Название: Scheinheilung und Patientenerschaffung - Die heillose Kultur - Band 3
Автор: Dr. Phil. Monika Eichenauer
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783844217759
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Die Unterschiede zwischen Menschen, aufgrund ihrer Lebensweise und die sich daraus ergebenden Entwicklungsmöglichkeiten, wachsen kontinuierlich weiter und prägen Menschen bis in die Zellen. Menschen werden günstigstenfalls krank, andere sterben an Hunger oder verenden seelisch.
Oben können sich Menschen die beste ärztliche und medizinische Versorgung leisten. Für Unten gibt es Qualitätsstandard und zusätzliche Versicherungen z.B. für chronisch kranke Menschen. Ambulante Praxen werden sukzessive dezimiert. Die Kassenärztliche Vereinigung ließ Ende März 2008 in den Nachrichten verlautbaren, dass immer weniger Nachwuchs für den ärztlichen Berufsbereich vorhanden ist. Dies ist als ein direktes Ergebnis der Politik im Gesundheitswesen zu werten. Zusätzlich sind ca. ein Fünftel der gegenwärtig praktizierenden Ärzte ca. 60 Jahre alt und werden bald ihre Berufstätigkeit einstellen. Das Gesundheitswesen in der Gesundheitswirtschaft bringt für alle Betroffenen unerquickliche Verhältnisse hervor: Kranke sitzen oder stehen in neuen Versorgungsstrukturen stundenlang bei fremden Ärzten in der Warteschlange, oder harren in Wartezimmern aus. Das Gesundheitswesen wird nun gleichfalls, wie jeder andere Bereich unter wirtschaftlichen Prämissen, neu strukturiert und organisiert, damit in der Gesundheitswirtschaft verdient werden kann. Patienten, Ärzte und Psychologische Psychotherapeuten werden dafür geopfert.
Im Zuge dieser Ökonomisierung des Gesundheitswesens wird ebenso wenig wie in der generell globalisierenden Wirtschaft realisiert, dass hier prinzipiell Entscheidungen gegen Menschen getroffen werden. Auf lange (und gleichfalls auf kurze, individuelle) Sicht schafft dieses einseitig ausgerichtete und freudlos gestraffte wie kontrollierte Wettbewerbssystem systematisch Zerstörung. So ist die Spitze der zwischenmenschlichen Entfremdung fast vollendet – der Mensch traut dem Menschen nicht mehr.
Der Mensch kann dem Menschen nicht mehr trauen, weil er in vielfältiger Form an der Nase herumgeführt und unter Druck gesetzt wurde, gegen sein Gefühl, seinen Instinkt und letztlich seine Seele zu handeln. Diese Entwicklung kann allerorts aufgezeigt werden: Ob in der Verfolgung von Steuersündern Oben, oder in der generellen Kontrolle von Mensch Unten. Lug und Betrug stehen in der Mehrzahl der Fälle da, wo sie stattfinden, in direkter Verbindung zu Geld. Oben bekommen einige Menschen nicht genug, Unten wird aus der Not gehandelt, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Beide Vergehen finden auf gleicher Ebene in Diskussionen Darstellung, ohne dass die Motive des Handelns unterschieden würden. Da reicht dann die Feststellung, dass es Lug und Betrug ist. Die Schuldgefühle, die derjenige entwickelt, der ethisch und moralisch sein Leben sauber führen möchte und trotzdem Unten in Situationen gerät, die Existenz gegen Ehre, Würde und Selbstachtung setzen, wird verkürzend und bequem übergangen. Damit wird das seelische Konfliktpotenzial tot geschwiegen und für untauglich erklärt. Notwendige Entscheidungen in Politik und Wirtschaft müssen somit nicht fokussiert werden und sind somit nicht zu fällen.
Das Gattungsleben des Menschen ist gekennzeichnet vom Jeder gegen Jeden. Es muss sich, will Natur und Mensch Bestand haben, zum „Jeder für Jeden“ entwickeln, aber nicht auf der bisher gewählten Ebene von Verzichtsleistungen, die einseitig durch Unten zu erbringen sind. Dafür sind jetzt Weichen zu stellen.
Verglichen mit afrikanischen, südamerikanischen oder anderen armen Ländern, wo es Entwicklungshilfen gibt, die den leidenden Menschen nicht immer (oder sollte da besser stehen: immer nicht?) im Gänze, sondern in kleinen Teilen zu Gute kommen, sind die Europäer tatsächlich noch sehr gut dran. Wir haben, wie man oft als Argument hört, zig öffentliche Toiletten und die Armut wird strukturiert verwaltet, wenn dies auch nicht immer wie angekündigt funktioniert (Harz IV). Aufgrund dieses kulturellen Standards müsste man in Europa oder in reichen Ländern schweigen. Was diese Wettbewerbsideologie jedoch als nächstes auf ihrem Plan hat und welche Gruppe von Menschen die nächste sein wird, deren Leben von der Geldgier eines Wirtschaftszweiges weg gefressen oder einfach aufgelöst und ausgelöscht wird, wissen wir nicht. In Deutschland und anderen europäischen Ländern wird Gesundheit und Heilung für die Wirtschaft geopfert. Das gesetzliche Gesundheitswesen wird dem „Gesundheitsmarkt“ im Wettbewerb und damit der generellen Wirtschaft in Deutschland zur Verfügung gestellt.
