Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ wieder zusammengeführt wird, damit es dem körperlichen, psychischen und seelischen Wohl von Menschen dienen kann.

      Ein Freund und ehemaliger Schulkamerad, Dr. Hans Ulrich Gresch, der 2010 sein Buch „Hypnose, Bewusstseinskontrolle und Manipulation“ veröffentlichte und nun mit einem weiteren Buch zu Hypnose und Spaltungsprozessen befasst ist, schrieb mir als Rückmeldung zu meinen Büchern im Juni 2010 per E-Mail:

      „Zur Zeit sind wir ja Zeuge eines höchst interessanten Spaltungsprozesses in unserer eigenen Disziplin sowie in der Schwesterdisziplin Psychiatrie. Alles wird "Neuro". Dies bedeutet nichts anderes, als dass die Psyche insgesamt abgespalten und der dissoziierte Teil ins Dunkel der Ganglien und Synapsen verbannt wird. Dort ist er dann der zwischenmenschlichen Kommunikation entzogen - und nur noch in einem mystifizierenden fachwissenschaftlichen Diskurs "zugänglich". Mystifizierend - weil natürlich der Kenntnisstand der Neuro-Wissenschaften naturwissenschaftlich fundierte Theorien komplexer psychischer Prozesse (zu denen auch die so genannten psychischen Krankheiten zählen) überhaupt nicht zulässt.

      Dies wird im Übrigen auch von führenden Gehirnforschern eingeräumt, die in einem Manifest, das 2004 in Geist & Gehirn erschien, u. a. bemerkten: ‚Nach welchen Regeln das Gehirn arbeitet; wie es die Welt so abbildet, dass unmittelbare Wahrnehmung und frühere Erfahrung miteinander verschmelzen; wie das innere Tun als seine Tätigkeit erlebt wird und wie es zukünftige Aktionen plant, all dies verstehen wir nach wie vor nicht einmal in Ansätzen. Mehr noch: Es ist überhaupt nicht klar, wie man dies mit heutigen Mitteln erforschen könnte. In dieser Hinsicht befinden wir uns gewissermaßen noch auf dem Stand von Jägern und Sammlern.’ Dieses Manifest unterschrieben im Grunde alle die Rang und Namen in der deutschen Neuro-Wissenschaft haben.

      Die zeitgenössische Psychiatrie wird demgegenüber nicht müde, psychische Krankheiten als ‚Stoffwechselstörungen des Gehirns’ zu verkaufen und sogar die Psychoanalyse schickt sich an, zur Neuro-Psychoanalyse zu mutieren.

      Die Macht der Spaltungsprozesse in der bürgerlichen Gesellschaft könnte eigentlich nicht besser illustriert werden als durch die Tatsache, dass jene Disziplinen, die sich eigentlich anschicken sollten, sie zu überwinden, selbst von diesem Virus befallen sind und dies nicht erst seit Erfindung der bildgebenden Verfahren, durch die es möglich wird, Brainscans zu deuten wie Rorschach-Tintenklekse.

      Die Psychiatrie gegen Ende des 19. Jahrhunderts beispielsweise therapierte und forschte überwiegend mit den Mitteln der Hypnose, also durch absichtliche Erzeugung von Dissoziationen. ‚Hysterikerinnen’ wurden wie Zirkuspferde dressiert und öffentlich zur Schau gestellt. Die ‚multiple Persönlichkeit’ war das Paradigma der psychiatrischen Forschung jener Jahre. Gleichzeitig feierte die Neurologie ihre ersten großen Erfolge und die an Somnambulen gewonnenen Einsichten zur Hysterie wurden neurologisch untermauert.

      Dies war die Hochzeit der Neuro-Magie, die bis heute das psychiatrische Denken bestimmt. Die Dialektik der Spaltung brachte allerdings entscheidende Veränderungen der Neuro-Magie hervor. In der offiziellen Psychiatrie und Psychotherapie wurde zunächst die Hypnose versteckt; sie galt zunehmend als anrüchig. Und so spielte auch die Dissoziationstheorie keine Rolle mehr, obwohl sie Ende des 19. Jahrhunderts das psychiatrische Paradigma war.

      Freud und Adler verwarfen das Bild des multiplen Bewusstseins zugunsten eines einheitlichen psychischen Apparates; nur C. G. Jung blieb der Dissoziationstheorie treu (was bewirkte, dass seine Richtung sich nicht durchzusetzen vermochte). Dies war eine Dissoziation der Dissoziation, die gekrönt wurde durch die Entwicklung der Verhaltenstherapie, die nunmehr die Psyche insgesamt abspaltete, und, was sich nicht in Verhalten auflösen ließ, ins Dunkel der Blackbox verbannte. Die Blackbox wurde schließlich, tendenziell bereits von Skinner selbst, aufgefüllt mit Neuronen.

