Dracula. Брэм Стокер
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Читать онлайн книгу Dracula - Брэм Стокер страница 16

Название: Dracula

Автор: Брэм Стокер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Horror bei Null Papier

isbn: 9783954180080

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СКАЧАТЬ Meis­ter je­mand zu sei­ner Ver­tre­tung schickt, so glau­be ich doch wohl, dass mei­ne Be­dürf­nis­se in ers­ter Li­nie in Be­tracht kom­men. Ich habe doch kei­nen Ter­min be­stimmt. Ist es nicht so?«

      Was woll­te ich an­ders tun als Ja sa­gen? Es war Herrn Hawkins Sa­che und nicht mei­ne, ich muss­te für ihn han­deln, nicht für mich. Au­ßer­dem lag in Dra­cu­las Au­gen und in sei­nem Be­neh­men et­was, was mich dar­an er­in­ner­te, dass ich sein Ge­fan­ge­ner war und dass mir ja doch kei­ne Wahl ge­blie­ben wäre. Der Graf sah sei­nen Sieg in mei­ner zu­stim­men­den Ver­beu­gung und in der Er­re­gung mei­ner Ge­sichts­zü­ge, denn er be­gann in sei­ner ver­bind­li­chen, aber un­wi­der­steh­li­chen Art:

      »Ich bit­te Sie, lie­ber jun­ger Freund, dass Sie in Ihren Brie­fen nur Ge­schäft­li­ches be­rüh­ren, au­ßer­dem wird es Ihren Freun­den doch ohne Zwei­fel lieb sein zu er­fah­ren, dass es Ih­nen gut geht und dass Sie sich dar­auf freu­en, sie wie­der­zu­se­hen.« Nach­dem er das ge­sagt hat­te, gab er mir drei Brief­bo­gen und drei Ku­verts. Sie wa­ren von dünns­tem Über­see­pa­pier; ich sah auf die Brief­bo­gen, dann auf ihn und be­merk­te sein ru­hi­ges Lä­cheln, das die schar­fen wei­ßen, über die Un­ter­lip­pe ra­gen­den Hun­de­zäh­ne ent­blö­ßte. Da ward es mir klar, was er da­mit sa­gen woll­te, ich sol­le recht vor­sich­tig mit mei­ner Kor­re­spon­denz sein, da er al­les le­sen kön­ne. Ich be­schloss da­her, Herrn Hawkins und Mina ei­ni­ge for­mel­le Zei­len zu schrei­ben, dann aber im Ge­hei­men ihm mei­ne Lage ge­nau zu schil­dern, eben­so Mina; letz­te­rer Brief soll­te ste­no­gra­fisch ab­ge­fasst wer­den; der Graf soll­te ihn we­nigs­tens nicht le­sen kön­nen, wenn er in sei­ne Hän­de fie­le. Als ich mei­ne zwei Brie­fe ge­schrie­ben hat­te, saß ich eine Wei­le still und las in ei­nem Bu­che, wäh­rend der Graf ei­ni­ge Zei­len schrieb, an­schei­nend No­ti­zen aus ei­nem vor ihm lie­gen­den Heft. Dann nahm er mei­ne zwei Brie­fe und leg­te sie zu den sei­nen, nach­dem er das Schreib­zeug wie­der in Ord­nung ge­bracht. Er ver­ließ das Zim­mer und ich be­nütz­te rasch die Ge­le­gen­heit, nach den Adres­sen sei­ner Brie­fe zu se­hen, die um­ge­kehrt auf dem Ti­sche la­gen. Ich mach­te mir kein Ge­wis­sen aus die­sem Ver­trau­ens­bru­che, denn un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den hielt ich al­les für er­laubt, wo­durch ich mich viel­leicht ret­ten konn­te. Der eine war an Herrn Sa­mu­el F. Bil­ling­ton, No. 7, The Cre­scent, Whit­by, der an­de­re an Herrn Leut­ner, Var­na, ge­rich­tet; der drit­te trug die Adres­se: Coutts & Co., Lon­don, der vier­te die der Ban­kiers Klopp­stock & Bill­reuth, Bu­da­pest. Der zwei­te und der vier­te wa­ren noch nicht ge­schlos­sen. Eben woll­te ich nach ih­rem In­halt se­hen, da be­merk­te ich, dass sich die Tür­klin­ke be­weg­te. Rasch ließ ich mich auf mei­nen Stuhl zu­rück­fal­len, nach­dem ich ge­ra­de noch Zeit ge­habt hat­te, die Brie­fe wie­der in ihre ur­sprüng­li­che Ord­nung zu brin­gen und mein Buch zu er­grei­fen, ehe der Graf, der einen Brief in der Hand trug, ins Zim­mer trat. Er nahm die Brie­fe vom Tisch, ver­schloss sie sorg­fäl­tig und wand­te sich dann an mich:

