Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ zum Beispiel das Auftreten bestimmter Krankheiten in verschiedenen Ländern miteinander verglichen: Es zeigte sich, dass abhängig von den jeweiligen Wirtschaftsprodukten des Landes und politisch erlaubten Genussstoffen wie Alkohol, Tabak, Drogen, aber auch je nach Ernährungsweise bestimmte Erkrankungen unterschiedlich häufig in der Bevölkerung auftraten. Doch die Regierungen reagierten erst Jahrzehnte später. Beispiel Deutschland und die Debatte um das Rauchverbot … Bis dahin wurden die Folgen des Tabakgenusses verharmlost – stattdessen wurde in der Wirtschaft daran verdient. Mit der Einführung des Rauchverbotes verdient die Wirtschaft dennoch und der Staat kassiert zusätzlich und zwar durch das Argument, das Rauchen mittels hoher Tabaksteuer reduzieren zu wollen und so zu helfen, der Gesundheit etwas Gutes zu tun. Nach dem Motto, „Kannst du rechnen, kannst du sparen, wirst du gesünder!“ Wie bekannt ergab sich für den Staat als Resümee: „Findest du Argumente, kannst du kassieren, stehst du gut da!“

      Gesellschaftlich blieb die Orientierung der wissenschaftlichen Psychologie und ihrer Methoden zur Behandlung der menschlichen Psyche und der durch eine kranke Psyche verursachten Leiden, eher die Ausnahme denn die Regel. Die Beziehung, gesellschaftliche Einflüsse und Entwicklung von Abwehrmechanismen, die zur Bewältigung von Konflikten und Problemen im Sinne des primären Erhaltes des menschlichen Lebens tagtäglich gut funktionieren müssen, wurden und sind weniger bis gar nicht Gegenstand des Interesses. Gesellschaft hier und Mensch da, bleiben und sind im Wesentlichen getrennt. Gesetze, Regeln, Kürzungen oder Wegfall des Einkommens, unzumutbare Lernbedingungen, Einflüsse auf die Entwicklung und völlig unterschiedliche Zukunftsperspektiven für Kinder und Jugendliche, je nachdem unter welchen Einkommensverhältnissen sie aufwachsen, sind Faktoren, mit denen der jeweilig betroffene Mensch ALLEIN fertig werden muss. Dies gilt auch für die analytische Psychotherapie, die aufgrund ihres Behandlungsansatzes mit 100 bis 300 Therapiesitzungen – je nachdem, ob mittels klassischer Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie – über Jahre hinweg behandelt und jeweils zusammengefasste Fallgeschichten in Veröffentlichungen, wenn überhaupt, vorstellt.

      Neurologie und Psychiatrie entwickelten sich im Stillen weiter und gewannen schließlich dank eines interdisziplinären Forschungsansatzes des Diplom-Psychologen Robert Ader (s. unten) neue Bedeutung innerhalb der Medizin, zum Beispiel auch in Form der Neurobiologie. Ader entwickelte die Psychoneuroimmunologie, an der er bereits schon 1975 arbeitete.

      Die Psychologie stieß gesellschaftlich aufgrund ihrer Forschungsergebnisse zwar auf allgemeines Interesse – und zwar besonders bei jenen, die ihre Ergebnisse gut für sich zu nutzen wussten und wissen – wurde aber stets, wenn es galt Ross und Reiter zu benennen, in den Hintergrund gerückt bzw. andere übernahmen es, Forschungsergebnisse für sich bzw. für ihren Forschungsbereich zu präsentieren und gewinnbringend – dank Unterstützung – umzusetzen. Bis heute sind Psychologische Psychotherapeuten und Diplom-Psychologen, verglichen mit der Zahl praktizierender Ärzte und ausgebildeter Mediziner, in der Öffentlichkeit in ihrer Bedeutung für die Gesellschaft völlig unterrepräsentiert: Und das obwohl zahlenmäßig mehr Psychologische Psychotherapeuten in Deutschland tätig sind als medizinische Psychotherapeuten. Die Ergebnisse und Methoden der Psychologie fanden somit Eingang in andere Wissenschaftsbereiche, welche diese jedoch für ganz andere Interessen verwendeten: Ob in der Wirtschaft für Wettbewerbsstrategien, ob in der Kriminalistik, um Täter- und Opferverhalten zu erkunden und zu kontrollieren, ob im Militär zur Entwicklung von Strategie- und Foltermethoden, ob in den Medien und der Werbung, um Produkte bestmöglich an den Mann und die Frau zu bringen, oder im Film zur Spannungserzeugung – überall ist die Psychologie allgegenwärtig. Der Anwendungsbereich ist so weit und bunt wie das Leben selbst – und ebenso effektiv. Nur: Erkenntnisse können für oder gegen den Menschen eingesetzt werden …

