Liebesbriefe großer Frauen. Отсутствует
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Название: Liebesbriefe großer Frauen

Автор: Отсутствует

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783843800068

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СКАЧАТЬ dem Jüngern meinem guten Gönner zuhanden.

      Gottes Gnade und Friede durch Christum, wünsche ich Euch, und ein glückselig neues Jahr, herzallerliebster Philipp, Ihr traget noch in frischem Gedächtnisse, was Ihr mit mir geredt habt zu Wittenberg, nämlich dass Ihr mir angelobt, mich zu einem ehelichen Gemahl zu nehmen, und auf dass ich nicht möcht an Euer Zusag zweifeln oder gedenken, es wäre Euer Ernst nicht, habt Ihr mir dieselbige Zusagung, wie Ihr wohl wisset, des Morgens erneuert, und endlich die Hand darauf gegeben, auch nachfolgends etliche Geschenk darauf überantwortet, und noch in meinem Abschied dieselbige Ehe in die Faust zugesagt, und mit ganz großem ernstem Schwure bestätigt, nämlich dass Ihr immer und in Ewigkeit keine andere zu nehmen willens seid und ich Euer sei, auch nicht von Euch mag geschieden werden denn durch den Tod. Da Ihr solches alles wisst, und dieweil ich von Euch gezogen und mich auf solche ofte Zusagung verlassen, werd ich armes Mägdlein nu nicht allein hie unbillig ausgetragen, als soll ich mich heimlich hinter meiner Eltern Wissen mit Euch verlobt, auch nachgegangen und keine Ruhe gehabt, bis ihr mir die Ehe zugesagt. Welches alles denn, so wahr als Gott im Himmel ist, nicht also ist, sondern was ich getan habe, das habe ich mit Vorgedenken meiner Eltern und wohlbedacht aus reinem, fleißigen und steten Anliegen getan, da selbst Ihr mir denn, wie oben gesagt, so mit ernstem trefflichen Schwüre die Ehe zugesagt. Aber jetzt erfahr ich, wie Euer Vater mit dem meinem umgehen will, und gar ein nicht daraus machen, welches ich denn nicht recht verstehen noch ermessen kann, viel weniger mit unser beider gutem Gewissen gehen mag, und dieweil solche Zusagung zwischen uns beiden geschehen, auch anlangen tut unser eigen Gewissen, dass wir es vor Gott am jüngsten Tag verantworten müssen, acht ich kann und mag sie ohne unsre beiden Verwilligung nicht zertrennt noch verhindert werden, wie denn Euer Herr Vater wohl zu tun vermeinet. Und machet mich armes Mägdlein diese neue Mähr zu diesem neuen Jahr ganz betrübt und verrenkt, dass ich nicht weiß, was ich vorhaben soll, kann und mag weder essen noch trinken, weder schlafen noch wachen, also gar bin ich in meinem Gemüt zerrückt, zu welchem allen Ihr eine einige Ursach seid, und ich besteh, so dieser Sach nicht recht geholfen werde, werde es mir großen Schaden tun. Derhalben bitt ich Euch um Gotteswillen, wollet mich verständigen, was Euer Sinn sei, und worauf Ihr bestehen wollt, und hierin ansehen die große wichtige Sache, die mich und Euch nicht Leib und Leben, sondern den ewigen Zorn Gottes und seine Strafe, und das ewige Nagen des Gewissens betreffen, und wiewohl ich mich mit meinem Gewissen so hoch, das Gott gedankt sei, nicht versündigt hab, auch nicht Gottes ewige Vermaledeiung und Zorn auf mich geladen hab, als Ihr denn getan, und nicht einmal sondern oft Euch verflucht, wo solche Zusage von Euch nicht gehalten werde, dass Ihr Gottes Antlitz nimmermehr bestehen wollt, auch ewig des Teufels sein. Doch bin ich vor Gott neben Euch und in meinem Gewissen also erhofft, dass ich fürcht, es würde mir armen Wesen nimmermehr wohlgehen, vielmehr aber Euch. Derhalben damit Euer und mein Gewissen rein bleibe vor Gott, und ich nicht teilhaftig werden möcht Eurer Vermaledeiung und ergeben des Teufels, bitt ich Euch nach und jetzt wie vor um Gottes willen, wollet in solchen wichtigen trefflichen Sachen, die unser beider Seelen Seligkeit anlangt, nicht unachtsam sein, oder darin zu Gefallen Eurer Freundschaft und etlicher Menschen, Gottes ewigen Zorn, Eure Vermaledeiung und ewiges Nagen des Gewissens auf Euch laden, welches Euch – ach Gott im Himmel – viel zu schwer würde sein, sondern allhie bedenken Eurer Seele Seligkeit und reines Gewissen vor Gott, mit welchem Ihr sicherlich am jüngsten Tag vor Gott treten möget. Und zwar als ich aus der Rede Eures Herrn Vaters vernommen, gedenkt mich hierin los zu zählen frei und ledig, als möcht ich wohl mich anderswo umsehen, welches einstweilen mir unmöglich ist, und Euch viel mehr, werde auch mich damit, darzu mir Gott helfe, so bald nicht abweisen lassen, danach Ihr Euch wisst zu richten. Nachdem bitt ich noch, und zum letzten wollet Euer Gewissen in dieser Sachen fleißig verwahren und acht geben, dass Ihr Euch selbst nicht ein ewiges Verdammnis, dafür Euch Gott behüt, aufladen möchtet. So denn also wollt ich lieber, dass ich Euch nimmermehr gesehen hätt, denn eine einige Ursach dazu gewest sein. Solche bitt ich, beherziget bei Euch, und schreibet mir eilendst wieder, damit ich nicht also bekümmert, und da Gott vor sei, in ein Unglück fallen möcht, welches mir denn zu schwer wäre, und Ihr eine einige Ursach. Damit Gott befohlen. Geben Leipzig Dienstag nach der heiligen drei Könige Tag. Im 1544.

