Название: Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis
Автор: Meinhard-Wilhelm Schulz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212631
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Als sie uns sah, klatschte sie vor Freude in die Hände und rief:
»Lieber Giuseppe Volpe, lieber Dottore Petrescu, kommt zu mir an die Theke. Mein Mann wird euch ein prächtiges Mahl auftischen, dazu den besten Wein, alles umsonst, so oft ihr auch kommt. Oh, diese Freude!«
Mit solchen Worten eilte sie zum Seitenpförtchen und hinaus auf die Gasse, um meinem Freund um den Hals zu fallen und ihn ausgiebig abzuküssen:
»Ab sofort darfst du Giuseppe zu mir sagen«, sagte Volpe errötend und wischte sich verlegen die Wangen ab, an welchen die Spuren der Schminke hafteten, »denn ich freue mich, dass du wieder ins Leben zurück gefunden hast. Doch wer ist der freundliche schwarze Mann da?«
»Mein Koch und Liebster zugleich. Ich habe ihn im Senegal aufgegabelt. Er liebt mich und ich liebe ihn. Wir sind seit Kurzem verheiratet. Es gibt keinen besseren Koch auf der Welt.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte ich, »denn du kennst doch auch schon unseren Giovanni, oder?«
»Nun ja, einmal konnte ich mich von seiner Kunst überzeugen lassen. Soll das heißen, dass ich eingeladen bin?«, schrie sie, vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen.
»Gute Idee! Warum auch nicht?«, sagte Volpe vergnügt, »könntest du morgen Abend zur Cena erscheinen. Ich freue mich schon darauf. Aber wundere dich nicht, wenn es zu einer faustdicken Überraschung kommt.«
»Ich lasse mich gerne überraschen«, sagte sie, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie meinen Freund durchschaut hatte.
Nachdem wir fröhlich gegessen und gezecht hatten, schlenderten wir die ‚Calle di Pistor‘ hinauf, denn unser nächster Besuch galt einem bei den Touristen kaum bekannten Palazzo. Aber auch hier war nichts, wie es einmal gewesen war, denn quer über der Fassade buchstabierte ich folgende Aufschrift:
MARCO CORNELIO SCIPIONE – LIBRAIO
Das gesamte Erdgeschoss war in einen großen Buchladen umgebaut worden. Vorne eine marmorne Theke; dahinter ein auffällig großer und schlanker Verkäufer, das leicht angegraute Haar sehr kurz gehalten. Er steckte in einer wertvollen Kluft aus Seide und hantierte gerade mit einem Buch. Ein Käufer starrte misstrauisch auf das Werk. Ich las den Titel und musste lachen:
»S. Petrescu: Volpe und der Frauenmörder von Venedig«
Etwas weiter hinten erblickte ich eine mollige Blondine an einem Stehpult, die gerade damit beschäftigt war, Video-CDs zu sortieren, ganz hinten an der Wand stand ein Regal voller Bücher; darunter die schönsten Bildbände zu Venedig.
Als uns der Mann hinter der Theke erblickte, ließ er den Kunden stehen, stieß einen hellen Schrei der Freude aus, verließ seinen Platz durch das seitliche Törchen und fiel mir um den Hals, um mich gründlich abzuküssen.
Volpe kicherte vergnügt, als mir der Buchhändler zurief:
»Das ist aber süß, Dottore, dich und Giuseppe Tartini endlich einmal wiederzusehen. Da schau! Ich habe all deine Werke im Programm und sie verkaufen sich bestens. Durch dein Genie gehören die Venedig-Krimis zu den Bestsellern.«
Ja, mein herzallerliebster Leser, der Mann, der mir um den Hals fiel, war … meine Cornelia!
»Und wer ist die Frau da am Stehpult?«, fragte Volpe neugierig, nachdem sie mich aus ihren Pranken entlassen hatte.
»Das ist meine Assistentin und Frau«, sagte sie errötend, »und nennt sich ‚Fiammetta’ (Fünkchen). Ich habe sie gesehen, mich in sie verliebt und sie … äh … nach den aktuellen Gesetzten geheiratet. Nur der katholische Priester hat nicht mitgemacht.«
Jetzt gab es kein Halten mehr: Aus Volpe und mir platzte ein homerisches Gelächter hervor. Wir lachten so lange, bis Signore Cornelio Scipione und seine Frau glucksend mit lachten. Sogar der Kunde lachte jetzt. Volpe nahm schließlich, als er wieder zu Atem gekommen war, das Wort:
»Du darfst mich ab sofort Giuseppe nennen, und ich lade dich für morgen Abend zur Cena ein. Es wird allerdinge eine kleine Überraschung geben.«
»Ach ja«, kicherte der ‚Herr‘ Buchhändler vergnügt, »dann werde ich ja der lieben Maria Augusta wieder begegnen.«
So verblüfft wie dieses Mal habe ich Volpe selten aus der Wäsche gucken sehen. Er wird die Frauen eben nie verstehen.
ENDE
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