Название: Die großen Reden der Indianer
Автор: Отсутствует
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802598
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Wir brachten die Engländer an unsere Seen, damit sie mit den Utawawa19 und den Quatoghie20 Handel treiben können, so wie die Adirondack21 die Franzosen zu unseren Siedlungen brachten, damit sie ebenfalls Handel treiben, auch wenn die Engländer behaupten, dies sei allein ihr Recht. Wir sind frei geboren, wir sind weder von Yonnondio noch von Corlear abhängig.
Wir können gehen, wohin wir wollen, und mitnehmen, wen wir wollen, und kaufen und verkaufen, was uns gefällt: Wenn eure Verbündeten eure Sklaven sind, behandelt sie auch so und befehlt ihnen, keine anderen Leute zu empfangen als eure. Dieser Gürtel bewahrt meine Worte.
Wir gaben den Twihtwie22 und Chictaghick einen Denkzettel, weil sie die Friedensbäume gefällt hatten, die die Grenzen unseres Landes waren. Sie haben auf unserem Land Biber gejagt: Sie haben dabei den Sitten aller Indianer zuwidergehandelt; denn sie haben keine Biber am Leben gelassen und sowohl männliche als auch weibliche Tiere getötet. Sie holten die Satanas23 in ihr Land, um sich mit ihnen zu verbünden, nachdem sie üble Pläne gegen uns ausgeheckt hatten. Wir haben uns weniger zuschulden kommen lassen als Engländer und Franzosen, die die Gebiete so vieler indianischer Völker an sich gerissen und die Menschen aus ihrem eigenen Lande verjagt haben. Dieser Gürtel bewahrt meine Worte.
Hört, Yonnondio, aus mir spricht die Stimme aller Five Nations; hört, was sie antworten, öffnet eure Ohren für das, was sie sagen: Die Seneca, Cayuga, Onondaga, Oneida und Mohawk sagen, als sie das Kriegsbeil in Anwesenheit eures Vorgängers in Cadarackui24 in der Mitte des Forts begraben haben, dass sie an der gleichen Stelle den Baum des Friedens gepflanzt haben, der sorgsam bewahrt werden solle, damit das Fort aus einem geschützten Lager für Soldaten zu einem Ort des Austausches für Händler werde; damit statt Waffen und Kriegsmunition dann nur Biberfelle und Handelswaren dorthin gebracht werden.
Hört, Yonnondio, sorgt in Zukunft dafür, dass der Friedensbaum, der in so einem kleinen Fort gepflanzt worden ist, von einer so großen Menge an Soldaten, wie sie hier versammelt sind, nicht erstickt wird. Es wäre ein großer Verlust, solltet ihr, nachdem er so leicht Wurzeln geschlagen hat, sein Wachstum beenden und verhindern, dass er euer und unser Land einmal mit seinen Zweigen beschirme. Ich versichere euch im Namen der Five Nations, dass unsere Krieger unter seinem Laubdach zu dem Kalumet des Friedens tanzen, ruhig auf ihren Matten bleiben und niemals das Kriegsbeil ausgraben werden, solange ihre Brüder Yonnondio und Corlear nicht entweder zusammen oder jeder für sich alleine einen Angriff gegen das Land unternehmen, das der große Geist ihren Vorfahren gegeben hat. Dieser Gürtel bewahrt meine Worte, und dieser andere bezeugt die Vollmacht, die die Five Nations mir erteilt haben.
[Dann wandte sich Garangula an Monsieur Le Maine und sagte:]
Nur Mut, Ohguesse, ihr habt Geist, sprecht, erläutert meine Worte, vergesst nichts, sagt Yonnondio, eurem Gouverneur, alles, was eure Brüder und Freunde sagen durch den Mund Garangulas, der euch liebt und der wünscht, dass ihr dieses Biberfell als Geschenk annehmt und zu Gast seid bei dem Festmahl, zu dem ich euch einlade. Dieses Biberfell übersende ich an Yonnondio als Geschenk der Five Nations.
