Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Schlimm, Bob, schlimm!« Der Farmer sah betroffen auf. »Fehlt bloß noch, daß so eine Bande die Molly entdeckt. Dann dürften wir sie los sein. Und mit uns selber ist's dann wahrscheinlich auch aus.«

      »Solange ich lebe, ist's mit mir grundsätzlich nicht aus«, knurrte Bob. »Außerdem: die Molly liegt dicht am See, und zwar auf der Innenseite der Insel. Wüßte nicht, was einen Strandräuber veranlassen sollte, ausgerechnet da nach Beute zu suchen.«

      »Ein Zufall kann dazu führen, daß sie sie finden«, brummte der Alte.

      Sie segelten weiter über das stille Wasser und glitten immer tiefer in ein Gewirr von Inseln hinein.

      Kommen Indianer in diese Gegend?« fragte Burns.

      Der Bootsmann zuckte die Achseln: »Immerhin anzunehmen, daß sich ein paar Rothäute zum Fischen und Jagen manchmal hierher verirren. Huronen sogar möglicherweise. Vor allem aber Irokesen: Oneida, Onondaga, Seneca.«

      »Das sind alles Irokesen?« fragte John.

      »Ja«, versetzte Green. »Hab' mir das mal erzählen lassen. Man spricht da von den ›Fünf Nationen‹; eigentlich sind's sogar sechs, wenn man die Tuscarora noch dazu zählt, die auch zur irokesischen Sprachgruppe gehören; sonst gibt's da noch die Mohawk und die Cayuga. Aber ich versichere Euch: Ist alles das gleiche Gesindel. Rothaut ist Rothaut!«

      »Glaubt Ihr, daß wir etwas von ihnen zu befürchten hätten, wenn sie uns entdeckten?« fragte der Alte.

      »Trau grundsätzlich keinem von dem Gesindel, Master. Aber wenn Ihr mich ernsthaft fragt: Ich glaub's nicht. Wenn nicht gerade irgendein Häuptling die Kriegsaxt ausgegraben hat. Sonst ist Friede zwischen den Kolonien und den Irokesen. Aber mir scheint, es wird Zeit, umzukehren; die Sonne ist schon im Sinken, und wenn's erst dunkel ist, könnt' es uns passieren, daß wir die Molly vergeblich suchen.«

      »Also gut, kehren wir um«, sagte Burns.

      Die Jolle wendete und glitt auf dem eben gekommenen Wege zurück. Es war nicht einfach, sich in dem Gewirr von Kanälen zurecht zu finden, doch vermochten sie mit Hilfe des Kompasses wenigstens die Richtung zu halten. Eine feierliche Ruhe herrschte auf dem spiegelblanken Wasser zwischen den schweigenden Wäldern, welche rundum die Inseln bedeckten; den Männern war es, als glitten sie durch eine Märchenlandschaft.

      In der Hauptsache wuchsen hochstämmige Tannen und Fichten auf den Inseln, doch lugte dann und wann immer wieder das junge Grün alter Laubbäume zwischen den Stämmen hervor. Die Gipfel der Waldesriesen leuchteten im Licht des sinkenden Abends; geräuschlos glitt das leichte Boot vor dem schwachen Winde dahin.

      Sie passierten eben das Ufer einer Insel, die im Gegensatz zu den meisten anderen felsiges Gestein an den Rändern zeigte, als John plötzlich auf einen im Wasser schwimmenden Gegenstand deutete. Bob hielt darauf zu, und es zeigte sich, daß es sich bei dem treibenden Ding um einen Bootsriemen handelte, der nahe dem Ufer herumschwamm. Während sie vorüberglitten, langte John über Bord, ergriff den Riemen und zog ihn an Bord. Alle drei betrachteten das Ruder aufmerksam. Es war ein normaler Bootsriemen, wie er hier auf dem See und in der Umgebung allgemein in Gebrauch war.

      »Hat schon wochenlang im Wasser gelegen, ist beinahe ganz vollgesogen«, stellte Bob fest; »sonderbar genug, daß er überhaupt noch schwamm.«

      »Hier sind Buchstaben eingebrannt«, sagte John. Bob und der Alte folgten dem weisenden Finger des Jungen und erkannten gleicherweise die Buchstaben: D. R.

      Bob Green stieß einen Pfiff durch die Zähne; sein Gesicht wurde ernst. »Teufel auch!« sagte er, »wie ist das möglich?«

      »Was meint Ihr?« fragte der alte Burns beunruhigt.

