Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ oder, sehr beliebt, „normal“ erscheinen zu lassen. Die Unterschiedlichkeit von Lebensbedingungen und wie sie zustande kommt, sprich, wie sie politisch und wirtschaftlich gebaut werden, soll nicht in Gänze ans Tageslicht kommen. Deshalb gibt es Krieg. Wie heißt es so schön: Im Krieg und in der Liebe sind bekanntlich alle Mittel erlaubt. Die Frage ist, wer kämpft auf welcher Seite für wen oder was?

      Es war Stärke von Köhler, das Amt niederzulegen. Es war weder Schwäche noch Tragik: es war die einzige Möglichkeit als Mensch, der ein Amt innehat, „Nein, so nicht“, zu sagen. Das geht so nicht! Nur ein Mann, in diesem Falle Gabor Steingart, kann von Köhler als dem „tragischen Präsidenten“ sprechen – das ist wahrlich tragisch. (Handelsblatt,1.6.2010, Titelseite).

      Ökonomisch begründete Arbeitsbedingungen in China fanden am 28. Mai 2010 ihren erneuten Zugang zur Öffentlichkeit. Ein weiterer Wanderarbeiter sprang in den Tod. Inzwischen sollen es bereits 30 Menschen sein, die in dieser Firma freiwillig – was in diesen Zusammenhängen äußerst fragwürdig erscheint - aus dem Leben schieden:

      „Der jüngste Selbstmord geschah am Mittwoch. Wie die meisten anderen Opfer sprang der 23-jährige Wanderarbeiter vom Dach eines Wohnheims auf dem Firmengelände. Wie fast alle Produktionsfirmen in Südchina, in denen junge Migranten aus den Provinzen im Innern Chinas arbeiten, kaserniert Foxconn seine Mitarbeiter. Sie dürfen das Firmenareal nur bei guter Leistung und meist nur am Wochenende verlassen.

      Apple, Hewlett-Packard und Dell wollen die Arbeitsbedingungen bei Foxconn untersuchen. Der erste Selbstmord, der die Firma vor einem Jahr in die Schlagzeilen brachte, geschah, weil ein Mitarbeiter einen ihm anvertrauten Prototyp des nächsten iPhones verloren hatte. Der Sicherheitsdienst bedrängte den jungen Mann derart, dass dieser keinen Ausweg mehr sah. Die Sicherheitsleute seien entlassen worden, meldete Foxconn danach. Manche Chinesen haben Apple für jenen ersten Selbstmord mitverantwortlich gemacht; mit ihren überrissenen Forderungen und einem manischen Zwang zur Geheimhaltung habe die Firma Foxconn in eine Sicherheitshysterie getrieben.

      (tagesanzeiger.ch/stichwort/autor/christoph-neidhart/s.html)

      Verzweiflungstaten aus existenziellen Gründen mehren sich nicht nur dort. Immer wieder werden Selbstmorde ganzer Familien in den Tageszeitungen in Deutschland mitgeteilt, oder es erscheinen Berichte darüber, unter welchen Bedingungen Menschen leben lernen sollen... Überall auf der Welt versuchen Menschen, das Unmögliche, wie es sich aus Diktaten von Arbeits- und Lebensbedingungen in unterschiedlichen Graden ergibt, dennoch zu verwirklichen, damit die Kasse Oben stimmt und die Gewinne weiter steigen. Man macht es so lange, wie es eben geht. Mehr, als aus dem Fenster springen, geht nicht. Mehr, als das Amt niederlegen, geht nicht.

      Ich bin Psychologische Psychotherapeutin und arbeite jeden Tag mit Menschen, die sich ihrer Seele erinnern, weil sie psychisch in dieser Kultur aus völlig unterschiedlichen Gründen an ihre persönlichen Grenzen kamen und kommen. Ich bin auf den einzelnen Menschen durch meinen Beruf konzentriert. Und ich sage: Kein Patient, keine Patientin, war wie der/die andere... keinen Patienten hätte ich durch einen anderen Patienten ersetzen können...! Aber oft ist zu hören, dass Menschen von sich selbst sprechen, als sei es nicht so wichtig, dass sie einer bestimmten Tätigkeit nachgehen: Ich bin doch ganz schnell durch einen anderen Menschen zu ersetzen... dann macht eben jemand anderes die Arbeit... Er macht sich auf diese Art und Weise selbst so wertlos wie er seinen „Ersatz“ entwertet, der ebenso ersetzt werden kann, folgt man diesem Denken und Fühlen. Anhand dieses allgemein bekannten „Alltagsdenkens“ wird deutlich, dass es nicht um den Menschen geht, der zusammen mit anderen Menschen lebt und arbeitet, sondern um dasjenige, was da geschafft werden soll und an Leistungsnorm erfüllt werden soll und wird. Menschen sind angehalten, über sich selbst und andere in dieser Weise zu denken und zu fühlen: sie selbst folgen einer Funktion ebenso wie andere Menschen....

      Um es deutlich zu sagen: Menschen sind keine Funktion, sondern haben eine Funktion oder Tätigkeit.

