Название: Der schweizerische Robinson
Автор: Johann David Wyss
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Aber nicht wahr, mein herzliebes Väterchen«, bat Fritz, »ich darf jetzt die Haut für mich behalten? Wenn ich nur schon wüßte, was ich daraus machen könnte, das uns nützlich wäre!«
»Wenn du sie selbst abstreifen willst«, sagte ich, »und dabei Sorge trägst, daß die Schenkelbedeckung unverletzt bleibt, so will ich dir etwas angeben, das uns nützlich genug wäre, wenn es im Grunde schon nicht notwendig ist. Zur Kleidung brauchen wir einstweilen noch keine Felle, solange wir Segeltuch haben; ein Gürtel dagegen ist immer dienlich, und da kannst du den Schwanz zu dem allerprächtigsten verarbeiten. Die vier Schenkel taugen vortrefflich zu vier Bestecken, um Messer, Gabeln und Löffel im Gürtel zu führen. Die übrige Haut in vier Stücke zu saubern Überschlägen für die Bestecke zerschneiden, wäre dann nicht übel angewandt.«
Fritz und Jack ließen mir keine Ruhe, bis ich aufstand und die Beute an den Hinterfüßen auf eine hochstehende Wurzel nagelte und ihnen Anweisung gab, die Haut ohne Risse von dem Fleische zu bringen. Mit Herzenslust gingen die kleinen Jäger an ihr Geschäft, und Ernst ward inzwischen ausgesandt, um große Steine zu einem Feuerherd zu suchen, während Fränzchen uns dürres Reisig zusammentrug, damit die Mutter das Mittagsmahl bereiten könne.
Bald war Ernst so glücklich, seiner Aufgabe genug zu tun, und wir machten uns emsig an die Arbeit, die Steine, die er hergeschafft, in Ordnung zu setzen, wobei uns die Mutter nach den Bedürfnissen ihrer Kocherei anleitete.
Indes wir so arbeiteten, kam endlich auch Fränzchen mit einem Arm voll Reisholz zurück, machte runde Backen und schmatzte herzlich, indem er der Mutter fast unverständlich zurief: »Ja, das ist gut, ungeheuer gut!«
»O du genäschiger Junge!« rief ihm die Mutter ängstlich zu, »was stellst du mir an? – Um Gotteswillen, verschlinge nicht alles, was dir schmecken mag! Du könntest dich ja vergiften! Gib heraus, was du noch im Munde hast, und schlucke mir kein Bröcklein herunter!«
Mit diesen Worten fuhr die Mutter in Angst auf den Knaben zu, griff mit den Fingern in seinen Mund und holte, nicht ohne Mühe, den Überrest einer kleinen Feige hervor.
»Woher hast du das?« fragte ich. – »Gottlob, daß unsere Furcht umsonst war! Ich weiß nicht, daß es giftige Feigen gebe.«
»Dort im Grase«, erzählte Fränzchen, »sind der Dinger viel tausend, und ich habe gedacht, weil sie gut sind, so würden sie nicht giftig sein; und dann fressen die Tauben, die Hühner und das Schwein dort hinten aus allen Leibeskräften davon, und da habe ich gemeint, es würde mir auch nichts schaden.«
»So siehst du nun, Mutter«, sagte ich, »daß unsere stattlichen Bäume Feigenbäume sind, und das ist ja herrlich. – Aber bei diesem Anlaß muß ich euch ernstlich ermahnen, Kinder, daß ihr forthin keine Art von Früchten genießet, die ich nicht gesehen und für unschädlich erklärt habe. Besonders laßt euch nicht etwa kindisch durch den angenehmen Geschmack verführen, das, was euch auf der Zunge behagt, sofort, wie Fränzchen, für unschuldig und gesund zu halten! Auf den Fall jedoch, daß ihr mich nicht solltet befragen können, mag euch wenigstens die Regel dienen, nach welcher man gewöhnlich sich in fremden Ländern zu richten pflegt: daß man nämlich ohne Gefahr nur solche Früchte genießen dürfe, von denen sich Vögel ernähren oder allenfalls auch Affen.«
»Da sind aber doch die Kokosnüsse«, wendete Ernst ein, »die uns vortrefflich schmecken und gleichwohl von keinem Vogel gefressen werden.«
»Ei, und dann ist einer klugen Katze doch eine Maus entwischt!« versetzte ich lachend. »Wenn die Kokosnüsse nicht so schwer und groß und hart wären, so würden sie unter den Vögeln schon ihre Liebhaber finden. Überdies will ich keineswegs behaupten, daß es nicht auch Früchte gebe, die dem Menschen zwar unschädlich, aber einzelnen Arten von Vögeln Gift sein mögen; wie man zum Beispiel von den bittern Mandeln es sagt, die den Hühnern und Papageien tödlich sein sollen. Dieser Fall jedoch scheint der seltenere zu sein, und im ganzen zweifle ich, ob im Naturzustande ein Vogel von einer ihm schädlichen Frucht genießen werde, so daß meine Regel für den ersten Anlauf uns sicher genug wird leiten können. Nur möchte ich weniger auf unsere hergebrachten Hühner und Tauben als auf die Vögel dieses Landes sehen; denn bei den erstem ist vielleicht der natürliche Trieb durch die Zucht schon etwas gelähmt. Aber hier von unserm Affen läßt sich das Beste erwarten.«
Auf diese Äußerung sprangen die Jungen um Fränzchen zusammen und forschten eifrig, ob er nicht noch ein paar Feigen in der Tasche habe, bettelten sie ihm schmeichelnd ab und zogen dann im Triumphe zu dem kleinen Affen, der auf einer Baumwurzel saß und mit Zähnefletschen der Schmiererei des Ausbalgens zugesehen hatte.
