Название: Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3
Автор: Dr. Phil. Monika Eichenauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783844217759
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Es muss die Frage erlaubt sein, warum man diese deutsche Elite nicht fragt, wie man Heilung und gleichzeitig auch akzeptable Finanzierung des Gesundheitswesen gestalten kann – ohne dass sich die KVen und KBV als Sprecher für die Gesamtheit der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten zu Wort melden und deren Arbeitsalltag (nachteilig) prägen.
Die deutsche Kultur besteht aus hermetisch abgeriegelten gesellschaftlichen Monokulturen, aus Mikroeinheiten des Wettbewerbs. Einziges gemeinsames Merkmal: Inkompatibilität. Das Chaos durch Wettbewerb ist erwünscht, denn dann kann kaum noch jemand zur Verantwortung gezogen werden. Die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut - geschweige denn, was diese Politik in den Menschen bewirkt. Das einende Prinzip, der Wert, die kulturelle Orientierung ist hin. Das Ergebnis sind Zerstörung und Feindschaft, die nur einen treffen: den Bürger, den Patienten und generell den Menschen. Dank dieser Minisysteme im Wettbewerb ist es für die „Oben“ immer leichter geworden, Verantwortung von sich zu weisen und sich Schuldfragen erst gar nicht mehr stellen zu lassen. So verwundert es auch nicht, dass Ärzte sich im Konkurrenzkampf um Patienten gegenseitig zerfleischen – um sich dann aber wiederum als Berufsgruppe traute Einigkeit demonstrierend öffentlich über und nicht gegen und in ihren Standesorganisationen und in ihrer Selbstverwaltungen (KVen) zu positionieren.
Das vorrangige Gefühl der Menschen ist – offene oder unterdrückte – Wut über ein Deutschland, das zu wenig Perspektive und Aufwind zeigt. Von Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Wahrheit ist nur noch zu philosophieren, ein Hin zur positiven Wende nicht spürbar. Es gibt ein paar tapfere Einzelkämpfer wie sie in der „Freien Ärzteschaft“ zu finden sind – aber ihr Wirkungsradius und der Einfluss auf die Gesamtrichtung ist minimal, auch wenn sie 2010 mitteilen, dass sie Einzug halten in die KV. Die Lösungsvorschläge der verschiedenen Repräsentanten der Interessensgruppen in Unternehmer- oder Politikerkreisen muten an wie weitere Vertuschungsmanöver. Die Wut der Bürger erscheint wie ein roter Teppich, der die tiefer liegende Scham, „dass ihm selbst nichts einfällt“ und die damit einhergehende Hilflosigkeit und Ohnmacht zudeckt: Was tun, gegen einkommensorientierte Menscheneinteilung? Was tun, wenn Menschen keine Einkommensquellen gesellschaftlich mehr auftun können? Aber wie sollte jemandem auch noch etwas einfallen, da doch alles mittels Gesetzen festgenagelt ist? Und zwar so umfassend, dass Bürger mitunter in gesetzliche Fallen stolpern, von denen sie gar nicht wussten, dass es sie gibt. Auch diese gesetzlichen Strategien scheinen mit Bedacht in der psychischen Auswirkung auf Hilflosigkeit und Resignation von Menschen zu zielen.
In dieser Gesellschaft werden eigene Bedürfnisse, die zur menschlichen Existenz wie das Atmen gehören, verleugnet. Und so werden lieber erkenntnistheoretische und basiswissenschaftliche Forschungsergebnisse –zum Beispiel aus der Psychologie – benutzt, um zu manipulieren, statt ein Handwerkszeug für ein erfülltes Leben an Menschen zu verteilen und zu lehren. Wir „leben“ in einer Leerkultur mit unglaublicher Fülle. Aber nirgends existiert ein Analysebesteck, das den Menschen Mut machen könnte, den historisch erforderlichen Weg zu beschreiten, nämlich einfach mal absolut „Nein“ zu sagen. Stattdessen wird der wissenschaftliche Werkzeugkasten gegen die menschliche Natur, und damit krank machend, eingesetzt, um weiterhin Gewinne zu generieren! Warnungen von Wissenschaftlern, Ärzten, Psychologischen Psychotherapeuten oder einfach tatsächlichen Gut-Menschen verpuffen an dem politischen Stoizismus. Von greifbaren politischen wie wirtschaftlichen Konsequenzen ist keine Spur wahrnehmbar.
Mitgefühl mit den betroffenen Menschen wird in Form von großzügigen Spendenaktionen demonstriert, um danach zur Tagesordnung überzugehen. Diese taktische Ignoranz erklärt existentielle Notwendigkeit zur Nichtigkeit, ja, zum Nichts. Das Licht wird nur auf Gewinne, Glamour und Managermedizin fokussiert. Die Schattenseite von Luxus und Profit birgt Missstände vielfältiger Art: furchtbare Gewalt- und Tötungsdelikte, Verwahrlosung von Kindern, Anstieg bestimmter psychischer und somatischer Krankheitsbilder … Wirtschaftliche Erfolge und Reichtum helfen dem Gros der Menschen auf der Welt nicht.
