Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2. Dr. Phil. Monika Eichenauer
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СКАЧАТЬ und warf Fragen auf, wie Frauen in der Gesellschaft repräsentiert wurden (Waren- und Objektcharakter).

      3.) In diesem Zusammenhang wurden Fragen bürgerlicher Beziehungs- und Familienstrukturen diskutiert und man suchte neue Lebensformen.

      4.) Homosexualität wurde diskutiert und gesellschaftlich integriert.

      5.) Das Thema „Abtreibung“ sorgte für eine breite Diskussion, die bis heute andauert, auch wenn sie rechtlich abgesichert wurde.

      6.) Antiautoritäre Erziehungsmodelle kamen in Abgrenzung zum herrschenden Erziehungs- und Lernvermittlungsstil in Mode und führten zu Diskussionen.

      7.) Themen über Gewalt generell und gegen Frauen und Kinder insbesondere wurden aufgegriffen – und wurden durch zahlreiche Frauen gesellschaftlich praktisch umgesetzt: Als genereller Vorläufer dürfte gesellschaftlich diesbezüglich die Arbeit von Frauen in Selbsthilfeorganisationen und Vereinsgründungen zur Problematik Gewalt gegen Frauen in den 70er Jahren zu suchen sein: Damals wurde das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder zum ersten Mal breitflächig in Deutschland aufgegriffen.

      8.) In den 80er Jahren trat ein weiteres wichtiges Thema ins gesellschaftliche Bewusstsein: Trauer und Trauerverarbeitung.

      Während all dieser Jahre entwickelten sich zahlreiche psychotherapeutische Methoden, die in Deutschland offiziell nicht im Gesundheitswesen aufgegriffen wurden, geschweige denn für Patienten von den Krankenkassen als Heilbehandlung übernommen wurden. Die Lobbyisten der Medizin sorgen bis heute für Ausgrenzung der Psychologischen Psychotherapeuten. Sie tun es, obwohl sie sich alle gern auf Hippokrates beziehen. Aber wohl die wenigsten Ärzte studieren ihn tatsächlich bzw. haben ihn viele Ärzte nicht verinnerlicht. Denn soweit Hippokrates bereits zu den Begründern der naturwissenschaftlich orientierten Medizin gezählt wird und Voraussetzungen für eine rationale Diagnostik und Therapie schuf, so war er es wiederum ebenfalls, der als erster Spontanheilungen beschrieb. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Spontanheilungen den Göttern zugeschrieben. Hippokrates sah sie als einen Selbsthilfeprozess des Organismus an:

      „Die Natur ist die Heilerin der Krankheit, steht im sechsten Buch der epidemischen Krankheiten zu lesen. Die Krankheit ist nicht mehr allein Pathos, Leiden, sondern auch Ponos, Arbeit, nämlich Aktivität des Körpers, die durch die Funktionsstörung angeregt wird. Beobachtungen am Kranken zeigten, daß Gesundung auch ohne ärztliche Hilfe möglich war. Da aber in vielen Fällen doch ärztlicher Beistand notwendig war, konnte die vis medicatrix naturae nicht als allein heilbringend gelten. Der Arzt wurde zum Diener an der Natur, und der Heilungsprozeß wurde dahin verstanden, daß eine vis naturalis die materia peccans im Sinne der Humoralpathologie aus dem kranken Organismus stoße.“ (Condrau, G., 1965, S. 23 – 24).

      Heilung ist auch Arbeit (Ponos) und diese Arbeit besteht in psychotherapeutischer Arbeit, die Klarheit im emotionalen Bereich von Menschen schafft, welche die meisten Menschen nicht mehr allein schaffen! Die gemeinsame Arbeit im Emotionalen führt den Patienten zu sich selbst zurück. Zusammenfassend bedeutet dies, jeder Mensch verfügt über Selbstheilungskräfte, die der Mensch über die Auseinandersetzung mit seinem Leben und den damit in Verbindung stehenden Emotionen klären kann. Weiter kann ein Arzt als Diener an der Natur unterstützend tätig werden. Diese Haltung ist eine völlig andere, als die heutige Vorstellung, der Arzt wisse Bescheid und bewirke die Heilung und der Patient wisse und könne nichts und dürfe dankbar sein, wenn er Linderung erführe, politisch vermittelt! Die Bezeichnung von «Göttern in Weiß» spiegelt, legt man Hippokrates zugrunde, eine falsche ärztliche Haltung, wider: Diener sind keine Götter. Ein bemerkenswertes Beispiel für diese Auffassung beschreibt Clemens Kuby (2008) in der Geschichte seiner Begegnung mit U Shein – Burma / Heiler und Alchemist. U Shein heilt auf zwei Weisen :

      Der zu ihm kommende Mensch muss ihm über sein Leben erzählen und U Shein führt dann intensive Gespräche mit dem Patienten über seine Moral. Das Ergebnis eines solchen Gesprächs ist, dass der heilungswillige Patient bestimmte Veränderungen in seinem Leben umsetzen muss, mit denen er sich täglich aufgrund der selbst gewählten Vorsätze zu konfrontieren hat. In Burma ist dies das Gebet. Wenn der Patient dann nach einiger Zeit wieder bei U Shein vorstellig wird und alles so getan hat, wie vereinbart, bekommt er das Heilmittel von U Shein : Gold Ash Powder. Danach sind Menschen geheilt.

