Boat People. Sharon Bala
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Название: Boat People

Автор: Sharon Bala

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783963114441

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СКАЧАТЬ für die Handtücher angebracht. Mahindan hockte sich hin, aber es gab keinen Eimer und keinen Wasserhahn.

      Das Wasser kommt aus der Decke, rief der Zeitungsmensch von der anderen Seite des Waschraums. Alle standen sie mit dem Gesicht zur Wand und dem nackten Rücken den anderen zugekehrt. Ganz oben über seinem Kopf entdeckte Mahindan den Wasserhahn. Mit dieser kanadischen Waschvorrichtung konnte er überhaupt nichts anfangen.

      Ihr müsst an der Scheibe drehen, rief der Zeitungsmensch. Mahindan hörte es regnen, drehte sich um und sah den Zeitungsmenschen unter einem Wasserfall stehen, sah, wie er sich mit der Seife kräftig die Achselhöhlen rieb, so als hätte er das schon oft getan.

      Mahindan trat zur Seite und drehte vorsichtig an der Scheibe. Das Wasser schoss aus dem Hahn. Er streckte die Hand aus und fühlte, wie warm es war.

      Ihr müsst euch drunterstellen, rief der Zeitungsmensch.

      Mahindan sah, wie die anderen der Anweisung folgten, und tat es auch. Er hielt die Luft an und trat unter das herabströmende Wasser. Es schlug hart auf ihn ein und er musste schlucken, um nicht aufzuschreien. Alles, was er jetzt hörte, war der Wasserstrahl – laut, unangenehm, feindselig.

      Er seifte sich ein, bis es schäumte – Monate von Blut und Krieg rannen schlammig schwarz in den Abfluss in der Mitte des Raumes. Die Schrecken von Sri Lanka wurden weggewaschen mit ­kanadischen Wassern, verschwanden in kanadischen Abflussrohren.

      Er seifte sich die Haare kräftig ein, Schaum triefte ihm vom Bart. Der Aufseher rief irgendetwas, dann kam von weit her und von Wasser überströmt die Stimme des Zeitungsmenschen: Beeilt euch mal, draußen warten noch mehr.

      Mahindan stand auf einem Fuß und säuberte sich die Zehen. Er rubbelte die Seife von den Fingernägeln. Es war anstrengend, das alles unter dem peitschenden Wasser und mit geschlossenen Augen zu bewerkstelligen. Er dachte an die Eimer auf dem Schiff – und den Luxus des einfach aus der Wand strömenden sauberen Wassers hier. Wie viel besser es doch in diesem neuen Land war, trotz der unangenehmen Wäsche im Stehen.

      Notdürftig mit ihren Handtüchern bedeckt, wurden sie in einen Ankleideraum geführt. Mahindan fühlte sich wohl wie nie in seiner eigenen, glatt geschrubbten, um einige Töne helleren Haut. Einer nach dem andern mussten sie sich an eine Messleiste an der Wand stellen und dann die Füße in eine Metallvorrichtung setzen. An einem Schalter reichte ein Mann in Uniform jedem ein Bündel durch die Fensteröffnung: graue Hose, grüner Pullover, Turn­schuhe.

      Mahindan bewunderte die langen weißen Schnürsenkel mit ihren durchsichtigen Plastikröhrchen an beiden Enden. Er zog die Schuhzunge hoch und schlüpfte mit dem Fuß in den bequemen, warmen Schuh. Er fädelte die Schnürsenkel ein, betrachtete das Etikett an der Ferse und war überrascht, dass es keine Schuhe von Bata waren.

      Noch nie hatte er solche Schuhe getragen und fragte sich, ob Sellian so etwas Ähnliches bekommen hatte, ob er auch diese komische Körperwäsche im Stehen über sich hatte ergehen lassen müssen, ob sie ihm Angst eingejagt hatte, ober er geweint hatte. Der Gedanke an Kumurans Frau löste ungute Gefühle in ihm aus, er wusste nicht, wie diese Frau mit seinem Jungen umgehen würde. Die Erinnerung daran, wie Sellian unter Schluckauf die Tränen zurückgekämpft hatte, schnürte ihm die Brust zu. Aber Sellian und der Sohn dieser Frau sind ja befreundet, sagte er sich. Und außerdem war es auf kurze Zeit. So als hätte er den Jungen in ein Internat geschickt.

      Internat, sagte er sich noch einmal. Machten die Eltern sich den ganzen Tag Sorgen, wenn ihre Kinder in so einem Internat waren? Nein, das taten sie nicht.

      Der Aufseher gab ihnen ein Zeichen, alle drehten sich wie auf Kommando um und sahen: zwölf Männer in derselben Uniform, mit tropfenden Bärten und nass auf der Stirn klebenden Haaren.

