Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis. Meinhard-Wilhelm Schulz
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СКАЧАТЬ ließ, fielen seine Blicke auf die seidene Schnur, mit der er seinen seidenen Morgenrock in der Taille gegürtet hatte und seine Augen leuchteten jetzt wie im Fieber. So etwas wie ein überirdisches Glück strahlte aus ihnen, und da wusste ich, was er zu tun beabsichtigte, nickte ihm aufmunternd zu und billigte sein Vorhaben.«

      »Ja, wirklich«, sagte Ambrosio überheblich lächelnd, »wenn ich es so betrachte, dann war es wirklich keine Hexerei und sogar die reinste Lappalie, das zu begreifen. Rein zufällig war ich aber noch mit dem Capitano ins Gespräch vertieft, so dass mir diese Kleinigkeiten leider entgangen sind.«

      »Siehst du, mein lieber Doktor«, sagte Volpe schmunzelnd, »wohin es kommt, wenn man offen und ehrlich ist. Wie sagt doch der alte Römer schon: ‚Arcana tantum sunt mirifica ac stupenda‘ (nur Geheimnisvolles ist wunderbar und staunenswert).«

      Der Tenente erhob sich, um zu gehen. Volpe wünschte ihm noch viel Glück bei der Fahndung nach dem neuerlichen Täter, und Ambrosio machte sich auf den Weg zum Tatort, um die Leiche entfernen zu lassen.

      Wir blieben zurück, zu Tische sitzend und genossen die besten Häppchen, die sich der voreilige Kollege hatte entgehen lassen, tranken dazu süßen Wein, naturgemäß stark mit Wasser vermischt und ließen Gott einen guten Mann sein.

      Als wir damit fertig waren, sagte Volpe, zur Cena um 20. 00 Uhr kämen zwei Gäste, auf die er sich tierisch freue. Da sie noch nichts von ihrem Glück wüssten, müsse er jetzt sofort die entsprechenden Einladungen schreiben, von Hand natürlich, auf Büttenpapier, und sie durch den guten alten Giovanni persönlich zustellen lassen.

      »Warum keine Mail? Warum nicht telefonisch?«, fragte ich.

      »Nur auf diese altmodische Einladung werden sie reagieren. Nur derart persönlich eingeladen, werden sie kommen. Ich habe übrigens hinzugefügt, dass auch du dabei sein wirst.«

      Mit diesen Worten erhob er sich, während ich faul hocken blieb, um zum Schreibtisch zu eilen, wo er auf kostbarem Büttenpapier zwei Briefe schrieb, die er in je einen bezaubernd schönen Umschlag steckte, versiegelte und dem Butler anvertraute, der sich eilig auf die Socken machte.

      Mit den Adressaten tat Volpe geheimnisvoll und antwortete, als ich ihn danach fragte, ausweichend. Nur so viel verriet er mir, dass ich heute Abend zwischen den beiden Gästen sitzen müsse, damit es nicht zu unangenehmen Zwischenfällen käme.

      Das war alles, was ich aus ihm herausbekam. Eine Zeitlang geigte er virtuos auf seiner Stradivari herum, um auf andere Gedanken zu kommen und führte mir ein paar der Kapricen von Paganini vor. Er hatte das Talent zum Virtuosen, aber es fehlte ihm an Ausdauer. Ja, es war bereits beachtlich, wenn er nach einem gelösten Fall wie diesem nicht in völlige Lethargie verfiel.

      Dann endlich verließen wir das Haus, winkten am ‚Rio di Mendicanti‘ einem Gondoliere, um uns durch das Labyrinth der kleinen Kanäle zum Kai vor der Seufzerbrücke rudern zu lassen. Dort ergatterten wir an einem Zeitungsstand das Morgenblatt und durften die erste Seite genießen, die ich hier wiedergebe:

      »NEUER FRAUENMORD

      Obwohl die Carabinieri gestern einen Tatverdächtigen verhaftet haben, kam es in der vergangenen Nacht zum fünften Frauenmord in Serie. Wir Journalisten hätten die Entlassung des offensichtlich zu Unrecht Inhaftierten Conte d‘ Iceto verlangt, doch die Herren di Fusco und Marcello hatten ihn dergestalt in die Enge getrieben, dass er keinen anderen Ausweg wusste, als sich zu erhängen. Dass es dazu kommen musste, halten wir für einen Skandal. Da auch Privatdetektiv Giuseppe Tartini an diesem Fehler mitgewirkt hat, sollte man ihn ebenfalls zur Rechenschaft ziehen. In Venedig geht ein Mörder um, und nichts geschieht! Wie lange noch? Wozu haben wir unsere Stadtwache? Wofür besolden wir sie noch, wenn nichts geschieht?«

