Boat People. Sharon Bala
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Название: Boat People

Автор: Sharon Bala

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783963114441

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СКАЧАТЬ Anhang übernehmen, sagte Gigovaz zu einem dunkelhäutigen Mann mit schwungvollem Schnurrbart.

      Der Schnurrbärtige hielt ein Klemmheft und einen dicken gelben Ordner in den Händen.

      Sam Nadarajah, stellte er sich Priya vor. Ich komme vom Tamilischen Bund.

      Gigovaz sagte, auf Priya weisend: Meine Jurastudentin.

      Priya Rajasekaran, warf sie schnell ein, damit Gigovaz ihren Namen nicht wieder verstümmelte. Der Ton, mit dem er meine Jurastudentin gesagt hatte, gefiel ihr gar nicht.

      Ein Beamter kam mit einer Gruppe sri-lankischer Männer aus dem Zelt und trieb sie vor sich her. Gigovaz, Sam und Priya traten schnell beiseite.

      Das können doch nicht nur dreihundert Leute sein, sagte Gigovaz.

      Sam klemmte das Schreibbrett zwischen die Beine und versuchte, den Ordner aufzumachen. Sein Schreibstift fiel zu Boden. Er sagte: Es sind mehr, als wir erwartet hatten.

      Priya hob den Stift auf.

      Romba nandri, dankte Sam ihr auf Tamil, und Priya hörte seinen weichen Akzent.

      Gerne, sagte sie auf Englisch.

      Wie es im Augenblick aussieht, sind es fast vierhundert, erklärte er Gigovaz. Vielleicht fünfhundert. Wir wussten, wie groß das Schiff ist, aber wir dachten, es wären höchstens dreihundert. Keiner hatte mit so vielen gerechnet.

      Haben Sie meine Klienten ausgewählt?, sagte Gigovaz. Hat die Einwanderungsbehörde ihre Aussagen schon entgegengenommen?

      Ärztliche Untersuchungen, Auswertung und Verfahren, Aussagen und Berichte, alles ist in Gang. Wir wissen aber nicht … das kann eine Weile dauern. Sam sah Priya an und fügte hinzu: Wir haben nicht genug Dolmetscher, und das macht alles so langsam. Können Sie, vielleicht …

      Gigovaz scrollte schon durch seine Texte. Das ist in Ordnung, sagte er. In der Zwischenzeit kann ich noch einiges erledigen. Wo brauchen Sie sie?

      Im großen Krankenzelt, sagte Sam. Da ist nur eine Schwester, die Tamil spricht.

      Priya wollte etwas sagen.

      Es wird Stunden dauern, bis wir unsere Klienten sehen, sagte Gigovaz und blickte nicht von seinem BlackBerry auf. Sie können sich schon noch nützlich machen.

      Das Blut schoss Priya ins Gesicht. Aber ich …

      Kommen Sie, sagte Sam, ich werde Sie vorstellen. Das wird eine große Erleichterung für die Leute sein.

      Moment mal! Priyas Stimme kam schrill und wie abgewürgt heraus. Ich kann nicht, sagte sie. Ich spreche kein Tamil.

      Gigovaz sah auf: Was?

      Tut mir leid.

      Ich dachte, Sie wären Tamilin.

      Ich verstehe hier und da ein paar Sätze. Aber ich kann nicht übersetzen. Ich kann kein Gespräch führen.

      Beide Männer starrten sie an.

      Sie haben nie danach gefragt, sagte sie und erschrak über ihre weinerliche Stimme.

      Gigovaz schnaubte frustriert. Wie sollen wir uns mit unseren Klienten verständigen?

      Ich bin davon ausgegangen, dass wir einen Dolmetscher bekommen, sagte Priya. Das ist nicht meine Schuld, dachte sie.

      Sam sagte: Okay. Kein Problem. Wir holen gerade ein paar Leute vom Tamilischen Bund. Ich werde Ihnen jemanden zuteilen.

      Sam wurde gerufen, und er verabschiedete sich mit hastigem Händedruck. Ich schreibe Ihnen dann, sagte er zu Gigovaz. Schön, Sie kennengelernt zu haben, Priya.

      Ich freue mich, dass wir zusammenarbeiten, sagte sie auf Tamil. Die ungewohnten Laute verhedderten sich auf ihrer Zunge, das war ihr peinlich. Sie hätte einfach auf Englisch goodbye sagen sollen.

