Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis. Meinhard-Wilhelm Schulz
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis - Meinhard-Wilhelm Schulz страница 29

СКАЧАТЬ gerüsselt habt, musste ich geradezu Sensationelles erleben, hellwach und stramm auf dem Posten, wie immer. Gleich will ich euch berichten, was sich zugetragen hat. Ihr werdet staunen!«

      »Gemach, gemach!«, sagte Volpe, »zuvor wollen wir frühstücken, denn ich weiß ja schon, was im Revier und der Stadt geschehen ist. Giovanni hat für drei gedeckt, weil ich dich erwartet habe. Also lasst uns essen! Das ist jetzt das Wichtigste. An all dem Übrigen lässt sich ohnehin nichts mehr ändern.«

      »Da hast du ausnahmsweise einmal recht«, knurrte Ambrosio garstig, »und gewiss hast du in aller Herrgottsfrühe schon einen kleinen Gang durch die Stadt gemacht und alles erfahren.«

      »Nein, wir beiden haben den Schlaf genossen. Meister Petrescu ist als Arzt der Meinung, dass man ohne genügend Schlaf vorzeitig stirbt oder dem Irrsinn anheim fällt. Und da hat er wahrscheinlich recht, wie man an mir sieht. Doch was in dieser Nacht so alles vorfallen würde, wusste ich schon gestern Abend, spätestens als ich das Revier verließ. Aber ich wollte dem Rad des Schicksals nicht in die Speichen greifen.«

      »Bist du ein Hellseher? Und warum hast du uns dann nicht verraten, dass neues Unheil im Anmarsch wäre?«

      »Ich gäbe einiges dafür, ein Hellseher zu sein«, sagte Volpe seufzend, »denn das wäre für meinem Beruf nützlich. Aber alles, was ich weiß, weiß ich aufgrund logischen Denkens. Ich wollte den Dingen ihren Lauf lassen, denn früher oder später wäre Dasselbe geschehen, unvermeidlich. Ich denke, dass es für alle so, wie es gelaufen ist, besser ist, oder hättest du etwa den Conte gerne auf der Anklagebank gesehen?«

      »Nein, natürlich nicht, diesen im Grunde armen Hund«, sagte Ambrosio lahm und begann damit, die Platte zu putzen. Giovanni lugte kopfschüttelnd um die Ecke und besorgte Nachschub. Er staunte nicht schlecht, wie viel ein Tenente der städtischen Wache in den Schlund werfen kann. Schließlich war er gesättigt, rülpste theatralisch und sagte ein erwartungsfrohes »Und?«

      Gewiss wollte er herausfinden, ob Volpe wirklich wusste, was er nicht wissen konnte. Mein Freund rieb sich vergnügt die Hände, kicherte eine Zeitlang, blickte auf die aneinander gelegten Fingerspitzen und hub an:

      »Machen wir es kurz: Es gab den fünften Frauenmord in der Stadt, zu dem ich anschließend Details hören möchte, und außerdem hat sich Graf Raimondo aufgehängt, nicht wahr?«

      »Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen«, staunte Ambrosio kopfschüttelnd, »und willst du jetzt nicht mit mir an den Tatort gehen? Wir haben die Leiche so liegen lassen, wie man sie vorfand. Du kannst deine Schlüsse daraus ziehen. Zwei Carabinieri stehen Wache. Vielleicht interessieren dich die Details.«

      »Wozu die Mühe machen?«, sagte Volpe und gähnte.

      »Der Doktor und ich haben uns gestern die Haxen abgelaufen und sind immer noch hundemüde. Wozu also einen unnötigen Gang? Einzig und alleine den Namen der Ermordeten weiß ich nicht. Wie hieß die Ärmste?«

      »Amanda Amati.«

      »Nicht wahr, sie könnte weder als jung noch als besonders schlank gelten? Ferner gehörte sie zum ‚ältesten Gewerbe‘ und wurde durch eine Vielzahl von Stichen in den Rücken getötet, die mit einem Küchenmesser ausgeführt wurden. Der Mörder besaß kein Bowie Knife und musste sich behelfen.«

      »Stimmt auffallend! Sie war Mitte vierzig und schon tüchtig abgehalftert. Höchsten noch etwas für betrunkene Matrosen. Die Verletzungen habe ich ganz nach deiner Methode untersucht. Es waren insgesamt sieben Stiche, alle mit einer verhältnismäßig kurzen und einschneidigen Klinge ausgeführt. Das giftgrüne Kleid hatte der Mörder diesmal nicht aufgeschlitzt. Immerhin war die Blutlache, in der sie lag, von beachtlichem Umfang.«

      »Und es war eine sternenklare Nacht, wir hatten sogar Vollmond. Was hat dein Zeuge gesagt?«

      »Zeugin! Eine Zeugin, mein Lieber, stadtbekannt als die Formica (Ameise). Sie war natürlich eine Kollegin dieser feisten Amanda, um die es nicht schade ist. Der Mord fand übrigens in der ‚Calle Zotti‘ statt, wie gehabt.

