Название: Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1
Автор: Dr. Phil. Monika Eichenauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783844217711
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Man fragt sich, was eigentlich vor sich geht. Und man fragt sich, warum alles so ist, wie es ist. Die Antwort darauf hat Erik Zabel an völlig anderer Stelle gegeben. Sie ist als Erklärung für die Gegenwart in Deutschland so erhellend, wie für die Angelegenheit, für die sich Erik Zabel persönlich zu verantworten hatte und im gleichen Augenblick Verantwortung von sich wies: Es ist alles so,
WEIL ES GING!
Damit schließt sich die Frage an, womit das deutsche Volk „gedopt“ wurde, dass andere über die Köpfe der Menschen hinweg mit ihm machen konnten und können, was sie woll(t)en. Dieses Vorgehen war und ist für die Gesamtheit der Menschen in vielerlei Hinsicht nachteilig. Das vorliegende Buch handelt davon.
Aktuelle Nachrichten und Ereignisse werden zitiert und in ein kritisches Licht gesetzt, damit die andere Hälfte des Himmels wie nebenbei skizziert werden kann, um die in unserer Kultur gerungen werden muss: Die Seele.
Es ist eine Reflexion dessen, was in den letzten Jahren in Deutschland emotional, politisch und ökonomisch vor sich ging. Von Juli 2005 bis Dezember 2008 schrieb und arbeitete ich an den nun vorliegenden Büchern und von 2009 bis 2010 korrigierte und ergänzte ich sie. Sie begleiten unbeabsichtigt die Regierungszeit Angela Merkels bis zur Amtsniederlegung Horst Köhlers am 31. Mai 2010.
Eine der letzten Botschaften von Angela Merkels aus der Presse in den vorliegenden Büchern lautet: „Arbeitslose als Pflegekräfte.“ (Ruhr Nachrichten 6.9.2010) Erzählungen und Berichte aus meinem beruflichen und privaten Bereich können Erklärungen bieten, warum Mangel an deutschen Pflegekräften besteht: Es existiert ein ungeheuerlicher Stress und Leistungsdruck, der durch die Festlegung der Dauer von „Pflegeeinheiten“ erzeugt, kontrolliert und zusätzlich durch fehlende Stellen gesteigert wird. Pflegekräfte in Deutschland arbeiten wie am Fließband – sie erleben dies als unmenschlich für die zu Betreuenden und für sich selbst: Sie verlieren jegliche Freude an ihrem Beruf. Was Frau Merkel da letztlich vorhat umzusetzen, bleibt abzuwarten. „Wir haben 2,2 Millionen Hartz-IV-Empfänger, die arbeitsfähig sind, aber keinen Job finden“, sagte Merkel. „Ich sehe nicht ein, dass Pflegekräfte künftig nur noch aus Osteuropa kommen. Daran können wir etwas ändern.“ (Ruhr Nachrichten, ebda.) Auf diese Änderung dürfen wir alle gespannt sein. Und wir hoffen doch alle, dass es keine Zwangsarbeit oder 1-Euro-Arbeit sein wird, die da konzipiert wird. Ich stimme mit Frau Merkel darüber ein, dass wir etwas daran ändern könnten – aber diese Änderungen dürften aus einer völlig anderen Sicht auf Menschen und Entwicklungen in Deutschland geboren werden, als aus der gegenwärtigen ökonomisch-politischen Systematik, die dem, der sowieso schon nichts hat noch möglicherweise weiteren Schaden und obenauf Zwang zufügt und Nachweise fordert, damit Hartz-IV überhaupt gezahlt wird. Frau Merkels Weg hat mit einem „Versprecher“ bezüglich des „Durchregierens“ angefangen, und 2010 scheint auch nichts Neues in Sicht.