Können Sie sich vorstellen, dass arme Menschen medizinisch gut versorgt werden? Oder können Sie sich vorstellen, dass sich irgendein Mensch vor dem Hintergrund der globalen Auswirkungen auf Ihr persönliches Leben interessiert? Bis vor ein paar Jahren konnte man zumindest noch annehmen, es wäre so. Zum Beispiel, wenn man zu „seinem Arzt um die Ecke“ ging und ihm erzählte, was einem so fehlt. Das wird im Fortgang der Etablierung des Gesundheitsmarktes nicht mehr möglich sein: Weder wird Ihr behandelnder Arzt um die Ecke sein, noch werden Sie von Ihrem Arzt und langfristiger, von ihrem Psychologischen Psychotherapeuten, sprechen können. Und werden Sie dem Arzt, den Sie stattdessen aufsuchen können, dürfen, müssen oder sollen, wirklich vertrauen?
Wissen Sie so genau, dass er es gut mit Ihnen meint? Mir geht es nicht darum Misstrauen zu schüren, sondern Bedenken anzumelden, um einen Diskurs anzuregen, der dazu führen könnte, neue Weiche stellen zu können, die tatsächlich für das Wohl von Menschen sorgt.
Die Politiker stehen zwischen den Fronten der zu sozialpolitisch konträren wirtschaftlichen Ziele. Zwischen Zielen und Notwendigkeiten des kapitalistischen Wettbewerbs und den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der Bürger, die alles an Kraft und Leben geben, um in dieser Kultur zu überleben, klaffen Welten. Eine grundsätzliche Reflexion der Konsequenzen des globalen kapitalistischen Wettbewerbssystems auf den Menschen findet nicht statt. Werte werden grundsätzlich nicht reflektiert und justiert: Lobbyismus nennt man das. Nichts wird im Kern in Frage gestellt, es sei denn, eine soziale Errungenschaft... Der Wettbewerb wird durch diese Ideologie zur „Natur“ erhoben. Die wahren Bedürfnisse und Notwendigkeiten zum Erhalt von Mensch und Natur werden für ihn geopfert, sie werden unnatürlich. Frieden, Sicherheit, Gesundheit, Bildung, Essen, Trinken, Heilung, Wohlstand für alle Menschen – all das bekommt den Stempel unnatürlich. Ohne vernünftige, selbstkritische Reflexion und eine grundsätzliche Umkehr der Werte sowie das eindeutige Eintreten für den Menschen, wird alles so bleiben, wie es ist bzw. sich drastisch weiter verschlechtern.
Der Selbst- und Lebenswert muss auf den Thron, Mehrwert und Kapitalvermehrung als primäres und einziges Ziel wirtschaftlichen Handelns ist out. Das Wettbewerbssystem in der Globalisierung hat sich als unfähig erwiesen, dem menschlichen Wesen im Hinblick auf die Menschheitsgeschichte global gerecht zu werden. Erwirtschafteter Mehrwert muss auch für das Gattungsleben zur Verfügung gestellt werden. Die Wirtschaft hat dem Menschen zu dienen und nicht der Mensch der Wirtschaft, denn Wirtschaft ist ein Mittel für das Leben, nicht der Mensch das Mittel für ein florierendes Wirtschaftsleben. Der Mensch wurde unter den Leitlinien des Kapitalismus entmenschlicht und toten Gegenständen stattdessen Leben eingehaucht. Verantwortung wird von den dieses System verwirklichenden Menschen, den Verantwortlichen, zurückgewiesen: Naturkatastrophen werden in Postulaten wie, sie seien undemokratisch, wie Staatssekretär Müller die Prognosen für Naturkatastrophen kommentierte, personifiziert. Selten ist zu hören, dass Menschen und Leben generell durch diese klimatischen Veränderungen bedroht sind. Und es sind oftmals die Menschen, die ohnehin nicht über ausreichende Mittel verfügen, um sich schützen können. Aktuell wären die Naturkatastrophen in China und Birma zu nennen, die den Menschen dort Existenz und Leben nehmen.
Wie, um auf die Aussage von Staatssekretär Müller zurückzukommen, demokratisch es ist, wenn drei von vier Kindern unter Hartz-IV-Verhältnissen aufwachsen müssen, wie der Präsident der Psychotherapeutenkammer in Bremen Karl Heinz Schrömgens anlässlich des 12. Deutschen Psychotherapeutenjahres in Bremen am 31. Mai 2008 im Zusammenhang mit dramatischen Versorgungsproblemen der Psychotherapie СКАЧАТЬ