Liebesbriefe großer Frauen. Отсутствует
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Liebesbriefe großer Frauen - Отсутствует страница 9

Название: Liebesbriefe großer Frauen

Автор: Отсутствует

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783843800068

isbn:

СКАЧАТЬ den Einfluss, den eine andere auf Sie ausübt. Ich hatte mir vorgestellt, dass zwischen uns keinerlei Nebenbuhlerschaft aufkeimen könnte, weil ich ja auf Ihr Herz nicht die geringsten Ansprüche mache. Aber eine verliebte Frau fürchtet sogar ihren Schatten!

      […]

      Bedenken Sie, Marquis, dass die Beharrlichkeit, mit der Sie mir schreiben und mich sehen, trotzdem es Ihnen ausdrücklich verboten wurde, Ihnen die schlimmsten Vorwürfe eintragen kann, deren eine eifersüchtige Frau fähig ist? Ich bin tief betrübt, dass ich die Ruhe zweier Menschen störe, zu deren Glück ich so von Herzen gern beigetragen hätte. Trotzdem muss ich Ihnen gestehen, dass ich innerlich über die Ungerechtigkeit der Gräfin aufgebracht bin, und ich will Ihnen auch nicht verhehlen, dass es mir insgeheim viel Spaß machte, wenn ich sah, wie in Ihrem Herzen die Freundin der Macht der Geliebten die Waage hielt. […]

      Wenn Sie sich nicht in acht nehmen, Marquis, dann werde ich Ihnen dieselbe Antwort geben, die eine sehr hässliche, aber sehr geistvolle Frau eines Tages einem unserer Bekannten erteilte. Er spielte immer vor ihr den Leidenschaftlichen; ich weiß nicht, welche Laune ihn trieb, sogar sehr drängend zu werden. Darauf sage sie zu ihm: ›Herr Chevalier, seien Sie bitte etwas vorsichtiger. Wenn Sie weiter drängen, werde ich mich ergeben!‹ Ich bin drauf und dran, Ihnen dasselbe zu drohen. Denn sind Sie sich darüber klar, in welche Verpflichtungen Sie geraten, wenn Sie mir immer weiter erklären, dass Sie mich lieben? Halten Sie sich für fähig, ebenso leidenschaftlich zu lieben, wie ich es tun würde, wenn ich erst Feuer finge? Bis jetzt haben Sie nur oberflächliche Neigungen, alltägliche Verhältnisse erlebt. Sollte es Ninon vorbehalten sein, Sie zu lehren, was wahre Liebe ist? Die zu empfinden, sind weit weniger Herzen imstande, als man im Allgemeinen glaubt. […] Wissen Sie, was ich unter Liebe verstehe, wenn es sich um mich handelt? Ich betrachte es als ein erhabenes, glühendes Gefühl, das zu den gewaltigsten Leistungen befähigt, das Glut und Begeisterung schafft, den Charakter von Grund auf ändert und einen in demselben Maße umgestaltet, wie man anderen Menschen unähnlich wird. Es ist die holde Gleichheit zweier Seelen, die sich gegenseitig anziehen und ineinander verschmelzen; das glückselige Einvernehmen zweier Herzen, vollkommenste Hingebung an das geliebte Wesen, und es ergießt in die Seele einen freudigen Ernst, der den Gipfel alles Glückes bedeutet. Sie haben bis jetzt nur die Liebe der Jugend empfunden, das heißt ein Gefühl, das einer gewaltigen Gärung des Blutes entspringt und nur Genuss zum Ziel hat. Von diesem habe ich auch bis jetzt nur gesprochen. Sollten Sie nun fähig sein, sich auch etwas anderes vorstellen zu können? Denn obzwar es im Grunde dasselbe bleibt, so ist es doch etwas ganz anderes, etwas tausendmal Wertvolleres, weil es sich so unendlich zart äußert. Aber davon will ich erst mit Ihnen reden, wenn ich Sie würdig befunden habe, solche Liebe kennenzulernen.

