Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 75

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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      »Dafür habe ich das Gesindel umso besser kennengelernt«, versetzte der Bootsmann, »auch der Name Hollins ist mir nicht neu. Er ist weit und breit in der Gegend bekannt. Ein höchst gerissener und gefährlicher Bursche, sage ich Euch. Soll sein Geschäft früher schon auf dem Ozean getrieben und manches Menschenleben auf dem Gewissen haben. Es sind Preise auf seinen Kopf gesetzt in den Kolonien. Hätte nicht übel Lust, sie mir zu verdienen.«

      »Eine sonderbare Geschichte!« Der Alte schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ein Gefangener, den sie ›Mylord‹ nennen, und ein Strandräuber, der Sir Edmund genannt wird.«

      »Die Kerle wollen natürlich ein Lösegeld erpressen«, sagte Bob Green. »Dieser Sir Edmund hat da vermutlich seine Hand im Spiele.«

      John wandte sich an seinen Vater, »Wie wäre es, wenn wir versuchten, den Gefangenen zu befreien?« sagte er.

      Der Alte sah dem Jungen ruhig in die Augen. »Es ist Pflicht, einem Menschen in Gefahr zu helfen«, sagte er. »Aber man muß auch die Möglichkeit haben. Einstweilen sind wir selbst in Gefahr und wissen noch nicht, wie wir ihr begegnen sollen.«

      »Ich möchte jedenfalls das mögliche versuchen. Schätze, daß die Burschen sich nicht allzu lange in dem Blockhaus auf der Insel aufhalten werden. Sobald es dunkel ist, werde ich versuchen, Verbindung mit dem Gefangenen zu bekommen.«

      Der Alte zuckte die Achseln: »Wer weiß, was der Tag uns bringt und wo wir am Abend sind.«

      »Das wird sich finden«, sagte John, »ich will jedenfalls versuchen, an das Blockhaus heranzukommen.«

      »Ich wollte, wir schwämmen auf dem Ontario«, brummte der Vater; »gäbe die halbe Ladung der Molly dafür hin.«

      »Nichts geben wir hin, Sir«, versetzte Bob Green. »Denke, wir machen die alte Lady flott und bringen sie nach Stacket Harbour. Muß dabei ein bißchen geschossen werden – mir macht's nichts aus. Rate keinem Menschen, mir auf zweihundert Meter vor die Büchse zu kommen.«

      »Gott möge uns davor bewahren, Blut zu vergießen«, sagte Elias Burns, »habe in meiner Jugend genug fließen sehen.«

      Der Bootsmann zuckte die Achseln: »Piraten zur Hölle schicken, scheint mir ein verdienstvolles Werk.«

      »Wir werden uns unserer Haut wehren, wenn man uns angreift«, sagte der Puritaner.

      »Nun«, versetzte der Bootsmann, »ich denke, Ihr seid der Mann dazu, Sir. Hab' mir erzählen lassen, wie Ihr seinerzeit das Blockhaus am Susquehanna verteidigt habt. Muß eine ziemlich blutige Geschichte gewesen sein.«

      »Das war es, bei Gott«, entgegnete Burns langsam. »Keiner von uns rechnete damals damit, lebend davonzukommen. Aber Gott war mit uns und gab uns den Sieg.«

      »Man sagt, Ihr wart einer gegen fünf. Die ganze Grenze kennt die Geschichte ja. Lebt außer Euch noch jemand von denen, die damals dabei waren?«

      »Dick Rover am Hudson dürfte noch leben, die anderen sind tot.«

      »Ihr wart damals noch jung, Master?«

      »O ja, ich war kaum zwanzig; es ist lange her. Aber ich seh' den Tag noch wie heute vor mir.«

      Der Bootsmann legte sich behaglich auf die Ellbogen zurück. »Spinnt ein Garn, Master«, sagte er, »hörte gern mal von einem, der dabei war, wie's zuging damals am Susquehanna.«

      »Los, Vater, erzähl' schon«, bat nun auch John. »Bist zuhause immer reichlich sparsam mit deinen Erlebnissen.«

      Das Gesicht des Alten verdüsterte sich. »Ich wärm' die alten blutigen Geschichten nicht gerne auf«, sagte er, »aber da ihr's absolut wollt, mag es sein.« Er sah einen Augenblick starr vor sich hin; in seinen Augen war ein seltsamer Glanz.

      »Mein Vater hatte am Susquehanna Land erworben«, begann er; »wir hatten uns mit anderen zusammen dort angesiedelt. Es war eine harte Arbeit, sage ich euch; aber wir schafften's. In fünf Jahren hatten wir ein ordentliches Stück Land urbar gemacht. Wir hausten inmitten der dichten Wälder am äußersten Rand der Kolonie und hatten wenig Verbindung mit den weiter rückwärts gelegenen Ansiedlungen. Wir standen da sozusagen auf Vorposten.

