Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 66

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ Die Geräusche des Sturmes und der übereinanderstürzenden Wassermassen vereinigten sich zu einer unheimlichen Sinfonie. Unter dem fahldüsteren Himmel jagten die schwarzen Wolken wie gespenstige Schiffe dahin; sie hingen so tief, daß sie die haushohen Wellenköpfe zu berühren schienen.

      Da der Sturm plötzlich und unvermittelt eingesetzt hatte, ohne warnende Boten vorauszusenden, hatten nicht alle Fahrzeuge, die sich in diesem Augenblick auf dem Ontario befanden, rechtzeitig das schützende Ufer erreichen können. Ein einzelnes leichtes Rindenkanu kämpfte hart mit den Wogen; gleich einer Nußschale wurde es hin und her geworfen. In dem winzigen Fahrzeug saßen drei Männer, die es mit einer bewundernswerten Ruhe und Kaltblütigkeit lenkten. Einer der drei Indianer – denn um solche handelte es sich – handhabte das Steuer, während die beiden anderen die schaufelartigen Ruder bedienten. Die Lippen der Männer waren fest zusammengepreßt, die funkelnden Augen unverwandt auf das Wasser gerichtet. Es gehörten nicht nur Mut und Kühnheit, sondern auch eine unvergleichliche Geschicklichkeit dazu, das Kanu vor dem Winde zu halten und seine Bewegungen dem Wellengang anzupassen. Ein einziger falscher Ruderschlag, ein kurzes Nachlassen des Steuers mußten unweigerlich dazu führen, das leichte Gefährt quer vor den Wind zu bringen und es damit dem sicheren Untergange zu weihen. Denn das Ufer war weit und Hilfe nirgendwo zu erwarten.

      Zwei der Indianer waren bereits gesetzten Alters, der dritte ein noch sehr junger Mann, der indessen sein Ruder mit gleicher Sicherheit wie sein älterer Gefährte führte; auch sein Gesicht zeigte die gleiche steinerne Ruhe. Das Kanu tänzelte wie ein Spielzeug zwischen den Wellen, bald verschwand es zwischen den Wasserbergen, bald erschien es auf der Spitze eines Wellenkammes, vom Gischt umsprüht. Mit unheimlicher Geschwindigkeit, mehr vom Sturm als von der Muskelkraft seiner Insassen getrieben, jagte es unaufhaltsam gen Osten.

      Plötzlich begann einer der Indianer zu singen. Die getragenen, eintönigen Laute mischten sich mit dem Donnern des Sturmes und dem Gurgeln der Wellen; es war, als verschmölzen sie mit dem Tosen der Elemente zu einer phantastischen Melodie. Die beiden Gefährten des Singenden hörten zu, ohne in ihren Anstrengungen im geringsten zu erlahmen. Nicht jedes Wort des Gesanges wurde deutlich, aber immer wieder hoben sich klar und deutlich einige Satzfetzen aus dem großen Brausen heraus:

      »Nana-bosch, großer Manitu – du bist über allem – du bist gut!

      Die Wasser beherrschst du und den Wind in den Lüften!

      Sieh deine Kinder in Not, Nana-bosch!

      Sollen sie leben, so besänftige das Wasser!

      Sollen sie sterben, so öffne das Tor zu den ewigen Gründen!

      Du bist groß, Nana-bosch, du bist gut, deine Kinder sind dein!«

      Die Worte klangen auf, vermählten sich mit dem Toben der Wasser und Winde und ertranken darin. Unentwegt handhabten die drei Indianer Ruder und Steuer, aber ihre Kräfte begannen allmählich zu erlahmen. Was hier gefordert wurde, ging über Menschenkraft.

      In einiger Entfernung von dem Kanu jagte mit stark verkürzten Segeln eine Sloop über die schäumenden Wasserberge vor dem Winde dahin. Am Steuer des gedeckten Fahrzeuges stand ein hünenhafter, breitschulteriger Mann, zwei andere hielten sich an den Wanten des starken Mastes, der das dreifach gereffte Hauptsegel trug. Auch dieses ungleich stärkere und widerstandsfähigere Fahrzeug hatte alle Not, sich vor der wuchtigen Gewalt niederstürzender Wellenberge zu sichern; es wurde kaum weniger hin und her geworfen.

