Название: Der schweizerische Robinson
Автор: Johann David Wyss
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Ja, gelt, Vater«, sagte Jack, »da haben wir jetzt von den rechten? Es waren erschrecklich viel, gewiß über tausend, und wenigstens zweihundert davon haben wir mitgehen heißen. Seht nur, was für große darunter sind! Und was für Scheren sie haben!«
»Aber wer ist denn der Urheber dieses herrlichen Funds?« fragte ich. »Gewiß bist du es selbst!«
»Nein, das nicht«, sagte er, »der kleine Lecker da hat das Meisterstück gemacht. Aber wer gleich zur Mutter gelaufen ist und es ihr gesagt und das Gabelnetz geholt und bis über die Knie im Wasser gestanden und die Burschen zu Dutzenden herausgefischt hat – das weiß ich! Und nun will ich euch erzählen, wie alles gegangen ist: Während die Mutter mit Nähen beschäftigt war, ging ich mit Fritzens Affen auf den Schultern und mit Fränzchen dem Bache nach, um ein bißchen zu sehen, wo wir doch die Brücke schlagen könnten.«
»So, so!« fiel ich ihm in die Rede, »da hat dein flüchtiges Köpfchen einmal einen wichtigen Gedanken erfaßt! Der junge Herr Werkmeister war folglich auf den Augenschein ausgegangen, und nun werden wir, seine Gesellen und Lehrburschen, vernehmen, was für eine passende Stelle sich finden ließ.«
»Ja, höre nur«, fuhr er fort, »ich will dir alles zeigen! – Wir gingen immer dem Bache zu, und Fränzchen las bunte Steinchen auf, und wenn er ein glänzendes fand, so lief er zu mir her und sagte: das ist ein prächtiges, siehst du da, Gold! Das will ich zerstoßen und Schreibsand machen. Als er endlich auf dem obern Rande des Ufers der Dinger zu wenig fand, ließ er sich niederwärts in den Bruch bis an das Wasser, und jetzt rief er plötzlich: Jack, Jack, komm doch her und sieh, wie ungeheuer viel Krebse an Fritzens Schakal sind! – Ich rutschte hinab über das Bord und sah in der Tat mit Erstaunen, daß der Schakal an einer seichten Stelle festgeblieben und jetzt die Beute einer Legion der prächtigsten Krebse war. – Auf und davon machte ich mich jetzt und verkündigte es der Mutter, die gleich mit einem Gabelgarn herausrückte, das ich noch nie gesehen hatte, und so fingen wir teils mit dem Werkzeug, teils mit den Händen, soviel wir nur wollten, und wir hätten noch mehr gefangen, wenn wir nicht euer Rufen gehört hätten. – Aber, nicht wahr, es sind doch grimmig viel?«
»Ja«, sagte ich, »wenn wir auch die kleinsten davon wieder laufen lassen, so sind noch genug zu der freigebigsten Mahlzeit für uns alle; und so haben wir abermals unvermutet eine Vorratskammer entdeckt, die uns Speise verspricht für manchen Tag. Gott sei‘s gedankt, daß wir allenthalben Überfluß finden!«
Nachdem wir nun auch unserseits Bericht erstattet hatten, traf die Mutter Anstalten, eine gute Portion von den Krebsen zu sieden; wir übrigen aber waren indes beschäftigt, die hergebrachten Balken und Bretter teils voneinander zu lösen, teils an das Land zu schaffen. Es bedurfte zwar noch des Nachdenkens, um eine so einfältige Sache zustande zu bringen, weil wir gar kein Geschirr hatten, um unsere Tiere vorspannen zu können; ich machte es aber kurz und gut so, wie die Lappländer ihre Rentiere vor die Schlitten binden. Ein langer Strick ward an dem einen Ende zur Schlinge geknüpft und diese dem Esel über den Hals geworfen, so daß das andere Ende zwischen den Beinen des Tieres nach hinten ging und dort an die Hölzer festgebunden wurde. Die Kuh mußte sich auf gleiche Weise anspannen lassen, und so brachten wir unser Floß Stück für Stück bis an den Bach, auf die Stelle, die der kleine Werkmeister auf seinem Augenschein zum Brückenbau ausersehen hatte und die auch mir bei näherer Betrachtung die beste schien. Beide Ufer des Baches nämlich waren hier zusammengedrückt, ziemlich steil, fest und gleich hoch. Dazu kam noch diesseits der Strunk eines alten Baumes, an den ich meine Hauptbalken anlehnen konnte, während jenseits ein paar kräftige Bäume mir ebenfalls einen guten Stützpunkt versprachen.