      Die alte Neuro-Magie des neunzehnten Jahrhunderts ist immer noch da, nunmehr jedoch in larvierter Form: Die Hypnose wurde versteckt in diversen Formen der Psychotherapie, die keine Hypnose sein wollen, wenngleich ihr wirksamer Teil immer noch auf hypnotischen Mechanismen beruht. Auch die Neurologie ist keineswegs eine Theorie, aus der sich die praktischen Maßnahmen ableiten ließen (noch nicht einmal die medikamentöse Behandlung kann neurologisch begründet werden), sondern sie wird wie ein hypnotisches Skript verwendet, um Patienten und das staunende Publikum in Trance zu versetzen.

      Diese Spaltung ist teilweise eine Selbsttäuschung, der viele Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen erliegen; dennoch ist das alte psychiatrische Wissen zur Nutzung von Spaltungen nicht verloren gegangen. Es wanderte bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den okkulten Untergrund. Die Symbolfigur dafür ist Gérard Encausse, auch als Mage Papus, bekannt, der nicht nur eine führende Gestalt des Okkultismus im späten 19. Jahrhundert war, sondern auch Klinikchef im Hause des eminenten Neurologen Jules Bernard Luys, dem nicht nur bahnbrechende neurologische Erkenntnisse zu verdanken sind, sondern der zugleich auch psychiatrische Studien zur Hysterie durchführte, in denen die Grenzen zwischen Wissenschaft und Magie äußerst unscharf wurden.

      Unter dem Einfluss vor allem Freuds wurde die Hypnose in der offiziellen psychiatrischen Welt zwar weitgehend bedeutungslos; im okkulten Untergrund wurde das alte psychiatrische Wissen aber bewahrt und weiterentwickelt - und als die bürgerliche Gesellschaft ein neues Spaltungsbedürfnis entwickelte, stand die okkulte Psychiatrie Gewehr bei Fuß und half der CIA, den Mandschurischen Kandidaten zu kreieren. Auf einen kurzen Nenner gebracht, lautete das Dilemma während des Kalten Krieges, das zu einem neuen Spaltungsprozess herausforderte, wie folgt: Wie mache ich aus Soldaten, die Bürger in Uniform sein und nach rechtsstaatlichen Prinzipien ausgebildet werden sollen - wie mache ich aus solchen Soldaten Menschen, die den Gräueln eines taktischen Nuklearkriegs gewachsen sind?

      Ein Schwerpunkt meines neuen Buchprojekts über Hypnose ist diese offene und okkulte Neuro-Magie bzw. der perfekte Somnambule, nach dem schon Pierre Janet suchte und später die CIA-Psychiater, die ihn als "Mandschurischen Kandidaten" bezeichneten. Das ist die Kernspaltung: hier die integrale bürgerliche Persönlichkeit mit einem einheitlichen Bewusstsein und dort (im Dunkel der Schattenpolitik) der mentale Sklave, mit einem vielfach gespaltenen Bewusstsein, dem das bürgerliche Recht zur freien Entfaltung der Persönlichkeit vollständig entzogen wurde.“

      (Dr. H.-U. Gresch, 6. Juni 2010)

      Wie ich bereits in der Einleitung zur Heillosen Kultur (Band 1-1.2) mitteilte, sind es vier Pfeiler, die den gewohnten Realitätsbezug in heutiger Zeit, in der die Spaltung mittels des Paradigmas des Descartes in der Wissenschaft erhalten geblieben ist, gewährleisten. Die ökonomischen Bedingungen ergänzen diese wissenschaftlich-pragmatischen Grundsätze mittels des gleichen Mechanismus – es wundert daher nicht, dass Menschen diesen Mechanismus in ihrer eigenen Realitätsbewältigung einsetzen und Spaltungen in der Gesellschaft als normal annehmen: bis hin, dass Teile ihres Selbst ausradiert werden. Diejenigen, die aufgerufen wären, Spaltungen zu benennen und zu korrigieren, sitzen selbst in einem wissenschaftlichen Denken fest, das Spaltungen und Abspaltungen als Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens akzeptiert – und in ihrer Arbeit fortsetzt und manifestiert. Jedes Spezialistentum kann oder besser muss unter dem Blickwinkel der Abspaltung von etwas Größerem gesehen werden. Gegen Spezialistentum an sich ist nichts einzuwenden. Aber dieses spezielle Wissen – womit in der Regel nur eine größere Genauigkeit ausgewählter Fragestellungen bezüglich bestimmter Untersuchungsobjekte gemeint sein kann - erfährt eine Vergleichbarkeit in der Biologie mittels Mikroskopie oder anderer Untersuchungsmethoden, die eine Vertiefung des Wissens hervorbringen. Dieses Wissen muss wieder in die Einheit des Ganzen, aus dem es gewonnen wurde, zurücktragen und integriert werden. Was heutzutage unter „Integration“ verstanden wird, ist in der Regel keine Integration, sondern lediglich ein seelenloses Nebeneinanderstellen von Untersuchungsergebnissen oder Erzeugung seelenloser Zusammenarbeitsstrukturen, bei der, salopp gesprochen, die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Hierzu werde ich verschiedene Beispiele im Rahmen des vorliegenden Buches und auch im Band 3 mitteilen.

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