Название: Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1
Автор: Dr. Phil. Monika Eichenauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783844217711
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Perverse Gewalt setzt sich als Reflex bis in alle Bereiche der Gesellschaft durch. Sie zeitigt Beziehungsstrukturen.
Beispiel: „Anklage: Kind mit Internet-Mobbing in den Tod gerieben.“ Eine amerikanische Mutter, Lori Drew, ihre Tochter und ein Freund der Familie machten sich anonym einen Spaß daraus, einem 13jährigen, depressiven Mädchen in der Nachbarschaft unter Vorgaukelung eines virtuellen Freundes per Internet das Folgende mitzuteilen: „Ohne dich wäre die Welt schöner.“ Das Mädchen nahm sich daraufhin das Leben. Der Staatsanwalt O’Brien kommentierte: „Drew habe es drauf angelegt, das Mädchen ‚zu erniedrigen, sich über es lustig zu machen und es zu verletzen’, sagte O’Brien vor der Jury.“ (Ruhr Nachrichten, 21.11.2008)
Es konnte nachgewiesen werden, was aufgrund anderer Mobbingstrukturen, oftmals nicht so einfach gelingt. Hier lag der E-Mailverkehr unverblümt vor. Zerstörerisches, rücksichtsloses Verhalten hält ungehindert Eintritt in das Leben von Menschen. Das Schlagwort Mobbing beinhaltet nichts anderes als Techniken der Angst, um Seele und Leib von Menschen zu schädigen und zu zerstören, um eigene, meist finanzielle Vorteile oder sadistische Freude daraus zu ziehen und Macht zu etablieren. Rechtsstrukturen können nicht so schnell reflektiert und angepasst werden, wie Wandel zum Schutz von Menschen und Stärkung eines Rechtsbewusstsein in solchen Fällen von Nöten wäre. Am 3. September erhielt ich die folgende Nachricht per E-Mail: „’Zwei Mio. deutsche Schüler Opfer von Cybermobbing. Angriffe verlagern sich immer stärker ins Netz.’ Mobbing verlagert sich zunehmend ins Web (Berlin (pte/02.09.2009/13:45) - In Deutschland sind mittlerweile rund zwei Mio. Schüler Opfer von Cybermobbing. Laut einer aktuellen Studie des Zentrums für empirische pädagogische Forschung (zepf) an der Universität Koblenz-Landau sind insgesamt etwa fünf Mio. Kinder und Jugendliche regelmäßig von Mobbingattacken betroffen. Ein beachtlicher, immer größer werdender Anteil davon hat sich inzwischen in die virtuelle Welt verlagert, wie die Zahlen deutlich zeigen. Im Zuge der Untersuchung gaben 40,5 Prozent der Befragten an, von direktem Mobbing - offline sowie online - betroffen zu sein.“ (Huber, M., E-Mail-Verteiler 3.9.2009: Zwei Mio. deutsche Schüler Opfer von Cybermobbing. Block: M.E.)
Mobbing bei Kindern und Jugendlichen dringt tief in die Psyche ein und prägt für’s Leben. Wird ein Kind gemobbt, verändert dies sein Leben und das Leben der Eltern. Michael Stoessinger, Michael Streck und Mareike Foecking zeigen in ihrer Veröffentlichung „Klassenkampf“ in der Wochenzeitschrift Stern im September 2009 anhand von Einzeldarstellungen auf, wie tief Mobbing geht. (Stern, Nr. 38, 10.9.2209, Seite 56-66) Die Schule wird zum System der Angst für alle Beteiligten, ob für Schüler, Lehrer und Eltern. Inzwischen dürfte die Mehrzahl heutiger Schüler Mobbing selbst erlebt haben oder selbst an entsprechenden Aktionen beteiligt gewesen sein. Im deutschen Ärzteblatt im Mai 2010 schreibt Marion Sonnenmoser über die „Verabredung zum Selbstmord“ via Internet. Im Internet sind nicht nur Beratungsforen zu finden, die Hilfestellungen bei suizidalen Menschen geben, sondern auch Foren repräsentiert, die zum Suizid animieren! Wie Sonnenmoser berichtet, „existieren Websites im Internet, in denen nicht nur beschrieben, sondern auch anhand von Bildern und Filmen genau gezeigt wird, wie man sich effektiv umbringt.“ (In: Deutsches Ärzteblatt, PP, heft 5, Mai 2010, S. 224). Dass Eltern oder Lehrer diese „Unterhaltung“ zu Verabredungen von Jugendlichen oder Kindern mit anonymen Internetbesuchern nicht mitbekommen (oder es auch gar nicht mitbekommen können, da es Internetcafes gibt...), muss nicht besonders ausgeführt werden.