Im Gegenteil: In reichen Industrienationen wie Deutschland, deren Unternehmer zu den erfolgreichsten Globalplayern weltweit zählen, werden Menschen vorsorglich in ein klares Unten und Oben geteilt – ohne dass sie großartig etwas dagegen machen könnten. Das Gesundheitswesen wird den Investoren wie ein Knochen hingeworfen, damit sie das Interesse an diesem Land nicht verlieren. Der Gesundheitsmarkt gilt als boomender Markt mit Ewigkeitsgarantie. Unter die Räder geraten alle – außer denen, die Geld haben. Die werden später folgen. Damit ist für viele Menschen die persönliche Grenze psychischer Kunststückchen, um in diesem System funktionieren zu können, erreicht …
Massur lalev - dem Herzen anvertraut (Talmud) oder dem Strichcode?
Eine Reform im Gesundheitswesen sollte den Herzen der Behandler anvertraut werden, die tagtäglich, egal zu welchem Honorar, unter welchem bürokratischen Druck und welchen Fortbildungs- und Zertifizierungsverpflichtungen, ihre Arbeit tun. Will man in einer Kultur gute Behandler, also gute Ärzte und gute Psychologische Psychotherapeuten haben, muss man ihnen einen Platz geben, der so ausgestattet und abgesichert ist, dass sie ihre Berufsidentität ausbauen können, wo sie Freiheit im Handeln und Behandeln leben können und von ganzem Herzen ihr Bestes geben wollen. Auf gar keinen Fall sollte man sie vermarkten oder zwingen, sich selbst zu vermarkten oder zu verkaufen.
Wenn Politiker einem Arzt und Psychotherapeuten in diesem Sinne kein Vertrauen entgegenbringen und glauben, ihnen die Berufsidentität und ihren Platz in der Kultur wegnehmen zu müssen, dann sollten sie sich fragen, wie sie eine Heilungskultur sicherstellen wollen. Der Strichcode ist eine moderne, sehr treffende Kurzfassung des aktuellen Gesundheitssystems: Der Arzt wird im übertragenen Sinne auf den Strich geschickt, um sich im Wettbewerb Gesundheitswirtschaft zur Schau zu stellen, um den ärztlichen Kollegen zu bekämpfen und auszutricksen, um den (privaten oder selbst zahlenden) Patienten zu binden. Ärzte werden entmenschlicht, versachlicht und anonymisiert. Sie werden in ein System voller Abhängigkeiten und Tücken gezwungen, das sie kontrolliert und überwacht – und auch noch für eine gefährliche Verfolgungsjagd durch wie auch immer motivierte Patientenäußerungen freigegeben wird. Auch der Patient wird per Code anonymisiert. So lassen sich Behandler und Patienten bzw. die Kosten und Gewinne bestens kontrollieren. Wir alle müssen einsichtig sein und für die Probleme von „Oben“ Verständnis zeigen, demütig und bescheiden entgegen nehmen und umsetzen, was man sich kreativ Oben ausgedacht hat. Auf ehrliche Antworten auf die vielen Fragen, die dieses Wirtschafts- und Gesundheitssystem aufwirft, brauchen wir nicht zu hoffen. Denn die gesellschaftliche Ordnung ist von zigtausenden Gesetzen und Verordnungen durchzogen, so dass ein Mensch kaum richtige Prognosen stellen kann, wohin sich was entwickelt. Folglich darf man auch nicht erwarten, dass im Nachhinein, wenn alles schief gegangen ist, jemand Verantwortung übernimmt: „Das konnten wir ja nicht ahnen.“ Das ist die Politik von Oben, bei der Erklärungen allenthalben auf ein „Ich war’s nicht“ hinauslaufen.
Doch jeder Mensch, gleich, ob Oben oder Unten, muss sich überlegen, welche Schritte er als nächstes für sein eigenes Denken und Verhalten wählen will. Entscheidungen stehen an. Statt in Scham, Selbstverleugnung und Rückzug zu verharren, sollte aufgezeigt werden, was in einer Kultur für Menschen überhaupt nicht toleriert werden kann. Menschen, die von Selbstannahme ihrer eigenen Erfahrungen durchdrungen sind, die von Wahrhaftigkeit und Authentizität zeugen, sollten sich äußern. Menschen, die weder käuflich noch vermarktbar andere Menschen berühren – und heilen. Was für das Gesundheitswesen gilt, muss ebenso für die Gesellschaft insgesamt gelten. Generell sollte der Mensch den Menschen bestätigen: „Massur lalev“ - dem Herzen anvertraut. Menschlichkeit, Vertrauen, Wohlwollen und Mitgefühl sollte menschliche Beziehungen prägen, die ebenso die Inhalte von Ökonomie СКАЧАТЬ