Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas. Balduin Mollhausen
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СКАЧАТЬ mit, indem er sagte: »Vor allen Dingen beunruhigen Sie sich nicht, wenn Sie mehrere Tage das Bett hüten müssen; ich bin als Kommandeur des Trains angestellt worden, und ich verspreche Ihnen, trotz Taylors Eile nicht eher aufzubrechen, als bis Sie, ohne Unbequemlichkeiten zu fühlen, mitreisen können. Ferner muß ich Ihnen sagen, daß Sie sich in einem starken Fieber befinden, schneller ärztlicher Hilfe bedürfen und daß ich eilen werde, einen mir schon bekannten Arzt hierherzubringen.«

      Der Arzt kam und bestätigte alles, was ich schon von Peacock vernommen hatte; ich lag an einem gefährlichen, hitzigen Gallenfieber darnieder, zu dem die giftige Atmosphäre auf Panama den ersten Grund gelegt hatte, und ich glaubte nicht anders, als daß meine Reiselust hier ihr Ende erreichen würde. Ich äußerte gegenüber dem Arzt noch den Wunsch, daß er die stärksten ihm zu Gebote stehenden Mittel anwenden möge, um mich nach Verlauf von drei Tagen wieder in den Sattel zu bringen und überließ mich dann vollständig ihm und meinen treuen Kameraden Egloffstein und Peacock. Taylor schien eine besondere Abneigung gegen Patienten zu hegen, es wurden mir wenigstens einige verletzende Beweise hiervon zuteil, die ich indessen nicht beachtete und mehr seiner gänzlichen Unerfahrenheit zuschrieb. Nach drei Tagen verließ ich wirklich wieder das Bett, doch war ich durch starke Blutentziehungen sowie durch gifthaltige Arzneien (Quecksilber) so furchtbar geschwächt, daß ich mich nur mit der größten Mühe von der Stelle zu bewegen vermochte.

      Des längeren Harrens und der quälenden ärztlichen Behandlung überdrüssig, machte ich endlich meinen Entschluß bekannt, unter allen Umständen am 5. Dezember die Reise anzutreten. Freilich wurde mir von allen Seiten abgeraten, doch ich blieb unerschütterlich; sogar den Wagen, der mir angeboten wurde, schlug ich aus. Ich schnallte einige zusammengerollte Decken so auf den Sattel, daß ich mich während des Reitens mit dem Rücken anlehnen konnte; Egloffstein, der mir nie von der Seite wich, war mir behilflich beim Aufsteigen, und dahin ritten wir der Mission San Gabriel zu, in deren Nähe unser Weg vorbeiführte. Das rauhe, kalte Herbstwetter sowie mehr noch mein schlechtes Befinden verursachten, daß ich teilnahmslos durch eine Gegend reiste, die mir bei einer früheren Gelegenheit so überaus interessant erschien. Die weiten Ebenen, die durch jahrelangen Mangel an fruchtbarem Regen den Charakter dürrer, verbrannter Wüsten angenommen hatten, die zahllosen Gerippe von Pferden und Rindvieh, die namentlich in der Nähe ausgetrockneter Teiche massenhaft umherlagen, wirkten niederdrückend auf mein Gemüt, und fast mechanisch folgte ich meinen Gefährten. Da war nichts, was mich hätte erfreuen können, gleichgültig schaute ich hinüber nach dem San-Gorgoñio-Gebirge mit seinen malerischen Außenlinien und nach den kleinen Seen, die von Scharen von Wandervögeln bedeckt waren; ihr fröhlicher Ruf berührte unsanft mein Ohr, die hellen Sonnenstrahlen waren meinen Augen zuwider, und schmerzhaft fühlte ich im ganzen Körper jeden Schritt meines geduldigen Tieres. Meinen Gefährten, deren Zahl in Los Angeles noch um zwei Mitglieder, Mr. Brakinridge und Mr. King, früher Assistenten in Lieutenant Beales Expedition, vermehrt worden war, konnte ich gewiß kein angenehmer Gesellschafter sein, doch wurde mir die Reise durch die Gefälligkeit von allen erleichtert. Die Lebensmittel, die ich von Los Angeles mitgenommen hatte und die meinem Zustand mehr angemessen waren als die gewöhnliche derbe Feldkost, sagten mir indessen zu, und nach drei qualvollen Tagen konnte ich mein Maultier schon wieder ohne Hilfe besteigen. Mit den neuen Kräften stellte sich auch frische Lebenslust wieder ein, und als wir die Seen südlich vom Santa-Anna-Fluß erreichten, da führte ich schon wieder mein Gewehr, und obgleich jeder Schuß meinen Kopf schmerzhaft erschütterte, richtete ich doch einige Verwüstungen unter den zahllosen Enten und Gänsen an, die das Land an manchen Stellen dicht belebten.

