Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ sind Kinder der Moderne, zu Stein erstarrt in der endlosen Dauer des Augenblicks: Leben können sie nicht, sterben wollen sie nicht. Sofern die Unsterblichkeit ein Traum des modernen Menschen ist – hier ist sie realisiert: Ein Alptraum.“ (Schmid, 2000, S. 21)

      Meine Intention zu schreiben leitet sich aus dem Bedürfnis her, das Normale als das notwendig zu betrachtende Nicht-Normale im Hinblick auf das menschliche Wesen erscheinen zu lassen und mittels der gängigen Zitate aus Tageszeitungen und anderen Medien zu dokumentieren – denn der Anforderungskatalog an Menschen heutiger Tage ist nicht mehr normal: und das ist die Normalität.

      Das menschliche Wesen und was es für Wachstum und Gedeihen benötigt, leitet sich aus den aufgeführten realiter nachlesbaren und durch Menschen erfahrenen Erlebnissen ab. Menschliche Realitäten müssen von Menschen mit Aufmerksamkeit bedacht werden, soll das Leben anders, möglichst besser, werden. Auch das ist eine Realität...

      Hintergrund zum Buch

      Das erste Manuskript mit dem Titel „Oben hui, Unten pfui“, das Fundament der drei vorliegenden Bände zur Heillosen Kultur, sandte ich im September 2005 auf Empfehlung dem Chef eines bekannten großen Buchverlages. Bis dahin sprach man in Deutschland selten und wenn doch, nicht gezielt von „Oben“ und „Unten“ wie es nun selbstverständlich der Fall ist, sondern höchstens von Unter- und Oberschicht im Rahmen der alten und ehrwürdigen Bedeutungshorizonte vergangener politisch-wirtschaftlicher Systemdebatten. Dieses Phänomen ist bekannt: Spricht, schreibt, arbeitet oder forscht ein Mensch in einem bestimmten Bereich, so tun es andere auch. „Synchronizität“ und „Übersprungsphänomene“ erklären, was sonst Erstaunen verursachen würde. Inzwischen gibt es in Deutschland wohl niemanden mehr, der diese Bezeichnungen „Oben“ und „Unten“ nicht schon selbst benutzt hätte.

      In meinen Büchern werde ich Oben und Unten jeweils großschreiben, um kenntlich zu machen, dass es sich um einen politischen Begriff im Rahmen der Schaffung der Zweiklassengesellschaft, und nicht nur um eine topografische Angabe handelt. Ort und Richtung beinhalten in diesem Falle die politischen Auswirkungen einer Zuweisung des Seins bzw. der Existenz von Menschen – die Neutralität einer alleinigen Ortsangabe und Richtung verlassend. Bezöge ich mich alleinig auf eine Ortsangabe, so müsste zeitgleich die Verkehrung des Inhaltes angezeigt werden.

      Denn „Oben“ ist man schon gar nicht mehr bei den Menschen, die Unten leben, wobei sie gleichzeitig festlegen, wie die Unten Zurückgelassenen zu leben haben, damit man Oben weg sein kann. Wegsein und Nichtdasein sind die Stichworte, die in jeder Debatte um Gelder für soziale Projekte und Angelegenheiten auftauchen. Die Verkehrung offenbart sich weiter, wenn man bedenkt, dass der Boden, auf dem Unten lebt, Menschen gehört, die Oben nicht da, auf diesem Boden, sind. Daran schließt sich die Frage an, was deutschen Bürgern in Deutschland, die es mit ihren Steuergeldern finanzieren, überhaupt gehört. Wem gehört Deutschland? Was ist Deutschland? Ein Land mit einer demokratischen Verfassung? Oder ist es nur eine Pseudoverfassung, die mittels demokratischer Verfassung Menschen politisch kaputt verwaltet? Hat der einzelne Bürger und Mensch Möglichkeiten auf sein eigenes Leben wie auf Entwicklungen im Lande Einfluss zu nehmen? Oder haben nur globalisierende Spekulanten und reiche Familien Einfluss? Wie man sieht, gibt es bezüglich dieser Dimensionen von Oben und Unten keine Neutralität – auch wenn man sie gern hätte und es so darstellt.

      Ich schreibe Oben und Unten auch deshalb groß, weil der existenzielle Bedeutungszuwachs verheerende seelische Auswirkungen im Zuge sozialer Veränderungen exorbitant zeitigt: Alles, das gesamte Leben, kumuliert in diesem Verhältnis. Aber man sollte sich weder an diese Bezeichnung noch an die sie meinenden Inhalte gewöhnen, denn das garantiert eine Vertiefung der Probleme in ein seelisches Niemandsland hinein.

