn abgedrängt, aber es geht noch; und dann sind wir in einem unterirdischen Gang, tauchen ab, es geht in verschiedene Ecken etc.; bis wir an einer schmalen Kammer, wo außer uns noch andere auf eine Lore warten, sehr trister Zustand, und der mit uns ist, sagt: »ich will ne Banane« – »weil hier alles so hässlich ist«?, frage ich verständnisvoll, und eine wartende Frau antwortet einem anderen, der Unklarheiten und Missverständnisse in Sachen Elisabeth ausspricht: »hätte sie doch nur einen Brief geschrieben«; die Frau hat einen großen, dreckigen, vorne glatt abgeschnittenen und dort schwarzen Zahn, ist traurig und redet langsam, und der Typ antwortet ihr: »kann doch nicht jeder beim Abtauchen einen Brief schreiben« • ich lese im Hotelzimmer Pynchon und flippe aus, wie genial er ist, denn die Schrift, die Buchstaben verlaufen sich nach unten und zerfließen zu richtigen Bildern und das in jeder Zeile; jedenfalls in dem einen Absatz auf der Seite oben, es ist tripartig, lebt und fließt, und als ich es nochmal lese, stelle ich fest, dass ich das nur geträumt habe, dass ich in einem riesigen, Schloss-artigen Hotelzimmer in einem fürstlichen Bett sitze, einem Saal, als ob Lakaien da wären • wir sind zu dritt in einer Seitenbucht eines Hofes, in einer Durchfahrt; im vierten Stock des Hauses gegenüber sitzen die Gegner und schießen, man muss aufpassen, wenn man um die Ecke schaut, weil man sofort getroffen werden kann; ich halte einfach raus und ballere, aber dann finde ich eine Möglichkeit, etwas zurückzugehen und ein wenig hochzuspringen, um sie hinter dem Fenster mit ihren Waffen hantieren zu sehen, aber vor allem unsere große MP geht nicht; wir knien auf dem Boden und fummeln dran rum, die Frau hat überhaupt keine Ahnung, aber ich kann dann doch mal wieder einen Schuss abfeuern, bis es scheint, dass die Bullen kommen, und ich zur Toreinfahrt rauswische, auf die Straße, wo viele Leute, aber auch viele Bullen sind, die mich misstrauisch beäugen, und beißend regt sich schlechtes Gewissen, ob ich die beiden anderen nicht habe sitzen lassen • beim Drehen in München, morgens um sechs gehe ich Nata holen, habe aber mein Drehbuch vergessen, denke, dass, wenn ich so früh da bin, der Fahrer es noch holen kann, und an einer Ecke kommen uns von der Seite so viele Menschen entgegen, dass man kaum durchkommt; es ist wie Gegenwind, oder Flussströmung, und weil da auch eine Bude ist, fragt Nata einen Mann für ihr Feature, aber der will erstmal wissen, für wen sie arbeitet, was sie verweigert, bis er sich abwendet, den Rücken zeigt und ich ihr zurede, es zu sagen, zumal auch die Zeit drängt, und dann sagt sie es ihm und gleich um die Ecke ist endlich das Hotel, aber sie bleibt an einem Platz zurück, ich eile, und als ich zurückschaue, sehe ich, dass sie eine Zigarette im Mund hat, und ich überlege, ob wir draußen frühstücken, aber es sind nur zwei Tische da und es regnet, also setzen wir uns in den Vorraum; plötzlich höre ich »Christof« – drehe mich um, da sitzt der, mit dem ich die Nacht durchgezecht habe, und ich freue mich; er hat sein Drehbuch, und ich will meines von oben holen, aber erst bestellen, es blickt nur keiner von uns bei der Karte durch, man kann nicht erkennen, was draufsteht; Frühstücksbüfett gibt’s auch nicht, drei Kellner stehen rum und warten; Marmelade, drei Toast und ein Graubrot sind auch da, es ist unklar alles, bis Nata die Initiative ergreift und für Robert was bestellt; der Kellner schreibt mit – und ich bin total unter Druck, weiß kein Wort von meinem Text, während Robert in dem alten, fast schon morschpapierernen Text blättert, A4 quer, hinten irgendwie gelocht und mit altem Tesafilm, ganz vergilbt –

