Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ ist gleichfalls von Auflagen und Bespitzelungen getroffen. Mittlerweile, so ließe sich nur ironisch sagen, ist sie sogar so arm dran, dass sie schon ins Ausland flüchtet … Wohl dem, der die Alternative hat, ins Ausland gehen zu können!

      Um noch einmal das Thema Integration zu bemühen, möchte ich betonen, dass heutzutage mehr denn je zu gelten scheint, Integration zum generellen kulturellen Thema zu erheben: Es ist inhaltlich auf die Menschen Unten zu erweitern, die durch Elite- und Wettbewerbsideologie, in existenzielle Abgründe gestürzt werden.

      Das Heilungsprinzip, muss naturgemäß ebenso abgesichert und geschützt werden, wie das Leben und der Mensch generell: Weil sonst das Leben und der Mensch nichts mehr wert ist, wenn dieses kulturelle Ziel nicht in der Mitte der Kultur politisch platziert wird. Dafür bedarf es aufrechter Menschen, die Partner anerkennen – und zwar nicht, weil irgendjemand von „Oben“ definiert, was ein Partner sein könnte, sondern, weil Menschen den Menschen ein Mensch sein müssen. Dadurch zeichnet sich Kultur aus. Kultur ist von Natur unterschieden. Kultur verfeinert Natur und beherrscht sie. Davon kann gegenwärtig in Deutschland nicht die Rede sein. Wenn man dem Freudschen Triebmodell Realität zumisst, so könnte eher davon gesprochen werden, dass durch diese Art von Kultur menschliche Ur- und Unnatur gefördert wird: Die Gier!

      Das menschliche Wesen ist als sensibles, empfindsames Leben zu entdecken und zu benennen, dem man nicht grenzenlos mit zahllosen und sehr verschiedenen Verletzungen aus allen Richtungen weiterhin entgegen treten und es dergestalt behandeln kann. Menschen müssen eine völlig neue Art von Aufrichtigkeit und Mut entdecken und lernen: Nämlich für einander einzutreten und Leben zu schützen – Parteien und Ideologien unabhängig.

      Die künstliche Einteilung von Menschen in Oben und Unten, die nichts mit menschlichen Wesenszügen, sondern ausschließlich ökonomischen Prinzipien zu tun hat, verdeckt das gemeinsame Merkmal Mensch. Sie werden gegenwärtig nicht nach dem universellen und gemeinsamen Merkmal, sondern nach Merkmalen, die durch die globale Wirtschaftsideologie geschaffen wurden, behandelt. Weder im Gesundheitswesen noch generell in der Kultur werden Ärzte noch Psychologische Psychotherapeuten noch Patienten als gleichberechtigte Menschen und Partner in Sachen Erhalt des Menschen angesehen. Sie werden bevormundet und letztlich entmündigt – trotz freier und demokratischer Wahlen. Gibt es in unserer gegenwärtig praktizierten Demokratie überhaupt noch Einflussmöglichkeiten auf Politik und Wirtschaft von Unten?

      Generell scheint in der Welt das Motto für Entscheidungen allein durch ein Interesse motiviert zu sein: Geld. Das Geld oder das Kapital strukturiert Hierarchien, die Türen für diejenigen verschließen, die keines haben. Es gibt Merkmale, die ein Mensch hat oder nicht hat, um Einlass und Gehör an entscheidenden Stellen innerhalb der Gesellschaft zu finden.

      Dieses Prinzip ist so normal, dass es als akzeptiert und natürlich gilt: Aber, bei Leibe, das ist nicht normal! Denn es heißt nichts anderes, als dass Geld und Mensch gleichgesetzt wird und dass es darüber hinaus nicht viel gibt, das eine Verbindung entstehen ließe. „Es gibt Menschen, denen ihr Geld lieber ist als ihr eigener Leib“, heißt es im Talmud (Bavli Berachot 61). Seele und Leib der Menschen sind in unserer modernen Wettbewerbswelt nicht mehr Ziel von Heilung, sondern Ziel der Ökonomie. Im Krieg ist direkte Zerstörung von Menschen das Ziel. Sie werden auf Körper und Zahlen reduziert.

      In unserer Kultur der Gegenwart werden Menschen langsam auf von unterschiedlichen Seiten unmerklich zerstört. Zwar wurden Gräueltaten nach den Kriegen als notwendige Voraussetzungen deklariert, überhaupt einen Krieg führen zu können. Die Schuldfreiheit des Handelnden im Krieg erfolgte zwar kulturell gesellschaftlich auf Geheiß, aber da wurde die Rechnung ohne die Seele gemacht, die in jedem einzelnen Soldaten (und seinen Nachkommen!) weiter wirkt(e).

      Die Fokussierung von Gewalt, Krieg und Folter im psychotherapeutischen Arbeitsfeld der Traumatisierungen zeigt, das juristische und gesellschaftliche Entschuldung nicht reicht: Menschen, die einen Krieg erlebt haben, tragen massive Schäden aufgrund der Erlebnisse mit sich herum. Sie werden in ihrem Leben nicht wieder glücklich.

