Название: Liebesbriefe großer Frauen
Автор: ОтÑутÑтвует
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783843800068
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Und wieder einen Ruf nach Riga? Ich erstaune! Gestehen Sie es mir aufrichtig: Tat es Ihnen weh, ihn abzuschreiben? Mir ging’s durchs Herz, da ich wieder hörte, die zerrissenen zarten Bande jener Freundin hielten Sie ab. Ich musste weinen und Sie bedauern. Aber sagen Sie mir, liebster, guter, redlicher Freund! Können Sie noch Tugend eines Frauenzimmers glauben, da Sie von dieser Freundin, die so viel ausgebildeten Charakter, Güte und Attachment für sie hatte, sind hintergangen worden? Oder, Sie sagten mir’s nur mit halbem Worte, und mehr will ich auch nicht wissen, kurz, sie ist Ihre Freundin nicht mehr, es sei nun geschehen, auf welche Art es wolle. Aber sagen Sie mir aufrichtig, hat diese Trennung wieder Ideen gegen das Frauenzimmer bei Ihnen erregt? Ich erkläre mir jetzt tausend Dinge Ihres letzten Straßburger Aufenthalts und insonderheit das Lied an Merck: ›Sympathie und Freundschaftswonne singen‹. Ich gestehe es Ihnen aufrichtig, dies Lied hat mich zur äußersten Schwermut gebracht! O! wenn alles das nicht mehr in der Welt ist, nicht Sympathie, nicht Freundschaft, nicht Tugend, und der Glaube daran verloren wird, o Freund! Welch elende Kreatur wäre der Mensch! Und sei’s Wahn! Süßer Wahn! - -
Darmstand, Ende Juni 1771
Sie [Sophie von La Roche] hat liebenswürdige Kinder, erzieht sie selbst, geht nicht von ihnen und ist gegen ihren Mann aufmerksam in den geringsten Kleinigkeiten, bis zum Erstaunen. Kurz die beste Mutter und beste Frau. – – –
Ach, wäre ich unter den Händen dieser Frau gebildet worden! Aber vater- und mutterlos irrt’ ich umher! O verlass Du mich nicht, mein Erster, Einziger in der Welt, den ich so oft, oft an mein Herz drücke, der mir Freude und Trost und Aufmunterung gibt! Gott im Himmel wird’s Dir belohnen! –
Darmstadt, Ende Oktober oder Anfang November 1771
– – – O der süßen Stunden, wenn ich Briefe von Dir, mein Einziger, bekomme! So wird Abschied und Trennung und alles ersetzt. Ach, es ist schon so viel Glückseligkeit für mich, dass ich in Deinem Herzen bin, dass ich nichts mehr wünschen darf. Komm, mein Lieber! Wir sind nicht entfernt, ich umarme Dich für Dein ganzes, edles, schönes Herz. Ach, ich bin’s nicht wert! Es ist traurig für mich, dass Sie gegen mich so unwert sein wollen. Ach Gott, was verdienen Sie auf allen Seiten, und wenig kann ich Ihnen geben! Glauben Sie mir, Freund meiner Seele, wenn ich von einem gemeinen Menschen geliebt würde, es würde mir nichts einfallen, als dass ich nicht reich bin. Aber bei Ihnen – ach, Gotte, ich leide wirklich viel darum: Ich fürchte, ich fürchte, Du bist zu großmütig und liebst mich darum noch, weil Du mich das vorige Jahr lieb hattest. Ach, sollte das sein? Du würdest Dein ganzes schönes Leben zerstören. […] Ach, lieber Herder, es schlägt mich alles nieder, wenn nicht Dein edles Herz Lichtstrahl und Sonnenbild für mich wäre. – – –
Die Gedichte von Claudius sind schön, unschuldig […]. Aber wie mag sich Herder mit Claudius vergleichen? Bist Du ein Jungferchen worden, das gerne gelobt sein will? Wahrhaftig, ich kann Dich nicht loben; wenn ich alles sagen würde, wird’s doch tausendmal weniger sein als mein Herz will, und so lass ich’s. Sie selbst, edler Mann, müssen mehr Ihre Würde fühlen. […]
Ich habe Ihnen Nachricht von meiner Beschäftigung versprochen, aber diesen Tag war sie ziemlich unfruchtbar. Es ist seit einigen Tagen Regenwetter und kalt […]. So ist der Herbst vorbei und kein Wald- und Spaziergang mehr da; alles ist abgefallen, und ich möchte mit Ihnen als Knabe darüber weinen. Frohes, zartes, empfindliches Herz, wie lieb’ ich Dich! Ach, warum konnte ich nicht meine Jugend mit Dir verspielen, da ich immer mit Knaben spielte!