      »Ich hof­fe, Sie wer­den es mir nicht ver­übeln, aber ich habe heu­te Abend in drin­gen­den Pri­vat­an­ge­le­gen­hei­ten zu tun. Sie wer­den, den­ke ich, al­les fin­den, was Sie brau­chen.« An der Tür dreh­te er sich noch ein­mal um und sag­te nach kur­z­er Pau­se:

      »Las­sen Sie sich ra­ten, lie­ber jun­ger Freund – nein, las­sen Sie sich lie­ber in al­lem Ernst da­vor war­nen, in ei­nem an­de­ren Tei­le des Schlos­ses zu schla­fen, wenn Sie über­haupt die Ab­sicht ha­ben, aus die­sen Zim­mern zu ge­hen. Das Schloss ist alt und hat eine selt­sa­me Ver­gan­gen­heit; schlech­te Träu­me ha­ben die, wel­che un­vor­sich­tig zur Ruhe ge­hen. Also sei­en Sie ge­warnt! – Soll­te der Schlaf Sie jetzt oder ir­gend­wann über­man­nen, so ei­len Sie so­fort in ihr Schlaf­zim­mer oder in ei­nes die­ser Ge­mä­cher, dann ist Ihre Ruhe ge­si­chert. Sind Sie aber un­vor­sich­tig in die­ser Be­zie­hung, dann –« Er schloss sei­ne Rede in un­heim­li­cher Wei­se, in­dem er sei­ne Hän­de rieb, als woll­te er sich wa­schen. Ich ver­stand ihn voll­kom­men, aber ich zwei­fel­te dar­an, dass ir­gend ein Traum scheuß­li­cher sein konn­te als die­ses un­na­tür­li­che, grau­en­haf­te Netz von Ge­heim­nis­sen, das sich um mich zu­sam­men­zu­zie­hen schi­en. Spä­ter. – Ich be­stä­ti­ge die­se letz­ten Wor­te, denn jetzt kann kein Zwei­fel mehr be­ste­hen. Ich fürch­te mich nicht mehr, an ei­nem Plat­ze ein­zu­schla­fen, wo »er« nicht ist. Mei­nen Ro­sen­kranz habe ich über mei­nem Bet­te auf­ge­hängt – ich glau­be, so ist mei­ne Ruhe frei­er von Träu­men, und dort soll er blei­ben.

