Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ Sie lassen keinen Raum für Verrat, Lug und Betrug.

      Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten mussten sich ein dickes Fell in den letzten Jahren zulegen, um mit den Berufs- und den resultierenden Lebensbedingungen zu Recht zu kommen. Sie versuchen sich immer wieder mittels rationaler Überlegungen und Bemühungen an die unvermeidlichen und notwendigen gesetzlichen und ökonomischen Ziele der Gesundheitswirtschaft anzupassen.

      Das mag erklären, weshalb sich so viele Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten bislang nicht zu Wort gemeldet haben; denn sie erledigen trotz unhaltbarer Umstände ihre Arbeit.

      Manchmal berührt dieser demütige Hauch, sich trotz widriger Berufsumstände um die Heilung von Patienten zu bemühen und der nichts mit Unterordnung unter das System zu tun hat, Patienten. Diese wissen dann ohne Worte, wo sie gut und sicher aufgehoben sind. Dennoch reicht diese Form der Kommunikation zwischen Patienten und Behandlern nicht mehr aus: Es muss deutlich benannt werden, worauf die gegenwärtige Gesundheitswirtschaft zielt. Eine Entscheidung ist fällig: Heilung oder Ökonomie? Mensch oder Geld?

      Die Frage stellt sich, wie man dieses gesellschaftliche System ideologisch unverfänglich vor dem Hintergrund der möglichen, technologischen Entwicklungen zum einen aufzeigen und zum in eine Richtung ändern kann, die das menschliche Wesen und seine Entwicklung in den Mittelpunkt stellen.

      Die Vertreter der kapitalistischen Wirtschaftsordnung haben sich ebenso wenig freiwillig der notwendigen Selbstkorrektur, wie und mit was Geld unter welchen Bedingungen zum Schaden von Menschen verdient wurde und wird, gestellt, wie es die paradigmatisch an Descartes ausgerichtete Medizin und deren ärztliche Standesorganisationen in den letzten Jahrzehnten im Gesundheitswesen tat.

      Ziel muss es sein, dass Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten ihre gesamte Aufmerksamkeit, Konzentration und ihr fachliches Können wie menschliche Intuition für ihre Patienten einsetzen können, statt für Bürokratie und chronischer existenzieller Unsicherheiten. Ihr Fokus muss ausschließlich auf die Heilung des Patienten gerichtet sein können, damit sie erspüren, an welcher Stelle die Untersuchung erfolgen und die Behandlung einsetzen muss. Zwang, Stress, Überforderung, extreme existenzielle Unsicherheiten und ständiger Umstellungs- und Anpassungsdruck sind Gift für Behandler. Sie brauchen zur Ausübung ihres Berufes einen geschützten, sicheren Raum zum Praktizieren. Nicht umsonst hatten die Medizinmänner stets einen besonderen Platz und Stellenwert in den verschiedenen Kulturen. Dieser Schutz bedeutet jene Freiheit, die Ärzte und Psychotherapeuten benötigen, um im Sinne der Heilung tätig sein und werden zu können. Das ist die Quelle, aus der die Kraft für Heilung sprudelt. Menschen müssen sich Menschen anvertrauen können und sicher sein, dass sie weder verraten noch verkauft werden. Die Liebe zum Menschen, die generelle Menschenliebe fehlt. Sie sollte aber Ziel der Kultur generell sein.

      Darüber nachzusinnen, ob man einen solchen Raum in der Gesellschaft schaffen möchte, der zweifelsfrei der Heilung und unabhängig von ökonomischen Interessen ist, legen Nachrichten wie die folgende nahe: Schon 1993 veröffentlichte der Spiegel einen Artikel mit dem Titel: Geplündert ins Grab. Das waren zwölf Jahre nach dem Erscheinen des Buches von Attali (1981). Er betitelte die sich bereits damals abzeichnende Entwicklung in der Medizin, als eine, die kannibalischen Ordnungsprinzipien folgt. Seit Jahren führt die Gier der Mediziner im Dienste der Wirtschaft bis ins Grab der Bürger, um ihn ungefragt und verschwiegen Gewebe zu entnehmen. Kostenlose, weil freiwillige Organspenden der Bürger, die aus Mitgefühl zu anderen Menschen gegeben werden, um deren Leben damit zu retten, werfen bei den gegenwärtigen Gewebe- und Organskandalen Fragen auf, die eindeutiger Antworten bedürfen. (Siehe im vorliegenden Buch: Frische Leichenteile weltweit.) Denn Organe können schnell zu Geweben verändert werden und große finanzielle, und nicht wie vorgegeben wird, heilende Gewinne, bringen! Die Heilung wird zum Köder der Wirtschaft, die mit ihm finanzielle Gewinne erwirtschaftet. Die modernen Alchemisten transformieren alles Lebendige und Tote in bare Münze. Es sind haarfein arbeitende Wettbewerbsanalysten, die im Meer der humanistischen Gedanken und Ideen Werte herausfischen, die einstmals das Gute, Hehre und Heile bedeuteten, und sie mittels ihrer Ideologie ins Gegenteil, in hohe Kontostände verkehren. Da sitzen sie, die modernen Kannibalen, in schicken Anzügen, gebildet, intelligent - und eiskalt. Sie fühlen sich auf den Schlips getreten, wenn man sie als solche erkennt und reagieren beleidigt. Meiner Ansicht nach grundlos: Denn wenn sie nach den ökonomischen Prinzipien, die ihnen so viele ungezählte persönliche Vorteile im Leben einräumen, handeln, muss man sie auch als solche benennen dürfen, oder? Dann müsste man auch die Größe von ihnen erwarten dürfen, dass sie dazu stehen, statt sich auch noch ein humanistisch, christliches Gewand überzustreifen. Doch noch schlimmer ist: Der Kannibale sitzt in Form dieser global-kapitalistischen Ideologie in uns selbst, sobald wir uns dieser Ideologie unterordnen oder gar mit dieser Ideologie identifizieren. Und Identifikation ist unausweichlich, weil wir bereits in der Einteilung von Oben und Unten identifiziert sind! Wir werden qua Einkommen in einen Käfig der (beschränkten) Möglichkeiten gesetzt.

