Название: Traumprotokolle
Автор: Christof Wackernagel
Издательство: Автор
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783866747807
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– ich flaniere mit Britta und Hardi vor der Sonnenleite, wir verabschieden Leute, die aus dem Auto winkend zurück, beziehungsweise weg fahren, da kommt das Gerücht auf, es sei eingebrochen worden, und ich renne in unseren Bungalow, lasse aber alle Türen offen stehen, was Renate sicher aufregen wird, aber dann schlagen die hellbraunen Holztüren unseres Wohnzimmers mit den großen Fenstern zu, weil der Wind einen solchen Durchzug macht, und ich gehe raus in den Garten, wo ich neben dem Nachbarsgarten auf dem Weg sehe, wie ein Mann einen anderen verfolgt, renne selbst in Nachbars Garten, weil ich denke, dass es der Einbrecher ist, der verfolgt wird, und steige da auf den Zaun, da fallen beide hin und der Verfolger sagt außer Atem, lachend auf meine Frage: »war nur ein evangelischer Test?«, und in dem Moment sehe ich, dass Nachbar Töpfer im Lehnstuhl im Garten sitzt, und es ist mir peinlich, aber er grinst verständnisvoll – mit zwei Frauen mache ich eine SPD-Wahlveranstaltung in einem Circus und heize das Publikum mit agitatorischen Fragen zu ihren Lebensbedingungen an, gehe die Ränge hoch und rede die Leute direkt an, bis ich nach der Dritten Welt frage und wie es sich denn vereinbart, dass die viel weniger haben, da antwortet mir ein grauer Abgeordneter, der an der Seite kauert, flüstert erst so leise, dass ich nichts verstehe, wird dann aber durch mein massives Drängen lauter und sagt: »die Juden sind an allem schuld« – ich flippe völlig aus, renne aus dem Circus in den Vorraum, wo Kivelitz mich zu beruhigen versucht und sich rechtfertigt, von der SPD Geld für die Zeitung genommen zu haben, die sonst nicht möglich gewesen wäre; ich fresse nebenher belegte Brötchen, während das Büfett schon abgeräumt wird, und denke dann: ›das muss ich Herta petzen, damit der Typ nicht in den Bundestag kommt!‹ – ich gehe durch die Straßen und sehe in einem Lokal, wie Kollegen sich an die Bar setzen, an einem Tisch davor Wolfgang Panzer, den ich nur von hinten sehe, gehe aber mit der Frau, mit der mich etwas Zartes, auch verborgen Erotisches verbindet, in ein anderes Lokal, wo wir angenehm reden, aber dann kommen auch hier Kollegen vom Drehen, der junge nette Hauptdarsteller, der sich freut, schließlich auch Remo, der aus Platzmangel gleich selbst auf dem Tisch sitzt und, zurückgelehnt es sich gemütlich machend, sagt: »geil, wie im Knast«, aber dann klagt einer, dass er die Läden des Fensters wegen des starken Windes nicht aufkriegt, und alle machen rum und helfen ihm, aber es weht so stark, dass nichts geht, bis die Frau, mit der ich gekommen bin, und die die einzige Frau in der Männerrunde ist, die Sache in die Hand nimmt und das Fenster aufmachen kann –
– ich stehe mit Renate und einer Frau, die wie Silvi aussieht, vor dem Fernseher neben dem Bett und wir wollen alle drei miteinander schlafen, wobei Silvi noch einen durchsichtigen, seidenen, spitzenbesetzten Body anhat und sich dafür entschuldigt, weil ihre Freundin ein Kind habe, müsse sie den jetzt tragen, was ich aber gut finde, und ich sage: »nein, nein, lass an«, aber Nata will entweder alleine mit ihr oder alleine mit mir schlafen, was ich nicht will, woraufhin sie uns zusammen ins Bett schickt und selbst draußen bleiben will, was wiederum ich nicht will und Silvi auch nicht, so dass wir doch zu dritt ins Bett gehen, aber Nata in der Mitte; es ist dunkel, und das Bett ist weg, ich stehe alleine da und sortiere aus Krümeln noch etwas Haschisch raus, frage mich, wo das Bett ist und ob wir drei eingeschlafen sind und ich jetzt träume; aber ich träume nicht, ich spüre meine Kleider auf der Haut, spüre mein Atmen, berühre meine Hände, bin wach und höre, wie Nata aus dem Zimmer nebenan, früher Claudijas, aufs Klo geht, sehe Licht und durch die Ritzen von drüben, träume also doch, oder was?, und gehe auf den Gang raus, aber als ich wieder rein komme, ist das Bett und alles wieder da, also war das davor doch nur geträumt –