      »Der Riemen stammt von der Jolle des DUKE OF RICHMOND«, sagte Bob. »Gar kein Zweifel.«

      »Ihr meint ein Schiff?«

      »Ja. Der DUKE OF RICHMOND ist hier auf dem Ontario verschwunden, als wäre er eine Stecknadel.«

      »Verschwunden?«

      »Habt Ihr denn nichts davon gehört?«

      »Was höre ich schon am Genesee!«

      »Der DUKE OF RICHMOND war die schönste Sloop, die auf dem ganzen Ontario herumschwamm«, berichtete der Bootsmann. »Sie verließ Stacket Harbour im Oktober und segelte mit Kurs auf Oswego. Da ist sie nie angekommen, und kein Mensch hat seit dem Tag ihrer Abfahrt auch nur noch das geringste von ihr gehört. Nun hat zwar am zweiten Tag nach der Ausfahrt des Schiffes ein ziemlich heftiger Sturm geherrscht, aber der DUKE war eine großartige Sloop und hatte eine hervorragende Mannschaft. Möchte sagen: Es ist nahezu ausgeschlossen, daß sie einem Unwetter zum Opfer gefallen sein soll. Noch unglaubhafter ist, daß sie ähnlich wie wir irgendwo auf Strand gelaufen ist; dann hätte man das Wrack oder wenigstens etwas von seinen Trümmern finden müssen, denn die Nachforschungen haben damals sofort eingesetzt, und zwar mit aller erdenklichen Gründlichkeit.«

      Und wie erklärt Ihr Euch also die Sache?«

      Vollkommen klarer Fall.« Bob zuckte die Achseln. »Piraten natürlich. Haben das Schiff überfallen, die Besatzung umgebracht, die Ladung geraubt und den Kasten versenkt. Das heißt, das ist das Wahrscheinlichste; möglich ist natürlich auch, daß der DUKE hier noch irgendwo zwischen diesen verteufelten Inseln liegt, ich glaube aber nicht oberhalb, sondern unterhalb des Wassers. Wenn ein Schiff stehend sinkt, kann es lange auf Grund liegen, bevor eine Planke zutage kommt.«

      »Und Ihr meint also, der Riemen hier – –«

      »Der gehörte zum DUKE OF RICHMOND, Sir, darauf könnt Ihr Gift nehmen. Wüßte nicht, daß es auf dem ganzen Ontario ein Schiff gäbe oder gegeben hätte, zu dem die Buchstaben sonst noch passen.«

      »Und man hat bisher nichts von dem DUKE gefunden?«

      »Nicht das geringste, Sir. Der Riemen hier ist das erste Stück von der Sloop, das eines ehrlichen Mannes Auge erblickt. Und das ist verdammt schlimm, sage ich Euch, denn nunmehr ist es vollkommen klar, daß man die Mannschaft umgebracht hat.«

      »Wieso ist das klar, Bob?«

      »Tja, Master, das ist verdammt einfach.« Der Bootsmann starrte auf den Fund, den John noch immer in Händen hielt. »Nicht gut möglich, daß der DUKE gesunken ist und der Riemen da als einziges Überbleibsel oben blieb. Müßte von Rechts wegen auch langst bei den Fischen sein. Die Sloop ist im Oktober verschwunden; jetzt haben wir Mai. Das Stück Holz da hat aber bei weitem nicht so lange im Wasser gelegen. Ziemlich klar, daß es bis vor ein paar Wochen noch benutzt wurde.«

      »Aber schließlich können auch ehrliche Leute ein treibendes Ruder auffischen; wir haben's ja auch«, sagte der Alte; »wieso schließt Ihr so ohne weiteres auf Seeräuber?«

      »Weil kein ehrlicher Mann am Ontario gezögert hätte, sofort Meldung von dem Fund zu machen«, versetzte der Bootsmann. »Das hätten in diesem Fall selbst die Frenchers getan. Denn die Geschichte hat damals ein Riesenaufsehen gemacht. Wurde eine große Belohnung ausgesetzt. Weil sich nämlich der junge Sir Richard Waltham an Bord befand, ein schwerreicher Junge, Sohn und einstiger Erbe des alten Lord Somerset, ein künftiger Peer also. Nein, Sir, klare Sache das: Hier waren Piraten am Werk. Der Gouverneur hat damals Ufer und Wälder und auch die Inseln hier absuchen lassen, aber das ist keine einfache Sache. Kriegsschaluppen und Infanterie waren unterwegs; nichts zu machen, Sir, der DUKE war und blieb verschwunden. Bin überzeugt: die СКАЧАТЬ