Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis. Meinhard-Wilhelm Schulz
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Читать онлайн книгу Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis - Meinhard-Wilhelm Schulz страница 32

СКАЧАТЬ davon berichtet. Wie ich herausfand, flanierte sie dort nur in Badeshorts der Männer und sonst nichts am Leib. Niemand konnte damals mit letzter Gewissheit sagen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelte. Du hörtest das mit Behagen und plantest, ihn mit dieser, äh, Frau zu verheiraten, die dir vor lauter Glück, endlich noch unter die Haube gekommen zu sein, aus der Hand fressen würde, nicht wahr?«

      »Nein«, sagte Maria, »er hat Cornelia zuerst bei den Amateurboxerinnen gesehen, als es um die Meisterschaft im Veneto ging. In der dritten Runde wurde sie k.o. geschlagen. Sie hatte sich ein sieben Zentimeter breites gesmoktes, mit Gummifäden durchzogenes Band um die Brust geschlungen, auf das sie gut und gerne hätte verzichten können. Raimondo ging nach dem Kampf in ihre Kabine, um sie zu trösten. Von da an trafen sie sich immer mal wieder am Lido. Erst als ich davon erfuhr, schaltete ich mich ein und brachte die Ehe der beiden zustande.«

      Volpe schlug sich vor die Stirne und murmelte:

      »Und ich habe mich schon die gesamte Zeit über gefragt, woher ich sie denn kenne; natürlich! Gelegentlich habe ich mir so einen Boxkampf angesehen, vor vielen Jahren, als es einen Mordfall in der Boxschule gab. Der Trainer war umgebracht worden.«

      »Du hast in der ersten Reihe gesessen«, entgegnete Cornelia süffisant lächelnd, »und ich war in dich verliebt. Du warst ein hübscher Jüngling. Wer kann so rote Haare wie die deinigen vergessen? Wer kann ihnen widerstehen? Wir Boxerinnen liebten dich samt und sonders, auch Laura, die damals den Trainer ermordet hatte, wie du ja weißt. Ohne deinen Verstand wäre die Tat nicht aufgeklärt worden.«

      Volpe errötete. So nüchtern er sonst auch ist, bricht dennoch gelegentlich ein Anflug von Eitelkeit aus ihm hervor. Er sagte:

      »Vielen Dank für die netten Worte, Cornelia.«

      »Es wäre besser gewesen, Volpe, du hättest Cornelia seit damals nie wieder gesehen. Ohne deine Einmischung lebte mein Sohn noch«, keifte Maria und warf ihm einen mörderischen Blick zu.

      »…aber dein reizendes Söhnchen murkste dann weiterhin eine Frau nach der anderen ab«, ergänzte ich grimmig.

      »Falls er der Mörder war. Meiner Meinung nach ist nichts bewiesen«, sagte Maria kalt. Volpe nahm jetzt wieder das Wort und fand den Weg zur Sachlichkeit zurück:

      »Zunächst einmal, so meine Ermittlungen, gabst du dem Pärchen die freie Wohnung über der verpachteten Metzgerei, naturgemäß, um den Sohn nicht aus den Krallen zu lassen. Aber Cornelia, dieses vermeintlich fügsame Gänslein, entwickelte einen unerwarteten Besitzerstolz und bugsierte den Ehemann in eben die Behausung, wo sie bis zuletzt zusammen lebten, als Graf und Gräfin. Sie hatte das dazu erforderliche Vermögen eingebracht.

      So brach denn zwischen Raimondos Mutter und Raimondos Gattin ein unerbittliches Ringen um seine Seele aus, in dem er bald zur einen, bald zur anderen, bald zu keiner, insgeheim aber stets zu sich selbst hielt, denn dieser Feigling wagte es genauso wenig, sich gegen die Ehefrau wie die Mutter aufzulehnen.

      Im Grunde war ihm seine für einen Mann erniedrigende Lage recht. Er hatte nun einmal keinen Mut zum Widerstand. Die Natur hat es ihm versagt, und er schwelgte in der doppelten ihm entgegen gebrachten Fürsorge, Nachsicht und Bewunderung seiner beiden Frauen, ohne zu bemerken, wie sehr er sich selber dadurch demütigte, nicht wahr, cara Cornelia?«

      Volpe blickte herausfordernd zu ihr hinüber. Sie hatte sich jetzt aufgerichtet, die Beine im Schneidersitz angewinkelt, die Hände um die Knie geschlungen. Auf diese Weise hinter den Schenkeln wie einer doppeltürmigen Festung verschanzt, erwiderte sie den stechenden Blick meines Freundes mit frech und trotzig ihm entgegen gewölbten, leicht geöffneten üppigen Lippen.

