Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 68

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ davongekommen. Die Sloop lag völlig bewegungslos; von dem wilden Tosen der See war hier nur noch wenig zu spüren. Sie waren unzweifelhaft gerettet. Und ganz so, als hätte der Sturm seine Wut überhaupt nur an dem kleinen Schiff auslassen wollen, begann er sich jetzt zu beruhigen, und nicht lange danach lag der Ontario so friedlich und still unter dem Himmel, als vermöchte er kein Wässerchen zu trüben.

      Der Alte öffnete die unter Deck führende Luke und kletterte in den Kielraum hinab, in dem die Ballen und Fässer der Ladung gestapelt lagen. Zu seiner Freude stellte er fest, daß das Schiff kein Leck hatte. Es war, bis auf den gebrochenen Mast, unbeschädigt auf Schlamm und Sand aufgelaufen; die Ladung war trocken.

      Wir können wahrhaftig Gott danken«, sagte er, wieder an Deck kommend, »wir haben nicht nur das Leben gerettet, sondern auch die Ladung.«

      »Hart genug am Tode vorbei ist's gegangen«, meinte John. Der Alte reichte dem Steuermann, der sich bereits eine Pfeife angezündet hatte und dicke Qualmwolken erzeugte, die Hand. »Nächst Gott haben wir es Euch zu danken, daß wir jetzt nicht samt Ladung irgendwo auf dem Grund des Sees liegen«, sagte er, »ich werd' Euch das nicht vergessen.«

      »Laßt's gut sein, Sir«, entgegnete der Steuermann. »Ich werd' mit dem alten Ontario immer noch fertig; er kennt den Robert Green, und ich kenn' ihn auch. Er hat manchmal seine Mucken, der Gute, aber zum Schluß sind wir immer noch miteinander ausgekommen.«

      Ihre Aufmerksamkeit richtete sich nun auf den jungen Indianer, der zu sich gekommen war, auf dem nassen Deck saß und mit verstörten Blicken um sich sah. Der Oberkörper des roten Mannes war nackt, vom Gürtel abwärts war er mit Leggins aus gegerbter Hirschhaut und Mokassins aus dem gleichen Material bekleidet.

      John trat heran und löste das Tau, mit dem er den Indianer zu seinem eigenen Schutz angebunden hatte. Der Rote erhob sich und sah sich mit halb scheuen, halb verwunderten Blicken um. Er sah das Schiff, auf dem er stand, den gebrochenen Mast, den sandigen Strand und den sich in einiger Entfernung erhebenden Wald. Schließlich sah er John gerade ins Gesicht. John lächelte schwach. »Spricht oder versteht mein Bruder die Sprache der Yengeese?« fragte er.

      Der Indianer antwortete nicht; er mochte die Frage auch nicht verstanden haben, seine großen schwarzen Augen starrten unter der leicht in Falten gezogenen Stirn auf den jungen Weißen. John sah, daß der rote Mann prachtvoll gewachsen war; das feuchte, schwarze Haar fiel ihm bis auf die Schultern herab und umrahmte das klare Gesicht mit den harten Linien und den fest zusammengepreßten schmalen Lippen. Er war etwas kleiner und wirkte im ganzen auch schmächtiger als John, doch konnten beide, der breitbrüstige, blonde Angelsachse und der schlanke, drahtige Indianer, als nahezu vollkommene Vertreter ihrer Rassen gelten.

      Der Indianer stieß ein paar gutturale Laute aus.

      Bob Green, der hereingekommen war, schaltete sich ein. »Ein Seneca ist's jedenfalls nicht«, sagte er, »wahrscheinlich überhaupt kein Irokese. Sollte es gar ein Hurone sein?« Ein Funke des Hasses blitzte in seinen Augen; John griff unwillkürlich nach seinem Arm. »Versteh' das Mingo-Kauderwelsch nicht«, knurrte der Steuermann.

      »Wenn er vielleicht ein Lenni-Lenape wäre?« tastete John; »die Algonkin-Dialekte ähneln einander alle; hier und da habe ich ein paar Worte aufgeschnappt.« Er runzelte die Stirn und kramte in seiner Erinnerung.

      »Zu welchem Volke gehört mein Bruder?« brachte er schließlich im Dialekt der Lenni-Lenape zusammen.

      In den Augen des jungen Roten blitzte es kurz auf; sein Mund stieß hastig ein paar Worte heraus.

      »Ich weiß nicht, ob er mich verstanden hat, aber ich habe ihn verstanden«, sagte John, »er fragt nach seinen Gefährten.« Wieder dem Indianer zugewandt, wies er ernsten Gesichts mit der Hand auf den See hinaus. »Ewige Jagdgründe – bei Manitu!« stammelte er.

