Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ Tretmühle nicht aussteigen können – dann hat man sich seine Abhängigen erhalten, und hat Oben die Freiheit, weiter tun und lassen zu können, was man möchte! Dann hat man noch einmal die Kurve bekommen, das alte Prinzip neu aufleben zu lassen: Weil es geht! Man konnte doch bisher eine Milliarde Menschen mit weniger als einem Dollar pro Tag leben lassen, wie Bill Gates in Davos vortrug! (Ruhr Nachrichten: „Menschlichkeit gefragt.“ 26.1.2008). Warum hat er, Bill Gates, es nicht geändert? Dieses Level wird man doch halten können, müsste man zynisch fragen, ohne diese Zahl weiter zu erhöhen? Oder spekuliert man darauf, dafür zu sorgen, dass diese 1-Dollar-pro-Tag-Menschen wie Menschen mit 1-Euro-Jobs auch in den Stand kommen, sich einen Computer kaufen zu können? Man ist an dieser Stelle aufgerufen, genauer zu fragen, worum es eigentlich geht!

      Die Erklärung Herrn Zabels ist, wie gesagt, die Antwort des Jahrzehnts oder Jahrhunderts, weil sie nicht nur eine, sondern viele, vielleicht sogar alle Fragen beantwortet. Die Wirtschaft konnte Grenzwerte überschreiten und hat damit die Welt vergiftet – natürlich wird die Tatsache dann gegen die Verbraucher, die Bürger gekehrt. Sie haben schließlich die Autos gekauft, fahren sie und verpesten damit die Umwelt. Jetzt wird der kleine Autofahrereigentümer gestoppt und muss mit so genannten Umweltplaketten nachrüsten, sonst darf er nicht mehr überall hinfahren. Ebenso ist es bei den Zigaretten, deren Konsum mit zusätzlichen Stoffen erhöht wird, um das Rauchfreiwerden zu erschweren, denn schließlich sollen sie dennoch weiter verkauft werden. Auch so eine Schizophrenie, die noch getoppt wird durch die Tatsache, dass der Staat es dem Bürger erleichtern will, mit dem Rauchen aufzuhören, indem er horrende Steuern dafür kassiert! Bei einigen hat das geholfen, bei den meisten nicht. Damit, mit den zig Folgen und Nebenwirkungen des Kapitalismus, muss der Bürger allein fertig werden. Die Schwächeren, die Politiker, konnten der Wirtschaft keine Grenzen setzen, ebenso wenig Gerichtsbarkeit. Aber dem Bürger setzt man sie und fordert gesetzliche Einhaltung. Bei Nichteinhaltung drohen Steuerzinsen und Bußgelder. Der Bürger wird mit persönlichen und finanziellen Anpassungsleistungen beschäftigt – während die Ökonomie wie bisher munter weiter betrieben werden kann. Ethik und Moral und das, was geht und ging, lag und liegt damit in den Händen derjenigen, die das Geld, das Kapital, die Macht haben und hatten. Die Politiker sorgten in den letzten Jahren für die Verwirklichung der Zweiklassengesellschaft. Für die breite Bevölkerung bedeutet(e) dies Einschränkungen – bis nichts mehr ging und geht. Sie können sich nicht mehr rühren, weder gesetzlich noch wirtschaftlich, noch persönlich. Werden sie krank, müssen sie noch einmal zahlen, weil das Gesundheitswesen in der Zweiklassengesellschaft zum Nachteil des Bürgers auf den Qualitätsstandard der Gesundheitswirtschaft umgestellt wurde. Man könnte diese Phänomene der gesellschaftlichen Umstrukturierung auch als Sozialtrauma bezeichnen: Menschen werden gleichgültig, weil sie sowieso nichts ausrichten können. Erstarren, weil sie Angst haben, was als nächstes kommt, in der Hoffnung, dass die Krakenarme der Verarmung an ihnen vorbei greifen. Also für Unternehmer lieber leisten und arbeiten bis zum Umfallen, die ihre Gewinne mittels internationaler Leiter der Globalisierung stapeln. Das Leben in Deutschland gleicht einem moralischen und ethischen Chaos: Das, was Menschen Oben dürfen und tun, ist für Menschen Unten untersagt. Unten stehen Verletzungen von gesetzlichen Grenzen unter Strafe und werden mit Bußgeldern belegt – Oben sind qua kapitalistisch-globales System Grenzüberschreitungen obligat, sogar notwendig. Oben geht man persönlich frei aus – mehr oder weniger, muss dazu gesetzt werden, denn in den letzten Jahren hat sich diese Praxis einwenig verändert. Die Buß- oder Strafgelder werden ohne mit der Wimper zu zucken gezahlt und dann geht das Leben einfach weiter. Denn daran mangelt es den Menschen Oben nicht. Deshalb kalkuliert man sie bereits mit ein. Müssen aber ein Hartz-IV-Empfänger oder ein Bürger (Mittelschichteinkommen = 2500 Euro) ein Bußgeld zahlen, greift dies in die Existenz ein: Dann fehlt das Geld als allgemeiner Tauschwert für Lebensmittel. Politisch wird eine einseitige Politik durchregiert, deren Auswirkung auf die Menschen Unten wie Psychoterror wirkt. Kurz gesagt, Oben hat man die Freiheit, buchstäblich alles zu tun – Unten wird sich mit Einschränkungen und neuen Gesetzen beschäftigt. Soziale Lücken müssen Bürger finanziell selbst schließen, schließlich verdient Wirtschaft und Staat an ihnen. Aber Bundeskanzlerin Merkel, so hat es den Anschein, will jetzt für Gerechtigkeit sorgen: Nun sind die Steuerhinterzieher Oben dran und Herr Volkert soll ins Gefängnis! In dieser Art von Gerechtigkeit dehnt sich wiederum dennoch auch Ungerechtigkeit aus – irgendwie ist die Justierung noch nicht gelungen. Zumindest spürt man Absicht und ist verstimmt. Vor allen Dingen der Weg des BND zur CD mit den Dateien bezüglich des Kapitaltransfers nach Luxemburg ist hinterfragenswürdig und nicht glatt schreibbar. Gleichzeitig haben diejenigen, die beschäftigt werden, zu kuschen und werden strengstens kontrolliert, während das kleine und grenzenlose, über alle Gesetze hinweg wirkende Oben jahrzehntelang mit Geschenken und Zugeständnissen bedacht wurde und wird: Moral und Ethik? Der bis 2009 bestens bezahlte Manager Wendelin Wiedeking (Porsche) sagt(e):

