Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше
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      Dun­kel – Zei­ten. – "Dun­kel-Zei­ten" nennt man sol­che in Nor­we­gen, da die Son­ne den gan­zen Tag un­ter dem Ho­ri­zon­te bleibt: die Tem­pe­ra­tur fällt da­bei fort­wäh­rend lang­sam. – Ein schö­nes Gleich­nis für alle Den­ker, wel­chen die Son­ne der Mensch­heits-Zu­kunft zeit­wei­lig ver­schwun­den ist.

      Der Phi­lo­soph der Üp­pig­keit. – Ein Gärt­chen, Fei­gen, klei­ne Käse und dazu drei oder vier gute Freun­de, – das war die Üp­pig­keit Epi­kurs.

      Die Epo­chen des Le­bens. – Die ei­gent­li­chen Epo­chen im Le­ben sind jene kur­ze Zei­ten des Still­stan­des, mit­ten inne zwi­schen dem Auf­stei­gen und Ab­stei­gen ei­nes re­gie­ren­den Ge­dan­kens oder Ge­fühls. Hier ist wie­der ein­mal Satt­heit da: al­les an­de­re ist Durst und Hun­ger – oder Über­druß.

      Der Traum. – Un­se­re Träu­me sind, wenn sie ein­mal aus­nahms­wei­se ge­lin­gen und voll­kom­men wer­den – für ge­wöhn­lich ist, der Traum eine Pfu­scher-Ar­beit –, sym­bo­li­sche Sze­nen- und Bil­der-Ket­ten an Stel­le ei­ner er­zäh­len­den Dich­ter-Spra­che; sie um­schrei­ben un­se­re Er­leb­nis­se oder Er­war­tun­gen oder Ver­hält­nis­se mit dich­te­ri­scher Kühn­heit und Be­stimmt­heit, daß wir dann mor­gens im­mer über uns er­staunt sind, wenn wir uns un­se­rer Träu­me er­in­nern. Wir ver­brau­chen im Trau­me zu viel Künst­le­ri­sches – und sind des­halb am Tage oft zu arm dar­an.

      Na­tur und Wis­sen­schaft. – Ganz wie in der Na­tur wer­den auch in der Wis­sen­schaft die schlech­teren un­frucht­ba­re­ren Ge­gen­den zu­erst gut an­ge­baut – weil hier­für eben die Mit­tel der an­ge­hen­den Wis­sen­schaft un­ge­fähr aus­rei­chen. Die Be­ar­bei­tung der frucht­bars­ten Ge­gen­den setzt eine sorg­sam ent­wi­ckel­te, un­ge­heu­re Kraft von Metho­den, ge­won­ne­ne Ein­zel-Re­sul­ta­te und eine or­ga­ni­sier­te Schar von Ar­bei­tern, gut ge­schul­ten Ar­bei­tern, vor­aus;- dies al­les fin­det sich erst spät zu­sam­men. – Die Un­ge­duld und der Ehr­geiz grei­fen oft zu früh nach die­sen frucht­bars­ten Ge­gen­den; aber die Er­geb­nis­se sind dann gleich Null. In der Na­tur wür­den sich sol­che Ver­su­che da­durch rä­chen, daß die An­sied­ler ver­hun­ger­ten.

      Ein­fach­le­ben. – Eine ein­fa­che Le­bens­wei­se ist jetzt schwer: dazu tut viel mehr Nach­den­ken und Er­fin­dungs­ga­be not, als selbst sehr ge­schei­te Leu­te ha­ben. Der Ehr­lichs­te von ih­nen wird viel­leicht noch sa­gen: "Ich habe nicht die Zeit, dar­über so lan­ge nach­zu­den­ken. Die ein­fa­che Le­bens­wei­se ist für mich ein zu vor­neh­mes Ziel; ich will war­ten, bis Wei­se­re, als ich bin, sie ge­fun­den ha­ben."

      Spit­zen und Spitz­chen. – Die ge­rin­ge Frucht­bar­keit, die häu­fi­ge Ehe­lo­sig­keit und über­haupt die ge­schlecht­li­che Küh­le der höchs­ten und kul­ti­vier­tes­ten Geis­ter, so­wie der zu ih­nen ge­hö­ren­den Klas­sen, ist we­sent­lich in der Öko­no­mie der Mensch­heit: die Ver­nunft er­kennt und macht Ge­brauch da­von, daß bei ei­nem äu­ßers­ten Punk­te der geis­ti­gen Ent­wick­lung die Ge­fahr ei­ner ner­vö­sen Nach­kom­men­schaft sehr groß ist: sol­che Men­schen sind Spit­zen der Mensch­heit – sie dür­fen nicht wei­ter in Spitz­chen aus­lau­fen.