Es war nur die einzige Schwierigkeit, auszumachen, wie die langen und schweren Balken, die zum mindesten acht Meter lang sein mußten, über den Bach zu bringen wären; eine Frage, die uns während der bevorstehenden, fast um eine Stunde verspäteten Mahlzeit recht nützlich beschäftigen konnte.
Wir begaben uns also sämtlich zur Kochstelle, wo die Mutter inzwischen nach Herzenslust Krebse gesotten hatte und jetzt uns erwartete. Vor allem aber zeigte sie mir die Näherei, mit welcher sie den Vormittag zugebracht hatte, und überraschte mich sehr mit zwei Tragsäcken für unsern Esel, die sie aus Segeltuch mit Packfaden mühselig zusammengenäht hatte. Da es ihr nämlich an großen und starken Nadeln gefehlt hatte, so war sie genötigt gewesen, mit einem Nagel allemal ihrem kleinen Werkzeug vorzubohren; und so hatte sie nur durch seltene Geduld und Ausdauer ihre Arbeit zustande gebracht, was ihr denn auch dreifaches, aus dem Herzen kommendes Lob einbrachte.
Mit dem Essen ging es diesmal rasch vorwärts; wir schwatzten über das bevorstehende Werk, und wir waren kaum satt, als wir schon wieder aufsprangen und frisch an den kunstreichen Brückenbau gingen.
Das erste, was ich hier veranstaltete, war, daß ich einen Balken hart hinter den Baumstumpf der Länge des Ufers nach legte und ihn vier bis fünf Fuß über einem seiner Enden so an dem Stumpf befestigte, daß er sich leicht um denselben herumdrehen und auf diese Weise das kürzere Hinterteil des Balkens dem längern allenfalls Gegengewicht halten konnte, wenn dieses über den Bach hinaus und nach dem untern Ufer gezogen würde. Hierauf befestigte ich an das andere Ende des Balkens einen Strick, und dieser, in gehöriger Länge um einen Stein gebunden, wurde über den Bach geworfen. Da ich keine Möglichkeit sah, den Esel oder die Kuh sogleich dorthin zu schaffen, nahm ich einen Flaschenzug und ein Seil, sprang damit von Stein zu Stein über, befestigte den Flaschenzug an einem Baum, zog den hergeworfenen Strick hindurch und kehrte mit dem Ende desselben in der Hand auf das diesseitige Ufer zurück. Nun war leicht zu helfen. Die Kuh samt dem Esel wurden an dieses Strickende vorgespannt und wacker angetrieben. Der Balken wandte sich sanft um den Strunk und hielt fest, obgleich sein längeres und schwereres Ende schon anfing, frei über dem Bach zu schweben. Bald berührte das Holz die andere Seite des Ufers und legte sich dort durch sein Gewicht fest. Jetzt waren Jack und Fritz im Sprung auf dem Balken, und verwegen, aber mit ungemeiner Leichtigkeit, gingen sie hinüber.
Nachdem der erste Balken gelegt war, minderte sich die Schwierigkeit unsres Werkes um vieles. Ein zweiter und ein dritter wurden so hinübergezogen, daß sie mit dem einen Ende diesseits liegen blieben und mit dem andern, auf den befestigten Balken aufgelegt, sich bequemen mußten, bis hinüber zu rutschen, wo sie, in passender Entfernung, neben dem ersten hingebettet wurden.
Bald blieb uns nur noch übrig, Bretter und Laden quer auf diese Unterlage zu breiten, und in einem Nu war dieses Geschäft abgetan, und die Brücke stand fertig vor unsern Augen. Fast ausgelassen vor Lustigkeit tanzte das junge Volk nun darüber hin, und schier hätte ich in der Freude selbst ein paar Sprünge gemacht. Die Brücke war zweieinhalb bis drei Meter breit und ganz erträglich ausgefallen; nur daß ich noch unterließ, die Bretter fest aufzulegen, weil mir ratsam schien, sie beweglich zu erhalten, damit man sie leicht wegnehmen und den Übergang des Baches erschweren könnte.
Die Arbeit hatte unsere Kräfte nicht wenig mitgenommen, und als der Abend hereinbrach, fanden wir uns so erschöpft, daß wir ohne weiteres uns nach Essen und Nachtlager umsahen.
Des andern Morgens erhielten die Knaben Befehl, unsere Herde zusammenzutreiben und den Esel samt der Kuh zum Bepacken näher zu bringen. Beide mußten sich Säcke von der Arbeit der fleißigen Mutter aufladen lassen, und beide hielten geduldig her. Die Säcke bestanden aus einem langen Stück Segeltuch, das den Tieren über den Rücken hing, an beiden Enden beträchtlich aufgeschlagen und auf den Seiten mit Packfaden fest vernäht war.
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