Die großen Reden der Indianer. Отсутствует
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Название: Die großen Reden der Indianer

Автор: Отсутствует

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: marixwissen

isbn: 9783843802598

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СКАЧАТЬ alt und gebrechlich ist und dass er, müde vom Kriegführen gegen euer Volk, eingeschlafen ist. Und in seinem Schlafe habt ihr ihn übervorteilt und Kanada in Besitz genommen. Doch sein Schlaf ist fast zu Ende. Ich glaube, ich höre schon, wie er sich regt und nach seinen Kindern, den Indianern, fragt – und wenn er aufwacht, was wird dann aus euch? Er wird euch ganz und gar vernichten.

      Engländer! Wenn ihr auch die Franzosen bezwungen habt, so habt ihr doch uns noch lange nicht bezwungen! Wir sind nicht eure Sklaven. Die Seen, die Wälder und die Berge hier haben wir von unseren Ahnen erhalten. Sie sind unser Erbe, und wir werden sie niemand anderem überlassen. Euer Volk glaubt, dass wir nicht ohne Brot und Schweine- oder Rindfleisch leben können wie die Weißen! Aber ihr solltet wissen, dass Er – der große Geist und Herr allen Lebens – Nahrung für uns bereithält in den weiten Seen und hoch auf den Bergen.

      Engländer! Unser Vater, der König von Frankreich, benützte unsere jungen Männer, um Krieg gegen euer Volk zu führen. In diesen Kämpfen wurden viele von ihnen getötet, und es ist bei uns Sitte, die Erschlagenen zu rächen, bis ihre Geister zufriedengestellt sind. Nun können die Geister der Erschlagenen auf zwei verschiedene Arten zufriedengestellt werden. Die erste Möglichkeit ist, Blut zu vergießen bei dem Volk, von dem sie getötet worden sind, das andere Mittel, das auch den Groll der Angehörigen etwas besänftigen kann, ist es‚ die Körper der Toten zu bedecken.28

      Engländer! Nie hat uns euer König irgendwelche Geschenke übersandt geschweige denn jemals einen Vertrag mit uns geschlossen, weshalb er und wir immer noch im Kriegszustand sind; und bis er dies tut, müssen wir davon ausgehen, dass wir keinen anderen Vater oder Freund unter den Weißen haben als den König von Frankreich. Aber was dich betrifft, so haben wir dir zugutegehalten, dass du dich unter Lebensgefahr hierher zu uns gewagt hast in der Erwartung, dass wir dir nichts zuleide tun. Du kommst ohne Waffen und nicht in der Absicht, gegen uns zu kämpfen. Du kommst friedlich, um mit uns Handel zu treiben und uns mit den lebensnotwendigen Waren zu versorgen, an denen es uns sehr mangelt. Wir werden dich deshalb als Bruder betrachten, und du kannst ruhig schlafen, ohne von den Chippeway etwas befürchten zu müssen. Als Zeichen der Freundschaft schenken wir dir diese Pfeife, damit du rauchen kannst.

      13. Pontiac I (Ottawa), 27. April 1763

      Textvorlage: Norman B. Wood. Lives of Famous Indian Chiefs, Aurora (Illinois) 1906, S. 133–136

      Hintergrund: Die Ottawa, eigentlich Odawa, lebten am Nord­ufer des Huronsees, im Gebiet der jetzigen kanadischen Provinz Ontario. Ihre Sprache ist ein Ojibwa-Dialekt und gehört insofern zur Algonkin-Familie. Ihrer eigenen Überlieferung nach waren sie von Turtle Island dorthin gekommen. Die Odawa unterhielten ein weites Handelsnetz in Nordamerika, was sie allerdings nicht davon abhielt, viele Kriege mit anderen Stämmen zu führen. Die mit ihnen verbündeten Huronen wurden in den 1640er-Jahren von den Irokesen, die das Monopol im Pelzhandel anstrebten, vernichtet.

      Wie andere Stämme wurden auch die Odawa in einige der englisch-französischen Kriege hineingezogen, die im 17. und 18. Jahrhundert als French and Indian Wars in den Kolonien ausgetragen wurden: 1689–1697 King William’s War (Frankreich gegen England und die Irokesen), 1702–1713 Queen Anne’s War, 1740–1748 King George’s War und 1754–1763 der French and Indian War.

      Pontiac (um 1720–1769) war der Sohn eines Ottawa und einer Anishinabe und wurde um 1720 in Gebiet von Ohio geboren. Er kämpfte auf französischer Seite im King-George-Krieg und im French and Indian War.

      Wie Tecumseh nach ihm, sah er die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller Ureinwohner, wenn der weiße Vormarsch nach Westen überhaupt gestoppt werden sollte. Pontiac wurde Führer des größten Bündnisses der amerikanischen Ureinwohner.

      In einer Ratsversammlung der Ottawa, Potawatomi und Huron in der Nähe von Fort Detroit rief Pontiac die Stämme zum gemeinsamen Krieg auf und hielt die unten stehende Rede. Sie endet mit der Schilderung des Traumes des indianischen Propheten Neolin, genannt »Der Wolf«, dessen Lehre sich Pontiac angeschlossen hatte.

