Der schweizerische Robinson. Johann David Wyss
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Название: Der schweizerische Robinson

Автор: Johann David Wyss

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ nahm ich einen Flaschenzug, den ich oben an meinem Mast befestigen wollte, um das Segel nach Belieben aufziehen und niederlassen zu können. Inzwischen hatte Fritz sein Werk ganz erträglich vollendet, und das Brett mit dem Loche wurde nun quer über die Breite unserer Schiffkufen befestigt und der Flaschenzug an der Spitze des Mastes in einen Ring gehängt, um ihn willkürlich bewegen zu können. Ein Seil, an welches der längste Zipfel des Segels festgeknüpft war, wurde hindurchgezogen und endlich der Mast durch das Loch im Brett auf den Boden der Kufe gesenkt, so daß er vorläufig ganz ansehnlich zu stehen kam. Doch mußte er am Bock noch festgemacht werden, und das geschah ohne Zeitverlust.

      Mein Segel machte ein rechtwinkliges Dreieck aus, dessen eine Seite hart am Maste herunterhing und damit verbunden wurde. Die kürzeste Seite wurde unten um eine dünne Segelstange geschnürt, welche von dem Maste über das Schifflein hinausstand und an dem einen Ende mit dem Mast verknüpft war, am andern aber ein langes Seil erhielt, das bis hinten zum Steuerruder reichte und mir einige Führung des Segels oder im Notfall das Loslassen möglich machte. Vorn und hinten am Schiffe wurden Löcher gebohrt, um dieses Seil befestigen zu können, damit man das Segel nach beiden Seiten zu gebrauchen vermöchte, ohne jedesmal das ganze Fahrzeug umkehren zu müssen.

      Indes ich so beschäftigt war, hatte Fritz mit dem Fernglas nach dem Lande hingeschaut. Er brachte die Nachricht, daß dort alles in Ordnung zu sein scheine, und trug zugleich einen kleinen Wimpel herbei, den ich ihm zu Gefallen auf unserm Mast befestigen sollte, damit unser Fahrzeug doch ja nach etwas Rechtem aussehe.

      Diese Eitelkeit in unserer Armseligkeit machte mich lachen. Aber dem ehrlichen Fritz zulieb befestigte ich den Wimpel und hatte selbst meinen Spaß daran. Dann aber suchte ich unser Schiff auch mit einem Steuerruder zu versehen.

      Unverzüglich wurden an beiden Enden des Schiffes je zwei aufrechte starke Knebel befestigt, zwischen denen die Ruder zu liegen kamen und an die sie bei jedem Zuge sich anstemmen konnten.

      Während solcher Arbeiten rückte der Abend heran, und ich merkte wohl, daß wir würden auf dem Wrack übernachten müssen, wenn wir nicht mit leerem Schiffe nach Hause fahren wollten. Es war am Lande verabredet worden, daß wir eine Flagge aufziehen sollten, wenn wir gedächten, auf dem großen Schiffe zu bleiben; und dieses wurde jetzt beschlossen und vollzogen.

      Den Rest des Tages brachten wir damit zu, den unnützen Ballast von Steinen aus unserm Kufenschiff zu werfen und dafür eine recht schöne Ladung von brauchbaren Gerätschaften und Stoffen zusammenzusuchen. Demzufolge plünderten wir das Wrack wie Vandalen und füllten unser Schifflein nach Herzenslust.

      Bei der überwiegenden Wahrscheinlichkeit gänzlicher Einsamkeit ließen wir Pulver und Blei unser erstes Augenmerk sein, um so lang als möglich Mittel zur Jagd und zum Schutz gegen wilde Tiere zu haben. Alles Handwerkszeug, das im Überfluß vorrätig war, schien mir ebenso unentbehrlich zu sein. Unser Schiff war zur Anlegung einer neuen Ansiedlung in der Südsee bestimmt gewesen und enthielt darum eine Menge Dinge, die man sonst gar nicht oder nur sparsam auf Seereisen mitnimmt.

      Es wurde mir schwer, bei der Masse von nötigen und nützlichen Dingen, die wir vorfanden, eine Auswahl zu treffen. Nachdem ich aber die obgenannten Stücke voraus erkoren, nahm ich jetzt auch Messer, Gabeln, Löffel und Küchengeschirr, dessen wir sehr bedürftig waren. In des Kapitäns Kajüte fanden sich einige silberne Bestecke und anderes Silberzeug, zinnerne Teller, Platten und Schüsseln samt einem wohlversehenen Flaschenfutter. Das alles wurde eingepackt. In der Küche beluden wir uns ferner mit Rösten, Kellen, Pfannen, Kesseln, Töpfen und Häfen, wovon ich nahm, was mir das Beste und Unentbehrlichste schien. Endlich wurden aus des Kapitäns Vorrat einige westfälische Schinken auserwählt und ein paar Säcklein Getreide, Mais und andere Sämereien beigefügt.