      Insofern ist jeder Mensch anders und führt seine Tätigkeiten auch anders aus. Kein Mensch ist wie der andere und kein Mensch ist durch einen anderen Menschen einfach mal eben so zu ersetzen, sei noch einmal betont: ob Kindergärtnerinnen, Lehrer, Bundespräsidenten, Kanzlerinnen, Bauarbeiter, Gärtner, Ärzte, Psychologische Psychotherapeuten oder Polizeibeamte, weder im beruflichen Bereich noch im privaten Leben als Partner. Wechseln die Menschen, die bestimmte Funktionen inne hatten und / oder Beziehungen führten, verändert sich das Leben derjenigen, die den Wechsel hautnah miterleben. Es ist nicht mehr so wie vorher! Wäre dem nicht so, gäbe es keine Entwicklung.

      Es ist für mich zweifelsohne ungewohnt, zu verallgemeinern und mit extrem belasteten Begriffswelten zu hantieren, wie „Kapitalismus“ eine darstellt. Zumal nicht abzusehen ist, welche Inhalte damit jeweils über den von mir beabsichtigten Kontext hinaus in der Leserschaft assoziiert werden. Schließlich prägt eine Wirtschaftsstruktur Leben und Menschen in einer Kultur so nachhaltig, dass das Aufgreifen dieser Lebensbasis einen Schritt, einen Meter Distanz fordert, um sie überhaupt aufzeigen zu können.

      Vielleicht ist es für den einen oder anderen Leser hilfreich, sich vorzustellen, dass zu unterschiedlichen Spielen, unterschiedliche Spielfiguren und, im Vergleich zu anderen Spielen, andere Regeln gehören: Schachfiguren sehen differenzierter aus als Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Püppchen und die Figuren zwischen den beiden Spieltypen unterscheiden sich zusätzlich bezüglich ihrer Funktionen innerhalb des Spiels. Man könnte sich vorstellen, Kapitalismus sei ein Spiel. Es könnte eine Hilfe in der Wahrnehmung sein, offen zu schauen, wie es oder er funktioniert. Wie Sie alle wissen, ist es sehr schwierig, etwas klar wahrzunehmen, was zur Gewohnheit geworden ist. So ist es auch mit der Form von Ökonomie, wie „Kapitalismus“ eine darstellt. Wie gesagt, man braucht etwas Distanz, um vorurteilsfreier, also ohne die gewohnten (denn Gewohnheit ist so selbstverständlich, dass man sie nicht mehr wahrnimmt: man nimmt Dinge als normal an und hin) Emotionen und Annahmen, zu reflektieren, und zu begreifen, wie diese Ökonomie im Menschen wirkt. In den Büchern ist zigmal die Rede von „Kapitalismus“. Ausdrücklich möchte ich an dieser Stelle betonen, dass es mir nicht darum geht, irgendeinen Menschen persönlich anzugreifen, wenn ich von „Kapitalisten“ oder „Kapitalismus“ spreche. Mir geht es darum, dass die Regeln, nach denen im Kapitalismus gespielt wird, offen zutage treten, damit jeder Mensch weiß, womit er es zu tun hat, und wozu er seine Einwilligung in heutiger Zeit innerhalb des ökonomischen Systems „Kapitalismus“ gibt. Mir geht es um Bewusstwerdung der Lebensbedingungen und, wenn möglich, um Verbesserungen für Menschen in heutiger Zeit: und dies auch im Sinne der Kinder, die heutzutage aufwachsen.

      Dabei ist nicht zu vergessen, dass ich selbst im Kapitalismus aufgewachsen bin. Dennoch wage ich dieses Abendteuer als Psychologische Psychotherapeutin und Mensch, mich mit dem Leben, so wie die wirtschaftliche Struktur es prägt, in den vorliegenden Büchern auseinanderzusetzen, obgleich Kapitalismus auch für mich so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen ist. Ebenso wie morgens den Wecker klingeln zu hören, aufzustehen, um später nach Frühstück und Zeitung lesen in meine Praxis zu fahren, um dann dort von meinen Patienten zu hören, wie es ihnen in ihrem Leben ergeht, unter was sie leiden und welche Probleme sie belasten, aus denen ich ihnen nach bestem Wissen und Gewissen fachlich und menschlich heraushelfe.

      Um das, was im Leben extrem belastend ist und nicht mehr tolerierbar erscheint, geht es im vorliegenden Buch. Es ist unmöglich, alle Facetten des Lebens und ihre individuelle Bedeutung wie Bezüge zur Gemeinschaft aufzuzeigen, damit sich der Leser im konkreten Beispiel wieder erkennen kann. Es geht um die Darstellung zweier Seiten in einer Gesellschaft, die primär durch die Ökonomie geprägt ist. Es ist von der kapitalistischen Medaille zu sprechen, die zur Währung von umfassenden Lebensinhalten geworden ist. Es kann sein, dass eine Seite mehr in den Vordergrund gestellt ist als die andere. Insofern: Atmen Sie, lieber Leser, durch, vielleicht habe ich ja auch das Gegenbeispiel noch aufgegriffen! Dennoch СКАЧАТЬ