      Kei­ne Na­tur macht Sprün­ge. – Wenn der Mensch sich noch so stark fort­ent­wi­ckelt und aus ei­nem Ge­gen­satz in den an­dern über­zu­sprin­gen scheint: bei ge­naue­ren Beo­b­ach­tun­gen wird man doch die Ver­zah­nun­gen auf­fin­den, wo das neue Ge­bäu­de aus dem äl­te­ren her­aus­wächst. Dies ist die Auf­ga­be des Bio­gra­phen: er muß nach dem Grund­satze über das Le­ben den­ken, daß kei­ne Na­tur Sprün­ge macht.

      Zwar rein­lich. – Wer sich mit rein­ge­wa­sche­nen Lum­pen klei­det, klei­det sich zwar rein­lich, aber doch lum­pen­haft.

      Der Ein­sa­me spricht. – Man ern­tet als Lohn für vie­len Über­druß, Miß­mut, Lan­ge­wei­le – wie dies al­les eine Ein­sam­keit ohne Freun­de, Bü­cher, Pf­lich­ten, Lei­den­schaf­ten mit sich brin­gen muß – jene Vier­tel­stun­den tiefs­ter Ein­kehr in sich und die Na­tur. Wer sich völ­lig ge­gen die Lan­ge­wei­le ver­schanzt, ver­schanzt sich auch ge­gen sich sel­ber: den kräf­tigs­ten La­be­trunk aus dem ei­ge­nen in­ners­ten Born wird er nie zu trin­ken be­kom­men.

      Fal­sche Berühmt­heit. – Ich has­se jene an­geb­li­chen Na­tur­schön­hei­ten, wel­che im Grun­de nur durch das Wis­sen, na­ment­lich das geo­gra­phi­sche, et­was be­deu­ten, an sich aber dem schön­heits­durs­ti­gen Sin­ne dürf­tig blei­ben: zum Bei­spiel die An­sicht des Mont blanc von Genf aus – et­was Un­be­deu­ten­des ohne die zu Hil­fe ei­len­de Ge­hirn­freu­de des Wis­sens; die nä­he­ren Ber­ge dort sind alle schö­ner und aus­drucks­vol­ler – aber "lan­ge nicht so hoch", wie je­nes ab­sur­de Wis­sen, zur Ab­schwä­chung, hin­zu­fügt. Das Auge wi­der­spricht da­bei dem Wis­sen: wie soll es sich im Wi­der­spre­chen wahr­haft freu­en kön­nen!

      Ver­gnü­gungs-Rei­sen­de. – Sie stei­gen wie Tie­re den Berg hin­auf, dumm und schwit­zend; man hat­te ih­nen zu sa­gen ver­ges­sen, daß es un­ter­wegs schö­ne Aus­sich­ten gebe.

      Zu viel und zu we­nig. – Die Men­schen durch­le­ben jetzt alle zu viel und durch­den­ken zu we­nig: sie ha­ben Heiß­hun­ger und Ko­lik zu­gleich und wer­den des­halb im­mer ma­ge­rer, so viel sie auch es­sen. – Wer jetzt sagt: "ich habe nichts er­lebt" – ist ein Dumm­kopf.

      En­de und Ziel. – Nicht je­des Ende ist das Ziel. Das Ende der Me­lo­die ist nicht de­ren Ziel; aber trotz­dem: hat die Me­lo­die ihr Ende nicht er­reicht, so hat sie auch ihr Ziel nicht er­reicht. Ein Gleich­nis.

      Neu­tra­li­tät der großen Na­tur. – Die Neu­tra­li­tät der großen Na­tur (in Berg, Meer, Wald und Wüs­te) ge­fällt, aber nur eine kur­ze Zeit: nach­her wer­den wir un­ge­dul­dig. "Wol­len denn die­se Din­ge gar nichts zu uns sa­gen? Sind wir für sie nicht da?" Es ent­steht das Ge­fühl ei­nes cri­men lae­sae СКАЧАТЬ