      Attali (1981) spricht von der „Kopie“ und der Hyperüberwachung der Heilkundigen wie der Zuschauer, die sich auf dem Weg in ein nachzubildendes Leben zu begeben haben und in Selbstdenunziation enden (vgl. S. 219-243).

      Der eine Teil der Menschheit will es nicht wahrhaben, und der andere profitiert von der Verklärung, Verdrängung, Abspaltung und der Idealisierung des Ist-Zustandes. Ich möchte darauf hinwirken, dass diese unerträgliche Missachtung von Menschen aufhört, indem die automatische Idealisierung des „Oben“ abgelegt wird. Oben sind auch nur Menschen. „Oben“ muss erneut reflektieren, nachdenken und dann auf neuer Basis entscheiden: für Mensch und Natur, statt ausschließlich für Profit. Dieses Thema hat sie aber gegen jede Gewissensbildung auch in der Vergangenheit nicht interessiert. Oben horcht man auf, wenn die Banken Bankrott erklären müssen.

      Es muss einen Weg geben, der nicht zwangsläufig zur Vernichtung des einen zugunsten des anderen Menschen führt. Doch solange dieser Weg nicht gefunden ist, ist eine menschliche Gesellschaft nicht möglich, sondern nur Ideologien, die Menschen ausnutzen. Um den richtigen Weg zu finden, sind Kenntnisse der tiefenpsychologischen und psychoanalytischen Psychologie ebenso notwendig wie die Methoden der Verhaltenstherapie: als Werkzeuge, mit denen diese Ideologie der Wirtschaft, der politischen Systematik und der Medien analysiert werden, und als Werkzeuge für die Menschlichkeit, für das Leben und die Natur nutzbar werden.

      Zu erinnern sei noch einmal an Auchter und die Kollegen, die in ihrem Buch „Der 11. September. Psychoanalytische und psychohistorische Analysen von Terror und Trauma“ (Psychosozial-Verlag, 2003) eindeutig Stellung bezogen haben. Sie plädieren für die erweiterte Verpflichtung unseres Berufstandes, für den Menschen in heutiger Zeit tätig zu werden. Das Prinzip des Krieges als Prinzip der Zerstörung des anderen, zum eigenen Vorteil, hat Eingang in ungezählte Dimensionen der Zerstörung in unserer heutigen Kultur über die Wirtschaft und die Seele gefunden. Die Dokumentationen aus dem Bereich der Traumatisierungen legen Zeugnis von der Zerstörungskraft längst vergangener Kriegszeiten ab. Verdrängte und abgespaltene emotionale Erlebnisse zeigen sich auch in Übertragungen auf die nächste Generation. Sie zeigen sich einerseits in Form von Krankheiten mit medizinisch nicht erklärbarer Symptomatik und in Form von politischen Entscheidungen, die an den tatsächlichen Lebensbedingungen des Großteils der Bevölkerung vorbeigehen und sich somit durch Ignoranz und Kälte auszeichnen. Sie sind als Zeugnisse fehlenden Mitgefühls und mangelnder Sensibilität zu verstehen. Seelische Zusammenhänge im Einzelmenschen sind unbedingt im gesamtgesellschaftlich-historischen Kontext zu begreifen und aufzuarbeiten (vgl. Alice Miller: Der geheime Schlüssel, 1996). Da die Psychologischen Psychotherapeuten wie die Ärzte als Elite die Spitze des Gesundheitswesens repräsentieren, müssen sie sich im Sinne eines Erhaltes des Menschen für den Menschen einsetzen. Die Inhalte und gesetzlichen Durchführungsbestimmungen in der Gesundheitswirtschaft stehen dem entgegen.

      Schließen möchte ich das Kapitel mit einem Zitat aus Attalis Buch, mit einem Appell an alle Menschen:

      „Wir СКАЧАТЬ