      „Wirtschaft ist ein sozialer Prozess, der auf kulturelle, gesellschaftliche und institutionelle Bedingungen angewiesen ist.“ (Denkanstösse, Serie Piper Nr. 5000) Neben Gewinnerwirtschaftung hätten Unternehmen auch die Pflicht „einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten – nicht nur als Steuerzahler.“ (Denkanstösse, ebd.)

      Wie es aussieht, verhält es sich in der Realität genau umgekehrt: Das Gemeinwohl interessiert für Unternehmensführungen auch nicht als Steuerzahler – so wenig wie Spenden aus Nächstenliebe denn aus Steuervorteilen und dem vergolden des eigenen Namens motivational gespeist werden. Instrumentalisierte, sich auszahlende, vom Gewinn abziehbare Posten für Nächstenliebe von Oben. Nicht in jedem Falle, aber oftmals.

      Doch zu jedem Strickmuster braucht man die passende Wolle. Die Frage ist also, welche Wollart den Faden stellt, der von Politikern und Unternehmern zum Stricken in die Hände genommen wurde und wird. Meiner Meinung nach handelt es sich um alte, aufgeribbelte und damit krauselig durch die ehemaligen Maschen zu Mustern gepresste Wolle, die frisch verstrickt wird. Ein alter Pullover wird neu verarbeitet: Die unverarbeitete deutsche Vergangenheit Hand in Hand mit der unaufgearbeiteten Oben-und-Unten-Gesellschaft. Gemeint ist hier zunächst die individuelle und persönliche Ebene, wie sie in allen Menschen in verschiedener Form unverarbeitet wirkt. Es sind die tiefsten, existenziellen Ängste, die Angst zu sterben und die Angst, die materielle Existenz zu verlieren, die die Seele der Menschen in Deutschland in den letzten Jahren mit eiskalten politischen und wirtschaftlichen Fingern berühren und dirigieren. Die unverarbeitete Vergangenheit mit Gefühlen und Verhaltensweisen, mit viel Glück sogar mit konkreten Erinnerungen, steigt in Menschen auf und schlägt blind zurück. Den tiefen Schatten dieser unverarbeiteten Vergangenheit verdeckt die Scham – und dahinter lauert die Todesangst, mindestens jedoch ein Gefühl des völligen Unwert- und Unnützseins. Wer sucht in der Erinnerung das Furchtbare? Niemand. Jeder sucht in den Erinnerungen das Gute und den Halt im Leben, denn sie geben Kraft und Zuversicht. Aber, sie helfen nicht immer weiter. In jedem Leben gibt es auch den Schatten, der sich in vielerlei Hinsicht verwirklichen kann, wenn er partout nicht wahrgenommen und gesehen werden will. Es wird gemeckert und gemault, ja. Oder man wird krank, ja. Beruhigungsfloskeln werden politisch ausgesprochen, ja.

      Historische Erfolge der Wirtschaft werden mitgeteilt, ja. Zu fragen ist, ob Menschen auf diese Weise das seelisch unverarbeitete Material in neuer Form leben? Werden neue Pullover aus aufgeribbelter, alter Wolle gestrickt und leben mit ihnen durch das Tragen auch wieder traumwandlerisch die alten Gefühle, die alten Verhaltensweisen auf? Wer nimmt dabei welchen Platz ein? Die deutsche Geschichte trifft auf die kapitalistische Globalisierung, die ebenfalls seit Jahr und Tag ein Tabu hütet und als Damoklesschwert über sich weiß: Wann endet der Kapitalismus? Er darf und soll nie enden – so die Ideologie. Deshalb wird nicht genügend hinterfragt, welche Art von zwischenmenschlichen Beziehungen, welche sozialen und psychischen Folgen diese Wirtschaftsform hervorbringt: Nichtwissenwollen, Ignorieren und Verleugnen des eigentlichen kapitalistischen Kerns, den Karl Marx in seiner Entfremdungstheorie und der Analyse des Kapitals beschrieb, trifft auch auf die individuell und gesellschaftlich nicht geförderte psychische Verarbeitung geschichtlicher Schrecken. Damit sitzen wir in Deutschland auf einem Pulverfass, dessen Lunte mittels zahlreicher Techniken und Gesetze kontrolliert wird. Jedes Fünkchen ist unbedingt fernzuhalten.

      Aber СКАЧАТЬ