      Während Priya noch mit Sam sprach, war Gigovaz schon gegangen, und sie musste ihm wieder mal nachlaufen.

      EIN GUTES LAND

      Sie kamen an einen hohen, oben mit Stacheldraht verstärkten Maschendrahtzaun. Zwei Wachtposten schoben das Tor auf und gaben den Blick frei auf ein weitläufiges Gefängnisgelände, das von einem achtstöckigen Gebäude mit blaugetönten Fenstern beherrscht wurde. Mahindan war erleichtert, als sie zurückfuhren und vor einem kleineren, freundlicher aussehenden Haus anhielten.

      Er stieg mit den anderen mühsam aus dem Bus und wartete, bis ihnen die Fesseln von Händen und Füßen abgenommen wurden. Der Mann mit den Schlüsseln vermied jeden Augenkontakt. Das Gebäude, in das man sie führte, sah aus wie aufgeblasen, ein Riesenballon, der der Erde entstiegen war. Im Innern herrschten rechteckige, präzise Geometrie und blendend weiße Helligkeit. Alles war auf Hochglanz poliert, auch der Fußboden.

      Das erinnerte ihn an eine Raumstation in einem alten Stanley-Kubrick-Film, den er zusammen mit Chithra im Kino gesehen hatte, als sie noch nicht verheiratet waren. Voller Spannung hatten sie in der Dunkelheit verfolgt, wie der teuflische Computer auf dem Raumschiff lebendig wurde. Im entscheidenden Augenblick, als er einen der Astronauten in den Raum stieß, schlug ein Mann, der hinter ihnen saß, mit den Beinen aus, so dass Chithra in ihrem Sitz nach vorn flog und vor Schreck laut aufschrie. Mit Schaum vor dem Mund schlug der Mann um sich, der Film musste unterbrochen werden, bis man ihm ein Schlüsselbund zwischen die Zähne gestopft hatte. Mahindan und Chithra waren mit dem Bus nach Hause gefahren, ohne das Ende gesehen zu haben.

      Ist das wirklich ein Gefängnis?, fragte Ranga. Mahindan gab keine Antwort. Er trat etwas näher an den Zeitungsmenschen heran, der vor ihm stand.

      Dann ging es in Einzelreihe, einer hinter dem andern, unter langen, über ihren Köpfen hängenden Leuchtröhren in einen endlosen Korridor, vorbei an Türen rechts und links, durch deren viereckige Sichtfenster Mahindan Doppelstockbetten und Wasch­becken sehen konnte.

      Er fragte sich, wie es wohl im Frauengefängnis aussah, und er machte sich Sorgen, wie Sellian ohne ihn zurechtkam. Neun Monate lang, seit dem Tag, als sie auf den Lastwagen der Vereinten Nationen aus Kilinochchi fliehen konnten, waren sie unzertrennlich gewesen. Jetzt fühlte sich Mahindans Hand, die Sellian immer gehalten hatte, entsetzlich leer an.

      Die Männer wurden in einen Waschraum geführt, wo sie sich gruppenweise waschen konnten. Als Mahindan an der Reihe war, knöpfte er das Hemd auf und zog so heftig am Gürtel, dass Hose und Unterhose sich mit einem Zug lösten. Seit Monaten hatte er die Sachen nicht wechseln können. Sie abzustreifen war, als schälte er sich aus einer schmutzigen Hautschicht heraus. Feuchter, modriger Gestank stieg ihm in die Nase.

      Splitternackt stand er da, fühlte sich entblößt und erleichtert zugleich. Jetzt, wo es ans Waschen ging, merke er erst richtig, wie viel Dreck sich überall an seinem Körper festgesetzt hatte – in den Ohren, unter den Fingernägeln, in der Gesäßspalte. Kräftig rieb er sich die Arme ab und hatte kleine Dreckklümpchen an den Fingern, den Schweiß und den Staub von Monaten.

      Der Aufseher zeigte auf einen Abfalleimer, und Mahindan warf alles hinein: Hemden, Hosen, Schuhwerk alles. Die Sandalen versanken darin und er hoffte, man würde alles verbrennen.

      Er bekam ein Handtuch und ein Stück Seife und trottete, zusammen mit elf anderen СКАЧАТЬ