Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 72

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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      »Will hier nicht länger Kindermädchen spielen«, brummte der Stelzfuß. »Setzt einen anderen her.«

      »Wie befindet sich Mylord?«

      »Der Idiot sitzt den ganzen Tag da, ohne das Maul aufzumachen.«

      »Und das gefällt dir natürlich gar nicht, was ich dir nachfühlen kann. Na schön! Allons, tragt die Sachen ins Haus. Will Mylord gleich meine Aufwartung machen. Skroop, sorge gleich für heißes Wasser. Brauchen gleich eine Herzstärkung; der durstige Bill verschmachtet uns sonst.«

      Lachend verschwand einer der Burschen nach dem anderen hinter den Palisaden.

      John, der diesen Vorgängen mit begreiflicher Aufmerksamkeit gelauscht hatte, trat jetzt eilig den Rückweg an, begann die Dunkelheit doch bereits hereinzubrechen. In wenigen Minuten erreichte er die Stelle, wo die Jolle lag, in der sein Vater und der Bootsmann Bob unruhig auf ihn warteten. Schnell glitt er ins Boot und berichtete den aufhorchenden Männern von seinem Erlebnis.

      »Eine tolle Schweinerei. Wollen später beraten, was zu tun ist. Jetzt erst einmal fort«, sagte Bob Green und zog die Jolle aus der kleinen Bucht heraus. Mit einem gewaltigen Stoß stieß er das kleine Fahrzeug dann vom Ufer ab und ließ es in den Kanal hineingleiten. Noch war es eben hell genug, um die Einzelheiten der Landschaft erkennen zu können.

      »Sonderbare Dinge habt Ihr uns da erzählt, John«, sagte Bob, während sie so geräuschlos wie Vögel zwischen den Inseln dahinglitten. »Ein Blockhaus und ein Gefangener darin – ›Mylord‹ kann natürlich eine Verhöhnung sein, aber immerhin, sonderbar genug.«

      »Habt ja selbst von den Seepiraten gesprochen«, versetzte der Alte; »wird also wohl seine Richtigkeit haben. Vielleicht hat John den Schlupfwinkel der Bande ausfindig gemacht.«

      »Hätte nicht übel Lust, dem Hafen einen Besuch abzustatten und die Boote zu kapern«, sagte Bob; »dann könnten die Herrschaften auf ihrer Insel Robinson spielen.«

      Elias Burns schüttelte den Kopf: »Das würde wahrscheinlich wenig nützen. Erstens haben die Kerle sicherlich noch andere Schlupfwinkel in diesem Insellabyrinth, und zweitens sind die Kanäle nicht breit und leicht zu durchschwimmen.«

      »Hätte trotzdem Lust, es zu versuchen.«

      »Und das Gesindel damit erst auf unsere Spur zu hetzen.«

      »Vielleicht. Aber es wäre jedenfalls ein Hauptspaß – hätten wir nur drei, vier weitere Büchsen, wir wollten den Burschen schon warm machen.«

      Die Jolle glitt in ziemlicher Ufernähe langsam dahin. Plötzlich hörten die Männer von der Seeseite her abermals Ruderschläge, die schnell näherkamen. Bob zog das Boot dicht unter die überhängenden Äste der Uferbäume; bei der inzwischen herrschenden Dunkelheit war es so völlig unsichtbar. Die Männer umklammerten die Büchsen und verhielten vor heimlicher Erregung den Atem.

      Eine Jolle, ähnlich ihrer eigenen, näherte sich. Sie war mit zwei Männern besetzt, von denen nur einer die Ruder führte. Fast unmittelbar vor ihrem Versteck hielt das Boot. Im schwachen Licht des fahlen Himmels war noch eben zu erkennen, daß der im Stern sitzende Mann einen dreieckigen Hut und einen Kapottmantel trug; der andere war wie ein Seemann gekleidet. »Der Teufel soll's holen, Sir Edmund«, sagte der Ruderer, sich nach allen Seiten umblickend, »ich kann bei der verwünschten Dunkelheit die Insel nicht finden. Es ist schon bei Tage nicht einfach. Sie muß in der Nähe sein, das ist sicher, aber in der Nacht sieht ein Baum wie der andere aus. Hätte uns der Sturm nicht gezwungen, an Land zu gehen, wir wären längst da.«