      – ich bin in einer Klinik, in der gestorben wird, eventuell auch umgebracht, in den Gängen und Warteräumen eilen dauernd Leute herum, die ich meist nur von hinten sehe, und wenn von vorne, haben sie irre, besessene Blicke; Heiner, dünn und jung, wird von allen Seiten beschimpft und haut wütend ab; Gabi Wight rennt vorbei, Ebby, dünn, käsig, huscht vorüber; ich setze mich zu einer Frau an den Tisch und beginne, mit ihr zu reden, leise, da mischt sich eine danebensitzende Frau ein und fühlt sich gestört – sofort stehe ich auf und gehe, stinksauer, obwohl es mir leid tut um das Gespräch; ich hoffe, die Frau kommt mir nach; vor einer Glastür sammeln sich Leute, es wird spekuliert, wer hinter der Tür stirbt oder ob er oder sie noch lebt; ich erzähle von Erikas Irrewerden, und Nata verweist auf eine Frau, bei der es teuer wurde; auf der Wiese vor der Todesklinik herrscht geschäftiges Treiben, die Sonne scheint, und die Leute gehen meist hektisch ziellos auf und ab, einige wenige flanieren, zum Beispiel ein menschengroßer, aufrecht gehender Setter, der einen kleinen Hund an der Leine führt, auch ein anderer aufrecht gehender Hund spaziert herum; eine Bude wird aufgebaut mit einem großen Schild über sich WHIPER + WITTER, in das ich mich vertiefe, dann aber gehe ich die Wiese abwärts, bis ich alleine bin; neben mir verteilen zwei Lastwagen gleichmäßig Dreck neben der Straße, ziehen einen schmalen Streifen hoch zur Todesklinik, und danach planieren sie ihn mit Kohle zu, was die Sache für mich verständlich macht; danach wiederum steigen Kolonnen von Arbeitern aus dem LKW, ziehen mit irren Blicken an mir vorbei, jeder einzeln; viele begrüßen mich, einige mit überwänglichem Handschlag, weit ausgeholtem, und der Kasernenkeller, in dem wir uns befinden, hat nur einen Eisentürausgang, ist geduckt und beige-gräulich, eine Stechuhr –

      – ich rutsche mit Gert Treppen runter in eine umgebaute Kneipe, in der nur Frauen da sind, die uns nett begrüßen und ein Stockwerk tiefer führen {eine ähnliche Kneipe gab’s schon mal}, wo sie uns den Aufzug zeigen, der seitlich eingebaut wurde, und da wache ich auf von Geräuschen in der Wohnung, rufe etwas runter, aber es ist nur der Monteur, der Sicherungen oberhalb der Wohnungstür einbaut, wobei ich mich wundere, dass ich nichts gehört habe, obwohl er schon ein riesiges Loch gebohrt hat; es ist allerdings zu weit außen, dicht daneben muss nochmal gebohrt werden, weswegen ich mich frage, ob das dann auch hält, aber es ist eh zu spät, und der dicke Querbalken macht die Tür eh dicht; oben im Saal unter dem Dach frage ich Troller, was er von dem Steckel-Brief hält, aber er hält natürlich zu Steckel und schlägt vor, dass ich meine Lesung diesem Thema widme, was ich mit Renate bespreche, die skeptisch ist, aber damit könnte man eineinhalb Stunden lang die eigene Position klären; Problem ist nur, dass es durch’s Dach regnet, und Troller packt gut mit an, Stühle dahin zu stellen, wo es tropft; Nata und ich fahren mit Gert zur Endhaltestelle, mit der letzten Straßenbahn, Gert wartet dort, wir steigen vorher aus, gehen aus Versehen in die Straßenbahn, die in die falsche Richtung fährt, steigen wieder um, halten vor der Endhaltestelle, laufen dorthin; Gert ist aber weg, was zu einer langen, teuren Taxifahrt führt; Anzenhofer soll beim »blinden Fleck« die Hauptrolle spielen, es ist Gert, aber man muss danach den Wecker mehrmals überprüfen, weswegen Nata fragt, ob ich meine, dass ich immer Recht habe und ich antworte: »wie im Leben« –

      – wir leben mit Familie Mika in einer Wohnung, und während ich weg bin, macht Erika Putzterror, so heftig, dass Mikas ausziehen wollen, und ich ihre beleidigten Gesichter sehe, als ich zurückkomme, während eh alles im Chaos ist, weil zu allem noch Ulrike Obermüller völlig verliebt ist und verzweifelt, wegen des Umzugs nach Bonn, während sie hier bleiben muss; Sabine steht heulend auf der Leiter am Fenster hinter der spanischen Wand, ich tröste sie oder versuche es zumindest, da klingelt das Telefon und keiner geht ran, aber als ich dann komme, hat doch jemand abgehoben und den Hörer hängen lassen; ist es Ronald?, aber Erika ist immer noch im Putzwahn, der Tisch ist gedeckt, СКАЧАТЬ