      Im Vordergrund stand die klassische und wissenschaftliche Medizin – auch bezüglich der psychotherapeutischen Methoden. Und obwohl Mediziner in diesem Bereich zahlenmäßig unterlegen sind, so sprach man den wenigen Ärzten ein erweitertes Fachgebiet sowohl zur Abrechnung als auch bezüglich des beruflichen Handlungsspielraumes zu als den Psychologischen Psychotherapeuten. Psychoanalyse und Verhaltenstherapie sollten unter dem Dach der Kassenärztlichen Vereinigung als abrechnungsfähige Kassenleistungen auch von Diplom-Psychologen mit institutsabhängigen Psychotherapieausbildungen angeboten werden. Offiziell wurden diese Psychotherapeuten nach der Methode, wie sie innerhalb der KV eingebaut wurden, „Delegationspsychologen“ benannt. Die Mehrheit der Diplom-Psychologen lehnte es damalig ab, als Delegationspsychologen tätig zu werden, weil es nicht ihrem Berufsbild entsprach, den Medizinern und Ärzten zu- und untergeordnet zu arbeiten. Jahrelang kämpften die psychotherapeutisch arbeitenden Diplom-Psychologen um das Psychotherapeutengesetz, um so die sozialrechtliche Berufszulassung zur Ausübung ihrer Tätigkeit zu erlangen. Bis dahin arbeiteten sie auf der Grundlage einer heilpraktischen Zulassung, mittels derer sie für ihre Patienten die Kosten für durchgeführte Psychotherapieleistungen durch die Krankenkassen erstattet bekamen. Drei, vier Jahre, von ca. 1995 bis zum 31.12.1998, war es völlig ungewiss gewesen, ob das Psychotherapeutengesetz je verabschiedet würde. Die Krankenkassen bewilligten immer weniger Psychotherapieleistungen. Es wurden spezifische Vorgaben für erforderliche Ausbildungen gemacht, und vorhandene Ausbildungen – außerhalb der Methoden der Delegationspsychologie – fanden wenig Beachtung, obwohl damit längst erfolgreich gearbeitet worden war. Nun aber sollten wissenschaftlich anerkannte Methoden nachgewiesen werden. Und so ging ein Großteil der psychologischen Psychotherapeuten in durch die KV anerkannte Institute und absolvierte dort zusätzliche Ausbildungen. Dennoch gab man nur 50 % der Diplom-Psychologen im Fachbereich Psychotherapie die Zulassung um eine Praxis zu eröffnen oder zu erhalten. Und schließlich wurde das Honorar für die KV zugelassenen Diplom-Psychologen völlig zusammengestrichen – trotz des am 31. Dezember 1998 verabschiedeten Psychotherapeutengesetzes und trotz der Reduktion der Zahl der Zulassungen. Oder war es wegen des Psychotherapeutengesetzes? Heute arbeiten Diplom-Psychologen als Psychologische Psychotherapeuten ganz brav und zahm in ihren Praxen und warten darauf, dass ein ärztlicher Kollege sie in irgendeinem medizinischen Versorgungszentrum oder in einem anderen Netzwerk haben möchte – nur um auch dort noch bevormundet und ausgenutzt zu werden. Es ist immer das Gleiche: Die hervorragende Arbeit der Psychologischen Psychologen wird gerne genommen, aber bitte umsonst … oder aber preiswert.

      In den Medien wurde das tradierte Bild „Psychotherapie“ nicht wirklich korrigiert. Der Grund liegt auf der Hand: Der kleine Mann auf der Straße sollte gefälligst die Finger von der Psychologie und von den Psychologen und der Psychotherapie lassen – im Gegenzug breitet sich populär Wissenschaftliches in Form ungezählter Veröffentlichungen aus und/oder wird im Fernsehen diskutiert oder verfilmt dargeboten. Denn Psychologie und Psychotherapie hätte ihm, dem kleinen Mann, ja helfen können, sich gesünder zu fühlen, gesund zu werden und komplexe Sachverhalte zu erkunden und zu verstehen, Konflikte und Probleme zu lösen und die Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und Seele nachzuvollziehen. Menschen hätten lernen können, Konflikte anders als durch Krankheit zu lösen. Auch Abwehrmechanismen, die gleichzeitig auch Schutzmechanismen sind und irgendwann schädigend einwirken können – wenn sie nicht mehr angemessen sind – wären unter Umständen bewusst geworden, je nach Therapierichtung, und hätten individuell Erkenntnis geben können, weshalb der Patient in bestimmten Situationen schweigt, krank, ohnmächtig oder handlungsunfähig wird. Er hätte sich Fragen beantworten können, die er lieber nicht stellen sollte, wie: Warum bringe ich der politischen und wirtschaftlichen Realität eigentlich so viel Vertrauen entgegen und lasse über mein Leben entscheiden? Der kleine Mann und die kleine Frau sollen sich schließlich von Ärzten und Politikern steuern und kontrollieren, sprich, sich schweigend behandeln lassen – und auf psychische Unterstützung gegen diese Art einschränkender Kultur verzichten. Soziale Hilfen sind vorsichtshalber so kompliziert zu beantragen, dass Bürger schon von alleine abwinken und verzichten. Über all dieses Elend in Form von Kriegen, Wirtschaftspleiten, Gier, Manipulation und Unfreiheit, hervorgerufen von der wissenschaftlich und wirtschaftlich begründeten Kultur, soll geschwiegen werden. Dieses individuelle, persönliche Elend haben die Menschen bitteschön allein zu bewältigen. Still und stumm. Zeugen unerwünscht.

      Im Rahmen des cartesianischen Wissenschaftsparadigma existiert СКАЧАТЬ