Название: Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis
Автор: Meinhard-Wilhelm Schulz
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745212631
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»Hihihi«, kicherte Volpe böse, »von wegen zu dunkel! Wir hatten nachweislich Vollmond. Außerdem war die Gasse an besagter Stelle durch eine Laterne beleuchtet. Jaja, wie heißt es doch im alten Song? ‚Dunkel war’s, der Mond schien helle‘, hihihi.«
Stille, gespenstische Stille begleitete das unaufhörliche unheimliche sardonische Kichern meines Freundes. Da erhob sich Cornelia. Langsam und leise und wie gelähmt glitt sie vom Korbsessel herunter, ließ ihre Füße in die Flipflops gleiten, zog das erneut hochgerutschte Gewand, feuerrot anlaufend, weiter nach unten, strich sie über den Oberschenkeln glatt, schwankte wie ein Schilfrohr im Wind, seufzte kurz und lächelte dann so versonnen, als wäre sie von einer anderen Welt. Schließlich flüsterte oder murmelte sie mit ersterbender Stimme:
»Es war giftgrün; ein mehr als tief ausgeschnittenes Minikleid mit weißem Ledergürtel. Dazu trug sie schwarze Schaftstiefel, die bis in die Kniekehle hinauf geschnürt waren.«
Nach diesen Worten warf sie den Kopf in den Nacken, bleckte die Zähne und sah herausfordernd, ja sogar triumphierend zur vor ohnmächtiger Wut zitternden Schwiegermutter hinüber, ganz so, als wollte sie ihr sagen:
»Gib dich geschlagen! Ich habe das Spiel gewonnen.«
»Ja«, stöhnte Volpe, »es war giftgrün und frivol. Die Nachrichten hielten solche Dinge nicht für erwähnenswert.«
Maria war mittlerweile in sich zusammen gesunken, schlug sich die Hände vor das Gesicht und sah plötzlich wie eine alte Frau aus, der man den Sinn des Lebens geraubt hat. Dann begann sie, hemmungslos zu schluchzen.
Volpe lächelte jetzt seltsam schief, legte die Fingerspitzen fest aufeinander und sagte:
»So, das war’s dann, Kinderchen, der Fall ist gelöst, endgültig. Es gibt nichts mehr zu ergänzen.«
»Und was soll nun geschehen?«, fragte ich.
»Was soll schon geschehen?«, sagte Volpe leichthin, »die Sache ist abgeschlossen. Ich werde mich ab morgen mit interessanteren Dingen zu befassen haben. Es war im Grunde eine simple Angelegenheit, nichts Besonderes.«
»A-aber«, stotterte ich, »wirst du nicht, äh, musst du nicht alles Ambrosio … damit die Carabinieri …?«
»Wozu sollte ich mich in Ambrosios Sachen einmischen?«, fragte Volpe und tat erstaunt, »er hat bekanntlich andere Methoden als wir. Habe ich ihm nicht gesagt, dass es von nun an keinen dieser Morde mehr geben wird? Nicht wahr, signore bellissime, es wird keine mehr geben? Tenente di Fusco wird den Fall in einem Monat zu den Akten legen. Ohne meine Hilfe wäre er ja nicht einmal Raimondo auf die Schliche gekommen; ach übrigens:
Die ‚Formica‘ war ein übles Luder und verstand es, ihre Kunden mit gewissen Essenzen einzunebeln und auszuplündern. Ich war schon einmal auf sie angesetzt, aber man konnte ihr seinerzeit nichts nachweisen. Jahrelang hat sie ihr fieses Geschäft unter der Nase der Stadtwache dieses betrieben, bis sich ein lobenswerter Mörder der Sache angenommen hat.«
»Und was sollen wir jetzt noch tun? Soll der Mord an ihr etwa unaufgeklärt bleiben?«, fragte ich verblüfft.
»Wir müssen die beiden Hübschen jetzt nach Hause bringen, denn es ist Nacht geworden und in den Schluchten Venedigs ist es zurzeit nicht recht geheuer«, sagte Volpe süffisant und verweigerte mir eine unmittelbare Antwort auf die heikle Frage, »denn Frauen ohne Begleitung sollen hier im Weichbild der Stadt ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Ich denke, ich übernehme Maria Augusta und du, Dottore, kümmerst dich um Cornelia. Nicht wahr, mein Freund, das ist dir doch lieber als umgekehrt?!«
So geschah es denn auch, und gegen Mitternacht waren Volpe und ich endlich wieder zu Hause, um uns in Morpheus‘ Arme zu werfen. Wir hatten es bitter nötig und schliefen wie die Murmeltiere. Mein Kumpel hatte mir eben noch prophezeit, dass sich Ambrosio uneingeladen zum Frühstück einfinden werde, um uns mit Fragen zu löchern. Ich war fest davon überzeugt, dass er damit Recht haben werde. Giovanni war schon im Bilde, dass es wieder einmal eine Colazione für drei gegen werde.