      Unter dem Titel „Ihr da oben, wir da unten“ (1973) wurden gesellschaftliche Verhältnisse bereits durch Günter Wallraff mittels eines investigativen Journalismus beschrieben. Traditionell galt Oben und Unten schon durch die Jahrhunderte als Redewendung, um Herrschaftsverhältnisse pointiert in der Unterschiedlichkeit der mit ihnen verbundenen Lebensverhältnisse auf den Punkt zu bringen. Insofern besitzt sie historische Dimensionen, um ein Verhältnis zwischen Menschen in ein und demselben Land oder ein und derselben Zeit oder Epoche zu bezeichnen und Unterschiede bzw. Herrschaftsverhältnisse zu erklären. Oben und Unten können insofern als die mal mehr, mal weniger deutlich in den Vordergrund rückenden roten Fäden, die Menschen einerseits leiten und andererseits einordnen, bezeichnet werden: Sie zeigen sehr unterschiedliche Lebensverhältnisse in aller Konsequenz auf. Der eine ist ohne den anderen nicht denkbar. Mit ihnen wird unser Leben gestrickt. Überträgt man diese beiden Fäden auf das Bild eines Organismus, könnte man von ihnen als von Adern sprechen, wobei die Oben-Ader die Unten-Ader durch Entzug von Nährstoffen und Zuleitung von Schädlichem, vergiftet und Hilfeleistungen bei der Entgiftung verweigert: Das Negative und Zerstörerische für den Einen bedeutet nicht mehr zu rechtfertigende Vorteile durch Vernichtung und Zerstörung für den Anderen. Dieses Verhältnis zwischen Oben und Unten stülpt(e) sich als letztlich legitimierter, wenn auch sehr umkämpften Stabilisators von Gesellschaften der Vergangenheit, unverhohlen zugunsten von Mensch und Natur als zerstörender Faktor in der Gegenwart um. Das Gift, also der globale Kapitalismus, bestimmt das Verhältnis zwischen Oben und Unten. Unten wird Opfer von Oben. Das ist für viele Menschen in Deutschland und auch anderen Ländern und Kontinenten im Rahmen der Globalisierung lebensbedrohlich. Denn Unten kommen Menschen an ihre Grenzen – und kommen sie an Grenzen, können unüberlegte, instinktive Handlungen, die nur ein Ziel haben, Hunger stillen, ein Dach über dem Kopf haben wollen, auch so viel haben wollen wie die anderen (ob Bildung, Schulen, Universitäten, Kleidung, Handys, Laptops, Autos, Geld, etc.), folgen... Davor, dass Kriminalität, Ungerechtigkeit, Sozialabbau und Perversion zunehmen, besteht Oben und Unten begründete Angst. Bedingungen, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf ist, haben in der Vergangenheit zur Formulierung Internationaler Menschenrechte geführt und zu Bemühungen, dass das Leben auf der Welt besser werde: Homo homini lupus est. Die einen als anerkannte und gesellschaftlich rundherum abgesicherte Wölfe, die tun und lassen können, was sie möchten und damit für sich selbst für Ansehen und Reichtum sorgen – die anderen, mangels Möglichkeiten, als gesetzlich nicht anerkannte und sozial herabgestufte und verfolgte Wölfe...Unentschieden ist, welche Wölfe mehr Angst haben. Diejenigen, die den Wolf der jeweils anderen Seite bereits kennen gelernt haben oder diejenigen, die den Wolf der anderen Seite noch nicht kennen gelernt haben. Die einen haben Vorsorge getroffen (durch Geld, Gesetze und Verträge) – die anderen konnten keine Vorsorge treffen (da sie kein Geld haben und Gesetze und Verträge im Gros schon für ihre Sicherheit und soziale Fairness sorgen solle(t)n).

      Oben und Unten bezeichnen damit über eine saloppe Einordnung von Einkommensverhältnissen hinaus Beziehungsstrukturen, die sich entsprechend in neuen Lebensformen und Lebensnotwendigkeiten entwickeln. Diese Auswirkungen sind beunruhigend. Sie halten Einzug in die Seelen der Menschen und fordern psychische Verarbeitungen, die an Grenzen von psychischen Abwehrstrukturen von Menschen stoßen.

      Ob es eine Wirkung hat, sich mit Phänomenen in der heutigen Zeit, die pars pro toto im vorliegenden Buch aufgegriffen werden, zu beschäftigen und dem Grundanliegen, dem Gegenteil von Zerstörung, nämlich der Heilung zuzuschreiben, wird man sehen. Oben und Unten als prägende und schlüssige Einheit kapitalistischer Wirtschaft, in der das Verhältnis des Menschen zum Menschen in jeder Form ausgedrückt ist. Dieser Ausspruch bezeichnet den Umstand, nach außen immer alles schön geordnet erscheinen zu lassen, obwohl dahinter die Unordnung lauert. Ich verwende den Begriff Oben pointierend für Reiche, für Kapitalisten und generell die Führungsspitze in unserem Lande. Den Begriff Unten analog für mittellose, kapital- und besitzlose Menschen. Es sind funktionale Begriffe, die in ihrer Kürze metonymisch das Gemeinte transportieren: Jeder versteht sofort, was gemeint ist. Belegbar sind die Begriffe Oben und Unten bereits in der Bibel durch Jakobus (1,17), der auch inhaltlich im gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurs anklingt und deshalb hier zitiert wird. Mit „oben“ war Gott gemeint:

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