      Der Indianer sah ihm starr ins Gesicht und wandte den Kopf dann langsam dem See zu. Ein Schatten fiel wie ein Vorhang über sein Gesicht. Er ging langsam mit gleitenden Schritten zum Vorderdeck, sank dort in die Knie und bedeckte das Gesicht mit den Händen.

      »Vielleicht war einer der Ertrunkenen sein Vater; er ist noch sehr jung«, sagte John leise. Der Alte nickte, und Bob Green nahm die Pfeife aus dem Mund, räusperte sich und knurrte etwas Unverständliches.

      Er ist weder Hurone noch Irokese«, sagte John; »soviel steht fest. Er gehört irgendeinem der Algonkin-Völker an, mag er nun ein Ottawa, ein Lenni-Lenape oder ein Shawano sein.«

      Hab' nur mal kurz mit den Seneca zu tun gehabt«, knurrte Bob« »ist eine gefährliche Rasse, aber schließlich immer noch nicht so gefährlich wie die Huronen, die Satanskerle, die den Frenchers die Geschäfte besorgen. Hätt' mir verdammt leid getan, wenn ich geholfen hätte, so einem verdammten Mingo das Leben zu retten. Na, mag die Rothaut von mir aus sein, was sie will. Mach uns Kaffee, John; dann wollen wir überlegen, wie wir aus der Schweinerei hier mit einigem Anstand wieder herauskommen.«

      Es währte nicht lange, da stieg den Männern der würzige Duft des braunen Getränkes verlockend in die Nase. Bob Green brachte grinsend eine Rumflasche heran. »Kaffee ist was für Weiber«, sagte er, »mit einem guten Schuß Rum wird's ein erträgliches Männergetränk.« John breitete Schinken, kalten Braten und Maisbrot aus, und alle gaben sich nach den mit knapper Not überstandenen Strapazen dem Genuß einer kräftigen Mahlzeit hin.

       Inhaltsverzeichnis

      Bei dem ›Alten‹, wie wir ihn bisher kurz genannt haben, handelte es sich um Mister Elias Burns, einen Farmer, dessen nicht sonderlich große Besitzung sehr einsam am Genesee, einem Zufluß des Ontario, gelegen war. Burns hatte wie in jedem Jahr die Sloop gemietet, um die Erzeugnisse seiner Farm nach Stacket Harbour zu bringen. Mais, Hafer, Weizen, geräuchertes und eingesalzenes Fleisch sowie Ahornzucker bildeten die Hauptbestandteile der Fracht. Besitzer und eigentlicher Führer des Schiffes war der im ganzen Bereich des Ontario weithin bekannte Bootsmann Robert Green. Da Elias Burns und sein Sohn John genügend Erfahrung in der Bedienung einer Sloop hatten und die Frühlingsstürme ausgetobt zu haben schienen, hatte man darauf verzichtet, fremde Schiffsleute anzuheuern. Der alte Burns machte die Fahrt alljährlich; der heranwachsende John hatte ihn fast immer begleitet, und bisher war die Reise immer ohne ernsthafte Zwischenfälle verlaufen. Zum ersten Male war es ihnen geschehen, daß sie unversehens von einem schnell aufkommenden Sturm überrascht, aus dem Kurs geworfen und an eine fremde Küste verschlagen wurden.

      Mr. Burns war ein hochgewachsener, kräftiger und muskulöser Mann hoch in den Fünfzigern. Der Bootsmann Green, dessen hünenhafte Gestalt wir bereits erwähnten, war sowohl seiner ungewöhnlichen Körperkraft als auch seiner Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit wegen allgemein bekannt und geachtet. Er mochte erst wenig mehr als dreißig Jahre zählen; sein von Wind und Wetter tief gebräuntes Gesicht war derb geschnitten, aber offen und vertrauenerweckend. Er pflegte leicht zu poltern, aber seine zuweilen wilden Redensarten vermochten den gutmütigen Grundzug seines Wesens nicht zu verdecken. Er aß jetzt, seiner Größe und seiner Körperkraft entsprechend, mit gesundem Appetit, und John stand ihm darin nicht viel nach. Doch glitten die Augen des jungen Burns während des Essens immer wieder zu dem Indianer hinüber, der noch immer regungslos, einer bronzenen Bildsäule gleich, auf dem Vorderdeck kniete.

      »Wenn Mary uns hier sehen könnte und wüßte, was wir hinter uns haben, sie würde einen hübschen Schreck kriegen«, sagte John.

      »Wahrhaftig, mein Junge«, antwortete der Alte, und seine Stirn zog sich in Falten. Er gedachte der auf der heimatlichen Farm zurückgelassenen Tochter. Die Achtzehnjährige bildete mit dem neben ihm sitzenden Sohn den СКАЧАТЬ