Weihnacht von Karl May. Karl May
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Название: Weihnacht von Karl May

Автор: Karl May

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742752215

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СКАЧАТЬ Er ist verdient, aber nicht sauer. Ich habe dreißig Stück bekommen;

       das wissen Sie doch!«

       Er sah mich erstaunt an und fragte:

       »Dreißig Stück, dreißig Thaler! Sie Krösus, Sie! Und ich soll es wissen? Keinen Laut, keine

       Note, keine halbe, keine Sechzehntelnote habe ich davon gehört!«

       »Aber Sie haben doch vorhin davon gesprochen!«

       »Ich? Nicht daß ich wüßte!«

       »Sie sprachen von Buchhändlergeld!«

       »Ja, das habe ich freilich gethan; aber das ist etwas, wovon Sie noch gar nichts wissen. Was

       hat es denn für eine Bewandtnis mit Ihren dreißig Thalern? Oder dürfen Sie es nicht

       erzählen?«

       »Natürlich darf ich es! Und grad Sie, Herr Kantor, sind der, dem ich es am liebsten erzähle!«

       Er lief, indem ich es that, ganz aufgeregt in seinem kleinen Zimmer hin und her und rief, als

       ich zu Ende war:

       »Dreißig Thaler, dreißig schwere Thaler für ein Gedicht, für – – wieviel Strophen hat es?«

       »Zweiunddreißig vierzeilige.«

       »Auch noch bloß vierzeilige! Das macht achtundzwanzig Groschen pro Strophe und sieben

       Groschen für jede Zeile, für jeden Vers! Dazu die Ehre, den ersten Preis errungen zu haben!

       Und ich habe Wunder gedacht, was ich da – – – na warten Sie noch! Haben Sie Ihr Gedicht

       im Kopfe?«

       »Ja.«

       »Her damit! Ich will auch einmal ein Preisgedicht für dreißig Thaler hören!«

       Während er immer noch lebhaft hin und her wanderte, stellte ich mich in die einzige freie

       Ecke und deklamierte:

       »Ich verkünde große Freude,

       Die Euch widerfahren ist,

       Denn geboren wurde heute

       Euer Heiland Jesus Christ!

       Jubelnd tönt es durch die Sphären,

       Sonnen künden's jedem Stern;

       Weihrauch duftet auf Altären,

       Beter knieen nah und fern.

       Horch, da schallt vom nahen Dome

       Feierlich der Glocken Klang,

       Und im majestätschen Strome

       Schwingt sich auf der Chorgesang:

       ›Herr, nun lässest du in Frieden

       Deinen Diener zu dir sehn,

       Denn sein Auge hat hienieden

       Deinen Heiland noch gesehn!‹ – –«

       »Halt, halt!« unterbrach er mich da eifrig. »Das Gedicht scheint ja gut, ganz gut zu sein, aber

       zweiunddreißig Strophen, das ist mir zu lang, viel zu lang. Ich muß Ihnen etwas sagen und

       kann nicht damit warten, bis Sie zu Ende sind. Da, sehen Sie sich einmal das hier an! Kennen

       Sie das?«

       Er hielt mir ein gedrucktes Notenheft hin und sah mir dabei mit dem Ausdrucke größter

       Spannung in das Gesicht. Es war die Partitur einer Motette, in welcher die separat gedruckten

       Stimmen lagen. Ich las den Anfang des Textes: »Siehe, ich verkündige Euch große Freude – –

       «

       »Nicht hier lesen, nicht hier, sondern den Titel, den Titel!« drängte er ungeduldig.

       Ich that es und erschrak, aber in freudiger Weise, denn es war meine Motette, die mir auf eine

       so unerklärliche Art abhanden gekommen war.

       »Nicht wahr, das ist etwas, das ist auch etwas?« fragte er triumphierend. »Eine gedruckte

       Komposition ist mehr, viel mehr wert als ein gedrucktes Gedicht. Ein Gedicht kann jeder

       machen, der die Reime dazu aus der Luft hergreift; aber eine Komposition, das ist etwas ganz

       anderes; das kommt nicht aus der Luft, sondern wo anders her! Da muß man etwas gelernt

       und ganz besonders einen tüchtigen Lehrer gehabt haben. Und gute, tüchtige Lehrer können

       nur die Herren Kantores sein, welche die Orgel schlagen und den Kirchengesang leiten. Der

       Kirchengesang ist die höchste – –«

       »Aber bitte, Herr Kantor,« unterbrach ich seinen Redefluß »Sie sehen mich im höchsten

       Grade erstaunt. Diese Motette habe ich nicht komponiert, daß sie gedruckt werden soll; sie ist

       eine Übungsarbeit, die im Kasten liegen bleiben sollte; plötzlich aber war sie weg. Wie ist sie

       in Ihre Hände gekommen, und woher wissen Sie, daß sie von mir ist? Auf dem Originale hat

       mein Name nicht gestanden.«

       »Das ist wahr, sehr wahr,« lachte er. »Aber denken Sie denn wirklich, daß ich Ihre

       Handschrift nicht kenne und auch die von Krüger nicht?«

       »Krüger?« fragte ich. »Welchen Krüger meinen Sie?«

       »Dumme Frage! Natürlich Krüger, der Ihnen damals wegen Ihrer Arbeit über die

       Quintseptaccorde die erste Censur abtreten mußte. Er hat sich rächen wollen, wird aber nun

       durch mich bestraft, daß er sich blauärgern soll!«

       »Ich verstehe Sie noch nicht.«

       »Immer noch nicht? Sie sind doch sonst nicht so schwer von Begriffen. Da muß ich Ihnen

       doch gleich noch zweierlei zeigen, worüber Sie sich, wenigstens über das eine,

       wahrscheinlich wundern oder aber auch ärgern werden. Da, zunächst das. Wessen Handschrift

       ist das?«

       Er gab mir ein großes, abgestempeltes Couvert, auf welchem sein Name stand. Ich brauchte

       nur einen Blick darauf zu werfen, um antworten zu können:

       »Das hat Krüger geschrieben; man sieht es sofort.«

       »Ja; der СКАЧАТЬ