      Als der Graf mich ver­ließ, zog ich mich in mein Zim­mer zu­rück. Nach ei­ner klei­nen Wei­le, da ich kei­nen Laut mehr hör­te, trat ich her­aus und ging die stei­ner­ne Stie­ge hin­auf, von wo ich den Aus­blick nach Sü­den hat­te. Es lag wie ein Schim­mer der Frei­heit über der wei­ten Ebe­ne, die mir doch un­er­reich­bar war; ein schmerz­li­cher Ge­gen­satz zu der dunklen Enge des Schloss­ho­fes. Wenn ich auf die­sen hin­aus­sah, hat­te ich tat­säch­lich das Ge­fühl, Ge­fan­ge­ner zu sein, und mir war, als müss­te ich mir die Brust voll fri­scher Luft trin­ken, und sei es auch nur die der Nacht. Ich füh­le, dass die­se Nacht­exis­tenz mir scha­det, dass sie mei­ne Ner­ven zer­stört. Ich er­schre­cke vor mei­nem ei­ge­nen Schat­ten und lei­de an den schreck­lichs­ten Ge­sich­ten. Gott weiß, dass auf die­sem ver­wünsch­ten Platz Grund zu jeg­li­cher Sor­ge ge­ge­ben ist. Ich sah hin­aus in die wun­der­vol­le Wei­te, die sanf­tes, gelb­li­ches Mond­licht taghell über­flu­te­te. In dem un­ge­wis­sen Lich­te ver­schwam­men die Um­ris­se der fer­nen Hü­gel, und die Schat­ten in den Tä­lern und Schluch­ten wa­ren von samt­ar­ti­ger Schwär­ze. Schon der An­blick die­ser Schön­heit gab mir Mut; mit je­dem Atem­zu­ge sog ich Frie­den und Trost ein. Als ich mich et­was aus dem Fens­ter lehn­te, wur­de mein Blick durch et­was ge­fes­selt, das sich ein Stock­werk tiefer, links von mir be­weg­te; nach der Lage der Zim­mer muss­ten sich hier die Fens­ter des Gra­fen be­fin­den. Das Fens­ter, an dem ich stand, war hoch und tief und mit stei­ner­nem Maß­werk ver­ziert, das, ob­gleich ver­wit­tert, den­noch ganz gut er­hal­ten war. Es moch­te eine statt­li­che Rei­he von Jah­ren her sein, dass je­mand hier hin­aus­ge­schaut. Ich ver­steck­te mich hin­ter einen Fens­ter­pfei­ler und sah ge­spannt hin­aus.

      Das ers­te, was ich sah, war der Kopf des Gra­fen, der eben aus dem Fens­ter auf­tauch­te. Ich sah das Ge­sicht nicht, aber ich kann­te den Na­cken und die Be­we­gung des Rückens und der Arme. Am we­nigs­ten konn­te ich über die Hän­de im Zwei­fel sein, die zu stu­die­ren ich ja schon reich­lich Ge­le­gen­heit ge­habt hat­te. Zu­erst war ich voll In­ter­es­se, fast be­lus­tigt, denn es ist ei­gen­ar­tig, wel­che Klei­nig­kei­ten einen Ge­fan­ge­nen in­ter­es­sie­ren und be­lus­ti­gen kön­nen. Aber die­se Ge­füh­le ver­wan­del­ten sich in Ab­scheu und Ent­set­zen. Ich sah, wie sich der gan­ze Kör­per aus dem Fens­ter zwäng­te und, mit dem Kopf nach ab­wärts, an der Schloss­mau­er über den fürch­ter­li­chen Ab­grund hin­un­ter­klet­ter­te; sein Man­tel schlang sich um ihn wie ein Paar großer Flü­gel. Erst trau­te ich mei­nen Au­gen nicht. Ich dach­te, es wäre eine Täu­schung durch das Mond­licht, ir­gend ein tol­ler Schat­ten­ef­fekt; ich sah ge­nau hin – es war kein Irr­tum mög­lich. Ich sah die Fin­ger und Ze­hen sich in die Mau­er­rit­zen klam­mern, die der Zahn der Zeit des Mör­tels be­raubt hat­te; er klet­ter­te so mit be­trächt­li­cher Ge­schwin­dig­keit ab­wärts, in­dem er sich die kleins­te Une­ben­heit zu­nut­ze mach­te, wie ein Mar­der, der eine Mau­er hin­un­ter­steigt.

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