Название: Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1
Автор: Dr. Phil. Monika Eichenauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783844217711
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Unter anderem ist es eine Wahl hinsichtlich der Identifikationsrate mit Kapitalismus, die bei turbokapitalistischen Managern bei vermuteten 100 Prozent liegen dürfte. Die kapitalistische Identifikationsrate bringt politisch ein Meer an Möglichkeiten von inhaltlichen Grenzziehungen hervor, die ökopolitisch eine systemimmanente Meinungsvielfalt spiegelt, die suggeriert, man könne mit dem demokratischen Mittel der Abstimmung für Gleichheit und Gerechtigkeit sorgen, ohne über die inhaltlichen Grundlagen eines menschenwürdigen Lebens zu sprechen und diese zu schützen. Dabei wird übersehen, dass die fehlende Reflexion kapitalistischer Grundlagen und Auswirkungen zu unzähligen Missständen führen, denen man wirtschaftlich und politisch nicht mehr habhaft wird, wie man in der Gegenwart täglich erleben, lesen und hören kann. Beim Aufzeigen der notwendigen Beseitigung von Missständen wird immer auf fehlendes Geld politisch verwiesen. Politische Unterstützung wird denjenigen Menschen gewährt, die dieses System bestrebt sind zu erhalten und genau diese Missstände für Millionen von Menschen hervorbringen.
Diese Wahl hinsichtlich der kapitalistischen Identifikationsrate ist systematisch mittels Erzeugung extremer existenzieller Abhängigkeiten sukzessive eingeschränkt worden. Diese existenzielle Enge geht jedoch tiefer: Sie greift die Seele an und fordert die Psyche auf, mit gezielt egoistisch eingesetzten Kommunikationsstrukturen, juristisch fixierten vertraglichen Spitzfindigkeiten, politischen Notwendigkeiten und generell menschlicher Unanständigkeit umzugehen, die regelmäßig in Ohnmachtgefühlen durch permanentes Verlieren in Menschen münden. Selbst Rechtsbeistand nützt kaum etwas, um Recht zu bekommen. Nach drei, vier Versuchen wird dieser Versuch aufgegeben, weil es billiger ist, die Forderung zu begleichen als den Rechtsweg zu beschreiten. Geschäftsgebaren und Geschäftsideen rücken bedenklich in die Nähe kriminellen Verhaltens, das einzig darauf gerichtet ist, Menschen zu übervorteilen, sie über das Ohr zu hauen und ihnen damit das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der Nachweis ist oftmals äußerst schwierig für Betroffene und spiegelt im Gegenzug die immer größer werdende und generalisierende Sicherheit auch in seriös erscheinenden Unternehmenskulturen wider, die immer unverfrorener Leistungen bezahlt wissen möchten, die sie oftmals nicht erbracht haben. Die Betrogenen und Übervorteilten haben noch nicht die geschäftliche Kälte, die ihnen um die Ohren und ins Haus saust, generell als die Absicht erkannt, die sie als Erkenntnis über Wettbewerb im Kapitalismus zu notieren hätten. Aber es wird eben nicht „nur“ die Geldbörse, sondern tiefer, Seele und Leib des Menschen angegriffen. Die Permanenz des Angriffs lässt das Leben bröseln. Seitens der Politik wird zugesehen, wie Menschen von vielen Mühlrädern gleichzeitig durch unterschiedliche Branchen zerrieben werden. Hauptsache, die Gewinne bei den Firmen stimmen. Aber auch diese wanken seit 2008 aufgrund der Bankenkrise. Die Industrie hat keine Skrupel, um staatliche Unterstützung zu ersuchen. Eine grundsätzliche Reflexion findet nicht statt. Versucht wird, das Wirtschaftssystem, wie es immer war, letztlich wieder herzustellen und fortzuführen. Wer denkt an die Seele, an die Psyche und an die körperlichen Strapazen der Menschen, die bereits jahrelang zugunsten der Wirtschaft verzichtet haben und dann durch die Mühlen der Ämter, deren Sachbearbeiter oftmals ihre Arbeitsgrundlagen nicht kennen, weil sie ständig Veränderungen unterliegen, gerieben werden? Wen interessiert es, wenn Lebensstrukturen und Menschen einfach zerbrechen?
Es klingt ungewohnt, wenn ich nun ergänzend hinzusetze, dass das Wirtschaftssystem des Kapitalismus in wichtigen Teilen seiner Auswirkungen auf Menschen tabuisiert wurde und ist, obwohl gerade in den letzten Jahren soviel über ihn geschrieben und gesprochen wurde. Man könnte meinen, es ist alles gesagt und nun wüsste man, wo es langgehen könnte.
