Dracula. Брэм Стокер
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Читать онлайн книгу Dracula - Брэм Стокер страница 13

Название: Dracula

Автор: Брэм Стокер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Horror bei Null Papier

isbn: 9783954180080

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СКАЧАТЬ trans­syl­va­ni­schen Edel­leu­te wol­len nicht, dass un­se­re Ge­bei­ne zwi­schen de­nen ge­wöhn­li­cher Sterb­li­cher ru­hen sol­len. Ich su­che nicht Lust und Hei­ter­keit, nicht war­men Son­nen­schein und glit­zern­des Was­ser, wie es die fröh­li­che Ju­gend tut. Ich bin nicht mehr jung und mein Herz ist durch die oft wie­der­hol­te Trau­er um lie­be Tote nicht mehr zum Froh­sein ge­stimmt. Auch die Mau­ern mei­nes Schlos­ses sind zer­stört; es gibt vie­le Schat­ten und der Wind pfeift kalt durch zer­brö­ckeln­de Zin­nen und Lu­ken. Ich lie­be das Dun­kel und die Schat­ten und bin gern al­lein mit mei­nen Ge­dan­ken.«

      Manch­mal hat­te ich den Ein­druck, als ent­sprä­chen sei­ne Wor­te nicht ganz sei­nen Ge­dan­ken, oder aber es lag das halb höh­ni­sche, halb schwer­mü­ti­ge Lä­cheln in sei­nem gan­zen Ge­sichts­aus­druck.

      Er stand auf und ent­schul­dig­te sich für ei­ni­ge Zeit, in­dem er mich bat, mei­ne Pa­pie­re einst­wei­len wie­der in Ord­nung zu brin­gen. Als er ge­gan­gen war, be­trach­te­te ich ei­ni­ge der Bü­cher, die her­um­la­gen. Ei­nes war ein At­las; die Kar­te von Eng­land, schein­bar viel be­nützt, lag auf­ge­schla­gen. Als ich nä­her hin­sah, fiel mir auf, dass meh­re­re Orte mit klei­nen Krei­sen be­zeich­net wa­ren; ei­ner an der Ost­sei­te von Lon­don, da, wo sein zu­künf­ti­ges Be­sitz­tum lag, ei­ner bei Exe­ter und ei­ner bei Whit­by an der Küs­te von Yorks­hi­re.

      Es währ­te fast eine Stun­de, bis der Graf zu­rück­kam. »Ah«, sag­te er, – »im­mer noch über den Bü­chern? Gut. Aber Sie dür­fen nicht im­mer ar­bei­ten. Kom­men Sie mit; ihr Abend­tisch ist mei­nes Wis­sens be­reit.« Er nahm mei­nen Arm und führ­te mich in das nächs­te Zim­mer, wo ich ein vor­züg­li­ches Sou­per an­ge­rich­tet fand. Der Graf ent­schul­dig­te sich wie­der, dass er schon aus­wärts ge­ges­sen habe. Er saß da, wie in der Nacht vor­her, und plau­der­te, wäh­rend ich aß. Nach Tisch rauch­te ich, und der Graf blieb bei mir, in­dem er mich über alle er­denk­li­chen Din­ge frag­te. Stun­de um Stun­de ver­rann. Ich merk­te, dass es wirk­lich sehr spät wur­de, sag­te aber nichts, da ich mich für ver­pflich­tet hielt, den Wün­schen mei­nes Gast­ge­bers in je­der Wei­se Rech­nung zu tra­gen. Ich war nicht schläf­rig, denn die lan­ge Ruhe von ges­tern hat­te mich ge­kräf­tigt, aber ich emp­fand un­will­kür­lich den Schau­er, der einen bei An­bruch des Mor­gens be­fällt. Der Wech­sel der Ta­ges­zei­ten äh­nelt in sei­ner Art den Ge­zei­ten des Mee­res. Man sagt, dass tod­kran­ke Men­schen ge­wöhn­lich bei Ein­bruch der Däm­me­rung oder beim Wech­sel der Ge­zei­ten ster­ben. Je­der, der er­mü­det war, doch auf ir­gend ei­nem Pos­ten aus­zu­har­ren hat­te und selbst den Ein­fluss die­ser Än­de­rung der At­mo­sphä­re emp­fun­den hat, wird das sehr be­greif­lich fin­den. Plötz­lich er­tön­te drau­ßen ein Hah­nen­schrei, der mit un­heim­li­cher Klar­heit durch die rei­ne Mor­gen­luft zu uns drang. Graf Dra­cu­la sprang auf und sag­te:

      »Was, schon wie­der Mor­gen? Wel­che Nach­läs­sig­keit von mir, Sie so lan­ge auf­zu­hal­ten! Sie müs­sen Ihre Un­ter­hal­tung über mein neu­es eng­li­sches Va­ter­land we­ni­ger an­re­gend ge­stal­ten, so­dass ich nicht ver­ges­se, wie die Zeit bei uns ver­geht.« Dann emp­fahl er sich mit ei­ner höf­li­chen Ver­beu­gung.

      Ich be­gab mich auf mein Zim­mer und zog die Vor­hän­ge zu­rück, aber da war we­nig zu se­hen. Mein Fens­ter ging auf den Hof, über dem das war­me Grau des er­wa­chen­den Ta­ges lag. So schloss ich das Fens­ter wie­der und schrei­be über mei­ne Er­leb­nis­se.