Bezüglich Köhler bin ich ganz und gar nicht der Meinung des Handelsblattes, das Köhlers Amtsniederlegung im Ergebnis als eine persönliche Schwäche glaubt analytisch auf den Punkt zu bringen „Der tragische Präsident.“ (Handelsblatt 1. Juni 2010, Titelseite). Köhlers Begründung war Respektlosigkeit vor seinem Amt. Er legte das Amt nieder und seine Frau war an seiner Seite. Damit wurde nun erstmalig in Deutschland ein Amt aus Gefühlsgründen, wie allseits zu hören war, prompt niedergelegt. Respektlosigkeit und Chuzpe sind in Deutschland seit Jahren und weltweit Thema Nummer Eins. Köhler steht für beide nicht mehr zur Verfügung. Damit steht er gleichfalls nicht mehr als Repräsentant von Werten zur Verfügung, die nicht konform mit Forderungen nach und durch Globalisierung der Wirtschaft ausgesprochen oder unausgesprochen formuliert sind. Gabor Steigart, der verantwortliche Journalist der Titelgeschichte zu Horst Köhlers Rücktritt, fasst wie folgt zusammen: „Köhler verkörpert das andere Deutschland. Er war aufmerksam, nicht anmaßend, er war kenntnisreich, aber nicht belehrend, er war ein Zivilist und Humanist, ein Mann von internationalem Format. Er hat in jenen Jahren das Ansehen Deutschlands in der Welt spürbar gemehrt.“ Wer als nächster oder nächste das Amt des Bundespräsidenten auf sich nimmt, Werte zur Diskussion stellt und in der Ausübung seines Amtes den Spagat über die Klüfte von Oben und Unten, einerseits notwendigen Änderungen des Menschen- und Umweltschutzes und andererseits ökonomischen Fortschritten an der täglich glühenden Front der Globalisierung international verwirklichen oder zumindest empfehlen will, befindet sich in der Hölle der Zerreißprobe zwischen Mehrwert und Selbstwert – soweit es eine Persönlichkeit ist, die das Thema bereit ist, für sich selbst klar zu formulieren: denn, mit einem bequemen und lieben Bundespräsidenten oder einer beliebten und netten Bundespräsidentin, die sich bereits politisch eindeutig positioniert hat, wird Deutschland nur eine Schaufensterpuppe präsentieren können, die nichts bewegt. Köhler bewegte sich äußerst vorsichtig und nachsichtig im Amt – und er ist nicht verstanden worden: „Im März 2009 sprach er in der Berliner Elisabethkirche über die Ursachen und die Folgen der Finanzkrise. Die Schärfe, mit der er damals die Banker angriff, überraschte viele. ‚Freiheit ist kein Vorrecht, die besten Plätze für sich selbst zu reservieren’, rief er. Der Markt allein werde es nicht richten. ‚Es braucht einen starken Staat, der dem Markt Regeln setzt und für ihre Durchsetzung sorgt.’“(M. Nass, 2. Juni 2010, S. 3)
Man hat sich in Wirtschaft und Politik auf die Füße getreten gefühlt, befremdet und konfrontiert, und den notwendig aufzunehmenden Faden ignoriert. Aber eben nicht nur ignoriert, sondern kritisiert. Im Gegenzug kritisierte man die Amtsausübung und damit Horst Köhler persönlich. Er, der nicht Geeignete, dieses Amt gut oder befriedigend auszuüben. Frage: Für wen oder was war es nicht befriedigend oder gut genug ausgefüllt?
Der Brief von Joachim Hunold, Chief Executive Officer (Airberlin.com){3}, an Horst Köhler vom 28. Mai 2010 steht pars pro toto für eine auf die Spitze getriebene politische Kommunikation, in der es an Verdrehungen des Gemeinten nicht fehlt – und aus dieser sich zwangsläufig ergebenden Widersprüchlichkeit dreht sich kein Mensch allein heraus: es sei denn, er hat einen guten Interpreten des Gemeinten, der es vermag, die feinen Fäden des Wertes des menschlichen Wesens auch in jenen zusammenzufügen, die primär Interessen ökonomischer Natur global und funktional zu erfüllen haben. Diese feinen Fäden aufzunehmen und zu einem neuen Teppich in Deutschland und darüber hinaus global zu weben, ist Aufgabe und Programm. Dazu bedarf es vieler Wollhersteller mit zahlreichen Arbeitsgängen, Spinner, und Weber.
Zunächst muss es aber Menschen geben, die das Thema überhaupt erst einmal aufgreifen und klar benennen. Horst Köhler griff in der Regel äußerst vorsichtig zu polarisierenden verbalen Formeln und manchem, nicht in Wirtschaft und der Politik, waren sie zu schwach. Wer glaubt, dieses Thema des menschlichen Wesens und seines Selbstwertes und seiner Existenz übergehen zu können, erliegt einer Illusion.
Aber, mit der Amtsniederlegung von Horst Köhler und dem Umgang damit in den Medien wird eines klar: Man glaubt immer noch, es ginge, über dieses Thema, sprich, über das Thema „menschliches Wesen“ hinweg treten zu können. So, als handle es sich um eine Pfütze auf der Straße, die mal eben salopp zu überspringen ist, um sich keine nassen Füße zu holen. Meiner Meinung nach geht dies nicht: mehr.
Es werden weitere Menschen folgen, die sich überfordert und übervorteilt fühlen und am liebsten sagen würden, ich schmeiße alles hin. Ihnen sind bereits Millionen Menschen in Deutschland innerlich vorausgegangen, die äußerlich durch Globalisierung ihres existenziell-beruflichen Teppichs entledigt worden sind: Hartz-IV-Empfänger, Menschen, die abhängig bei Telekom und Siemens, Karstadt, Nokia und anderen Unternehmen arbeiteten, Menschen, die ihren Wohnort verlegten, um ein Stellenangebot wahrnehmen zu können... Sie konnten nur für sich innerlich ihre Hoffnungen, Wünsche und Ideale begraben. Sie konnten sich mangels finanzieller Absicherung nicht vor die maßgeblichen Entscheider ihrer Existenz stellen und sagen: СКАЧАТЬ