Название: Liebesbriefe großer Frauen
Автор: ОтÑутÑтвует
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783843800068
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Euer Liebden
getreuste Braut
Maria Theresia
10. Februar 1736
Durchlauchtigster Herzog, vielgeliebter Bräutigam!
Was man gern tut, macht keine Ungelegenheit, indem recht von Herzen auf Euer Liebden so obligeanten und komplimentösen Brief antworte, wünsche eine glückliche Reise und gutes Wetter, hoffe, dass dieses die letzte sein wird, die Euer Liebden ohne Ihrer so ergebenen Braut machen werden, die allzeit verbleibe
Euer Liebden
getreueste Braut
Maria Theresia
[undatiert, 1742]
Mein liebes Herz,
Sie werden hieraus ersehen, was man getan hat, aber ich beschwöre Sie, Ihre Rückkehr nicht einen Augenblick zu verzögern. Schreiben Sie, wenn Sie es so wollen, aber er [Friedrich der Große] ist dessen [Friedensverhandlungen im ersten Schlesischen Krieg] nicht würdig und wird einen schlechten Gebrauch davon machen. Erniedrigen Sie sich nicht, und nehmen Sie unsere Eroberungen zum guten Vorwand. Aus dem deutschen Briefe werden Sie das Übrige sehen, und wie nötig ich Ihren Beistand brauche. Verweigern Sie ihn mir nicht. Ich war sehr erstaunt, Sie bei Sprinzenstein [österreichischer Adliger, Anhänger Karl VII. aus dem Hause Wittelsbach] zu wissen; man hat ihn auch für einen der Verschwörer gehalten. Leben Sie wohl, ich küsse Sie zärtlich!
Eva König
spätere Lessing (?1736-1778)
an Gotthold Ephraim Lessing
Eva König, geborene Hahn, war zunächst von 1756 an mit dem Hamburger Kaufmann Engelbert König verheiratet und brachte sieben Kinder zur Welt, von denen vier überlebten. Lessing wurde ein enger Freund der Familie und Pate des Sohnes Fritz, als er wegen des neu gegründeten Nationaltheaters nach Hamburg übersiedelte. Als König 1769 nach Venedig reiste, um Stoffe einzukaufen, bat er Lessing, sich um seine Frau und Kinder zu kümmern, falls ihm etwas zustoßen sollte. Tatsächlich starb er kurz nach seiner Ankunft in Venedig an Typhus. Die Heirat zwischen Eva und Lessing verzögerte sich jedoch um einige Jahre, da sie aus geschäftlichen Gründen wegen des Nachlasses ihres Mannes mehrmals nach Wien reisen musste und Lessing erstens keine Anstellung hatte, die es ihm ermöglicht hätte, eine Familie zu ernähren, und zweitens damals im Dienst von Prinz Leopold von Braunschweig selbst auf Reisen war. Die lange Trennung war der Grund für den ausgiebigen Briefwechsel. Erst sieben Jahre nach Königs Tod, als der Prinz Lessing ein entsprechendes Gehalt zusicherte, wurden die beiden getraut. Lessing war zu diesem Zeitpunkt über 47 Jahre alt, Eva neun Jahre jünger. Leider währte ihr eheliches Glück nur kurz: Eva starb nur knapp zwei Jahre später, einige Wochen nach der Geburt ihres Sohnes Traugott.
1. Januar 1771
Mein liebster Freund!
Wie mich bei meiner jetzigen Gemütsverfassung alles beunruhigt und in Zweifel setzt, so war ich auch kürzlich in einer solchen Lage. Ich wusste mir nicht zu helfen, setzte mich also nieder und fragte Sie um Ihren Rat. Glücklicherweise ging denselben Abend die Post nicht ab. Denn ich hätte um Vieles nicht gewollt, dass Sie den Brief erhalten hätten. Bedauern oder verlachen hätten Sie mich müssen. Wohl überlegt, befürchtete ich das Letztere und beantwortete mir also lieber die Frage selbst. Hatte ich nicht Recht? Doch ich stehe nicht dafür, dass ich nicht noch einmal irre gemacht werde, und dass ich alsdann weder Verlachen noch sonst etwas scheue und mich an Sie wende.