      »Sperr die Augen auf, Mann!« schalt der Mann im Stern mit einer noch jungen, aber harten und kalten Stimme, »die Insel ist an ihren felsigen Uferrändern leicht zu erkennen. Du bist zu weit nach rechts abgekommen.«

      »Mag sein«, brummte der andere. »Wie soll man bei Nacht, ohne alle Zeichen, den richtigen Kurs halten?«

      »Fahr' in den Kanal hinein, der dort links abzweigt.«

      »Schön. Übrigens ist's zweifelhaft, ob Ihr Hollins antrefft.«

      »Das wird sich finden. Vorwärts!«

      Der Seemann setzte die Ruder ein und wandte sich nach links. Bald darauf war die Jolle in der Dunkelheit untergetaucht. Nur das Geräusch der an die Dollen anschlagenden Riemen war noch eine Zeitlang zu hören.

      Die drei Männer in ihrem Versteck hatten der kurzen Unterhaltung schweigend gelauscht und horchten nun den allmählich verklingenden Geräuschen der Bootsriemen nach.

      »Verdammt merkwürdige Geschichte!« knurrte Bob Green schließlich.

      »Keine Gegend für mich«, brummte der alte Burns. »Wollte, die Molly schwämme schon wieder auf dem Ontario. Wollen sehen, daß wir jetzt weiterkommen.«

      »Hoffentlich finden wir die Sloop. Aber wir werden schon. Leider steht der Polarstern nicht am Himmel, und die Kompaßnadel wird bei der Finsternis auch nicht zu erkennen sein. Nun, wollen sehen.« Er schob, von Ast zu Ast über sich greifend, die Jolle aus ihrem Versteck heraus und sah gleich darauf zu seiner Freude, daß das Sternenlicht ausreichte, die Kompaßnadel erkennen zu lassen. Um sich in dieser zweifellos gefährlichen Gegend nicht durch das Rudergeräusch zu verraten, richteten sie den Mast wieder auf und setzten das Segel. Der leichte Abendwind trieb sie schnell durch das Inselgewirr. Zwei Stunden später hielten sie vor dem gestrandeten Schiff.

       Inhaltsverzeichnis

      Als John Burns zum Vorderdeck hinüberging, fand er den jungen Indianer dort immer noch sitzen; die in seiner Nähe stehenden Speisen hatte er nicht angerührt. »Mein roter Bruder hat Kummer, aber er muß den Schmerz bekämpfen«, sagte er leise, unwillkürlich englisch sprechend.

      Der Indianer sah auf und erhob sich. Vielleicht verstand er doch etwas Englisch und war vorhin nur zu versunken gewesen, um dem Sinn der Worte nachzudenken. Jetzt jedenfalls kam er auf den jungen Weißen zu, ergriff dessen Hand und legte sie auf sein Herz, einige Worte murmelnd, die John nicht verstand. John lud ihn mit einer Handbewegung ein, ihm in die Kabine zu folgen, in der Burns und Bob Green nach sorgfältiger Abdunklung der Fenster ein paar Kerzen angezündet hatten. Der Rote ging willig mit. In der Kabine neigte er sich leicht vor dem alten Burns, indem er die rechte Hand zum Gruß auf die Brust legte. Dazu sprach er wieder einige gutturale Laute.

      »Ich verstehe seine Worte im einzelnen nicht, aber sie enthalten den Dank für seine Rettung«, sagte John.

      Der Alte maß die junge Rothaut mit einem ernst prüfenden Blick, während Bob Green irgendetwas Unverständliches in seinen Bart brummte. Dann plötzlich, als komme ihm ein Gedanke, hob der Bootsmann den Kopf. »Wie wär's, wenn wir den Kerl auf Deck Wache halten ließen«, sagte er; »diese Rothäute haben ein Gehör wie ein Luchs, Augen wie ein Falke und eine Nase wie ein Schweißhund. Stehlen kann er da oben nichts; zuverlässig sieht er aus, soweit so eine Kreatur überhaupt zuverlässig sein kann, und wir können eine Mütze voll Schlaf nehmen. Würde uns verdammt gut tun.« Er wandte sich dem Indianer zu und sagte ein paar Worte im Seneca-Dialekt. Aber der Rote riß nur die Augen auf und starrte ihn schweigend an. John suchte seine schwachen Kenntnisse der Algonkin-Dialekte zusammen und sagte, den jungen Indianer freundlich anlächelnd:

      »Versteht mein roter Bruder nichts von der Sprache der Yengeese?«

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