Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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СКАЧАТЬ – Wie die Wol­ken uns ver­ra­ten, wo­hin hoch über uns die Win­de lau­fen, so sind die leich­tes­ten und frei­es­ten Geis­ter in ih­ren Rich­tun­gen vor­aus­ver­kün­dend für das Wet­ter, das kom­men wird. Der Wind im Tale und die Mei­nun­gen des Mark­tes von heu­te be­deu­ten nichts für das, was kommt, son­dern nur für das, was war.

      Ste­ti­ge Be­schleu­ni­gung. – Jene Per­so­nen, wel­che lang­sam be­gin­nen und schwer in ei­ner Sa­che hei­misch wer­den, ha­ben nach­her mit­un­ter die Ei­gen­schaft der ste­ti­gen Be­schleu­ni­gung, – so daß zu­letzt nie­mand weiß, wo­hin der Strom sie noch rei­ßen kann.

      Die gu­ten Drei. – Grö­ße, Ruhe, Son­nen­licht- die­se Drei um­fas­sen al­les, was ein Den­ker wünscht und auch von sich for­dert: sei­ne Hoff­nun­gen und Pf­lich­ten, sei­ne An­sprü­che im In­tel­lek­tu­el­len und Mora­li­schen, so­gar in der täg­li­chen Le­bens­wei­se und selbst im Land­schaft­li­chen sei­nes Wohn­sit­zes. Ih­nen ent­spre­chen ein­mal er­he­ben­de Ge­dan­ken, so­dann be­ru­hi­gen­de, drit­tens auf­hel­len­de – vier­tens aber Ge­dan­ken, wel­che an al­len drei Ei­gen­schaf­ten An­teil ha­ben, in de­nen al­les Ir­di­sche zur Ver­klä­rung kommt: es ist das Reich, wo die große Drei­fal­tig­keit der Freu­de herrscht.

      Für die "Wahr­heit" ster­ben. – Wir wür­den uns für un­se­re Mei­nun­gen nicht ver­bren­nen las­sen: wir sind ih­rer nicht so si­cher. Aber viel­leicht da­für, daß wir un­se­re Mei­nun­gen ha­ben dür­fen und än­dern dür­fen.

      Sei­ne Taxe ha­ben. – Wenn man ge­ra­de so viel gel­ten will, als man ist, muß man et­was sein, das sei­ne Ta­xe hat. Aber nur das Ge­wöhn­li­che hat eine Taxe. So­mit ist je­nes Ver­lan­gen ent­we­der die Fol­ge ein­sich­ti­ger Be­schei­den­heit – oder dum­mer Un­be­schei­den­heit.

      Moral für Häu­ser­bau­er. – Man muß die Gerüs­te weg­neh­men, wenn das Haus ge­baut ist.

      So­pho­kleis­mus. – Wer hat mehr Was­ser in den Wein ge­gos­sen als die Grie­chen! Nüch­tern­heit und Gra­zie ver­bun­den – das war das Adels-Vor­recht des Athe­ners zur Zeit des So­pho­kles und nach ihm. Ma­che es nach, wer da kann! Im Le­ben und Schaf­fen!

      Das He­ro­i­sche. – Das He­ro­i­sche be­steht dar­in, daß man Gro­ßes tut (oder et­was in großer Wei­se nicht tut), ohne sich im Wett­kamp­fe mit an­de­ren, vor an­de­ren zu füh­len. Der He­ros trägt die Ein­öde und den hei­li­gen un­be­tret­ba­ren Grenz­be­zirk im­mer mit sich, wo­hin er auch gehe.

