Boat People. Sharon Bala
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Название: Boat People

Автор: Sharon Bala

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783963114441

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СКАЧАТЬ Subaru stand mit laufendem Motor vor dem Eingang des Wohnhauses, als Priya um vier Uhr morgens aus ihrem Apartment herunterkam. Ein Streifenwagen der Polizei war herangefahren und hatte sich danebengestellt, beide Fahrer hatten die Fenster heruntergekurbelt, wie die Typen in einer Polizeiserie.

      Priya stand unter der verschlissenen grünen Markise und zog kräftig an der Tür, um sicher zu sein, dass sie richtig zu war. Dann ging sie zur Bordsteinkante. Der Wind trieb den Regen schräg über das Pflaster, so dass die Tropfen in kleinen weißen Spritzern vom Asphalt zurücksprangen. Die Polizei fuhr weg, als sie in Gigovaz’ Auto einstieg.

      Nette Gegend, sagte er.

      Priya wusste nicht, was sie antworten sollte, und schwieg, während sie ostwärts die Hastings entlangfuhren, vorbei an zusammengeschobenen Einkaufswagen und leeren Geschäften, an zusammengedrängt in Hauseingängen schlafenden Gestalten. In der einen Hand hielt sie ihren Thermobecher, mit der anderen mühte sie sich ab, den Sicherheitsgurt zu schließen.

      Gigovaz hatte das Radio auf einen Sender für leichte Unterhaltungsmusik eingestellt.

      Avishai Cohen, sagte er.

      Der Name sagte Priya nichts, aber weil sie Gigovaz keinen guten Morgen entboten hatte, sagte sie: Sehr schön.

      Er drehte die Lautstärke hoch und Priya war erleichtert, dass kein Small Talk von ihr erwartet wurde. Der Regen trommelte in gleichmäßigem Rhythmus aufs Autodach. Innen roch es nach abgestandenem Kaffee und nassem Hund. Einwegbecher lagen vollgestopft mit Big-Mac-Tüten herum, eine verschlissene Decke war über den Rücksitz ausgebreitet worden, auf dem Armaturenbrett lag eine feine Staubschicht, auf dem Boden eine Plastiktüte mit zur Hälfte zerkrümeltem Hundekuchen. Priya saß zum ersten Mal in Gigovaz’ Auto und war in keiner Weise überrascht.

      Als sie an Richmond vorbei nach Süden fuhren, ließ der Regen nach. Containerschiffe und Baukräne kamen in Sicht, goldene Lichttupfen drangen durch den Nebel. Im Radio kündigte ein melodischer Dreiklang die Nachrichten an. Top-Story: die Flüchtlinge.

      Das Schiff wurde zwölf Seemeilen vor der Vancouver-Insel von uns aufgegriffen, berichtete ein Sprecher der Königlichen Kanadischen Berittenen Polizei. Die Migranten wurden in Gewahrsam genommen, eine gründliche Durchsuchung des Schiffs ist zurzeit im Gang.

      Der Nachrichtensprecher warf ein: Das Schiff führte keine Flagge und keine Registrierungsnummer – ein Zeichen dafür, so die Küstenwache, dass es unbemerkt in Kanada habe landen wollen.

      Gigovaz schaltete das Radio aus. Ein Riesenfrachter mit hunderten von Leuten, sagte er. Ich bin sicher, die wollten sich klammheimlich einschleichen.

      Am Fährhafen wurden sie in die Schlange hinter einen blauen Camry gewinkt. Eine kanadische Flagge war an dessen Antenne geheftet und wehte leicht in der Brise. Der Himmel hatte sich zu einem milden Grau verfärbt, es war richtig Morgen geworden. Der Parkplatz war fast leer, nur ein paar Pendler waren an diesem Feiertag, einem Mittwoch, unterwegs. Gigovaz leierte das Fenster nach unten, um den Seitenspiegel abzuwischen. Priya machte dasselbe auf ihrer Seite, trocknete dann die Hand an ihrem Rock ab und unterdrückte ein Gähnen.

      Heute hätte man ausschlafen sollen, Pulled Pork und Pancakes essen und vom Kitsilano-Strand aus das Feuerwerk des Nationalfeiertags anschauen – ohne Flüchtlinge, ohne Gigovaz und ohne diese Fahrt zur Vancouver-Insel, mitten in der Nacht.