Ach übrigens: Dem Leser sei hier noch eben verraten, dass ich die Mörderin auf der finsteren Gasse vor ihrem Haus gründlich abküsste, ihre wulstigen Lippen samt unruhiger Zunge genießend. Dabei hatte es keineswegs sein Bewenden, denn das Minikleid leistete meinen von den Knien aufwärts an ihrem Leib sich empor tastenden Händen nur geringen Widerstand. Die Entzückende freudigen Herzens abtastend, hatte ich freilich das Gefühl, eher eine muskelstrotzende Riesenschlange denn ein goldiges Mädchen in Armen zu halten. Während wir schmusten, fiel mir ein, dass sich ihr Mann ja letzte Nacht erhängt hatte.
»Hast du Raimondo denn gar nicht geliebt?«
Sie antwortete zögerlich:
»Äh, nur zu Beginn. Da ahnte ich noch nicht, welcher Charakter sich hinter der Fassade des feinen Herrn verberge. Danach sah ich mich gezwungen, den Kampf gegen die Schwiegermutter aufzunehmen. Ich hatte keine andere Wahl, und eines kannst du mir unbesehen glauben: Er hätte nicht mehr lange zu leben gehabt. Meine Pläne, ihn und seine Mutter umzubringen, hatten bereits Gestalt angenommen, als er plötzlich ausflippte und mordend durch die Gassen zog.«
»Du bist eine außergewöhnliche Frau, cara Cornelia«, sagte ich, küsste sie erneut auf den Mund und schob ihr das Kleid bis in die Achselhöhlen empor, »und ich liebe außergewöhnliche Frauen. Willst du mich heiraten?«
Jetzt musste sie doch schallend lachen. Als sie endlich wieder zu Atem kam, sagte sie kichernd:
»Caro Dottore, ich wäre ja schon deine dritte Frau, ganz abgesehen von der stürmischen Romanze, die du mit der versoffenen Fabiola hattest, hihihi. Du solltest ein Buch drüber schreiben. Mir machst du nichts vor, alter Schwerenöter.«
»Na, du scheinst ja alles von mir zu wissen. Wirklich schade, dass du mir einen Korb gibst«, sagte ich verlogen, denn der Gedanke, solch ein mörderisches Biest im Ehebett liegen zu sehen, ließ mir in Gedanken die Haare zu Berge stehen.
»Lass uns lieber Freunde werden und für immer bleiben. Casa mia è aperta (meine Hütte steht dir offen)«, sagte sie glucksend und richtete das Gewand wieder her:
»Du wirst dann mein niedlicher kleiner Freund sein, während ich deine große Freundin bin.«
Ich ärgerte mich tierisch darüber, dass sie meine geringe Körpergröße erwähnt hatte, schwieg jetzt, schluckte den Zorn hinunter und stieg wieder ins Spiel der Lippen und Zungen ein. Was wollte ich mehr. Nach der Durststrecke, die ich seit dem Verlust meiner Fabiola hinter mir hatte, eröffneten sich für mich neue Möglichkeiten, und sei es ein Verhältnis mit dieser Adonis-Frau.
Ja, das alles und nicht mehr geschah übrigens, bevor sie sich aus meinen Armen befreite und in ihre Wohnung begab, mich draußen stehen lassend. Der schon oben erwähnte Portier des Hauses schlug mir die Tür dermaßen krachend vor der Nase zu, dass es von den Mauern des schlafenden Venedigs widerhallte.
Zuvor hatten wir noch vereinbart, uns von nun an regelmäßig zu treffen, ganz gleich, wo, und es geschah denn auch so, etwa einen Monat lang. Dabei konnte ich mir noch so viel Mühe geben, über das schon in der obigen Nacht eingeübte Küssen kam ich nie hinaus. So ging das eine Zeitlang, bis ich die Schnauze voll davon hatte, und wir endlich wieder voneinander ließen.
Volpe, der mich ja kennen sollte, hatte Dergleichen vorhergesehen und aus diesem Grunde lieber die Frau Mama nach Hause geleitet, um sie СКАЧАТЬ