      Unsere alten Männer hatten von vornherein versucht, ein gutes oder doch wenigstens ein erträgliches Verhältnis zu den Indianern herzustellen, und das war ihnen zunächst auch gelungen. Fünf Jahre lebten wir dort völlig unbehelligt. Ich weiß bis heute noch nicht, was die Roten veranlaßt hat, plötzlich den Frieden zu brechen; es hat sich bis zur Stunde nicht aufgeklärt. Aber ich seh' noch immer Dick Rover vor mir – er war ebenso alt wie ich – auf schaumbedecktem Pferd kam er herangejagt, sank vor Erschöpfung aus dem Sattel und konnte nur noch stammeln: ›Die Indianer!‹ –

      Wir begriffen das nicht gleich, aber wir bekamen es bald zu spüren. Der Wampanoag hatte die Streitaxt ausgegraben. Wie die Teufel waren die roten Horden mitten im Frieden über die Ansiedlungen hergefallen, hatten Männer, Frauen und Kinder erschlagen, die Gehöfte niedergebrannt und das Land verwüstet. Und sie kamen näher, auf uns zu. – Nun, wir verloren nicht gleich den Kopf. Wir riefen alle waffenfähigen Männer zusammen und wählten den alten Habakuk Oldcastle zum Captain. Das war der rechte Mann in solcher Lage, sage ich euch; er traf seine Anordnungen so kaltblütig, als handle es sich darum, ein Milizmanöver zu veranstalten. Oldcastle hatte uns schon früher mit seiner reichen Erfahrung geholfen; auf seine Veranlassung hatten wir eine kleine fortartige Befestigung angelegt, in die sich die benachbarten Kolonisten zur Not zurückziehen könnten. Es waren nur drei kleine, aber ziemlich feste Blockhäuser innerhalb einer starken Palisadenwand. Hier sammelten wir nun alles, was wir eben noch benachrichtigen konnten. In dem größten der drei Häuser wurden die Frauen und Kinder untergebracht, die Verteidigung übernahmen die Familienväter und unsere besten Scharfschützen. Die beiden kleineren Häuser wurden von je zehn jungen Männern besetzt. –

      Zephanja Fürchtegott, unser Prediger, hatte einen Gottesdienst abgehalten, danach hatten wir alle Verteidigungsanlagen genauestens geprüft und Waffen und Munition bereitgelegt. Nun mochten die Roten kommen. –

      Und sie kamen. Sie zeichneten ihren Weg durch die Wälder mit Feuer und Blut. Von unserem kleinen Fort aus sahen wir unsere Häuser in Flammen aufgehen. Wir sahen es kochend vor Grimm, aber wir konnten es nicht ändern. Und nun dauerte es nicht mehr lange, da begann ein Kampf, der seinesgleichen sucht in der blutigen Geschichte der Grenze. –

      Es mögen wohl an die dreihundert blutige Wilde gewesen sein, die uns umheulten und fest entschlossen waren, nicht ohne unsere Skalpe abzuziehen; wir waren alles in allem zweiundsiebzig Männer. Die Roten griffen an und fielen zunächst wie die Sperlinge unter unseren Kugeln. Ich will die Einzelheiten nicht schildern. Sie versuchten es mit Feuer, sie wandten überhaupt alle Listen an, die ein Indianerhirn sich auszudenken vermag. Die Angreifer wechselten sich ständig ab; sie schickten immer nur ausgeruhte Krieger ins Feuer. Wir waren samt und sonders schon nach kurzer Zeit so erschöpft, daß wir uns kaum noch auf den Beinen zu halten vermochten. Bereits am zweiten Tag ging uns das Wasser aus, und die Munition ging bedenklich zur Neige. Am dritten Tag gelang es ihnen dann, das Haupthaus in Brand zu setzen, das Haus, in dem sich die Frauen und Kinder befanden, meine Mutter, meine Schwester und mein alter Vater waren ebenfalls drin. –

      Wir haben vor Grimm, Schmerz und Verzweiflung mit den Zähnen geknirscht. Und dann hörten wir sie drüben singen; die Stimme des alten Zephanja war deutlich herauszuhören. Sie sangen: ›Ein feste Burg ist unser Gott!‹ Da sind manchem von uns die Tränen gekommen; wir wollten mitsingen, aber wir haben uns die Lippen blutig gebissen. Und dann sagte Dick Rover zu СКАЧАТЬ