      Viele Menschen gehen zunächst einen anderen Weg, nämlich den gesellschaftlich vorgeschrieben und favorisierten biomedizinischen Weg. Heilung beginnt, wenn dieser Weg zu Ende gegangen worden ist und ein neuer Weg eingeschlagen wird: „Heilung beginnt nach dem Verzicht auf die unzähligen Male wiederholten, bekannten Versuche, die uns jedesmal eine Verstärkung der Störung beschert haben. ‚Mehr vom Gleichen.’ (P. Watzlawick) bringt ein Mehr an Krankheit. Es fällt schwer, das ‚Gleiche’ loszulassen, weil wir mit diesen vertrauten therapeutischen Alibiübungen unsere Angst vor dem Unbekannten eindämmen wollen. Doch Heilung ohne ‚Sich-Lassen’ (Meister Eckhart), ohne Loslassen des Vertrauten ist Augenwischerei. Bevor wir ‚uns lassen’, quält uns Angst vor einem Sturz ins Ganze, wie sich eine Frau ausdrückte, das heißt vor Ichverlust und Psychose, auch wenn wir es nicht so nennen. Sobald wir aber losgelassen haben, ist es, als würde uns eine sichere Hand ergreifen und in der zu uns passenden Gangart Schritt um Schritt auf einen Weg führen, dessen subtile Weisheit und differenzierte Gestaltung wir uns mit aller Klugheit nie hätten ausdenken können.“ (Schellenbaum, 1992, S. 49)

      Ohne mich nun in einer unvorstellbar langen Liste von differenzierenden Ansätzen für Forschungen zu ergehen, die sich nicht der biomedizinischen Körpervorstellung der klassischen Medizin ergeben haben, soll dennoch auf indivi-duumsspezifische Forschungszweige hingewiesen werden:

      Heilung ist in dem Sinne jeweils auf das Individuum bezogen, an und in dem sich ein Heilungsprozess vollzieht. In der gegenwärtigen medizinisch-naturwissenschaftlichen Forschung werden alte, durch statistische Standardnormen geprägte und als Grundlage zur Beurteilung individueller biologischer Werte dienende biomedizinisch-dualistische Paradigmen vereinzelt durch alternative ersetzt. Biologische Parameter werden intraindividuell verglichen: Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf Gerok (1990), der Gesundheit als Ordnung und Chaos und Krankheit als entweder erstarrte Ordnung oder als ungesteuertes Chaos beschreibt. Physiologische Werte werden in diesem System individuumzentriert bewertet und verglichen und nicht mit standardisierten Normen. An der Heiden (1991, S. 127ff.) beschreibt diese individuelle medizinische Diagnostik aus systemischer Sicht „als sich selbstherstellendes dynamisches System“ (An der Heiden, 1991, S. 127).

      Diese Auffassung vom Leben spiegelt inhaltlich, global gesehen, die Sichtweise psychotherapeutischer Verfahren, die gestalt- und körperorientiert analytisch arbeiten oder auch psychotherapeutisch systemische Methoden anwenden, wider: Eine medizinische Symptomatik wird als mit dem jeweiligen Menschen (Patienten/Klienten) verbunden, ihm zugehörig hypostasiert, mit dem Ziel der emotionalen und mentalen Integration durch den Menschen (Patienten/Klienten) mit Hilfe entsprechender Methoden im psychotherapeutischen Prozess. Dies bedeutet, dass durch Psychotherapie bereits die Auflösung des alten Paradigmas in der Praxis grundsätzlich existiert und im Einklang mit einem von Jüttemann (1991) formulierten Gesichtspunkt für wissenschaftliche Forschung steht, der in der Chaosforschung (Gerok, 1990) verwirklicht ist:

      „Ereignis- und individuumzentriert forschen, vorausgehende Verallgemeinerungen vor allem anthropologischer Art, konsequent unterlassen, um die Entstehung von Systemimmanenz zu vermeiden.“ (Jüttemann, 1991, S. 355)

      Groddeck (1984) zeigt eine integrative Bedeutung von „Krankheit“ auf, die auf ein tieferes Verständnis von „Krankheit“ verweist:

      „Kranksein ist nichts anders als leben, als der Versuch des Lebens, sich veränderten Bedingungen anzupassen, es ist nicht ein Kampf des Körpers mit der Krankheit, sondern eine ordnende Tätigkeit, etwa der СКАЧАТЬ