Wie sich in Diskussionen jeglicher Art oder Medienberichterstattung und politischen Diskussionsrunden oder wirtschaftlichen Entscheidungen international tätiger Firmen zeigt, weiß man es nicht. Oder man weiß es, lässt es unausgesprochen und unberücksichtigt unter den Tisch fallen, weil das wieder mehr Profit verspricht. Gesprochen wird über alles Mögliche, aber nicht darüber, wie es mit dem menschlichen Wesen weitergehen soll, noch darüber, was diese ökopolitischen Strukturen in Menschen bewirken. In diesem Zusammenhang spreche ich in den Büchern zur Heillosen Kultur von psychoökonomischen Einflüssen und Auswirkungen auf Menschen, die spezifische Reaktionen und unterschiedliche Symptome aufgrund gleicher ökokultureller Einflüsse und Ursachen und tiefer, Geschichte, hervorbringen. Die Verbindungen, wie man vom Einzelmenschen zum Wirtschaftssystem, von der Seele zur materiellen Basis gelangt, erscheinen einerseits wie kilometerlange Darmwindungen, wenn man das gesellschaftliche System nun mal als Organismus begreift, denen man keine Lust hat zu folgen, noch Interesse, diese wirklich zu erkunden und zu verstehen. Schließlich sind in der Gegenwart wichtigere Probleme, als seelische Nöte, psychische Symptome und körperliche Gebrechen aufzuzeigen, nämlich, wie Banken und Wirtschaft wieder zu Geld und Leben in Saus- und Braus gelangen, zu lösen.
Es nützt offenbar nicht viel, ausschließlich Sach- und Fachbücher zu schreiben, Statistiken zu erstellen und auf Versorgungsmängel im Gesundheitswesen des Kapitalismus hinzuweisen. So schrieb zum Beispiel eine französische Kollegin ein außerordentlich gutes Buch mit dem Titel „Die Masken der Niedertracht“ (Hirigoyen, 1999). Es ist seit über 10 Jahren in Deutschland auf dem Markt. Im gleichen Zeitraum gab es unzählige und weitere Bücher, die letztendlich aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren. Perverses Verhalten und Gewalt (Hirigoyen) in Wirtschaft, Sozialleben und Privatleben nahm jedoch zusehends und für jeden Menschen spürbar zu und breitete sich schnell wie ein Virus aus. Danach gilt, sich soviel einzuverleiben, wie irgend möglich und soviel an Macht und/oder Geldzuwachs in einem Zeitintervall daraus zu ziehen, wie es geht. Ob das Objekt, der Mensch, die Natur, das Tier, die Beziehung oder das Land dabei zerstört wird und vor die Hunde geht, ist dabei unerheblich. Dieser Prozess ist zu tolerierende Folgeerscheinung. Es scheint, es macht sich generell ein Stil in der Wirtschaft breit, der sich dem von Hedgefond-Managern angleicht, und darüber hinaus Denken und Zielsetzungen auch im politischen und psychosozialen Bereich ergreift und beeinflusst: Informationen über Mängel im Kapitalismus werden hinsichtlich der ihnen zugrunde liegenden Systeme und Informationen genutzt und ausgebaut, statt eingestellt und abgebaut. So will man Arbeitskraft immer billiger einkaufen und für Kapitalzwecke nutzen, so wie sich das Volk gleichfalls völlig materiell und existenziell eingeschränkt als lebensfähig erweisen muss, damit ohne Scham weiterhin abgesahnt werden kann. Dies gilt auch für das Gesundheitswesen, in dem sich Patienten und Behandler kaum noch ohne Rechtsanwalt zur Wahrung ihrer Interessen und/oder gegenüber Krankenkassen durchsetzen können. Zusätzlich steht die Schweigepflicht in Gefahr, völlig unterlaufen und abgebaut zu werden. Vordergründig aufgrund der Anti-Terror-Gesetze, hintergründig durch neue Zusatztarife der Krankenkassen, die gern an Versicherten verdienen möchten. Eine Eigenschaft, die in unserer Gesellschaft an erster Stelle genannt wird, nämlich Toleranz, scheint in jeder Hinsicht in Gefahr zu stehen, zur Unart und Untugend zu verkommen. Dies ist dann der Fall, wenn Toleranz zur Schutzhaltung entartet, die Verantwortung reduziert oder gar ausschließt. Gesteigert, wenn zu Toleranz (und Vertrauen) aufgerufen wird und die zur Toleranz und Vertrauen Aufgeforderten verführt werden, nicht mehr über Folgen von wichtigen Gesetzen, die außer Kraft gesetzt oder eingeführt werden, zu reflektieren. Damit wird zu einem Bild in der Gesellschaft СКАЧАТЬ