      Margreth Kuffners

      Ninon de Lenclos

       (1620-1705)

      an den Marquis de Coligny

       und den Marquis de Sévigné

      Ninon de Lenclos war eine der ersten großen Salondamen Frankreichs, und ihr Beispiel wurde stilbildend für eine ganze Epoche. Sie war schön, geistreich und selbstbewusst – und eine große Liebende. Bedeutende Männer zog es in ihren Bannkreis: den Moralisten de La Rochefoucauld, der zu ihren vielen Liebhabern zählte, den Kardinal Richelieu, dem sie zwar Bewunderung entgegenbrachte, aber keine Nacht in ihrem Bett gewährte, den berühmten Komödienschreiber Molière, den sie bei seiner Karriere tatkräftig unterstützte, und den ebenfalls zum Dreigestirn der französischen Klassik zählenden Tragödiendichter Jean Racine, mit dem sie eine enge Freundschaft verband. In hohem Alter machte sie die Bekanntschaft des späteren Voltaire, der das Zeitalter der Aufklärung so entscheidend prägen sollte, erkannte sein großes Talent und hinterließ dem Neunjährigen in ihrem Testament Geld, damit er sich Bücher kaufen konnte. Doch Ninon de Lenclos war auch eine Autorin aus eigenem Recht: Sie veröffentlichte kritische Schriften, in denen sie unter anderem darlegte, dass man auch ohne Religion ein gutes Leben führen könne. Das machte ihr viele Gegner, aber auch viele Bewunderer. Männer wie Frauen scharten sich um Ninon de Lenclos, die zu den großen Frauengestalten des Rokoko gehört. Sie machte sich stets ihre eigenen Regeln und gestaltete ihr Leben danach. Schon früh war sie entschlossen, nie zu heiraten, und blieb bis zu ihrem Tod ›Mademoiselle‹ de Lenclos. Ninon hatte im Laufe ihres Lebens zahllose Liebhaber und noch mehr Verehrer, denn, wie das Beispiel des Kardinals Richelieu zeigt, schenkte sie ihre Gunst nicht jedem. Ihre erste große Liebe war der Marquis de Coligny, ihre größte vermutlich der Marquis de Villarceaux, den sie schließlich an ihre beste Freundin verlor. Ninon war die Meisterin des höfischen Spiels um Koketterie, Eroberung und Liebe, aber sie blieb ihrem jeweiligen Liebhaber stets treu, bis sie das Interesse an ihm zu verlieren begann und das Verhältnis löste. Die meisten Männer scheinen dies klaglos akzeptiert zu haben, froh, ihre Gunst wenigstens eine Zeitlang genossen zu haben.

      Ninon zählte sechsundfünfzig Jahre, als der junge Marquis de Sévigné, der Sohn eines ihrer ehemaligen Liebhaber und einer guten Freundin, die Bitte an sie richtete, ihn in Sachen Liebe zu erziehen und so bei der Eroberung einer Angebeteten zu helfen. Die Briefe Ninons an den jungen Mann ergeben ein ganzes Buch, das ein Sittenbild der Zeit malt, ein Spiegelbild ihres kritischen Verstandes und messerscharfen Witzes ist, aber auch die Geschichte einer langsamen Verführung erzählt – denn der Marquis, der kam, um zu lernen, eine andere Frau zu gewinnen, verliebte sich schließlich in die Briefeschreiberin selbst, und eroberte sich das Herz Ninons, die sich in ihren Briefen unbewusst ein wenig selbst verführt zu haben scheint.

      Auch im Alter verlor Ninon ihre Anziehungskraft nicht – was ihr nicht immer zum Vorteil gereichte. Die unverheiratete ›Kurtisane‹ hatte im Laufe ihres Lebens mehreren Männern Kinder geschenkt, die alle bei ihrem jeweiligen Vater aufwuchsen, unter anderem auch der Chevalier de Villiers. Dieser verliebte sich unsterblich in die damals über sechzigjährige Ninon; als sie ihm nach langem Drängen schließlich enthüllte, dass sie seine Mutter war, stürzte sich der junge Mann in seinen Degen. Nach dieser Tragödie zog sich Ninon ein wenig zurück und konzentrierte sich stärker auf ihre literarischen Interessen. Ganz schwor sie der Liebe jedoch nie ab. Ihren vermutlich letzten Liebhaber, den Abbé Gedoyn, erhörte Ninon de Lenclos kurz nach ihrem achtzigsten Geburtstag.

      Wie sind Sie doch ungerecht, mein lieber Graf! Alle meine Worte haben Sie nicht beruhigen können? Die Besuche, die uns der Herzog von *** machte, betrüben Sie noch immer. Ich sehe schon, Sie verwechseln mich mit Frauen, die in der Liebe ohne Treue und Ehrlichkeit sind. Lernen Sie nur meinen Charakter besser СКАЧАТЬ