Boat People. Sharon Bala
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Название: Boat People

Автор: Sharon Bala

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783963114441

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СКАЧАТЬ ohne Rückfahrt irgendwohin gekauft, nur um aus diesem gottverlassenen Land herauszu­kommen, aber jetzt zu sehen, dass er an einen Ort gekommen war, wo so viele Landsleute von ihm lebten, das war der reinste Glücksfall.

      Die Dolmetscherin erklärte ihnen, dass Kanada von ihrem Schiff gewusst und es seit Wochen erwartet hatte. Die Ankunft war vorausgesagt worden. Mahindan sah darin ein günstiges Omen. Eine Gottheit hatte ihnen den Weg bereitet, hatte diese Tamilen in einem fremden Land dazu bewegt, ihnen zu helfen.

      Der Zeitungsmensch stellte sich ihnen vor als Prasad. Das war alles geplant?, fragte er, mit den Leuten in Sri Lanka, die unsere Schiffsreise arrangiert haben?

      Nein, sagte sie. Die Regierung hat das Schiff über ihr Satellitensystem entdeckt.

      Wozu brauchen wir Rechtsanwälte?, wollte Ranga wissen. Er saß etwas abseits von der Gruppe, schräg der Tür zugewandt, so als wollte er jeden Moment aufspringen und weglaufen.

      Das ist so, sagte die Dolmetscherin: Nach kanadischem Recht haben Sie keinerlei Status. Um hier bleiben zu dürfen, brauchen Sie zuallererst die Anerkennung als Flüchtlinge. Und das ist ein bisschen kompliziert.

      Aber wir sind doch Flüchtlinge, oder?, fragte Ranga. Was sollten wir sonst sein?

      Was denken sich diese Leute eigentlich?, ging es Mahindan durch den Kopf. Haben wir uns denn auf das klapprige Schiff gewagt und unser Leben aufs Spiel gesetzt, um irgendwo Ferien zu machen?

      Die Dolmetscherin sagte, dass das alles sehr kompliziert sei, weil es ja juristische Definitionen und bürokratische Vorschriften gebe. Aber sie sollten sich keine Sorgen machen, der Tamilische Bund hatte Rechtsanwälte angeheuert, die alles klarstellen würden. Mahindan sah, wie Prasad nickte, und das beruhigte ihn ein wenig. Natürlich würden sie Formulare ausfüllen müssen. Die Kanadier mussten ihre eigenen, speziellen Verfahren befolgen. Gott sei Dank hatten sie Rechtsanwälte, die sie durch die Formalitäten schleusen würden.

      Der große Mann hatte offensichtlich die Leitung. Mahindan konnte es an der Art und Weise erkennen, wie er lässig und breitbeinig dasaß, mit seinem ungekämmten grauen dünnen Haar, das nach allen Seiten abstand, und seinem Zweitagebart.

      Die andere Rechtsperson war eine jüngere Frau von Ende zwanzig, schätzte er. Sie saß kerzengerade und hochkonzentriert auf ihrem Stuhl, so als erwartete sie, jeden Moment aufspringen und etwas äußerst Kompliziertes ausführen zu müssen. Sie hatte gleich am Anfang oben auf ihrem Block etwas notiert und dann den Stift weiter bereitgehalten, so dass etwas Tinte aufs Papier auslief. ­Mahindan war enttäuscht, nicht seine vertraute Tamil-Schrift zu sehen.

      Er fragte nach Sellian und sah, wie die beiden Frauen etwas besprachen; er sah, wie ihre Gesten denen des großen Mannes glichen; er hörte, wie ihre Stimmen denen der Offiziere ähnelten, die ihr Schiff geentert hatten. Die Dolmetscherin trug ein goldenes Piercing im rechten Nasenflügel. Die Anwältin trug einen eng am Hals anliegenden Thali-Anhänger. Die beiden Frauen sahen aus wie Tamilen, gaben sich aber wie Kanadierinnen.

      So wird das mit Sellian sein, dachte Mahindan: ein Tamile und gleichzeitig ein Kanadier. Er wird sich kleiden wie sie, er wird sich bewegen wie sie, und Kanada wird sein Land sein.

      Das Frauengefängnis ist nicht weit entfernt von hier, sagte die Dolmetscherin. Ich werde einen Besuch für Sie arrangieren.

      Er braucht mich in seiner Nähe, sagte Mahindan. Er ist sehr ängstlich.

