Название: Liebesbriefe großer Frauen
Автор: ОтÑутÑтвует
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783843800068
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Marie Antoinette
(1755-1793)
an den Dauphin Ludwig (XIV.) von Frankreich
Maria Antonia, die als Marie Antoinette in die Geschichte eingehen sollte, war die Tochter von Kaiserin Maria Theresia und Franz I. Berühmt-berüchtigt wurde die französische Königin für ihre Antwort auf die Beschwerde, die Armen hätten kein Brot: »Dann sollen sie Kuchen essen.« Tatsächlich mag dieser Ausspruch allerdings nichts anderes gewesen sein als Propaganda; ›die Österreicherin‹, die als Zwanzigjährige mit nur mangelhafter Vorbereitung in die arrangierte Ehe mit dem Dauphin Louis-Auguste und an den französischen Hof geschickt wurde, war beim Volk wie bei Hofe extrem unbeliebt, unter anderem wegen ihres ausschweifenden Lebensstils auf der einen und ihrer Verachtung für Etikette auf der anderen Seite. Über sie waren allerlei Gerüchte im Umlauf, unter anderen Liebschaften mit einer ganzen Reihe von Männern und Frauen betreffend. Im Zuge der Französischen Revolution wurde Marie Antoinette genau wie ihr königlicher Gatte Ludwig XVI. schließlich des Hochverrats angeklagt und 1793 hingerichtet.
Viele der angeblich aus Marie Antoinettes Feder stammenden Briefe sind Fälschungen. Auch die Authentizität des folgenden Briefes ist nicht gesichert, aber wahrscheinlich. Es handelt sich nicht um einen Liebesbrief im klassischen Sinne, sondern um die pflichtbewusste Annahme einer arrangierten Ehe. Doch auch solche Fälle sollten unter all den Zeugnissen von Sehnsucht, Leidenschaft und Liebe nicht vergessen werden.
Herr Dauphin und teurer Bruder! Ich danke Ihnen für die so überaus wohlwollenden Ausdrücke Ihres Gefühles gegen mich, von dem ich so tief gerührt, so überaus geehrt bin; und ich fühle wohl, welche Verpflichtungen mir die Güte, mit der Sie mich überhäufen, auferlegt. Das Beispiel und die Anleitungen meiner ruhmreichen und zärtlichen Mutter haben mich die stete Erfüllung aller meiner Pflichten gelehrt, und mit der Hilfe Gottes hoffe ich, mit eigener Kraft mich meiner Stellung würdig zu erzeigen.
Sie wünschen, zu wissen, ob auch meine Einwilligung zu Ihrer Wahl den Wunsch meiner Mutter, der Kaiserin und Königin, begleitet, und Sie müssen, sagen Sie, diese auch von mir erhalten; hierzu kann ich Ihnen entgegnen (und meine Mutter ermächtigt mich hierzu), dass ich mit ebensoviel Freude als Achtung die Befehle meiner Mutter erhielt. Sie werden in mir eine treue und ergebene Gattin finden, die keinen andern Gedanken kennen wird, als die Mittel, Ihnen zu gefallen, anzuwenden, Ihre Liebe zu verdienen und sich als würdige Tochter Ihrer erlauchten Ahnen zu zeigen.
Mit diesen aufrichtigen Gefühlen, die Ihnen zu schildern mich unendlich freut, bin ich, Herr Dauphin und teurer Bruder
Ihre wohl affektionierte und ergebene Schwester
Wien, den 27. März 1770
Marie Antionette.
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