      Nachdem wir an der Mission San Gabriel vorbeigezogen waren, blieben wir nur noch eine kurze Strecke auf der Straße, die zu den Mormonenansiedlungen im San-Bernardino-Tal und durch den Cajonpaß führt. Wir wandten uns gegen Süden und blieben also auf der Westseite der Coast Mountains (Küstengebirge), doch reichte die Ebene, auf der wir uns fortbewegten und die sich weithin gegen Südosten erstreckte, keineswegs bis an die Küsten des Meeres, sondern unbedeutendere Gebirgszüge erhoben sich fortwährend zwischen uns und der Südsee. Soviel Abwechslung auch die Außenlinie der fernen Gebirgszüge boten, so entdeckte ich doch während der ersten vier Tage unserer Reise keine wesentliche Veränderung in dem eigentlichen Charakter des Landes. Erst am fünften Tag, als wir die Indianerstadt Temacula erreichten, verließen wir das umfangreiche tertiäre Gebiet und bogen in einen Gebirgspaß ein, der uns in südwestlicher Richtung zwischen gigantischen und metamorphosierten Felsmassen hindurch in ein abgeschlossenes Tal führte, wo unser Weg sich bei Warner’s Rancho (Warners Gehöft) mit der San-Diego-Straße vereinigte.

      Warners Tal, nach einem Ansiedler so benannt, ist seiner Lage, seines Umfangs und des graserzeugenden Bodens wegen als eine willkommene Anhalte- und Ruhestelle der zahlreichen Viehherden, die von Sonora und Neu-Mexiko nach Kalifornien getrieben werden, bezeichnet worden. In der Tat ist es auch die erste wirklich einladende Gegend, die der Reisende, der den Colorado verlassen und die bekannte Wüste (Desert) überschritten hat, findet. Die Farm liegt an einem kleinen See, fast in der Mitte, und zugleich auf der niedrigsten Stelle des Tals, die sich doch noch immer 2911 Fuß über dem Spiegel der Südsee erhebt. Hohe Granitfelsen von grauer Farbe, mit Eichen und Tannen reich geschmückt, schließen das Tal von allen Seiten ein, und es führen nur unbequeme und enge Pässe in dasselbe und wieder hinaus. Die heißen Schwefelquellen, die sich an der Nordostseite des Tals befinden und unter dem Namen »Agua caliente« bekannt sind, verdienen gewiß besondere Erwähnung. Das Wasser kocht dort nämlich an fünf oder sechs Stellen aus den Spalten der Granitfelsen, doch ist die Temperatur der Adern nur wenig verschieden voneinander und wechselt zwischen 130° und 145° Fahrenheit (51-64° R). Die Indianer dortiger Gegend schreiben diesen Quellen Heilkräfte zu und haben unterhalb derselben das Wasser zum Zweck des Badens gedämmt.

      Unser Weg führte also an Warners Rancho vorbei; stark ansteigend gelangten wir auf der Ostseite des Tals in Warners Paß, dessen höchster Punkt sich 3780 Fuß über dem Meeresspiegel erhebt und wo wir uns zugleich auf der Wasserscheide des Küstengebirges befanden. Von dort folgten wir der Straße, die an einem kleinen Bach hinführte, abwärts. Der Paß öffnete sich allmählich zu beiden Seiten, und nach Zurücklegung von ungefähr fünfzehn Meilen schlugen wir unser Lager in der Mitte des Tals von San Felipe auf (2176 Fuß ü. d. M.). Schon hier begann die Vegetation bedeutend abzunehmen, denn statt der kräftigen Tannen und Eichen, die ich in Warners Paß und an den Abhängen der Berge wahrnahm, wucherten hier die Fouquieria splendens, die Agave americana und vereinzelte Mesquitebüsche.

      Aus dem Tal San Felipe führte ebenfalls eine enge Felsenschlucht nach Wallecito, einer Erweiterung des Tals des Carizo Creek, dessen Lauf wir bis dahin zu folgen hatten, wo derselbe sich in dem trockenen Wüstensand verlief. Von Wallecito bis an das letzte fließende Wasser des Carizo waren zwei Tagesmärsche, und wir erreichten diesen Punkt am Abend des 14. Dezember. Dort nun hielten wir am Rande der wasserlosen Wüste, die uns vom Colorado trennte. Unsere Maultiere befanden sich in gutem Zustand, und es war daher keine so schwere Aufgabe für uns, in einigen Eilmärschen die von den Reisenden so gefürchtete »Desert« hinter uns zu legen.

      Wenn man die geographische Lage der ColoradowüsteDie unter dem Namen »Colorado Desert« allgemein bekannte Ebene erstreckt sich in nordwestlicher Richtung vom Golf von Kalifornien bis an die San-Bernardino-Berge oder vom 32. bis zum 34. Grad nördlicher Breite. Begrenzt wird dieselbe im Süden und Westen von den Küstengebirgen und dem Gebirgszug Altkaliforniens, während im Norden und Nordosten von den San-Bernardino-Bergen aus sich nackte Felsenketten in weitem Bogen gegen Süden, bis über den Colorado und den Gila hinaus, nach Sonora hineinziehen und die Grenze bestimmen. Die ganze Lage der Wüste kann, sogar mit ihrer unregelmäßigen westlichen Grenze, als parallel mit der Küste bezeichnet werden. Die größte Länge derselben beträgt 180 Meilen, die größte Breite nur 75 Meilen. einer genaueren Prüfung unterwirft, dabei Rücksicht nimmt auf die geringe Erhebung derselben über den Meeresspiegel und darauf, daß sie zum großen Teil niedriger liegt als der gewöhnliche Spiegel des Colorado auf derselben Parallele, so gelangt man leicht zu der Ansicht, daß der Golf von Kalifornien einst die San-Bernardino-Gebirge bespülte oder — vielleicht richtiger bezeichnet — daß die ganze Fläche der Wüste in einer Länge von 140 Meilen und in einer durchschnittlichen Breite von СКАЧАТЬ