      Volpe erhob sich, wischte sich die roten Haare aus den Augen und ging ans Fenster, um frische Luft zu schnappen. Mit einer weißen Serviette wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Sein Gesicht hatte den gespannten Ausdruck eines Mannes angenommen, der auf die Entscheidung aus ist und sich kurz vor dem Ziel sieht. Dann ließ er sich in den Korbsessel fallen, schlürfte einen ganzen Humpen leer, seufzte und sagte:

      »In dieser Lage, meine Damen, war also ihr Goldstück und wusste um seine Laschheit, wusste um das jämmerliche Dasein, zu dem ihn seine beiden Frauen, oder soll ich etwa sagen: Ehefrauen? verdammt hatten. Wie oft hatte er das Verlangen verspürt, beide auf einmal umzubringen! Wie sehr musste er den römischen Kaiser Nero beneidet haben, der den Mut fand, Gattin und Mutter zugleich zu ermorden!?

      Ich denke, Raimondo hasste seine Mutter schon als Junge bis auf den Tod und später dich, cara Cornelia, auf gleich mörderische Art und Weise. Dieser Hass hat sich in seine Seele gefressen, wie das gurgelnde Wildwasser, dessen hinter einem Damm aufgestaute Wogen bereits an die Deichkrone schlagen. Ihr beide habt dieses Spiel geliebt und den Nervenkitzel genossen.

      Doch eines Tages kam es zu einem furchtbaren Schlag gegen den Rest seines Selbstbewusstseins, der dazu führte, dass er ausrastete und kein lahmes Lämmchen mehr war. Wie ihr das zuwege gebracht habt, dass dieser Feigling seinen Überlebenswillen in wilder Tat zu bestätigen suchte, mag euer Geheimnis bleiben, aber es war so, nicht wahr?«

      Maria und Cornelia warfen sich böse Blicke zu. Ich dachte, man müsste ihnen jetzt nur noch ein Messer in die Hand drücken, und sie fielen mörderisch übereinander her. Cornelia federte aus dem Sessel, schob das bis zur Hüfte empor gewanderte Kleid nach unten, knirschte mit den Zähnen und knurrte bitterböse:

      »Warum soll ich es dir auch nicht sagen, Volpe? Jetzt ist alles gleichgültig. Raimondo fing an, sich heimlich mit einem Mann zu treffen. Er betrog mich mit einem Freund im Alter von siebzehn Jahren. Maria hat es herausgefunden. Sie kannte ihn besser. Sie hat es ihm angesehen und auf den Kopf zu gesagt. Er hat alles gestanden, und sie hat es mir dann verraten. Genüsslich hat sie es ausposaunt, um mich fertig zu machen.«

      Dann nahm sie wieder Platz.

      »Das war, um es genau zu sagen, vor zehn Tagen«, sagte Volpe kalt, »und vor zehn Tagen bist du dann auch wildentschlossen zur Tat geschritten, nicht wahr?«

      »So ist es«, zischte Cornelia, »es war in der Nacht vor zehn Tagen, als es geschah. Aber in einem irrst du, caro mio Giuseppe, nicht ich, wir beide, Maria Antonia und ich, wir sind gemeinsam zur mörderischen Tat geschritten.«

      »Ach, da sieh‘ mal einer an«, sagte Volpe verhalten kichernd, »ihr wart euch ausnahmsweise einmal einig; na so was!«

      »Jetzt reicht es mir aber«, brüllte ich wie ein Stier, »ich lasse mich nicht länger für blöd verkaufen. Hier weiß offenbar jeder Bescheid, nur ich nicht. Ich verlange Aufklärung.«

      Volpe rieb sich die Hände und sagte schmunzelnd:

      »Mein Lieber, wie schwach ist doch dein Gedächtnis! Worüber haben wir denn vor neun Tagen diskutiert?«

      »Ach so«, sagte ich, »jetzt erinnere ich mich wieder. Spaziergänger fanden draußen am Lido einen ertrunkenen jungen Mann. Er war an den Strand gespült worden. Ambrosio ließ ihn untersuchen. Die Ärzte fanden keine Spur von Gewaltanwendung. Er war eben ertrunken, wie das hierzulande hin und wieder vorkommt, wenn sich die Schwimmer überschätzen.«

      »Und ich hatte dir gesagt, dass Ambrosio gut daran getan hätte, mich hinzu zu ziehen. Er hat wieder einmal alle Details, die auf eine andere Erklärung hinwiesen, übersehen. Beispielsweise war der Jüngling vollkommen bekleidet, und darum ist die gegebene Erklärung hirnrissig. Entweder hatte er Selbstmord begangen, da solche Leute gewöhnlich nicht nackt aufgefunden werden möchten, oder es lag ein Gewaltverbrechen vor. Ich tippte damals bekanntlich auf die zweite Möglichkeit. Nun, meine СКАЧАТЬ