      Dop­pel­gän­ge­rei der Na­tur. – In man­cher Na­tur-Ge­gend ent­de­cken wir uns sel­ber wie­der, mit an­ge­neh­mem Grau­sen; es ist die schöns­te Dop­pel­gän­ge­rei. – Wie glück­lich muß der sein kön­nen, wel­cher jene Emp­fin­dung ge­ra­de hier hat, in die­ser be­stän­di­gen son­ni­gen Ok­to­ber­luft, in die­sem schalk­haft glück­li­chen Spie­len des Wind­zu­ges von Früh bis Abend, in die­ser reins­ten Hel­le und mä­ßigs­ten Küh­le, in dem ge­sam­ten an­mu­tig erns­ten Hü­gel-, Seen- und Wald-Cha­rak­ter die­ser Ho­chebe­ne, wel­che sich ohne Furcht ne­ben die Schreck­nis­se des ewi­gen Schnees hin­ge­la­gert hat – hier, wo Ita­li­en und Finn­land zum Bun­de zu­sam­men­ge­kom­men sind und die Hei­mat al­ler sil­ber­nen Far­ben­tö­ne der Na­tur zu sein scheint: wie glück­lich der, wel­cher sa­gen kann: "es gibt ge­wiß viel Grö­ße­res und Schö­ne­res in der Na­tur, dies aber ist mir in­nig und ver­traut, bluts­ver­wandt, ja noch mehr."

      Leut­se­lig­keit des Wei­sen. – Der Wei­se wird un­will­kür­lich mit den an­de­ren Men­schen leut­se­lig um­ge­hen wie ein Fürst und sie, trotz al­ler Ver­schie­den­heit der Be­ga­bung, des Stan­des und der Ge­sit­tung, leicht als gleich­ar­tig be­han­deln: was man, so­bald es be­merkt wird, ihm sehr übel nimmt.

      Gold. – Al­les, was Gold ist, glänzt nicht. Die sanf­te Strah­lung ist dem edels­ten Me­tal­le zu ei­gen.

      Rad und Hemm­schuh. – Das Rad und der Hemm­schuh ha­ben ver­schie­de­ne Pf­lich­ten, aber auch eine glei­che: ein­an­der wehe zu tun.

      Stö­run­gen des Den­kers. – Auf al­les, was den Den­ker in sei­nen Ge­dan­ken un­ter­bricht (stört, wie man sagt), muß er fried­fer­tig hin­schau­en, wie auf ein neu­es Mo­dell, das zur Tür her­ein­tritt, um sich dem Künst­ler an­zu­bie­ten. Die Un­ter­bre­chun­gen sind die Ra­ben, wel­che dem Ein­sa­men Spei­se brin­gen.

      Viel Geist ha­ben. – Viel Geist ha­ben er­hält jung: aber man muß es er­tra­gen, da­mit ge­ra­de für äl­ter zu gel­ten, als man ist. Denn die Men­schen le­sen die Schrift­zü­ge des Geis­tes ab als Spu­ren der Le­bens­er­fah­rung, das heißt des Viel- und Schlimm- ge­leb­t-ha­bens, des Lei­dens, Ir­rens, Be­reu­ens. Also: man gilt ih­nen für äl­ter so­wohl als für schlech­ter, als man ist, wenn man viel Geist hat und zeigt.

      Wie man sie­gen muß. – Man soll nicht sie­gen wol­len, wenn man nur die Aus­sicht hat, um ei­nes Haa- res Brei­te sei­nen Geg­ner zu über­ho­len. Der gute Sieg muß den Be­sieg­ten freu­dig stim­men, er muß et­was Gött­li­ches ha­ben, wel­ches die Be­schä­mung er­spart.

      Wahn der über­le­ge­nen Geis­ter. – Die über­le­ge­nen Geis­ter ha­ben Mühe, sich von ei­nem Wah­ne frei zu ma­chen: sie bil­den sich näm­lich ein, daß sie bei den Mit­tel­mä­ßi­gen Neid er­re­gen und als Aus­nah­me emp­fun­den wer­den. Tat­säch­lich aber wer­den sie als das emp­fun­den, was über­flüs­sig ist und was man, wenn es fehl­te, nicht ent­beh­ren wür­de.

      For­de­rung der Rein­lich­keit. – Daß man sei­ne Mei­nun­gen wech­selt, ist für die einen Na­tu­ren eben­so eine For­de­rung der Rein­lich­keit, wie die, daß man sei­ne Klei­der wech­selt: für an­de­re Na­tu­ren aber nur eine For­de­rung ih­rer Ei­tel­keit.

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