Название: Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1
Автор: Dr. Phil. Monika Eichenauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783844217711
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Die Abwertung des einen Geschlechts wird zu generellen Erfolgen und Vorteilen des anderen umgemünzt. Der zwiespältige Umgang mit Gefühlen und Frauen wertet beide ab. Damit können Männer sie für ökonomische und politische Zwecke nutzen.
Aus dieser gesellschaftlichen Praxis leiten sich generell entsprechende Bewertungen für psychosoziale Berufe einerseits, und andererseits spezifisch die Einordnung der bewusst klein gehaltenen Berufsgruppe der Psychologischen Psychotherapeuten ab. Die wenigen zugelassenen Psychologischen Psychotherapeuten können dem wachsenden Bedarf von psychoökonomischen und sozialen Folgen durch kapitalistische Ökonomie und den sich daraus für Patienten und generell Menschen ergebenden Problemen, die zusätzlich qua mangelhafter Versorgungsstruktur in Deutschland gesteigert werden, nicht gerecht werden. Aber sie tun ihr Bestes. Trotz jahrelanger Unterfinanzierung.
Erkenntnisse aus Diplom-Psychologie, Psychotherapie und generell psychotherapeutischen Methoden werden in wirtschaftlichen Bereichen für fremde Zwecke und Ziele genutzt, die oftmals gegen statt für Menschen eingesetzt werden.
In dem vorliegenden Buch wird sowohl die existenziell sichernde Funktion von Gefühl und Intuition, als auch die Bedeutung von Vergangenheit und Bewusstsein über Menschheits- und individuelle Menschentwicklung betont. In Gefühl und Intuition spiegeln sich in Sekundenschnelle wichtige Überlebensinformationen für Menschen ebenso wie wirtschaftliche Verhältnisse und Beziehungsgestaltungen. Gespiegelt wird in nuce der Grundkonflikt der unversöhnlichen Werte von Mehrwert und Selbstwert. Bei diesem ökokulturellen Hintergrund wundert es nicht, dass Gefühle abgewertet und zur Manipulation benutzt werden, um Menschen das Gegenteil von dem, was sie selbst spüren, fühlen und wahrnehmen, glauben zu machen: Insofern werden Gefühle gegen Menschen verwandt, statt sie in aufrichtiger Mitteilung menschengerecht im Sinne einer Kommunikation des Erlebens und Erlebten zum Erhalt von Mensch und Natur und letztlich generell Lebens, zu platzieren. Kommunikation wird zur entfremdeten Farce, wenn sie der Aufgabe entkleidet wird, für die sie vom Menschen entwickelt wurde: Zur Mitteilung dessen, was in Menschen vor sich geht, was Beziehungen stiftet und trägt, um Vertrauen entstehen zu lassen. Abwertung und Missbrauch menschlicher Wesensmerkmale sind zerstörerisch und gewinnträchtig zugleich. Diese Schizophrenie raubt Verstand und Vertrauen, wie sie jede Diskussion, die in der gesellschaftlichen Mitte oder an der Oberfläche geführt oder abgebrochen wird, ad absurdum führt. Gefühl, Sprache, Mitteilung, Wirtschaft und Politik dienen nicht mehr in erster Linie dem Erhalt des Menschen, des Lebens und der Natur, sondern dem Profit, der als Nebenwirkung die seelische, psychische und körperliche Zerstörung von Mensch, Leben und Natur in Kauf nimmt. Kommuniziert wird meist nur eine Seite der Medaille. Dazu zählen entweder wirtschaftliche Gewinne oder soziale Probleme und Missstände. Politiker ziehen PR-Berater an ihre Seite. Ein Beispiel: Edmund Stoiber legte sich im Bundestagswahlkampf 2002 den Ex-Chefredakteur der „Bild am Sonntag“ zu, der nun wohl auch künftig Berater für die Schulministerin (CDU) Barbara Sommer nach den Schul-Pannen sein wird, was aber nicht eindeutig von Michael Spreng (PR-Berater) bejaht oder verneint wurde. (Vgl.: „Erste Konsequenzen nach Schul-Pannen.“ In: Ruhr Nachrichten, 8.Juli 2008). Werden Menschen durch PR-Leistungen und vermutbaren Rechtsbeistand für die Öffentlichkeit erst eingekleidet, um sich äußern zu können? Was tun dann Menschen, die für diese Leistungen kein Geld haben? Sich nicht mehr äußern?
Die Beantwortung der Frage, wie diese Entwicklung möglich war und weiterhin ist, bezieht die unverarbeitete und individuelle Vergangenheit in Deutschland als einen weiteren Erklärungsstrang, neben dem der tabuisierten Diskussion über den Kern der Mehrwerterschaffung und der Tatsache mit ein, dass der Mensch mehr als sein Körper ist, nämlich ein seelisch-geistiges Wesen. Friedrich Nietzsche werde ich als einen Menschen zitieren, der allzeit mit seinem Leib geschrieben hat. Ebenso werde ich ihn im Hinblick auf sein Grundanliegen, die paradigmatischen Grundlagen von Wissenschaft verändern zu wollen und der Philologie damit die Stirn zu bieten, zitieren und für die Gegenwart reflektieren.