      Volpe kicherte und sagte weiter nichts dazu. Wir schlenderten schließlich über den von Touristen überfluteten Markuspatz und weiter westwärts bis zum ‚Teatro la Fenice‘:

      »Sie geben König Ödipus von Sophokles«, rief Volpe schwärmerisch verzückt, »einen echten Sophokles! Ich habe für uns Karten besorgt. Verlassen wir doch einmal die Niederungen der Barbarei! Hinein in die Gefilde der Kultur!«

      Ich folgte ihm missmutig. Ein leckeres Mahl an der Theke der unfernen, Bratenduft verströmenden Trattoria wäre mir lieber gewesen. Knurrend und murrend folgte ich dem Freund, bis uns ein unfreundlicher Platzanweiser zu den Sitzen geleitete.

      Die Leistung der Schauspielertruppe war mittelmäßig, der Zuschauerraum halb leer geblieben, der Beifall verhalten und von Bu-Rufen unterbrochen. Ich war einer von ihnen.

      »‚Vita brevis, ars longa‘ (Leben kurz; Kunst lang), wie wir Römer sagen«, murmelte Volpe, »und beim nächsten Mal verschleppe ich dich zu einem Gegenabend mit Itzhak Perlmann, das schwöre ich, alle Violinsonaten solo von Bach.«

      »Um Gottes willen, nur das nicht!«, stöhnte ich, während wir das Gebäude hinter uns ließen, »dafür fehlt es mir an Sitzfleisch.«

      Tief in Gedanken versunken liefen wir ostwärts und kamen wieder zur brodelnden Innenstadt zurück. Jetzt endlich durfte ich mich am Tresen der zuvor außer acht gelassenen Trattoria laben und von den Schrecken des Sophokles erholen.

      Wir aßen unter den Kolonaden des Markusplatzes. Volpe bestellte sich ‚minestrone con pane‘, typisch für diesen Gesundheitsapostel. Ich hatte Kohldampf und verspachtelte lieber frisch gegrillten Aal mit Gnocchi und Salat. Beim Putzen der Platte muss ich allzu heftig gewesen sein, denn Volpe sagte lachend:

      »Essen ist ein Bedürfnis, Speisen eine Kunst; Goethe.«

      »Wie immer, mein Freund, hast du recht. Schon der alte Professor Grzimek sagte, Menschen fräßen, Tiere äßen, hihihi.«

      Zum obigen Speisen tranken wir immerhin einträchtig eine Mischung aus Wasser und Wein. Er aber wählte einen herben grünlich schimmernden Tropfen aus, ich bevorzugte einen bernsteinfarbenen süßen Sizilianer.

      »‚Suum cuique‘ (jedem das Seine), wie schon die alten Römer sagten«, versetzte Volpe, indem er meine Blicke deutete.

      13. Teil: Gruppenspiel mit Damen

      Schließlich war der Abend gekommen, und Giovanni hantierte emsig mit Pfannen und Töpfen, während wir das Speisezimmer für den geheimnisvollen Besuch vorbereiteten.

      Um den schweren runden Eichentisch, der schon darauf wartete, dass die Gerichte aufgetragen würden, stellten wir vier Stühle auf, zierliche, gut gepolsterte, mit Seitenlehne zum Aufstützen der Arme. Die beiden Besucher sollten getrennt durch Volpe und mich einander gegenüber sitzen. Daraus war zu schließen, dass sie einander nicht gerade freundlich gesonnen waren.

      Kaum waren wir mit diesen Vorbereitungen fertig und hatten uns in ein festliches Gewand gehüllt, da riss uns schon energisches Klingeln aus den Träumen. Kurz darauf geleitete Giovanni den ersten Gast hinein. Volpe kicherte, als ich vor Staunen das Maul nicht mehr zu bekam, denn es war … es war Cornelia, die da herein tänzelte, in ein schulterfreies blaues Minikleid gehüllt, das ihr nur eine Handbreit über das Gesäß reichte; dazu silberfarbene Flipflops an den Füßen. Sie trug keinerlei Schmuck und war weder geschminkt noch parfümiert.

      Herausfordernd, um nicht zu sagen unverschämt frech blickte sie erst Volpe und dann mich an, ohne etwas zu sagen und kräuselte dabei verführerisch ihre auffällig СКАЧАТЬ