      Also dahin mussten all meine schönen Standreden gegen die Liebe führen? Was habe ich getan? Wäre es wahr, dass meine Neigung zu Ihnen so lebhaft ist, wie ich es Ihnen gestern sagte – hätte ich Sie dann davon unterrichten sollen? Welches Zaubers haben Sie sich bedient, mich bis zu diesem Grade zu rühren, ohne dass ich im Voraus das Geringste merkte? Wie? Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Sie liebe! Ich sagte es Ihnen mit so viel Begeisterung, dass Sie es, wenn Sie an solche Worte gewöhnt wären … aber Sie haben kein Wort geglaubt. Kann Ihnen eine Frau solcher Gefühle fähig erscheinen, nachdem sie darüber so gesprochen hat, wie ich das früher tat? Sicherlich nicht. Sie hätten mich eher für eine Närrin als für eine leidenschaftlich Liebende gehalten. Aber weshalb fürchtete ich so sehr, dass Sie sich von mir eine solch schlechte Meinung gebildet haben? Ach, wenn ich das Unglück hätte, dass Sie wirklich so von mir dächten, wie hoffnungslos wäre ich dann! Glauben Sie mir, meine zärtlichen Gefühle sind wahr, aufrichtig, über die Maßen groß. Vielleicht würden Sie sich nicht gegen eine Erwiderung meiner Gefühle wehren können, wenn Ihnen meine Augen kündeten, was in meinem Herzen vor sich geht, während ich Ihnen solche Geständnisse mache. Wofür muss ich Ihnen eigentlich dankbar sein? Weil Sie meinem Herzen Gefühl und Leben wiedergegeben haben. Es verschmachtete in Spekulationen, obgleich es für die zärtlichsten Gefühle geschaffen war. Ich bin geboren, um zu lieben und alle Begeisterung der Liebe zu empfinden. […] Alles war glanzlos in meinen Augen; meine Seele war der tröstlichen Trunkenheit verschlossen, die uns nur eine heftige Leidenschaft verschaffen kann. Amor, ich verspüre deine göttliche Wut: Meine Verwirrung, meine Erregung, alles kündet mir deine Anwesenheit! Heute hebt für mich ein neuer Tag an; alles lebt, alles ist neu beseelt, alles scheint von meiner Leidenschaft zu sprechen, alles fordert mich auf, sie zu pflegen. Die Glut, die mich verzehrt, verleiht meinem Herzen, allen Fähigkeiten meiner Seele einen Schwung, eine Tatkraft, die all meine Triebe miterfasst. Seitdem ich Sie liebe, sind mir meine Freunde noch teurer geworden; ich liebe mich selbst noch mehr, die Töne meiner Theorbe, meiner Laute scheinen mir noch rührender, meine Stimme klangvoller. Wenn ich ein Stück spielen will, ergreift mich Leidenschaft, Begeisterung; sie verwirren mich so tief, dass ich jeden Augenblick davon unterbrochen werde. Dann aber folgt dem Schwung eine tiefe Träumerei voll holder Reize. Sie stehen lebend vor meinen Augen, ich sehe Sie, ich spreche mit Ihnen, ich sage Ihnen, dass ich Sie liebe, und mir scheint es immer, als ob ich es Ihnen noch zärtlicher sagte, als wenn Sie wirklich da wären. Bald begünstigt Sie meine Vorstellungskraft, bald wirkt sie Ihnen entgegen. Ich beglückwünsche mich, und ich empfinde Reue; ich wünsche Sie und möchte vor Ihnen fliehen; ich schreibe Ihnen und zerreiße meine Briefe wieder; ich lese die Ihren von Neuem; bald scheinen sie mir galant, bald zärtlich, selten leidenschaftlich und immer zu kurz. Ich betrachte mich prüfend in meinen Spiegeln, ich ertrage das Urteil meiner Frauen über meine Reize. Kurz, ich liebe Sie, ich bin wie närrisch, und ich weiß nicht, was aus mir würde, wenn Sie heute Abend nicht Wort hielten.

      Maria Theresia

       (1717-1780)

      an Kaiser Franz I.

      Maria Theresia, seit 1740 Königin von Böhmen und Ungarn, war die Stammmutter des Hauses Habsburg-Lothringen. Sie übernahm die Regierung der habsburgischen Gesamtlande von ihrem Vater und setzte ihren Ehemann, Franz Stephan, den Herzog von Lothringen, den sie 1736 geheiratet hatte, als Mitregenten ein. 1745 wurde er zum Deutschen Kaiser gekrönt, hatte aber eher eine repräsentative als aktive Funktion in der Staatsregierung. Die Ehe der beiden, aus der 16 Kinder hervorgingen, soll sehr glücklich gewesen sein. Der Briefwechsel ist zum Teil in französischer Sprache verfasst.

      8. Februar 1736

      Durchlauchtigster Herzog, vielgeliebter Bräutigam!

      Euer liebden Schreiben hat mich sehr erfreut, bin auch ganz persuadiert, dass Sie lieber selbes persönlich als schriftlich versichert hätten, wie nicht zweifle Euer Liebden ein gleiches von mir auch glauben werden. Ist wohl gut, dass nicht auf lange ist, und hoffe, dass es ins Künftige zu einer beständigeren und gewünschteren Einigkeit dienen wird, die versichere, dass Zeit meines Lebens verbleiben werde,

      Euer Liebden getreueste Braut

      Maria Theresia.

      Caro viso3,

      ich bin Ihnen unendlich für Ihre Aufmerksamkeit verbunden, mir Nachricht von Ihnen zu geben, denn ich war bekümmert wie eine arme Hündin. Haben Sie mich ein wenig lieb und verzeihen Sie mir, wenn meine Antwort nur kurz ist. Aber es ist 10 Uhr, und Herbeville wartet auf meinen Brief. Adieu, Mäusl, ich umarme Sie von ganzem Herzen, schonen Sie sich recht. Adieu, caro viso.

      Ich bin Ihre

      Maria Theresia

       Sponsia dilectissima 4

      9. Februar 1736

      Durchlauchtigster Herzog, vielgeliebter Bräutigam!

      Kann nicht genug meine Obligation bezeugen, vor solch großen Attentionen, wünschte nur, dass es mit weniger Ungelegenheit geschehen könnte und versichere, СКАЧАТЬ