      Gigovaz war total abgedriftet, als Priya ihn auf einer Sitzung der ganzen Belegschaft zum ersten Mal wahrnahm. Die Partner von Elliot, McFadden, and Lo beglückwünschten sich bei einer Power-­Point-Präsentation anlässlich fünf stolzer Zahlenreihen. Priya stand an die Hinterwand gelehnt und versuchte, ihre eingezwängten Zehen zu ignorieren, wobei ihr eine eidesstattliche Erklärung durch den Kopf ging, die sie auftreiben musste. Da bemerkte sie ihn. Gigovaz saß zusammengesackt in seinem Sessel, das Kinn auf der Brust, an den Fingern baumelte eine Kaffeetasse. In der Gesellschaft tadellos sitzender Nadelstreifenanzüge und scharf gespitzter Schreibstifte gab er eine konturlos schwammige Gestalt ab, die in weichen Falten nach allen Seiten überschwappte.

      McFadden sagte: Die in Rechnung zu stellenden Stunden sind um 47 Prozent gestiegen, und erntete dröhnenden Applaus. Gigovaz fuhr erschrocken hoch, und Priya starrte unwillkürlich in ein verschlafen schielendes Augenpaar. Sie wandte sich ab und klatschte mit, aber blickte möglichst unauffällig kurz darauf noch einmal zu ihm hinüber. Gigovaz musterte sie immer noch.

      Nach der Sitzung folgte er ihr in den Aufzug und bat sie, ihm die Silben ihres Nachnamens auszusprechen.

      Raja, sagte sie.

      Raja, wiederholte er.

      Ein paar andere Personen waren im Aufzug, aber die sagten kein Wort.

      Say-kar.

      Say-kar.

      An.

      Rajakaran, sagte er.

      Raja-se-kar-an, korrigierte sie ihn.

      Sie fand ihren eigenen Namen ziemlich dumm. Die einzelnen Silben verloren durch die Wiederholung ihre Bedeutung, klangen peinlich.

      Sie sind Sri-Lankerin?, fragte er.

      Ich bin Kanadierin, sagte sie und hob den Kopf ein wenig höher.

      Gigovaz verdrehte eine zerknitterte Hand in der Luft und sagte: Ja, ja. Aber Ihre Familie kommt ursprünglich aus Sri Lanka, nicht wahr?

      Der Aufzug hielt an und eine Person stieg aus.

      Ja, sagte sie. Sie waren zehn Etagen von ihrem Schreibtisch entfernt, und alle Knöpfe auf der Schalttafel leuchteten.

      Tamilen?, fragte er.

      Ja.

      Sie biss sich auf die Lippen und presste die Hände zusammen.

      Gigovaz war Senior Counsel, also einer der ranghöheren Anwälte in der Firma, aber an seinem Kragen war auch ein Schmierfleck von Schokolade. Man wusste nicht so recht, wie man sich in seiner Gegenwart verhalten sollte. Noch eine einzige blöde Frage, und Priya würde aussteigen und die Treppen nach oben gehen.

      Sie sind Jurastudentin im letzten Jahr? Und bevor sie antworten konnte, fragte er, ob sie Flüchtlingsrecht belegt habe.

      Die Tür ging auf und sie traten beiseite, damit eine Frau sich von hinten zwischen ihnen durchquetschen konnte.

      Ich spezialisiere mich auf Körperschaftsrecht, sagte Priya.

      Mit IFPA haben Sie sich nicht befasst?, fragte er.

      IFPA. Sie wusste nicht mehr, was dieses Akronym genau bedeutete, und reimte sich zusammen: Immigrations-Flüchtlings-und-Noch-was-Akt.

      Wir haben Scheidungsrecht gemacht.

      Wer ist Ihr Tutor?

      Joyce Lau. Fusionierung und Erwerb.

      Joyce Lau trug ihr Haar in einem Knoten zusammengesteckt und fuhr einen Audi. Sie war der jüngste Senior Counsel in der Geschichte der Firma, und Priya hatte für diesen Job fünf Kommilitonen ihres Jahrgangs aus dem Feld geschlagen.

      Gigovaz СКАЧАТЬ