      Im April 1763 planten die Ottawa mit den Anishinabe, unterstützt von den Delaware, Illinois, Kickapoo, Miami, Potowatomi, Seneca, Shawnee und Wyandot, einen gleichzeitigen Überfall auf alle englischen Militärlager in ihrer Reichweite. Unter Pontiacs Führung gelang es den Indianern überraschenderweise, die meisten britischen Forts an der Grenze zu erobern. Pontiac selbst nahm bei dieser konzertierten Aktion an der Belagerung von Detroit teil, die aber angeblich von einer Anishinabe einem befreundeten Engländer verraten worden war. Die Belagerung gestaltete sich daher schwierig. Der Frieden zwischen England und Frankreich, in dem Frankreich England große Teile des Algonkin-Gebietes zugestand, beendete die Hoffnungen der Ureinwohner auf die Rückeroberung ihres Landes. Deshalb schloss Pontiac nach einigen vergeblichen Kämpfen gegen die Briten 1765 wie die meisten beteiligten Stämme mit den Engländern einen Friedensvertrag.

      Die Kehrtwende in seiner Politik, die von nun an ganz auf den Frieden mit England gerichtet war, ließ die meisten seiner bisherigen Anhänger von ihm abfallen. Ohnehin für seine Umwelt manchmal schwer zu verstehen, zerstritt er sich mit vielen. In einer Auseinandersetzung griff er den Illinois-Häuptling Makatchinga tätlich an, allerdings ohne ihn zu töten. Dennoch zog sich Pontiac durch diese Tat den Hass des Stammes zu, von dessen Mitgliedern ihn im April 1869 eines mit dem Beil erschlug.

      Die Rede: Es ist Zeit, meine Brüder, dass wir dieses Volk, das einzig und allein unseren Tod zum Ziel hat, nicht mehr in unserem Lande dulden. Ihr alle müsst euch darüber im Klaren sein, dass wir unseren Bedarf nicht mehr so decken können, wie wir es unter unseren Vätern, den Franzosen, gewohnt waren. Die Engländer verkaufen uns ihre Waren doppelt so teuer wie damals die Franzosen, und doch taugen ihre Waren nichts; denn kaum haben wir eine Wolldecke oder dergleichen gekauft, um uns damit zuzudecken: wenn es heißt, ins Winterlager zu ziehen, brauchen wir schon wieder neue Decken. Auch wollen sie uns nicht auf Kredit kaufen lassen wie unsere Brüder, die Franzosen, es uns gestatten. Wenn ich den englischen Hauptmann besuche und ihm berichte, dass Leute von uns gestorben sind, trauern er und seine Leute nicht etwa mit uns, wie die Franzosen das taten, sondern machen sich über uns lustig. Wenn ich ihn um etwas für unsere Kranken bitte, weigert er sich, es zu geben und sagt uns stattdessen, wir könnten ihm gestohlen bleiben, was deutlich zeigt, dass er uns den Tod wünscht. Wir müssen die Engländer deshalb so bald wie möglich töten; es gibt nichts, was uns davon abhalten könnte; es sind ja nur wenige und wir werden sie leicht überwältigen – warum sollten wir sie nicht angreifen? Sind wir nicht Männer? Habe ich euch nicht die Gürtel gezeigt, die ich von unserem Großen Vater, dem König von Frankreich, bekommen habe? Er möchte, dass wir losschlagen – warum sollten wir nicht auf seine Worte hören? Wovor habt ihr Angst? Die Zeit ist gekommen. Fürchtet ihr, dass unsere französischen Brüder, die unter uns leben, uns daran hindern werden? Sie kennen unsere Pläne nicht, und selbst wenn sie sie kennten, würden sie sie durchkreuzen können? Ihr wisst so gut wie ich, dass die Engländer, als sie über unsere Länder herfielen, um unseren Vater Bellestre29 zu vertreiben, den Franzosen alle ihre Waffen abgenommen haben, sodass sie nun keine Gewehre mehr haben, um sich zu verteidigen. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt, lasst uns losschlagen! Sollten irgendwelche Franzosen für die Engländer Partei ergreifen, sollten wir sie niederkämpfen wie die Engländer. Ich habe Gürtel und Reden an unsere Freunde, die Chippeway von Saginaw30, an unsere Brüder, die Ottawa31 von Michilimacinac und an die vom Rivière à La Tranche [dem Fluss Thames] geschickt und sie eingeladen, sich mit uns zusammenzutun, und sie werden damit nicht lange zögern. Inzwischen lasst uns losschlagen. Wir haben jetzt keine Zeit mehr zu verlieren, und wenn wir die Engländer besiegt haben, werden wir die Wege blockieren, sodass sie nicht mehr in unsere Länder zurückkehren können.

      [Er versicherte ihnen auch, dass die Indianer und ihre französischen Brüder Seite an Seite gegen den gemeinsamen Feind kämpfen würden, wie sie das schon in früheren Jahren am Monongahela getan hätten, wo bei der blutigen Niederlage СКАЧАТЬ