      8. Mai. – Ur­sprüng­lich, als ich mein Ta­ge­buch zu schrei­ben be­gann, fürch­te­te ich, zu weit­läu­fig zu wer­den; jetzt bin ich aber doch froh, dass ich von An­fang an kei­ne De­tails aus­ließ. Es ist so merk­wür­dig hier, dass ich mich wirk­lich un­be­hag­lich füh­le. Ich woll­te, ich wäre wie­der heil drau­ßen oder gar nicht her­ein­ge­kom­men. Es mag ja sein, dass mich das un­ge­wöhn­li­che Nacht­le­ben mit­nimmt; aber wenn es nur das al­lein wäre! Wenn ich nur je­mand hät­te, mit dem ich mich aus­spre­chen könn­te, dann lie­ße es sich leich­ter er­tra­gen, aber es ist nie­mand hier. Da ist nur der Graf und der… ich fürch­te, ich bin die ein­zi­ge le­ben­de See­le hier auf dem Schlos­se. Ich will die Sa­che et­was nüch­ter­ner auf­fas­sen, als es die Ver­hält­nis­se ir­gend er­lau­ben. Es wird mir hel­fen, mich auf­recht zu er­hal­ten. Mei­ne Fan­ta­sie darf kei­ne Sprün­ge ma­chen; wenn sie es tut, bin ich ver­lo­ren. Wei­ter nun, was ich er­leb­te oder zu er­le­ben glaub­te.

      Ich schlief nur we­ni­ge Stun­den und er­hob mich, als ich merk­te, dass ich doch nicht weiter­schla­fen kön­ne. Ich hat­te mei­nen Ra­sier­spie­gel am Fens­ter be­fes­tigt und be­gann mich zu ra­sie­ren. Plötz­lich hör­te ich des Gra­fen Stim­me »Gu­ten Mor­gen« sa­gen und fühl­te, wie sei­ne Hand sich auf mei­ne Schul­ter leg­te. Ich stutz­te, denn ich hat­te ihn nicht kom­men se­hen, ob­gleich der Spie­gel mir er­mög­lich­te, das gan­ze Zim­mer hin­ter mir zu über­se­hen. Da­bei hat­te ich mich leicht ge­schnit­ten, ach­te­te aber im Au­gen­blick nicht dar­auf. Nach­dem ich den Gruß des Gra­fen er­wi­dert hat­te, sah ich noch­mals in den Spie­gel, ob ich mich nicht doch ge­täuscht hät­te. Dies­mal aber war je­der Irr­tum aus­ge­schlos­sen; der Mann stand so dicht hin­ter mir, dass ich ihn über mei­ne Schul­ter hin­weg er­bli­cken konn­te. Aber der Spie­gel zeig­te kein Bild von ihm! Das gan­ze Zim­mer hin­ter mir lag sicht­bar da, aber au­ßer mir war nie­mand dar­in zu se­hen. Das war recht merk­wür­dig und ei­gent­lich das Merk­wür­digs­te, was ich bis­her er­lebt hat­te. Ich emp­fand wie­der ein gräss­li­ches Un­be­ha­gen, wie im­mer, wenn der Graf in mei­ner Nähe war; zu­gleich be­merk­te ich, dass die klei­ne Ver­let­zung blu­te­te und dass das Blut über mein Kinn her­un­ter­si­cker­te. Ich leg­te das Ra­sier­mes­ser weg und wand­te mich um, mir ein blut­stil­len­des Pflas­ter zu ho­len. Wie der Graf mein Ge­sicht sah, er­glänz­ten sei­ne Au­gen in dä­mo­ni­schem Feu­er und er tat einen ra­schen Griff nach mei­ner Keh­le. Ich fuhr zu­rück und da­bei be­rühr­te sei­ne Hand die Per­len mei­nes Ro­sen­kran­zes. Das er­zeug­te einen ra­schen Wan­del in ihm, sei­ne Er­re­gung leg­te sich so rasch, dass es schi­en, als sei sie gar nicht da ge­we­sen.

      »Neh­men Sie sich in Acht«, sag­te er, »dass Sie sich nicht schnei­den; in die­sem Lan­de ist es ge­fähr­li­cher als Sie glau­ben.« Dann er­griff er mei­nen Toi­let­ten­spie­gel und fuhr fort: »Und die­ses ver­fluch­te Ding ist schuld dar­an. Es ist ein schlech­tes Spiel­zeug mensch­li­cher Ei­tel­keit. Fort da­mit!« Er öff­ne­te das große Fens­ter mit ei­nem Ruck sei­ner schreck­li­chen Hand und warf den Spie­gel hin­aus, der tief un­ten auf dem Pflas­ter des Schloss­ho­fes in tau­send Scher­ben zer­sprang. Dann ging er weg, ohne ein Wort zu sa­gen. Es ist mir sehr un­an­ge­nehm, denn ich muss nun, wenn ich zum Ra­sie­ren et­was se­hen will, den De­ckel mei­ner Uhr oder den Bo­den mei­ner Sei­fen­scha­le be­nut­zen, die zum Glück von Me­tall ist.

      Als ich in das Spei­se­zim­mer hin­austrat, war das Früh­stück be­reit, aber vom Gra­fen war nichts zu se­hen. So aß ich denn al­lein.