9. Unbekannter Häuptling
(Susquehannock), nach 1706
Textvorlage: Helen Hunt Jackson: A Century of Dishonour. A Sketch of the United States Government’s Dealings with Some of the Indian Tribes. New York 1881, S. 300–301
Hintergrund: Die Susquehannock, nach ihrem Hauptort westlich von Philadelphia auch Conestoga genannt, wohnten am Susquehanna, der mit einer Länge von 700 km durch New York, Pennsylvania und Maryland fließt, und gehörten zur Irokesen-Sprachfamilie, mit den Five Nations jedoch waren sie verfeindet. Von diesen nach Süden gedrängt, befanden sie sich in ständigen Auseinandersetzungen mit den Powhatan, über die sie mit der Zeit die Oberherrschaft erlangten. 1615 bekamen sie Kontakt mit französischen, dann auch mit niederländischen und englischen, schließlich mit schwedischen Siedlern und nahmen einen regen Pelzhandel auf. Ein Schwede war wohl auch der erste Missionar, der den Stamm aufsuchte. Die Antwort auf seine Ausführungen war die unten stehende Rede, die den Missionar so beeindruckt haben soll, dass er sie in lateinischer Sprache niederschrieb, weshalb mit erheblichen Veränderungen zu rechnen ist. Da sie unter den Indianerstämmen zu den besonders geschickten Fallenstellern gehörten, überjagten sie ihr eigenes Gebiet und rotteten, wie allerdings auch andere Stämme, die Biber aus. In den darauf ausbrechenden Biberkriegen ab 1630 wurden ihre Verbündeten, die Huronen/Wyandot, dann die Erie vernichtet, und sie selbst wurden nach Süden gedrängt, später an den Potomac River. Zwei Pockenepidemien 1661 und 1667 hatten den Stamm inzwischen erheblich verkleinert. Nach blutigen Auseinandersetzungen mit Siedlern zogen sie wiederum nach Norden und wurden von den Irokesen als ihren neuen Oberherren in ein Siedlungsgebiet zwischen den Mohawk und Oneida gewiesen.
Erst um 1706 durften sie wieder in ihr früheres Dorf Conestoga in Pennsylvania zurückkehren. Dort besuchte 1704 der Quäker-Prediger Thomas Challey den Stamm und predigte von der Erbsünde.
Die Mission der Quäker spaltete am Ende den Ort, und wer sich nicht anschloss, zog weg. 1763, während des Pontiac-Krieges, wurde das Dorf Conestoga von aufgebrachten Weißen zerstört, und die Reste des Stammes der Susquehannock wurden gänzlich vernichtet.
Die Rede: Unsere Vorväter waren (so wie wir) der festen Überzeugung, dass, wer in diesem Leben Gutes tut, im nächsten Leben dem Grad seiner Tugendhaftigkeit entsprechend belohnt wird, und andererseits, wer Böses tut, im Jenseits Strafen erleidet, die dem Ausmaß der Übeltaten entsprechen, derer er sich schuldig gemacht hat. Dies wurde Generationen lang von all unseren Vorfahren stets und ständig als feststehende Wahrheit erfahren und betrachtet. Somit kann es nicht nur ausgedacht worden sein; denn was Menschen sich ausdenken, und sei es noch so klug und fein ersonnen, vermag bei Menschen, denen es gestattet ist, alles frei zu erkunden und zu prüfen – und dies war unseren Vorfahren nie verwehrt gewesen – niemals über längere Zeit hinweg seine Glaubwürdigkeit bewahren.
Nun möchten wir einige Fragen stellen. Glaubt er, dass unsere Vorväter – Männer von beispielhafter Frömmigkeit, gütig und beständig in ihrem Streben nach Tugend und in der Hoffnung lebend, hierdurch in die ewige Seligkeit einzugehen – allesamt für die Hölle bestimmt waren? Glaubt er, dass wir, die wir eifrige Nachahmer ihrer guten Taten sind und von denselben Überzeugungen getragen werden, wir, die wir uns ernsthaft und mit der größten Sorgfalt bemühen, den Weg der Rechtschaffenheit zu beschreiten, ebenfalls der Verdammnis anheimgegeben sind? Wenn das seine Meinung ist, so ist diese wahrlich so pietätlos wie anmaßend und verwegen.
Nur einmal angenommen, einige unserer Vorväter hätten abscheuliche Freveltaten begangen, Untaten, wie sie – so ist es uns zu Ohren gekommen – von einem gewissen Volk einer anderen Rasse begangen worden sind. In einem derartigen Fall würde Gott den Verbrecher mit Sicherheit bestrafen, aber uns, die wir unschuldig sind, würde er doch keinesfalls in diese Bestrafung mit einbeziehen. Wer anders denkt, macht aus dem Allmächtigen dadurch zwangsläufig ein sehr launisches Wesen mit einem schlechten Charakter.
Noch einmal: Sind die Christen tugendhafter oder sind sie nicht vielmehr lasterhafter, als wir das sind? Und wenn es zuträfe, dass sie lasterhafter sind, wie kommt es, dass Gottes Güte auf sie nur so herabströmt, während wir vergessen werden? Gewährt er denn seine Gnade Tag um Tag so ganz ohne jede Voraussetzung und so voreingenommen? Kurz und gut, wir halten die Christen für moralisch sehr viel niedriger stehend als uns, und wir ziehen Verbindungen zwischen ihrer Lehre und der Verderbtheit ihres Lebenswandels.
10. Unbekannter Häuptling
(Irokesen), СКАЧАТЬ