      Er dachte an Kumurans Frau, an den Hass in ihren Augen. Die ganzen Wochen auf dem Schiff hatten sie kein einziges Mal miteinander gesprochen, obwohl die Jungen hin und wieder zusammen gespielt hatten. Würde die sich an seinem Jungen rächen? Würde sie ihn misshandeln?

      Die Frau, die sich um meinen Sohn kümmern soll, sagte Mahindan, ist ihm völlig fremd.

      Er wird von Frau Savitri Kumuran beaufsichtigt?, fragte die Dolmetscherin.

      Mahindan zuckte zusammen und lehnte sich zurück. Nein, ihr Name …

      Die Dolmetscherin besprach sich mit den Anwälten, und Mahindan versuchte bestürzt, das, was er wusste, mit dem, was gesagt worden war, in Einklang zu bringen.

      Ja, sagte die Dolmetscherin. Es ist Mrs. Kumuran. Das Gute ist, dass Sie dieselben Anwälte haben. Wir werden demnächst mit ihr sprechen. Hören Sie. Wir sind nicht in Sri Lanka. Sie haben mein Wort, dass der Junge in sicheren Händen ist. Er hat inzwischen Essen bekommen und ist gewaschen worden. Über Ihren Sohn, sagte sie mit seitlicher Kopfbewegung, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.

      Irgendetwas an der Art, wie sie das sagte, und an der Bestimmtheit, die aus ihrem Gesicht sprach, flößte ihm Vertrauen ein, er glaubte ihr. Wir sind in Kanada, dachte er. Vergiss die Frau. Auf dieses Land kann ich bauen.

      Wie lange sollen wir im Gefängnis bleiben?, fragte Ranga und streifte mit einer Hand flüchtig über die Narbe auf seiner Wange.

      Mr. Gigovaz antwortete auf Englisch. Er richtete sich emphatisch gestikulierend an alle.

      Der erste Schritt sei, ihre Identität nachzuweisen. Die Regierung würde ihre Papiere prüfen. Es gäbe viele Formulare, die sie ausfüllen müssten. Man würde sorgfältig überprüfen, wer das Gefängnis verlassen dürfe. Darauf folge eine Anhörung, um festzustellen, ob sie Flüchtlingsstatus beantragen dürften. Und dann käme eine weitere Anhörung, ob der Flüchtlingsstatus ihnen gewährt werden könne. Das war das Prozedere, und es würde eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Niemand könne voraussagen, wie lange es dauern wird.

      Kann mein Sohn nicht hier unterkommen?, fragte Mahindan. Er ist noch klein … gerade mal sechs Jahre.

      Sie müssen schon Geduld haben, sagte Mr. Gigovaz. Frauen und Kinder werden vorrangig behandelt.

      Das alles klang kompliziert und ermüdend. Mahindan konnte den Unterschied zwischen der einen Anhörung und der nächsten nicht begreifen. Die ganze Zeit waren sie in Sri Lanka auf der Flucht gewesen, dann kamen sie ins Gefangenenlager, und immer ging es nur darum, am Leben zu bleiben und rauszukommen. Er hatte sich kaum Gedanken darüber gemacht, was passieren wird, wenn das Schiff in einen Hafen einläuft. Nur diese vage Vorstellung hatte er gehabt: Sie würden das Schiff verlassen und frei ihrer Wege gehen. Jetzt aber schien ihre Ankunft wieder nur ein Anfang zu sein. Sein Optimismus trübte sich angesichts der Aussicht auf einen erneuten langen Weg.

      Die Dolmetscherin musste die Enttäuschung im Raum gespürt haben. Machen Sie sich doch bitte keine Sorgen, sagte sie. Sie sind in ein gutes Land gekommen. Hier sind Sie gut aufgehoben.

      VERHANDLUNGEN

      April 2002

      Los!, rief Chithra. Sie sprangen von ihren Sitzen und rannten den staubigen Weg entlang. Als Mahindan einem Hund ausweichen musste, überholte Chithra ihn mit ihren bimmelnden Fesselglöckchen.

      Der Aprilhimmel leuchtete tiefblau, die Reisfelder waren saftig grün. In weiter Ferne trotteten Elefanten daher.

      Mahindan holte sie am Staubecken ein. Eine Herde Wasserbüffel kühlte sich am flachen Rand ab, die Kolosse warfen sich ins Schilfdickicht und spritzten wild um sich.

      Aiyo!, rief sie und prustete und lachte. Hättest beinah jemandes Ammachi über den Haufen gelaufen!

      Poodi visari, scherzte er zurück. Nichts als Ärger.

      Mahindan liebte ihr gemächliches Samstagsritual. Morgentee СКАЧАТЬ