      Der ältere der beiden am Hauptmast stehenden Männer löste sich vorsichtig von den Wanten und turnte, sich mit einer Hand an der Bordwand haltend, zu dem Steuermann hinüber. »Was meinst du, Bob? Wie siehst du die Lage?« brüllte er dem Mann am Rad durch das Tosen des Sturmes zu.

      »Meine gar nichts, Sir«, brüllte der Steuermann zurück, »halte mein Schiff vor dem Wind. Sonst ist nichts zu tun.«

      »Welche Richtung halten wir?«

      »Denke Nordost mit ein paar Strich Ost. Müssen bald Land sichten.«

      »Und dann, Bob? Was wird dann?«

      Der Riese zuckte die Achseln: »Müssen versuchen, aufzulaufen. Einzige Möglichkeit, uns zu retten.«

      »Werden vermutlich zu Bruch gehn bei dem Versuch.«

      Ein grimmiges Lächeln verzog das Gesicht des Steuermanns: »Warten wir's ab. Ganz kampflos soll der Ontario Bob Green jedenfalls nicht haben. Die Molly hält, Gott sei Dank, einen Stoß aus.«

      »Wollen's also dem Alten da oben überlassen, Bob.«

      »Ihm, der Molly und mir«, sagte der Steuermann.

      In diesem Augenblick kam der dritte Mann der Sloop-Besatzung über das schwankende Deck heran. Es war dies ein junger Bursche von athletischen Formen mit einem klaren, offenen Gesicht. Er streckte den linken Arm aus und schrie, um sich in dem fürchterlichen Getose verständlich zu machen: »Seht doch, da drüben!«

      Die beiden anderen sahen in der Richtung des ausgestreckten Armes über Bord und gewahrten hoch auf dem Kamm einer schäumenden Welle das tänzelnde Rindenkanu.

      »Alle Wetter!« knurrte der Mann am Steuer. »Eine solche Nußschale noch mitten auf dem See! Die machen's nicht lange mehr; erreichen das Ufer nie und nimmer.«

      Der ältere der beiden anderen, überhaupt der älteste der drei, hatte das Glas vor den Augen und folgte den Bewegungen des Kanus im Tanz der Wogen. »Sind Rothäute«, sagte er,«und zwar drei.«

      »Soll'n also von mir aus zum Teufel gehen«; Bob Green, der Steuermann, verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Etwas weniger Ungeziefer auf der Welt!«

      »Sind Gottes Geschöpfe wie Ihr und ich«, sagte der junge Mann.

      »Daß ich nicht lache!« brüllte Bob Green. »Gottes Geschöpfe! Bluthunde sind's, widerwärtige! Das Stück Blei nicht wert, das man ihnen in den Bauch schießt!«

      Der Jüngling wandte sich, ohne zu antworten, dem Alten zu. »Wie ist's, Vater«, sagte er, »haben wir wirklich keine Möglichkeit, den Leuten zu helfen?«

      »Kaum, John«, sagte der Alte. »Selbst wenn wir heranzukommen versuchten; das Kanu würde bei dem Wellengang wie ein Glasscherben an unserer Bordwand zerschellen.«

      »Finde, wir müßten's trotzdem versuchen, Vater. Es sind Menschen in Lebensgefahr.«

      »Was denkst du denn, was man tun könnte?«

      »Ihnen ein Tau zuwerfen. Vielleicht kriegen wir sie doch an Bord.«

      »Halt's für ausgeschlossen bei dem Sturm, John.«

      »Dann haben wir unsere Pflicht getan, Vater. Ohne uns sind sie sicher verloren. Da sieh!« Die beiden Fahrzeuge waren näher aufeinander zugetrieben worden; man konnte die Männer im Kanu jetzt vom Deck der Sloop aus deutlicher sehen. »Ihre Anstrengungen lassen nach, ihre Kräfte versagen. Ein Wunder, daß sie sich in dem Hexenkessel überhaupt so lange hielten.«

      »Zweifellos richtig – sie können nicht mehr«, sagte der Alte, »laß uns also sehen, was wir tun können.«

      John war bereits mit einem Seil beschäftigt, das zusammengerollt auf dem Hinterdeck lag. Er befestigte das eine Ende am Gangspill und machte sich bereit, das andere dem Kanu zuzuwerfen. Man sah seinen Bewegungen an, daß er Erfahrung in Manövern dieser Art hatte. Wenn die Indianer das Seil zu fassen СКАЧАТЬ