Summa summarum sind es also vier Konstanten, die das gegenwärtige Leben bestimmen: Kapitalismus, Cartesianisches Paradigma, Geschlechterverhältnis und fehlende Integration der emotionalen Vergangenheitsbewältigung in der Gegenwart. Geschichtsschreibung orientiert sich an Feldzügen, Siegen, Eroberungen von Land und Gold, aber nicht daran, welcher Fortschritt für das menschliche Wesen, für seine Seele erzielt wurde. Der Mensch wurde wie selbstverständlich als Mittel für materielle Zwecke, Gewinne und Besitzerwerb eingesetzt. Psyche und Seele wurden lediglich zusammengefasst in Diagnosen und Glossaren, um sogenannte Abweichungen von Menschen, die gut angepasst im Alltag und jeweiligen Land funktionierten, zu erfassen.
Es wurden unzählige Tabubrüche in den letzten Jahrzehnten vollzogen. Auch an den vier genannten Konstanten wurde gefeilt. Aber sie rieben und verzweigten sich in den Konsequenzen im Leben des einzelnen Menschen letztendlich gegenseitig und ragen bis in Zelle und Seele heutzutage hinein. Bisweilen treten emotionale Inhalte in erstarrten Symptomen verkleidet auf und werden Psychotherapeuten als Relikte und Zeugnis menschlicher Geschichte vorgetragen. Die wenigsten Ärzte realisieren, was ihnen Patienten aus ihrer Gefühlslage heraus berichten und erzählen wollen. Der Arzt hat keine Zeit (zu hören) und er ist in dieser Hinsicht nicht – trotz anders lautender Statements aus der Standespolitik – ausgebildet: Es sei denn, es ist ein medizinischer Kollege mit einem kleinen psychotherapeutischen Einblick in das Gebiet der Psychotherapie und hat zumindest ein wenig gelernt, mit Patienten (Menschen) zu sprechen. Für das Hören und Verstehen, was ein Mensch aus seinem Leben erzählt, sind Psychologische Psychotherapeuten und auch medizinische Psychotherapeuten (wenn sie vollständig und gut ausgebildet wurden) zuständig und sie sprechen auch mit ihm, dem Menschen, zum Zwecke der Vollendung einer ursprünglich gemeinten Kommunikation: Dass der eine Mensch sich bezüglich seines Befindens und seiner Gefühle dem anderen mitteile, um zu Linderung von Not, Leid und Schmerz zu gelangen und infolgedessen zur Mehrung und Verbreitung von Freude und Wohlergehen beizutragen.
Die vier Grundwerte gesellschaftlichen und damit individuellen Lebens wuchsen immer dichter zusammen und erscheinen in der gesellschaftlichen Oberfläche fast wie eine natürliche Einheit. In der Tiefe bilden sie ein ineinander greifendes und kaum noch zu differenzierendes, verwachsenes Wurzelwerk. Diese Verflochtenheit droht die Seele von Menschen zu vernichten.
Auch wenn ich hier Wurzeln sichte, wofür oftmals das Wort „radikal“ verwandt wird, so möchte ich doch berücksichtigt wissen, dass ich Psychologische Psychotherapeutin bin und unmissverständlich für die menschliche Seele eintrete. Insofern geht es um Evolution und Reflexion und nicht Revolutionen, die eh in ihrer ursprünglichen Bedeutung völlig veraltert ist. Revolution oder besser im Fazit gesehen, die kulturell-ökonomischen Implosionen, besorgen heutzutage nicht die sich im veralterten Begriff „Arbeiter“ summierenden abhängig arbeitenden Menschen, sondern Manager, die radikal ausschließlich für ihre eigene Kaste sorgen. Ein Revolutionär ist als altertümliche Persona non grata verschrien, ein Manager genießt gesellschaftliche Reputation und kann sich auf Verfassung, Gesetz und gleichfalls im Lippenbekenntnis zu Moral und Ethik bekennen, auch wenn er sie weder achtet noch lebt.
Arbeiter und Angestellte oder kurz, abhängig Arbeitende bleiben trotz der massiven wirtschaftlichen Veränderungen auf Rückzug: „Früher wurde gegen die große Politik demonstriert, heute geht es immer häufiger um Konflikte vor der eigenen Haustüre.“ (Ruhr Nachrichten,30.4.2009) Man fragt sich, wie diese Aussage aufgefasst werden soll: ist sie als Beleidigung und Armutszeugnis für (mittellose) Menschen zu verstehen? Wäre es anders besser? Wenn Menschen also wieder auf die Straße gingen und demonstrierten? Ist der Konflikt vor der Haustüre СКАЧАТЬ