      Beide hatten den Zeitungsleuten darin Glauben geschenkt, dass der Mörder einsitze und waren mal wieder auf Anschaffe gegangen. Die Formica war aber zu weit vom Tatort entfernt, um Details zu erkennen. Das grässliche Kreischen der Amanda hat sie freilich mit anhören müssen. Es soll fürchterlich von den Wänden der Häuser widergehallt haben, um dann zu verstummen. Sie will dann hin gerannt sein, um der Ärmsten beizustehen, aber sie verröchelte schon den Geist. Dann sah die Formica den Täter:

      Sie spricht von einer auffällig großen Gestalt, welche sich, als sie näher kam, einen dunklen Umhang, wie ein Radmantel, über den Kopf zog und wie verrückt in die ‚Calle di Pistor‘ flüchtete, wo der Kerl sich unsichtbar machte. Ich denke, unser guter alter Conte hat sich das Leben voreilig genommen. Jetzt ist er postum entlastet. Nach dem neuerlichen Mord hätten wir ihn doch wohl laufen lassen müssen.«

      »So ein Unfug! Das wäre einer Katastrophe gleich gekommen«, sagte Volpe, »denn wenn er wirklich zu Unrecht verhaftet worden wäre, hätte er wie ein Löwe um sein Recht gekämpft, schon der heiß und innig geliebten Mama zuliebe. Der Selbstmord gleicht daher einem Geständnis.«

      Ambrosio murrte: »Zunächst einmal könntest du mir sagen, wieso du den Suizid vorherzusagen im Stande warst, ohne ihn aber verhindern zu wollen. Ferner musst du mir erklären, was der erneute Frauenmord für uns dann zu bedeuten hat und wie ich ihn einordnen muss.«

      »Es wird keinen einzigen weiteren dieser Frauenmorde mehr geben, jedenfalls auf absehbare Zeit und im bisher üblichen Zusammenhang. Der Täter hätte das Morden gewiss unterlassen, wäre ihm der Selbstmord des Grafen bekannt gewesen.

      Alle Indizien, Ambrosio, die du gesammelt hast, sprechen freilich eine eindeutige Sprache, nämlich, dass hier ein anderer Mörder am Werk war, ein Nachahmungstäter, einer mit ganz anderer Absicht als der Conte.«

      »Und wer sollte das gewesen sein?«

      Volpe zuckte mit den Achseln und sagte:

      »Das heraus zu finden, ist Sache der Carabinieri. Für mich persönlich ist mit der Verhaftung und der glücklicherweise erfolgten Selbsttötung des Grafen der Fall erledigt. Ich habe jedes weitere Interesse daran verloren.

      Woher ich wusste, dass sich Raimondo umbringen wollte, willst du noch wissen, nicht wahr? Lieber Herr Kollege, ich schätze deine Tatkraft und Zähigkeit beim Verfolgen von Verbrechern seit Jahren sehr. Aber du hast es immer noch nicht gelernt, dich in das Seelenleben des Täters einzuklinken. Sag an! Was hättest du an Raimondos Stelle getan?«

      »Mich erhängt, das geht schnell«, seufzte di Fusco, »und das, um zu verhindern, dass man mich in langem Prozess vom Psychiater auseinander nehmen lässt, als schwulen Geistesgestörten hinstellt und am Ende noch ins Irrenhaus wegsperrt, mich, den edlen Conte d‘ Inceto. Ich Hornochse, ich blöder!«

      »Bitte, jetzt kein geistiges Selbstschlagen, sonst kommt mir das Frühstück hoch«, sagte Volpe streng, »und bedenke doch einmal, was du dem Neurotiker erspart hast, als du darauf verzichtetest, ihn die gesamte Nacht unter Bewachung zu stellen?

      Was er vor hatte, war doch für jeden aufmerksamen Betrachter klar! Während ihn deine zwei Polizisten in die Zelle verschleppten, um ihn für den Rest der Nacht dort einzusperren, habe wenigstens ich ihn ganz genau beobachtet.

      Zunächst war er wahnsinnig vor Angst und Verzweiflung und wehrte sich nach Kräften. Dann begriff er, dass nichts zu machen sei und erschlaffte am ganzen Körper. Ohne СКАЧАТЬ