Darmstadt, den 21. August 1772
– – – Tausend Dank für Ihren kleinen Lebenslauf, liebster Herder! Er hat mich in manchem Betracht für mich selbst beruhigt, ob er schon traurig genug für Sie ist. Geahndet hatte ich es schon lange, dass Du mit Deinem großen, wunderbaren Kopf niemals dachtest, Landpriester in Brückeburg zu werden, und der Jugendplan und Jugendseele zugleich bricht und brechen muss – das alles weiß ich, fühl’s, klage, traure mit Dir, armer, guter Herder. Aber nun bist Du ein Mann, siehst, dass man überall Gutes tun kann: Großes freilich nicht überall, und dazu muss man vielleicht immer ein türkischer, russischer oder römischer Kaiser sein, und davor hat Dich der gute Gott (Dank sei ihm dafür gesagt!) in Gnaden bewahrt. Nicht wahr, liebster Herder, eine Hütte, ein gutes Weib und Kinder darin, ist doch allen menschlich und für das Herz gelebt. Du wirst überall glücklich sein. Du hast den goldenen Ring an Deiner Hand, bei drei Jugendfreunden oder einem Weib auf der Kanzel oder in der Stube, in Brückeburg oder in Riga. – Du wirst überall Gutes tun, überall glücklich sein. Ich will Dir nichts, ewiger Freund, aus Deiner Seele wegreden, keine Jugendpläne, Jugendträume – ich weiß, sie sind schön, glänzend – aber durchs Feuer müssen sie geläutert werden. […] Lass Dir alles zerstören, edelster Mann, Deine große, männliche, menschliche Seele wird niemals geändert und zerstört werden können, und da wohnt allein der Schatz des Lebens, und da werd’ ich ihn finden – da wohnt er allein und ewig. – – –
Darmstadt, den 7. Dezember 1772.
– – – Das ist aber gewiss, dass Sophie [Cornelia] Goethe einen ganz anderen Mann verdient als Herr Schlosser ist. Inzwischen, was tut der blinde Armor nicht! Er hat uns auch zusammengeführt, und Du musst nun zufrieden sein. Apropos. Dingen Sie nur eine Magd, die kochen kann; Deine liebe Haushälterin bin ich ja und will und kann und muss es sein.
Darmstadt, gegen Ende Januar 1773
– – – Glaubst Du, dass ich von unserem Aufschub so dumm und herzlos hingeschrieben hätte? O es tat mir in allen Gliedern weh, als ich’s hinschrieb! Und es hat mich Tränen genug gekostet – aber für Dich könnt’ ich mich selbst, mich ganz aufopfern, die paar Tränen und Schmerzen verachte ich.
Aber Du willst kommen, mich holen, und nur der Tod trenne uns! – Ich kann nichts darüber sagen, ich zittere und bebe zu sehr vor Freude. Fühlt’s Dein mit mir gleiches Herz nicht auch? Ja, ja, Du meine Bruderseele – mich dünkt immer, Du holst’s aus meinem Herzen, was Du sprichst. O wie schlägt mir’s da im Innern! Die Welt soll es an uns noch sehen, dass es glückliche Ehen geben kann. Ich bin mit Bückeburg zufrieden, solang ich lebe und gelebt habe. Wenn ich einen andern Ort wünsche, so ist’s bloß um Deinetwillen; denn für mich ist jeder Ort in der Welt recht, wo Du nur bist, und möge er auch so elend sein, als er wolle. Du weißt’s ja schon lange, dass ich in einer Höhle mit Dir leben könnte!
Darmstadt, anfangs April 1773
Ich sitze mitten in meinen kleinen Brautgeschäften und arbeite so ganz con amore. Ich war noch nie in einer so süßen, heiteren Ruhe, und mich dünkt, Du bist schon ganz bei mir. Ach, warum hast Du mir nicht geschrieben! Ich habe drei Tage darauf gewartet, und es kommt kein Brief.
Wir sprechen von nichts anderem mehr als von Dir und dass Du bald kommen wirst. – Ach Gott, wann wird das sein? Welcher Tag? Kannst Du ihn schon bestimmen? Ich wünschte, dass Du zu Anfang СКАЧАТЬ