Weihnacht von Karl May. Karl May
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Название: Weihnacht von Karl May

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742752215

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СКАЧАТЬ Cigarren die größte der Enttäuschungen bereiteten und dann das Sicherheitsschloß den Dienst

       versagte. Wir steckten unsere Kapitalien also in den Ofen, aus welchem Carpio aber nach

       einigem Überlegen seine Einlage wieder herausnahm, um sie in seinem Bette zu verbergen. Er

       meinte, es sei nicht vorteilhaft, beide Beträge an einem und demselben Orte aufzubewahren,

       wo dann, falls ein Einbrecher käme, alles verloren sei; man müsse sie vielmehr trennen, damit

       der Spitzbube nur den einen Teil bekomme, der andere aber gerettet werde. Ich fügte mich

       seiner überlegenen Weisheit, legte mich nieder und schlief bald ein, wurde aber bald wieder

       durch ein Geräusch erweckt. Es wurde von Carpio verursacht, welcher mir auf mein Befragen

       mitteilte, daß er vorhin beim Scheine unserer Zündhölzer ein Stück Ziegelstein hinter dem

       Ofen habe liegen sehen. Dieses hatte er hervorgeholt und in sein Taschentuch geknotet,

       wodurch ein höchst brauchbarer Totschläger entstanden war, mit welchem er jedem

       hoffentlichen Einbrecher den Kopf behämmern wollte. Tief getröstet und beruhigt durch diese

       uns sichernde Maßregel meines Busenfreundes schlief ich wieder ein und wachte nicht eher

       wieder auf, als bis Carpio mich an den Armen emporriß und mir im höchsten Zorne die

       Entdeckung zuschrie:

       »Höre, mein Geld ist weg, mein ganzes, ganzes Geld mitsamt dem Portemonnaie! Der

       Totschläger ist unnütz gewesen; es ist doch so ein Halunke hereingekommen und hat in den

       Ofen gegriffen! Aber warum er nur mein Geld genommen und das deine liegen gelassen hat,

       das wird mir ein ewiges Rätsel bleiben! Ich laufe hinab, sofort! Der Wirt muß alles, alles

       ersetzen!«

       »Warte noch! Dein Geld hat im Ofen gelegen?«

       »Natürlich!«

       »Du hast es selbst wieder herausgenommen und in dein Bett versteckt. Suche nach!«

       Er suchte und fand es, holte erleichtert und tief Atem und sagte:

       »Das ist ein Glück für den Wirt! Ich hätte weder geruht noch gerastet und ihn nötigenfalls bis

       zur Auspfändung getrieben. Weißt du, was der Kaffee kosten wird?«

       »Zehn Kreuzer ohne Brot.«

       »Und das Brot?«

       »Zehn Kreuzer ohne Kaffee.«

       »So bestellst du Kaffee für dich, und ich laß mir Brot für mich geben; dann teilen wir und

       zahlen bloß zwanzig Kreuzer. Was wir hier sparen, können wir dem Mittagessen zulegen. Bist

       du einverstanden?«

       »Ja. Nobel ist das zwar nicht, aber wir machen dann schnell, daß wir fortkommen und nicht

       lange bekrittelt werden.«

       »Bekrittelt? Willst du dich nicht für akademisch gebildete Kapitalisten eines bessern

       Ausdruckes bedienen? Diese Böhmen werden alles, was wir thun, für vornehm halten, wenn

       sie es auch nicht begreifen können.«

       Wir frühstückten also für zwanzig Kreuzer, ließen uns für vornehm halten und reisten dann

       ab. Unser heutiges Ziel war Falkenau, wo wir gegen Abend lebendig ankamen, obgleich mein

       Freund das Unglück gehabt hatte, seinen Eissporn zu verlieren; wie das zugegangen war, das

       wußte er selber nicht und ich noch viel weniger. Er war nicht nur schmerzlich bewegt,

       sondern sogar tief betrübt über diesen ebenso schweren wie unersetzlichen Verlust, und ich

       gab mir ihm zuliebe den Anschein, als ob der Eisenstachel auch meinem Herzen teuer

       gewesen sei. Wir blickten ihm voll Trauer in die Vergangenheit nach und wendeten uns dann

       mit männlicher Resignation einer einfachen Herberge zu, deren Aussehen mit unserm

       heutigen Budget zu harmonieren versprach.

       Eben wollten wir eintreten, da kam ein Gendarm heraus, der sich darüber zu wundern schien,

       daß wir dahinein wollten. Er grüßte höflich und fragte dann:

       »Sie sind doch wohl Studenten, meine Herren, nicht?«

       Ich nickte; Carpio aber zog seinen Schülerpaß aus der Brusttasche, schob ihn dem

       Sicherheitsbeamten in die Hand und antwortete:

       »Ja, wir sind Studenten. Bitte, überzeugen Sie sich!«

       Der Gendarm öffnete den Paß, las ihn und gab ihn mit einem eigentümlichen Lächeln und den

       Worten zurück:

       »Wenn Sie das alles sind, was hier verzeichnet steht, so sind Sie ein gemachter Mann, lieber,

       junger Herr!«

       »Das alles bin ich allerdings!« versicherte mein Busenfreund in stolzem Tone. »Es ist sogar

       der Gymnasialstempel daraufgedrückt.«

       »Den sehe ich nicht!«

       Carpio sah den Paß nun selbst auch an und fand, daß das, was er in der Hand hatte, ein

       Verzeichnis der Regierungsjahre der deutschen Kaiser von Karl dem Großen bis auf Franz

       den Zweiten war. Er suchte eine ganze Zeit lang nach dem Passe und rief, als er ihn nicht

       fand, entrüstet aus:

       »Das ist nun wieder einmal ein Versehen von meiner Schwester, die mir diese Tabelle anstatt

       des Passes in die Tasche gesteckt hat. Solche Tollheiten können doch unbedingt nur bei

       Personen vorkommen, welche keine Masculina, sondern entweder Feminina oder Neutra

       sind!«

       »Machen Sie sich darüber keine Sorgen!« tröstete ihn der Polizist. »Ich habe nicht nach Ihrem

       Paß gefragt; man sieht es Ihnen ja an, daß Sie das sind, wofür Sie sich ausgeben, und wenn es

       unter besonderen Umständen nötig sein sollte, so wird Ihr Kollege seinen Paß besitzen,

       welcher Sie dann beide legitimiert.«

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