Название: Die großen Reden der Indianer
Автор: Отсутствует
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802598
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Pocahontas heiratete 1610 den sonst nicht bekannten Häuptling Kocoun. Bei einem Austausch von Nahrungsmitteln gegen Gefangene, den die Häuptlingstochter 1613 begleitete, wurde sie selbst von den Weißen gefangen genommen. Sie wurde mit dem Christentum bekannt und ließ sich auf den Namen Rebecca taufen. Mit der Genehmigung ihres Vaters heiratete sie 1614 den Engländer John Rolfe, 1615 wurde der gemeinsame Sohn Thomas geboren. Die Verbindung beruhigte für einige Zeit die Spannungen zwischen Einheimischen und Weißen. 1616 reisten Pocahontas/Rebecca und John Rolfe nach England, wo sie am Königshof empfangen wurden. Kurz vor der Heimreise starb sie 1617 und wurde in einer Kirche in England bestattet.
Wahunsonacock starb 1618. Er hatte mehrere Brüder, darunter Opitchapan, den er offenbar kurz vor seinem Tod zu seinem Nachfolger machte, und Opekankanough (gest. 1644 in hohem Alter), der hinter dem nominellen Häuptling Opitchapan der eigentliche Anführer der Powhatan wurde und die Engländer aus dem Gebiet des Stammes vertreiben wollte. Am 22. März 1622 unternahm er daher einen Angriff auf die Bewohner der englischen Kolonie Jamestown, wobei unter vielen anderen Weißen John Rolfe ums Leben kam. In den vierzehn folgenden Jahren herrschte Krieg zwischen den Powhatan und den Neusiedlern, bis es 1636 zu einem Friedensvertrag kam.
Im April 1644 allerdings überfiel Opekankanough mit seinen Kriegern englische Siedler und soll über 500 Weiße getötet haben. Er selbst wurde dabei gefangen genommen und von einem Wächter erschossen. Ein englischer Vergeltungsschlag folgte, und in den nächsten Jahrzehnten wurden die Powhatan durch Epidemien sowie Kämpfe mit Weißen und mit feindlichen Indianerstämmen dezimiert. Viele gingen in anderen Stämmen auf.
Pocahontas’ Sohn Thomas war als Unternehmer erfolgreich; noch heute führen Familien ihre Abstammung auf ihn zurück.
Die Rede: Ich bin nun alt geworden und muss bald sterben, und mein Amt wird dann nacheinander auf meine Brüder Opitchapan, Opekankanough und Catataugh3 und danach auf meine Schwestern und ihre zwei Töchter übergehen. Ich wünschte, ihre Erfahrung käme meiner gleich; und ich wünschte, eure Liebe zu uns wäre nicht kleiner als unsere Liebe zu euch. Warum solltet ihr euch mit Gewalt das nehmen, was ihr in Liebe bekommen könnt? Warum solltet ihr uns töten wollen, uns, die wir euch zu essen gegeben haben? Was könntet ihr durch Krieg gewinnen? Wir können unsere Vorräte verstecken und in die Wälder fliehen, dann müsst ihr verhungern, weil ihr euren Freunden Unrecht zugefügt habt. Was ist der Grund eurer Missgunst? Ihr seht uns unbewaffnet und bereit, euch zu geben, was ihr braucht, wenn ihr uns freundlich entgegenkommt und nicht mit Schwertern und Gewehren wie zu einer Invasion in Feindesland. Ich bin nicht so naiv, nicht zu wissen, dass es besser ist, gutes Fleisch zu essen und zusammen mit meinen Frauen und Kindern nachts in Ruhe zu schlafen, mit den Engländern zu lachen und fröhlich zu sein, und, als euer Freund, Münzen und Beile zu haben und was ich sonst möchte, als all das aufzugeben und zu fliehen, frierend im Wald liegen, mich von Eicheln, Wurzeln und anderem armseligen Zeug ernähren und mich dauernd so gejagt fühlen zu müssen, dass ich weder ruhen noch essen noch schlafen kann. Meine Männer müssten dann dauernd Wache stehen und beim Knacken jedes Zweiges würden sie rufen: »Captain Smith kommt!«, und auf diese elende Art würde ich so mein elendes Leben beenden müssen; aber, Hauptmann Smith, das könnte bald auch euer Schicksal sein wegen eurer Unbesonnenheit und eures Mangels an Klugheit. Deshalb bitte ich euch eindringlich, verhandelt friedlich mit uns! Und vor allem bestehe ich darauf, dass die Gewehre und Schwerter, die der Grund all unserer Missstimmung und Unruhe sind, entfernt und fortgeschafft werden.