– in einer ziemlich vollen Straßenbahn, die überhaupt ziemlich groß ist, so groß, dass zum Fahrer eine schmale Treppe runtergeht, wie in einer Maisonette-Wohnung, und dann kommt man geradezu in ein Cockpit, wo ich schließlich bin und die Straßenbahn bis zur Endhaltestelle fahre; es ist dunkel, die Leute steigen aus und ein Straßenbahntechniker schließt die Türen, klappt Seitenteile hoch, etc., so dass ich schließlich alleine am Fahrersitz sitze; eine uralte Konstruktion mit Drehhebel etc., die ich nicht bedienen kann, aber ich muss damit zurückfahren, und plötzlich rollt sie los, erst langsam, dann schneller, obwohl es gar nicht bergab zu gehen scheint, und sie rollt und rollt und schneller und schneller und rast auf andere Straßenbahnen zu, hoffentlich sind die Weichen so eingestellt, dass wir nicht ineinander rasen, haarscharf sausen wir aneinander vorbei mit den langen Zügen und in dem Kulturzentrum sind bereits heute schon die meisten Beteiligten pleite, einer zeigt mir den geschlossenen Vorhang der Theatergruppe, aber es ist proppenvoll, die Leute drängeln sich und man muss sich hintereinander durch enge Gänge hinauszwängen, fast wie in Träumen manchmal, bloß in Wirklichkeit nie so bedrohlich wie in einem Traum, auch wenn hinter mir einer mich bedrängt, mir seinen Finger in den Arsch stecken will, wogegen ich mich heftig wehre; vor mir sind auch Schwule • wir sind bei Grotjahn und sollen dort auf einer Matratze in seinem Arbeitszimmer pennen, hoffentlich schläft er bei seiner Frau, sonst würde es peinlich zu dritt in einem Raum, man könnte sich nicht ganz ausziehen, und er kritisiert mein Verhältnis zu Nata, wogegen ich heftig protestiere und weshalb ich von unseren Knastbriefen erzähle, was er natürlich kaum glauben kann, und er nimmt alles zurück, viele andere Leute sind auch da und ich hole noch was von meinem Shit, versichere mich, dass ich ansonsten noch genug habe –
– eine Riesenparty in mehreren Räumen, foyerartig ineinander übergehend mit großem Büffet und ich bandele mit einer Frau an, beziehungsweise sie mit mir; ein nettes Techtelmechtel und wir wandeln durch die Räume, wobei wir an Kalle Drähn vorbeikommen, der etwas mit Pamer bastelt, ganz versunken an einem Seitentischchen sitzt und in dem Packpapier herumschneidet, ich erinnere, dass wir bald gehen müssen und er nickt abwesend, bis wir in den letzten Raum kommen, wo die Frau von einem Typen angequatscht wird, den sie von früher kennt, und der sie vollquatscht, total volllabert, in Beschlag nimmt, bis sie mit ihm und noch einer anderen Frau auf der Bank ganz hinten sitzt; der Typ quasselt immer noch, sie hat einen leeren Blick, als stünde sie unter seinem Bann, aber ich möchte sie nicht ansprechen oder rufen, so gut kennen wir uns nicht und dazu bin ich zu stolz und so renne ich wieder nach vorne; da ist aber keiner mehr, das Büffet wird abgeräumt und ich renne wieder nach hinten, wo inzwischen auch keiner mehr ist, überhaupt kein Mensch mehr, aber Musik, in deren Rhythmus ich laufe, und dazu eine Stimme am Lautsprecher: »alle Kultur begann mit der Fangemeinde von Jesus Christus«, nicht Jesus selbst sei es gewesen, sondern seine Fangemeinde, betont der Sprecher, und auf dem Weg raus bittet mich der letzte Kellner, den Grafen noch mitzunehmen, der in einen Teppich gewickelt irre vor sich hinkichernd auf einem Wägelchen liegt, das ich dann mitziehe; ich weiß aber nicht, wo es rausgeht, da hinten ist eine Tür, aber als ich sie aufmache, ganz gebückt, um das Wägelchen, das nur eine Platte auf vier Rädern ist, mit dem Grafen im Teppich, zu ziehen, steht hinter der Tür ein Wolf, und ich greife blitzschnell nach der Maus, die auf dem Wägelchen hin und her flitzt, packe sie am Schwanz und biete sie dem Wolf an, der danach schnappt; aber weil ich Angst habe, dass er in meine Finger beißt, zucke ich zurück, sodass er sie nicht erwischt, und die Maus quiekt in Todesangst mit weit aufgerissenen Augen, aber es klappt auch beim zweiten und dritten Mal nicht; es zieht sich mir alles zusammen und ich denke: »diese Quälerei muss doch nicht sein, wieso das arme Tier so quälen?« – und dann hat der Wolf sie, schluckt sie ohne zu kauen runter und dann sieht er mich an, versperrt immer noch die Tür und ich sehe ihn an und er sieht mich interessiert an • ich stehe mit Andi und Hans in einem Villenviertel herum und fresse Steine, schlucke so viele, dass der oberste dicht unter meiner Gurgel sitzt; ich mag ihn aber nicht auskotzen, weil es vielleicht weh tut, und wir reden über Angela und Andreas, die im Glashaus auf der anderen Seite wohnen, wo man schemenhaft Andreas mit seinem Kind spielen sieht; aber ich muss drehen und rutsche den Grasabhang runter, wo mich ein Bulle empfängt, bremst, an den Schultern packt und rüber auf den ordnungsgemäßen Weg schickt, von wo aus ich zwischen zwei Holzhäusern auf einem schmalen Weg inmitten von vielen Leuten gehe und mir eine Frau entgegenkommt, die mir bekannt vorkommt, in einem leichten СКАЧАТЬ