      Sie brachen in ein ohrenbetäubendes Gelächter aus. Mahindan bog sich vor Lachen, krümmte sich in rasenden Zuckungen. Nach allem, was er durchgemacht hatte – dem schreienden Baby an der Brust der toten Mutter, dem zerfetzten Zelt, den Monaten auf dem Meer –, nach all dem waren sie nun hier. In einem Land, wo es Regen im Haus gibt und für jeden den gleichen grünen Pullover. Mahindan stützte sich auf einer Seite ab, richtete sich auf und sah, wie der Aufseher sie ratlos anstarrte.

      Dann ging es zurück in den langen Korridor. Ihre Gummisohlen quietschten auf dem Linoleum. Sie hielten vor jeder Tür an, und je drei wurden hineingewiesen. Einige der Männer lachten noch vor sich hin. Mahindan strich mit der Hand über seinen Pullover, spürte den Arm im Ärmel, die weiche Baumwolle auf der Haut. Ich bin kein Tier, dachte er. Und zum ersten Mal seit langem fühlte es sich an wie die Wahrheit.

      Er kam in eine Zelle zusammen mit Ranga und dem Zeitungsmann. Drei schmale Betten aus Metall, eins doppelstöckig, eins einzeln, mit grauen Decken und weißen Kopfkissen. Die Wände waren aus Beton.

      Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, nahmen sie ihre Betten ein. Mahindan kletterte auf das obere Bett und rollte sich seitlich darauf. Seine Beine brummten vor Erleichterung und Erschöpfung. Jetzt merkte er, wie weh sie ihm taten. Der ganze Körper gab nach, überließ sich hemmungslos und total dem Bett. Die Tür schlug zu.

      Die Zelle war, wie bei einer öffentlichen Toilette, oben offen. Mahindan starrte auf die Belüftungsrohre über seinem Bett, bis sie in seinen Augen verschwammen. Er hörte die gedämpften Schritte der Männer draußen im Korridor, er hörte, wie seine Zimmergenossen sich in ihren Betten umdrehten, er hörte das Rascheln des Bettzeugs, das Knarren des Bettgestells. Es war das Knirschen des Schiffes, das Rauschen der Palmenwedel über ihm. Eine Kokosnuss fiel zu Boden, und Mahindan war eingeschlafen.

      Das Zelt schwankte. Mahindan fuhr zusammen. Er schlug die Augen auf und spürte eine Hand an seinem Schultergelenk.

      Ein paar Rechtsanwälte sind gekommen, sagte Ranga.

      Mahindan setzte sich schnell auf. Sellian! Jetzt würden sie erfahren, wie es weitergeht. Er und seine Zimmergenossen folgten dem Wärter. Sie liefen hintereinander, Mahindan bildete den Schluss, vor ihm der hinkende Ranga.

      Mahindan versuchte, seine Träume ins Gedächtnis zurückzurufen. Es kamen vage Bilder, eher gefühlt als gesehen, und es überraschte ihn, dass er einige als angenehm empfand. Es waren Erscheinungen von blauer Seidenstickerei, von purpurnen Fäden, vom weiblichen Duft von Sandelholz.

      Über ihnen hing ein schwarzes Schild mit roten Lettern. Mahindan betrachtete die exotischen Buchstaben, geradlinig und eckig. Das war Kanada – sauber und ordentlich. Ein gutes Land für einen Neuanfang.

      Er bedauerte, seine Zelle mit Ranga teilen zu müssen, mit dieser Klette von einem Menschen, die sich ihm gleich am Anfang angeheftet hatte und einfach nicht abzuschütteln war. Aber das würde bald vorüber sein. Es war nur auf kurze Zeit, hatte die Schwester ja gesagt. Gut war hingegen, dass der Zeitungsmensch Englisch sprach. Mahindan konnte ein paar Worte von ihm aufgreifen, später würde er Englisch lernen, Arbeit bekommen, eine kleine Wohnung finden.

      Sellian war ein heller Kopf. In der Schule würden sie ihm Englisch beibringen und abends könnten sie zusammen üben. Mahindan griff instinktiv nach Sellians Hand, aber die war nicht da.

      Sie gingen auf drei Leute zu – einen großen weißen Mann und zwei dunkelhäutige Frauen. Die Rechtsanwälte. Eine Hoffnung leuchtete in ihm auf. Die konnten ihm bestimmt etwas über Sellian sagen.

      Eine der Frauen führte das Wort. Ihr Tamil war fließend und akzentfrei. Sie war die Dolmetscherin vom Tamilischen Bund. In Kanada leben tausende von Tamilen, erklärte sie ihnen. Hunderttausende. So viele Tamilen, dass sie ihre eigene Organisation СКАЧАТЬ