Ihr Brief, den ich diesen Augenblick erhalte, berechtigt mich umso mehr dazu. Sie erlauben mir, Sie unter meine aufrichtigen Freunde zu zählen, was ich ohnehin schon getan habe, und was ich stets tun werde; Sie müssten denn aufhören, Lessing, und ich – ich selbst zu sein. […] Für heute kann ich Ihnen nicht mehr schreiben, weil ich noch viele Neujahrsbriefe abzufertigen habe. Sie kommen mir so hart an, dass ich sie immer bis auf die Letzt verschiebe. Doch ist’s dieses nicht die Ursache, warum Sie keinen von mir kriegen, sondern weil ich es für überflüssig halte, Ihnen am Neujahrstag mit einigen Worten etwas zu sagen, von dem Sie lange überzeugt sind, nämlich dass ich bin
Dero Freundin
E.C. König
Lassen Sie Ihre Briefe lieber über Breslau oder Nürnberg gehen. Über Prag laufen sie alle in den 16. Tag.
Oktober 1771
Bester, liebster Freund!
Ich bin Ihretwegen in der größten Unruhe. Warum haben Sie doch unsern Bitten nicht Gehör gegeben und sind wenigstens noch bis Mittwoch hier geblieben? So hätten Sie vermutlich den abscheulichen Sturm, in dem Sie vorige Nacht die Elbe passieren mussten, nicht auszuhalten gehabt. Ich mache mir tausend Vorwürfe, dass ich mit Ursache bin, dass Sie diese Route genommen. Keine Vorstellung kann mir eine ruhige Viertelstunde Schlaf verschaffen. Ich hoffe aber, dass alle meine Sorgen vergebens seien, und Sie werden morgen Abend glücklich und vergnügt in dem lieben Braunschweig eintreffen. Denn so könnte ich den Donnerstag schon einen Brief von Ihnen haben, wenn Sie mir gleich geschrieben hätten. Dies haben Sie doch wohl gewiss getan? O ja, Sie haben es getan. Sie wissen ja, dass meine ganze Ruhe davon abhängt – nicht wahr? Sie sind überzeugt, ob Sie gleich zuweilen daran zu zweifeln scheinen, dass ich Sie über alles liebe, über alles hochschätze, und kein Glück mehr für mich in der Welt ist, wenn ich es nicht mit Ihnen teilen soll. Möchten doch alle die Hindernisse, die uns trennen, gehoben werden können, wie wollte ich der Vorsehung mit freudigem Herzen danken! […] Die zwei ersten Seiten dieses Briefes hatte ich gestern geschrieben. Eben, da ich zu Bette gehen wollte, fiel mir ein, dass morgen früh die Post abgeht. Ich schließe diesen Brief also in der Nacht um zwölf Uhr, wo ich Sie mir ermüdet von der Reise, im tiefsten Schlaf gedenke, und Ihnen von ganzem Herzen die angenehmste Ruhe wünsche; mir aber die baldige Versicherung, dass Sie sich, von den Fatiguen der Reise erholt, recht gesund und vergnügt befinden. Sie können dem wohl noch etwas hinzufügen, was mir eben nicht zuwider sein wird! Aber! aber! es müssen lauter Worte sein, die aus Ihrem Herzen kommen, so wie es diejenigen sind, mit welchen ich Ihnen sage, dass ich bin, bester, liebster Freund!
dero aufrichtige Freundin
E.C. König
25. November 1771
Mein liebster, bester Freund!
Die ganze verflossene Zeit meines Lebens kann ich ruhig zurücke denken, bis auf den Augenblick, worin ich schwach genug war, eine Neigung zu gestehen, die ich zu verbergen so fest beschlossen hatte; wenigstens so lange, bis meine Umstände eine glückliche Wendung nähmen. Ich bin überzeugt, Sie würden dennoch einen freundschaftlichen Anteil an allem genommen haben, was mir begegnet wäre; allein Sie hätten nicht meine Angelegenheiten zu Ihren eigenen gemacht, wie Sie jetzt tun; ob Sie es gleich nicht sollten. Denn der Vorsatz bleibt unumstößlich: bin ich unglücklich, so bleibe ich es allein, und Ihr Schicksal wird nicht mit dem meinigen verflochten. Meine Gründe hierüber wissen Sie, noch mehr, Ihre Aufrichtigkeit erlaubte Ihnen nicht, Sie zu missbilligen; nennen Sie sie also nicht Ausflüchte – das Wort Ausflucht hat mich gekränkt. – Fragen sie Ihr Herz, ob es in dem nämlichen Fall nicht so handeln würde, und antwortet es Ihnen nein, so glauben Sie nur, dass Sie sich durch mich in Ihrem Plan nicht irre machen lassen, sondern eben das tun, was Sie getan hätten, wenn Sie mich nicht kennten. […] Und Sie klagen wieder über Ihre Augen! Waschen Sie sie fleißig mit kaltem Wasser und brauchen Sie ja nicht alle die Mittel, die man Ihnen anrät, so wie Sie gewöhnlich СКАЧАТЬ