Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ dieses Leben haben sie doch immer als so erstrebenswert dargestellt, gesegnet mit sozialen Absicherungen und Errungenschaften … Und erst der Qualitätsstandard in der Zweiklassenmedizin und die 60 qm Wohnraum, die Hartz-IV-Beziehern zusteht!“ Doch genug der Ironie. Psychodiagnostisch wären die Persönlichkeitsstrukturen der „Macher des Managements“ weltweit in Augenschein zu nehmen und zu prüfen, ob man nicht generell von einer wie selbstverständlich etablierten Gewinn- und Profitsucht mit Krankheitswert sprechen müsste. Ihr Job bedeutet grundsätzlich, bewusst Risiken einzugehen und auch über Leben und Sterben entscheiden zu müssen. Für diese (unmenschliche) Risikobereitschaft wurden und werden sie bestens bezahlt. Und geht mal etwas schief, fängt eine Versicherung sie auf. Bei Rechtsüberschreitungen winken eine einfühlsam Rechtssprechungen und eine großzügige Abfindung. Die „mutigen“ Manager sorgen mit ihren Entscheidungen für Leid, Schmerz und Not – und grandiose Gewinne. Dies bewusst vor dem Hintergrund, dass Zeit dabei eine wesentliche Rolle spielt. Denn bis offenbar wird, was an Schädlichem, Lebens- wie Menschenfeindlichem vor sich gegangen ist, wird viel Geld erwirtschaftet. Ein Bürger, ein Patient, ein Behandler hat diesen Schutz nicht. Die Ärzteschaft wird sogar erbärmlich honoriert, indem sie laut Hippokratischem Eid ihr Letztes und Bestes zu geben hat, um Menschen gesunden zu lassen. Was ist das für eine Logik? An keiner Stelle tritt die Ideologie des Wettbewerbs deutlicher ins Licht der Gesellschaft. Am besten wird der Mensch bezahlt, der bereit ist, zu vergiften, ganze Landstriche und Menschengruppen zu vernichten, verhungern, verdursten, obdachlos werden zu lassen und notfalls auch Krieg zu führen, um an Rohstoffquellen fremder Völker zu gelangen. Diesen Menschen steht die Welt offen und liegt jeder Luxus zu Füßen.

      Der Dopingskandal im deutschen wie europäischen Radsport gibt Auskunft über unsere gesellschaftliche Wirklichkeit: Man hat es gemacht, weil es ging. In der Wirtschaft wird es ähnlich sein – und den Medizinern unterstellt man, sie würden falsch abrechnen, weil es ginge! Zählt man die Summen zusammen und teilt sie durch sämtliche Ärzte innerhalb des KV-Systems, kommt man auf lächerliche 461,54 EUR pro Jahr und Behandler – wobei der Nachweis des Vorsatzes erst noch zu erbringen wäre. Bei dieser Berechnung legte ich die von Vollborn und Georgescu (2005) unvollständig beigebrachten Datensätze zugrunde – vielleicht interessiert sich ein Journalist dafür, vollständiges Datenmaterial zu recherchieren. Es waren nur einige, wenige Ärzte und andere Personen im Gesundheitswesen, die Falschabrechnungen vornahmen und nicht die gesamte deutsche Ärzteschaft. Insofern täte hier personelle Differenzierung Not.

      Die Berufsgruppen - Ärzte, Manager und Radsportfahrer – unterscheiden sich hinsichtlich ihrer moralischen Einstellung maßgeblich. Moralisch zu handeln ist eben nicht davon abhängig, ob man die Gelegenheit dazu hätte oder nicht. „Hätte es scharfe Kontrollen gegeben, ja, dann …“ Welch erniedrigendes und beschämend wahrhaftiges Selbstzeugnis ist ein solches Statement? Demnach existieren Ethik und Moral nur qua Idee, sind keine verbindlichen Konstanten der Persönlichkeitsbildung und müssen per Gesetz eingefordert werden.

      Grund genug, dass sich ein Professor ein Herz fasste, sich mit der Persönlichkeitsbestimmung von Psychopathen aufgrund von Managerentscheidungen auseinandersetzte: Der nun 73-jährige Robert Hare ist der Urheber der Psychopathen-Checkliste und eines 20-Punkte-Tests zur Persönlichkeitsbestimmung. In der Webseite .netzwerkit.de wird mitgeteilt:

      „Eine der provokantesten Thesen über das Geschäftsleben in diesem Jahrzehnt stammt von einem 71-jährigen Professor Emeritus der University of British Columbia. Robert Hare ist der Urheber der Psychopathen-Checkliste, eines 20-Punkte Tests zur Persönlichkeitsbestimmung. Hare ist als Experte auf dem Gebiet der Kriminalpsychologie bekannt und seine Technik, psychopathisches Verhalten zu identifizieren, ist legendär. Im August hielt er einen Vortrag vor amerikanischen Gesetzeshütern. Dabei projizierte er Bilder von Mafiakillern und Sexualstraftätern auf eine große Leinwand. Doch bald machten diese Bilder platz für Fotos von leitenden WorldCom- und Enron-Managern. ‚Dies sind abgebrühte, brutale Subjekte,’ sagte Hare. ‚Es kümmert sie nicht, dass andere Menschen Gedanken und Gefühle haben. Sie kennen weder Schuldbewußtsein noch Gewissensbisse.’ Er brachte all das Leid zur Sprache, das diese Wirtschaftsschurken tausenden zugefügt hatten, die durch sie ihre Jobs oder ihre gesamten Ersparnisse verloren hatten. ‚Einige der Opfer erlagen Herzinfarkten oder begingen Selbstmord,’ stellte Hare fest.“ (denverbrown.com in: http://.netzwerkit.de/faq Netzwerk IT;)

      Woran erkannt man einen Menschen, den Hare Firmensoziopathen nennt?