      Auf Fritzens Erinnerung, wie hart und kühl unser Nachtlager am Lande sei, vermehrte ich unsre Ladung noch mit einer Anzahl Hängematten und wollenen Bettdecken, die uns allenfalls auch zu anderm Gebrauch dienen mochten. Fritz, der nie genug Waffen sah, schleppte noch ein paar Flinten und einen Arm voll Degen, Säbel und Hirschfänger herbei. Zum Beschlusse ward ein Fäßchen Schwefel und eine Menge von Tauen und Stricken samt einer Rolle Segeltuch aufgeladen. Den Schwefel bestimmte ich zum künftigen Ersatz unsres Schwefelfadens beim Feuerschlagen.

      So war denn unser kleines Fahrzeug bis oben befrachtet und ging so tief im Wasser, daß ich es erleichtert haben würde, wenn wir nicht vollkommen ruhige See gehabt hätten. Doch bestimmte ich zwei Korkwämser, um sie auf jeden Fall für die Heimfahrt anzuziehen, damit wir uns leichter retten könnten, wenn das Schifflein umschlagen sollte.

      Man kann sich leicht denken, daß es über dieser Arbeit Nacht wurde und daß keine Möglichkeit war, an den Strand zurückzukehren. Wie leicht hätten wir auf einer Klippe auffahren oder sonst in der Dunkelheit verunglücken können! – Ein lachendes großes Feuer am Lande bewies uns das Wohlsein der Unsrigen, und wir bestrebten uns, mit vier großen brennenden Laternen anzuzeigen, daß wir uns gleichfalls gesund und wohl befänden. —Zwei Schüsse sagten uns dann laut Verabredung, daß man unser Signal erkannt und verstanden habe.

      Nicht ohne Sorgen für die lieben Zurückgelassenen legten wir uns endlich ermüdet zur Ruhe, und zwar ziemlich unbequem in unser Kufenschiff, um, wenn das Wrack auseinanderginge oder sonst Gefahr sich erhöbe, sogleich zur eiligen Flucht gerüstet zu sein.

      Früh am Morgen, als es kaum noch hell genug war, bis zur Küste zu sehen, stand ich bereits auf dem Verdecke des Schiffes und richtete mein großes Fernrohr nach dem Zelte, das meine Lieben beherbergte. Fritz indessen schaffte rasch ein nahrhaftes Frühstück herbei, und wir setzten uns so, daß wir fortwährend nach dem Ufer hinblicken konnten. Nicht lange darauf glaubte ich wahrhaftig die Mutter zu gewahren, die aus dem Zelte schritt. Wir ließen sogleich einen weißen Wimpel in die Lüfte wehen und empfingen zur Antwort ein dreimaliges Schwingen der Flagge, die am Strande aufgerichtet worden war. Eine Last fiel mir vom Herzen, als ich mich so überzeugte, daß sich die Zurückgebliebenen fortwährend in gutem Wohlsein befänden.

      »Ja, Fritz!« fing ich jetzt an, »ich dachte, daß ich heute nicht einen Augenblick säumen würde, zurück an das Land zu kehren. Aber nun, da ich gottlob erfahren, daß die Unsrigen wohl sind, erwacht mein Mitleid mit den armen Kreaturen, die hier auf dem Schiffe so kümmerlich hinleben müssen und jeden Tag in Lebensgefahr stehen. Gern wollte ich doch ein paar Stücke davon ans Ufer schaffen.«

      »Ei, können wir nicht ein Floß bauen und die Tiere gleich allesamt hinüberführen?«

      »Aber denke doch, ohne nur von den Schwierigkeiten des Baues zu reden, denke doch, wie wollen wir denn die Kuh und den Esel und das bissige trächtige Schwein auf solch ein Fahrzeug bringen und während der Überfahrt stillhalten!«

      »So wollen wir kurz und gut beim Abfahren das Schwein in die See werfen. Mit seinem Schmerbauch wird es vortrefflich schwimmen, und wir können es an einem Stricke nachziehen.«

      »Das ist gar zu heroisch dreingefahren, und am Ende paßt es nur bei dem Schweine. Die Ziegen aber und die Schafe wären mir um vieles lieber.«

      »Nun, so wollen wir dem kleinen Vieh die Korkwämser anziehen; da wird es schwimmen wie die Fische und uns noch einen Spaß machen.«

      »Ach, Herzensfritz! Was zündet dein lächerlicher Rat mir für ein Licht an! Vortrefflich, vortrefflich! Auf, und zur Probe!«

      Wir stürmten empor, und schnell ward einem muntern Lamm ein Korkleibchen umgeschnürt und das Tier in die See geworfen. Voll Furcht und Hoffnung und Neugier sah ich dem armen Geschöpfe nach. Das Wasser schlug rauschend über ihm zusammen und schien es erst verschlingen zu wollen; dann aber kam das erschrockene Ding wieder hervor und schneuzte sich und zappelte ganz erbärmlich und schwamm, daß es eine Lust war, schwamm noch fort, als es endlich ermüdet seine Beine hängen ließ und verzweifelnd dem Wasser gar keinen Widerstand mehr tat.

      Ich СКАЧАТЬ