3. Chikataubut (Massachusett), um 1620
Textvorlage: Samuel G. Drake: Biography and History of the Indians of North America, from Its First Discovery. Boston 111851, S. 107
Hintergrund: Die Massachusett waren ein Algonkin-Stamm, der im Gebiet des heute nach ihnen benannten US-Bundesstaats lebten. Als sie kurz nach 1600 mit den Europäern in Kontakt gerieten, siedelten sie an der Mündung des Neponset; ihre südlichen Nachbarn waren die Wampanoag. Die ersten Weißen, die ihr Gebiet aufsuchten, waren Franzosen, dann folgten Niederländer. 1616–1619 starben aufgrund einer Epidemie viele Dörfer aus, was den Stamm massiv schwächte.
Als Siedler von Plymouth das Grab von Chikataubuts Mutter in Weymouth (südlich von Boston am Atlantik) geschändet hatten, indem sie die Bärenfelle stahlen, welche als Bedeckung über dem Leichnam hingen, hielt der Häuptling die unten stehende Rede an seine Stammesgenossen. Die Täter wurden danach von den Massachusett vergeblich verfolgt.
1621 unterzeichnete Chikataubut mit anderen Häuptlingen eine Urkunde, mit der sie sich König James von England unterstellten.
1622 sollen nach weiteren Auseinandersetzungen die überlebenden Massachusett den Plan gefasst haben, die Europäer aus ihrem Gebiet zu vertreiben. Einem angeblich beabsichtigten Überfall kamen die Weißen zuvor, indem sie ihrerseits Anführer des Aufstands töteten. Die Engländer jedenfalls, die 1629 ankamen, trafen nur noch etwa 500 Massachusett an.
Viele von diesen starben an einer Pocken-Epidemie 1633, darunter Häuptling Chikataubut. Sein Amtsnachfolger Cutchamakin schlug sich auf die Seite der Neusiedler und stand ihnen als Dolmetscher zur Verfügung. In der Sprache der Massachusett erschien 1663 die erste in Amerika gedruckte Bibel. Gleichwohl wurde der Stamm in Auseinandersetzungen zwischen Weißen und King Philip (vgl. Einleitung zur Rede von Metacom) hineingezogen und verfolgt. Vor allem die Witwen der Männer, die im Unabhängigkeitskrieg gefallen waren, heirateten außerhalb des Stammes. Die letzten Angehörigen passten sich im 18. und 19. Jahrhundert der Kultur der Weißen an, sodass die eigene Sprache verloren ging. Heute leben nur noch einige wenige Familien, die sich als Nachfahren des Stammes ansehen.
Die Rede:Als am gestrigen Tage das herrliche Himmelslicht unter unsere Erdkugel hinabgesunken war und die Vögel langsam ihren Gesang einstellten, begann ich mich wie gewohnt zur Ruhe zu begeben. Bevor meine Augen sich ganz schlossen, dünkte mich, ich hätte eine Vision, die meinen Sinn überaus betrübte: Ein Geist, zitternd ob des traurigen Anblicks, der sich ihm bot, rief mir laut zu: »Sieh her, mein Sohn, den ich gehegt und gepflegt habe, schau hier die Brüste, die dich gesäugt, die Hände, die dich warm und fest gehalten und dich so oft und unermüdlich gefüttert haben; wie kannst du vergessen, Rache zu nehmen an den Wilden, die mein Grabmal auf so frevelhafte Weise beschädigt und unseren uralten Besitztümern und unseren ehrwürdigen Sitten Missachtung entgegengebracht haben. Sieh nur, wie das Häuptlingsgrab nun daliegt: wie die Gräber gewöhnlicher Menschen und noch dazu durch Ehrlose geschändet. Deine Mutter klagt, sie ruft dich zu Hilfe gegen die diebischen Menschen, die als Fremdlinge hierhergekommen sind. Wenn dies tatenlos hingenommen werden muss, dann werde ich in meiner ewigen Wohnstätte keine Ruhe finden können.«
4. Miantinomo (Narragansett), 1642/43
Textvorlage: Samuel СКАЧАТЬ