      „Hare teilt die 20 Charakterzüge in zwei Untergruppen, oder ‚Faktoren’ Wirtschaftspsychopathen erreichen eine hohe Punktzahl beim Faktor 1, nämlich der Kategorie ‚selbstsüchtiges, dreistes und erbarmungsloses Verhalten gegen andere’. Diese Kategorie umfaßt acht Charakterzüge: glatter und oberflächlicher Charme, stark übersteigertes Selbstwertgefühl, krankhaftes Lügen, Neigung zum manipulativen Tricksen, fehlendes Gewissen, seichte Gefühlsregungen (d.h. emotionale Kälte, verdeckt durch dramatisch Zurschaustellung von Gefühl); Härte und Mangel an Empathie; und schließlich die Unfähigkeit, für die eigenen Handlungen die Verantwortung zu übernehmen. Oft verstecken sich derartige Individuen hinter Phrasen wie ‚den Auftrag erledigen’ oder ‚tun, was getan werden muss’. Wirtschaftspsychopathen erreichen beim Faktor 2 eine niedrige bis moderate Punktzahl. Bei diesem Faktor geht es um ‚chronisch instabile, antisoziale und sozial abweichende Lebensführung’, Kennzeichen von Leuten, die im Gefängnis landen für gröbere Verbrechen als kreative Buchhaltung.

      Diese Sichtweise wird unterstützt durch die Forschung zweier Psychologinnen an der University of Surrey. Belinda Board und Katarina Fritzon befragten und testeten 39 hochrangige britische Manager und verglichen anschließend ihre Persönlichkeitsprofile mit denen von Verbrechern und Psychiatriepatienten. Die Manager neigten demnach mehr als die Vergleichsgruppe zu oberflächlichem Charme, Selbstbezogenheit, Unaufrichtigkeit und Manipulation. Bei der Neigung zu grandioser Selbstdarstellung, zum Ausnutzen anderer und dem Mangel an Mitgefühl zogen beide Gruppen gleich. Board und Fritzon folgerten: Während Kriminelle ‚erfolglose Psychopathen’ sind, könnten die Geschäftsleute, die sie untersuchten, ‚erfolgreiche Psychopathen’ genannt werden.“ (s.o.: http://.netzwerkit.de/faq)

      Oder, wie Howard Scott es ausdrückt:

      „Ein Krimineller ist jemand mit räuberischen Instinkten,

      der nicht genügend Kapital hat um eine Firma aufzumachen."

      Doch die gesellschaftliche Basis, die es ermöglicht, dass diese Wirtschaftsmenschen, Bosse und Manager so wirken können, wie sie wirken, bleibt damit nach wie vor im Dunklen. Zudem muss es einen starken Grund geben, der Menschen so werden und handeln lässt. Allgemein gesprochen ist es das wirtschaftliche System, in dem es sich ausschließlich um Geld dreht. Es ist die Möglichkeit, sich diese Welt zu Untertan zu machen. Der Schatten dieser wirtschaftlich erfolgreichen Männer soll nicht nur das Elend und die Zerstörung verbergen, sondern gleichzeitig werden jene, die nicht über so viel Einfluss, Macht und Kapital verfügen, als „gut“ und „richtig“ beurteilt und damit vom Psycho-pathieurteil generell freigesprochen. Dass dies nicht die ganze Realität ist und sein kann, muss wohl nicht besonders betont werden. Es gibt unzählige „Grausamkeitsarbeiter“ (Mitscherlich) und „Befehlsempfänger“ (Pilgrim/Miller), die ihre Verantwortung an die Vorgesetzten und diese an den Gesetzgeber und diese an Politiker und diese dann letztendlich der Wirtschaft und diese dann an das System und deren Notwendigkeiten abgeben. Ein System der Verantwortungslosigkeit: Niemand hat Verantwortung. Verantwortung ist anonymisiert und ins gesellschaftliche Nirwana verbannt.

      Wie aber sind wir, dass wir uns unterordnen und fügen, und nicht bereit sind, Verantwortung zu übernehmen – oder zumindest nicht in dem Maße, wie es gesellschaftlich dringend notwendig wäre. Was ist das Mittel, um Millionen Menschen zu lähmen und zu entmündigen? Was muss so geschützt werden, dass alle vor Schreck erstarren, wenn es darum geht, schlicht und einfach eine aufrichtige Meinung zu sagen, oder mitzuteilen, was gefühlt wird, oder wie sie leben und was sie erleben? Müssten СКАЧАТЬ