Dass wir in unserer Kultur Lichtjahre von Einsteins Aussage, dass wir als Menschheit nicht weitergekommen sind, so lange noch ein trauriges Kind unter uns lebt, entfernt leben und die Entfernung von diesem das menschliche Wesen eichende Ziel täglich vergrößert wird, ist ebenso unnötig, auszuführen: Am 11. Mai war im Radio zu hören und am 12. Mai 2010 in der Zeitung nachzulesen, dass zwei Gymnasiasten aus Lübeck ein 15jähriges Mädchen aus Bremen in einer Jugendherberge in London vergewaltigten und dies mit Hilfe einer Handykamera dokumentierten... Das Mädchen wandte sich an eine Lehrerin, die die Behörden einschaltete. Zwei 19jährige Tatverdächtige wurden festgenommen und befinden sich in Haft, drei weitere mussten mangels Beweise wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Das schleswig-holsteinische Bildungsministerium schaltete den schulpsychologischen Dienst ein. Überprüft werden sollen eventuelle Verletzungen der Aufsichtspflicht... (Siehe: „Vergewaltigung auf Klassenfahrt: Deutsche verhaftet.“ In: Ruhr Nachrichten, 12. Mai 2010) Am nächsten Tag hieß es, die Täter seien gegen eine Kaution von 10 000 Pfund (ca. 12 000 Euro) auf freien Fuß gesetzt worden. Die Lübecker Staatsanwaltschaft leitete selbst Ermittlungsverfahren ein. Wird die Gerichtsverhandlung in London geführt, droht eine lebenslange Haftstrafe, die bei Vergewaltigung verhängt wird und in Deutschland 15 Jahre... (Vgl.: „In London inhaftierte Schüler gegen Kaution frei.“ In: Ruhr Nachrichten, 13.Mai 2010) In Peking tötete ein Mann sieben Kinder und zwei Frauen in einem Amoklauf in einem Kindergarten: „Seit dem 23. März kam es in China bereits zu vier Amokläufen mit Messern oder Hämmern in Kindergärten. Dabei wurden acht Menschen getötet und Dutzende verletzt.“ („China: Amoklauf im Kindergarten.“ In: Ruhr Nachrichten, 13.Mai 2010)
Kinder und Jugendliche werden weltweit Einflüssen ausgesetzt, die unverantwortlich zu nennen sind.
Hierzu würde ich auch das Ergebnis einer Studie vom 12. Mai 2010 zählen. Wie bekannt, werden Jugendlichen, die ein Arbeitsangebot oder einen Ausbildungsplatz ablehnen, Hartz-IV-Bezüge in Teilen oder vollständig gestrichen. „Vor allem die komplette Streichung von Hartz-IV zwinge junge Leute oft zur Verschuldung oder fördere die Kleinkriminalität, heißt es in einer gestern veröffentlichten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).“ (Ruhr Nachrichten, 13. Mai 2010) Befragt wurden ausführlich 26 Jobvermittler. Ergebnis: Im Jahr 2009 hatten die Arbeitsagenturen und Jobcenter 295 000 Sanktionen gegen junge Hartz-IV-Bezieher (bis zu 25 Jahren) festgesetzt. Komplett gestrichen wurde die Grundsicherung in 8279 Fällen.“ (Ruhr Nachrichten, 13. Mai 2010) Erwachsene haben schon Probleme mit dem Ausfüllen und dem Erfüllen der Grundlagen, um Hartz-IV-Bezüge zu erhalten. Außerdem fehlen in zahlreichen Berufsbereichen Ausbildungsangebote und Jobs. Von daher ist nachvollziehbar, dass angebotene Jobs oder Ausbildungsplätze nicht mit den Fähigkeiten der Hartz-IV-Empfänger kongruent sind. Weiter ist davon auszugehen, dass den Jugendlichen (und auch Erwachsenen) wenig bis gar nicht zugehört wird, wenn sie darauf hinweisen... Wie diese Jugendlichen im Leben weiterkommen sollen, ist schleierhaft. Denn die Eltern können in der Regel diese fehlende finanzielle Unterstützung für ihre Kinder nicht aufbringen. Die Sanktionen gegen Hartz-IV-Bezieher verkehren und verfehlen in der Wirkung dasjenige, das beabsichtigt wurde: Jugendlichen wird Existenzgrundlage und Zukunftsperspektive genommen. Sie stranden, wenn sie Glück haben, in einem Aushilfsjob, oder geraten auf eine kriminelle Ebene, um ihr Überleben zu sichern und/ oder verschönern sich das Leben mit Ideen aus Filmen oder Internet, wo sie Anleitung zu allen möglichen Gewalt- und Missbrauchstaten bis hin zum Bombenbau, Selbstmordplänen und sexuellen Missbrauch und Mobbing vorfinden... Manche Jugendliche landen tatsächlich in Ausbildungsplätzen oder bekommen einen Studienplatz an einer Universität. Einige landen vor Gericht und müssen sich verantworten, für die Lebensumstände, in die sie hineingeraten sind, die aber vor Gericht nicht gewürdigt werden... Noch weniger wird der kulturelle und konkrete Lebenshintergrund, wie er durch die Ökonomie festgelegt wird, mit einbezogen. Letztlich wird hier nur Familie und Genetik unterschwellig oder offensichtlich gesehen, die begründen soll, weshalb ein junger Mensch kriminelles Verhalten an den Tag legt.
Die wenigen Kinder und Jugendlichen, die einen Psychotherapieplatz bekommen, um zu verarbeiten, was sie erlebten und erleben, stehen dann, je nach dem, welcher Psychotherapeut welches psychotherapeutisches Verfahren anwendet und damit aufgefordert ist, einen Bericht an den Gutachter zur Übernahme der Kosten bei der Krankenkasse zu schicken, in der Gefahr, auch noch eine Neurose fürs Leben aufgrund zusätzlicher belastender Lebensumstände angehangen zu bekommen. Denn auch hier muss entlang der psychopathologischen Leitlinien eine personenbezogene Diagnose erklären, wieso der Betreffende Symptome ausbildet. Weniger werden Einflüsse Eingang in Berichte finden, die gesellschaftliche Hintergründe dezidiert mit einbeziehen: denn die gehören СКАЧАТЬ