      Die Arten und Weisen der Zerstörung des Menschen sind zahlreich. Man hat Prinzipien auf Menschen angewandt, die seiner unwürdig sind. Dazu zählt auch der generelle Umgang mit Menschen und deren medizinischer Versorgung. Der Mensch wird angegriffen, statt geschützt – und das, weil es primär allerorts um Geld und nicht um Heilung und Erhalt des Menschen geht. Im Gegenteil ist es so, dass der Mensch lernen muss, trotzdem zu leben! Politisch und wirtschaftlich wird so getan, als seien die Folgen von Kapitalismus und Globalisierung eine geschichtlich natürliche Konstante, die im Rahmen der Evolution entstünde: Der Stärkste setzt sich durch und überlebt. Zu bedenken wäre, dass es vielleicht nicht diejenigen sein werden, die momentan denken, dass ihnen kein Unheil zustoßen könne: Die Hungernden wehren sich seit April 2008 in vielen Teilen der Welt.

      Steht nicht mehr der Mensch und Menschen, die anderen helfen wollen und für einander einstehen, im Zentrum einer Gesellschaft, ist sie für den Untergang prädestiniert. Denn dann bestimmt ein nicht-menschlicher und nicht-natürlicher Wert das Leben von Menschen. Das Unnatürliche wird vermenschlicht – der Mensch hingegen entmenschlicht, versachlicht und geopfert. Die Umkehrung von Selbstwert in einen künstlichen Selbstwert, der vom Kontostand abhängig ist, oder umgekehrt, einem Mehrwert, der den Selbstwert eines Menschen bestimmt und steuert, ist unmenschlich, nicht menschlich. Diese Umkehrung bestimmt alle anderen Werte und zielt primär auf die Vermehrung von Geld, das zu Kapital wird, um es wieder im Roulette als existenzielle Kugel zwischen Leben und Tod international einzusetzen.

      Im Hinblick auf den Zustand und die Zukunft der Gesundheitswirtschaft plädiere ich für Mensch und Heilung, für Selbstwert und dem Wert von Leben. Mensch und Heilung haben unabhängig von allem anderen an der Spitze der Werte einer Kultur und der globalen Politik zu stehen. Aktuell ist der Mensch erst in zweiter Linie platziert. Der Mensch darf zusehen, wie er unter diesen Lebensbedingungen zurechtkommt. Ich möchte nicht behaupten, dass man mit Macht ebenso wie mit Geld nicht auch Gutes bewirken kann. Es kommt nur darauf an, wer es als Mensch in den Händen hat und wie glaubwürdig eine solche Person ist – und vor allen Dingen, ob sie es tut! Sprich, ob derjenige einen gesunden Selbstwert besitzt, der Mitgefühl und Verantwortung anderen Menschen gegenüber widerspiegelt. Der Mensch ist Dreh- und Angelpunkt.

      Ganz anderes sehen allerdings die Wettbewerbsideologen in der Gesundheitswirtschaft vor: Hier lautet das oberste Gebot nicht, Menschen gesund zu machen. Schließlich lässt sich mit kranken, halbkranken, chronisch kranken und auf Prävention bedachten Menschen mehr Geld verdienen. Und das hat allein mit dem System „Gesundheitswesen in der Gesundheitswirtschaft“ zu tun. Leben und Tod werden in Zahlen und Abrechnungsziffern neutralisiert. Heute gibt die Art der Krankenversicherung Auskunft darüber, welche Heilungschancen ein Patient hat und letztlich auch, welche Lebenserwartung. Das ökonomisch ausgeklügelte System übernimmt die Zuweisungen von Gut und Böse, von Leben und Tod. Menschen, ob Behandler oder Patienten, sind Ware und werden im Gesundheitsmarkt entsprechend gehandelt und gesetzlich gesteuert. Das ökonomische System weist den beteiligten Ärzten und Psychotherapeuten wie den Patienten Plätze auf dem ökonomischen Schachbrett zu. Jeder hat eine ganz bestimmte Funktion zu erfüllen. Die Spielregeln bestimmt vor allem das kapitalistische Wirtschaftssystem, individuell-national eingefärbt durch die jeweiligen Politiker. Die deutsche Wertarbeit als Beleg für reibungsloses Funktionieren und Qualität gilt und garantiert, dass sich systematisch die Gesundheitswirtschaft gegen Menschen, Patienten, Ärzteschaft und Psychologische Psychotherapeuten in der Gesundheitswirtschaft richtet. Eine Perfektion an der falschen Stelle, wie man es als Phänomen in allen wirtschafts-politischen Bereichen antrifft und von mir als bewusste Ignoratio-Elenchie-Haltung zusammengefasst wird.

      Zur Bedeutung des Einflusses kapitalistischer Wirtschaftsordnung und Gesundheitswesen schrieb Jacques Attali in seinem Buch „Die kannibalische Ordnung“ (1981), der Arzt würde durch Maschinen und Prothesen ersetzt. Eine Industrie mit СКАЧАТЬ