Die Feigen wurden dem possierlichen Knirps zur Prüfung vorgehalten; er griff hurtig zu, beroch die Dinger von allen Seiten und fuhr dann getrost, unter drolligem Gesichterschneiden, mit der Bescherung in das Maul, so daß die Knaben anfingen zu klatschen und dem kleinen Pickelhering ein lautes Bravo riefen.
Indes hatte die Mutter auf der fertig gewordenen Kochstelle Feuer gemacht, den Kessel mit Wasser aufgesetzt und angefangen, das Mittagsmahl mit Behendigkeit zuzurüsten. Ich war daher bedacht, den unerfahrenen Knaben in ihrer Arbeit beizustehen. Die Katze wurde endlich enthäutet und ihr Fleisch den Hunden preisgegeben, die mit Heißhunger darüber herfielen.
Bis zum Essen ließ ich nun die Knaben den Versuch machen, Steine und Prügel über die untersten Äste von demjenigen Feigenbaum zu werfen, den ich als den höchsten und schönsten zum künftigen Wohnsitz auserlesen hatte. Ja, ich versuchte es endlich selbst; aber da wir uns zufällig in diesem Stück niemals geübt hatten und auch die niedrigsten Äste schon in beträchtlicher Höhe standen, so gelang es uns nicht ein einziges Mal, und ich mußte mir etwas anderes ersinnen; denn es war mir um ein Mittel zu tun, eine Strickleiter an einen der Äste zu bringen.
Von diesem mißlungenen Unternehmen hinweg ging ich mit Fritz, um das Fell zum Einweichen, mit Steinen beschwert, in den nahen Bach zu legen; und dann endlich rief die Mutter zum Essen, wo wir uns hurtig einfanden und uns das einfache Mahl ganz vortrefflich schmecken ließen.
Nachdem wir gesättigt waren, sagte ich zu meiner Frau: »Wir werden wohl einstweilen unser Nachtlager hier auf der Erde bestellen müssen; denn ich sehe durchaus nicht, wie wir heute noch auf den Baum gelangen sollen. Arbeite du also gleich an den Zugriemen und an tüchtigen Brustbändern, damit Kuh und Esel dann Laden und Holz herbeischleppen und wir uns auf dem Baume einrichten können, wenn ich endlich ein Mittel gefunden habe, um glücklich hinaufzukommen.«
Die gute Mutter ging mit Kopfschütteln an das Schneidern und ich an das Aufschlagen unserer Hängematten, damit wir auf jeden Fall ein Nachtquartier hätten. Es war leicht, an den hochgewölbten Baumwurzeln unsre luftigen Lager in traulicher Nachbarschaft aufzuknüpfen, und so konnte ich alle zusammen auch mit einem ausgespannten mächtigen Stück Segeltuch gemeinschaftlich bedecken, um wider den gefährlichen Nachttau ein Obdach zu haben.
Als diese Vorkehrung getroffen war, eilte ich mit Fritz und Ernst an den Strand, um das angeschwemmte Holzwerk in Augenschein zu nehmen und vor allem etwas Taugliches zu haltbaren Sprossen einer Strickleiter aufzufinden.
Am Ufer lag nun freilich eine Menge von Holzwerk, doch so, daß es noch eine langweilige Zurüstung für meinen Endzweck erforderte, und mein Geschäft wäre sehr ins Stocken geraten, wenn mir nicht Ernst von ungefähr eine Anzahl Bambusrohre, die von Sand und СКАЧАТЬ